Notizen zur Gattung "Hydnum" (Stoppelpilze)

hier kann alles gepostet werden was mit Pilzen zu tun hat. Forumsstart - 22.12.2004

Moderator: Harry

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Gerd †
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Notizen zur Gattung "Hydnum" (Stoppelpilze)

Ungelesener Beitrag von Gerd † »

Hallo Neuzugänge und „Freeze“-Geschädigte (sorry, den Forum-Namen habe ich bereits vergessen),

diesen Beitrag widme ich insbesondere euch. als mein Beitrag, damit ihr euch recht schnell in diesem Forum wohl fühlt.

- Auf die Idee dazu brachte mich
Tomate hat geschrieben:
Was ich ja besonders interessant finde, sind die Fälle, wo altbekannte, kaum noch beachtete Arten auf einmal eine Zwillingsschwester bekommen. Vor ein paar Jahren gesellte sich z. B. Hydnum ellipsosporum zu Hydnum rufescens und machte die Semmelstoppelpilze attraktiver.
- Ja, mit dieser Gattung beschäftige ich mich seit einigen Jahren und habe bereits in diesen Forum mehrfach auf die Schwierigkeiten einer makroskopischen Unterscheidung von „Hydnum repandum (Rotgelber Stoppelpilz) vs. „Hydnum ellipsosporum“ (Ellipsoidsporiger Stoppelpilz) hingewiesen, z.B.

---> Anfrage „Inga“ 18.12.2006,19:36

---> Anfrage Barbara 13.08.2007

- Spannend bleibt die Frage, ob man „H. repandum“ (Semmel-Stoppelpilz), „H. rufescens“ (Rotgelber Stoppelpilz) und „H. ellipsosporum“ (Ellisoidsporiger Stoppelpilz) nach makroskopischen Merkmalen bereits „im Feld“ unterscheiden kann? Meine derzeitige Einschätzung:

(1) Bei einem von „Harry“ organisiertem „Pilzwochenende“ in der Pfalz hatte ich keinerlei Probleme, diese 3 Arten (obwohl ich „H. ellipsosporum“ vorher nur aus der Literatur kannte) sicher zu trennen und dies auch durch „Sporen-Überprüfung“ zu verifizieren.

(2) Das 2. Zusammentreffen mit diesen 2 Doppelgängern hatte ich bei Kartierungen (2009, 2010) im „Biosphärengebiet Münsingen“, ein Gebiet auf der Schwäbischen Alb über Jurakalk:

→ Die Trefferrate nach „makroskopischer“ Einschätzung war da zwar auch rel. hoch, aber leider nicht immer korrekt:

(a) Im Nadelwald (Fichte, mit entsprechender Oberflächen-Übersäuerung durch Nadelstreu) gab es keine Probleme „H. ellipsosporum“ zu bestimmen.

(b) Aber im Laubwald (vorwiegend Buche) lag ich teilweise daneben.

(3) Ich arbeite daran, meine Treffsicherheit „auch ohne „Scharfes Auge“ (Mikroskop)“ zu verbessern.
---> Und ich bin mir sicher, dass man beide Arten, wenn man sie denn häufig genug von unterschiedlichen Standorten in der Hand hatte, bereits sicher im Feld unterscheiden kann. Und ein nach meiner bisherigen Einschätzung entscheidender Punkt ist, den Säuregehalt des Bodens (*) korrekt einzuschätzen.

(*) Ein „breites grinss“ an HOLGER und natürlich auch Fredy


Anmerkung:
Ein nicht kartierender „Speisepilzsammler“ kann das alles ignorieren und einfach als „Hydnum repandum s.l“ (Semmelstoppelpilz agg.) abhaken.
--------------------------

So ein Mist:

---> Ein Problem gibt es noch in dieser Gattung, dass nach meiner Beurteilung/Einschätzung noch nicht zufriedenstellend geklärt ist:

---> http://forum.fungiworld.com/index.php?t ... 2#msg27942

- Und mit diesem Problem wurde ich auf der diesjährigen „Cortinarien“-Tagung erneut konfrontiert:

(1) Da wurde ein „rel. kleiner Stoppelpilz (Hydnum spec.)“ mit tief herablaufender Hutmitte ohne mikroskopische Überprüfung als „Hydnum umbilicatum„ ausgestellt.

---> Eine Nachfrage beim „Bestimmer“ ergab, dass er diese Art aus Schweden kennt, aber dann nach Überprüfung der Sporen als „fehlbestimmt“ akzeptierte.

---> Zum Glück war da mit „Inga Lill“ auch eine schwedische Mykologin anwesend, die „Hydnum umbilicatum" als gute Art bewertet und bestätigte, dass man die aufgrund der Sporenmaße/-form ausschließen kann.

Mein Fazit:
Für mich bleibt „Hydnum umbilicatum„ derzeit weiterhin eine nicht geklärteSippe.

Grüße
Gerd
- Ich mache nur Bestimmungsvorschläge und keine Essensfreigabe.
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Fredy
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Re: Notizen zur Gattung "Hydnum" (Stoppelpilze)

Ungelesener Beitrag von Fredy »

Hallo Gerd!

Da scheint sich ein Thema vermehrt in den Vordergrund drängen zu wollen, das ich bis jetzt (mehr oder weniger erfolgreich) verdrängen konnte... :D

Was würdest Du als Lernmittel vorschlagen, um sich etwas konkreter mit dem Säure-Basen-Haushalt des Bodens auseinanderszusetzen?

Kann man sich auf Zeigerpflanzen verlassen (evtl. auch leicht bestimmbare Pilzarten)?

Gibt es konkrete und fixe Merkmale wie z. B. "Nadelholz-Wald" deutet auf jeden Fall..., "Laubholz-Bestand deutet auf..", "steiniger Untergrund bedeutet..." oder sollte man am besten jedesmal eine Analyse mit handelsüblichen Reagenzien vornehmen?

Gibt es eventuell typische "Vorurteile", die einen in die Irre führen können oder auch andere Fußangeln?

Könntest du dahingehend vielleicht sogar eine Art "Schnellkurs" verfassen, der die notwendigsten Grundlagen beinhaltet und die man in der Mehrzahl der Fälle zu einer Bestimmung des Säure-Basen-Haushalts heranziehen könnte?

Viele Grüße,

Fredy
Pilzliebe geht nicht durch den Magen, sondern durch das Objektiv!
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Gerd †
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Re: Notizen zur Gattung "Hydnum" (Stoppelpilze)

Ungelesener Beitrag von Gerd † »

Hallo Fredy,

ich bin da bei deinen Fragen völlig überfordert und orientiere mich bevorzugt nur nach Literaturangaben und den mir +- bekannten Bodenverhältnissen in dem Sammelgebiet meiner "Ulmer" Pilzfreunde.
---> Aber, du greifst m.E. viel zu kurz, wenn du nur den PH-WERT (Säure-/Basengehalt) betrachtest.
----> Bei der Beurteilung eines Standorts muss man leider zusätzlich auch einige zusätzliche Parameter (z.B. "Feuchte, Stickstoff (Nährstoffversorgung), Licht) berücksichtigen.
---> Ok, ich versuche wenigstens einige deiner Fragen aus meiner Sicht zu beantworten:
Fredy hat geschrieben: Kann man sich auf Zeigerpflanzen verlassen (evtl. auch leicht bestimmbare Pilzarten)?
- Na ja, auf die "Zeigenpflanzen" würde ich mich da eher verlassen als auf die Pilzarten.
---> Ein fach deshalb, da die "ökologischen Ansprüche" der Pflanzen besser bekannt sind als die der Pilzarten.
---> Die Frage ist, ob man die Zeigerpflanzen (ich kenne die auch nur teiweise :tdown: ) kennt.
Fredy hat geschrieben: Gibt es konkrete und fixe Merkmale wie z. B. "Nadelholz-Wald" deutet auf jeden Fall..., "Laubholz-Bestand deutet auf..", "steiniger Untergrund bedeutet..." oder sollte man am besten jedesmal eine Analyse mit handelsüblichen Reagenzien vornehmen?
- Hmm, da bin ich der Meinung, dass man deine Fragen nicht pauschal beantworten kann. Und ich bringe wenige Beispiele warum:

(1) Ein wichtigen Punkt ist der Untergrund. Doch der kann durch "Sekundäreffekte" entkoppelt/elimentiert werden.:
- Eine dicke Nadelstreu übersäuert den Boden.
- In der unmittelbaren Umgebung eines "kalkgeschotterten Wegs" werden sich auch bei extrem sauren Untergrund "Kalkzeiger" einstellen

(2) "Laubstreu" ist rel. gut abbaubar und wird m.E. den Untergrznd eher nicht verfälschen.
Fredy hat geschrieben: Gibt es eventuell typische "Vorurteile", die einen in die Irre führen können oder auch andere Fußangeln?
- Keiner Ahnung.
Fredy hat geschrieben: Könntest du dahingehend vielleicht sogar eine Art "Schnellkurs" verfassen, der die notwendigsten Grundlagen beinhaltet und die man in der Mehrzahl der Fälle zu einer Bestimmung des Säure-Basen-Haushalts heranziehen könnt
- Definitiv nicht: da bin ich schlicht überfordert.

Schönes Wochenende
Gerd
- Ich mache nur Bestimmungsvorschläge und keine Essensfreigabe.
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