...und zwar beim unvermuteten Anblick dieses Pilzes, den ich seit Jahren eben zum ersten Mal in meinem Urwald gesehen habe. Habe ich Grund dazu? Eine morsche Birke als Substrat. Hutbreite ca.5 cm. Hutfleisch zäh, fast geruch- und geschmacklos. Ich erwarte keine Essensfreigabe, nur eine Bestimmung.
Gruss
Kurt
P1020576 scal 800 .JPG (216.71 KiB) 5582 mal betrachtet
Glückwunsch zu deinem Erstfund in deinem Wald!
Das sind Austernseitlinge.
Aaaaber essen würde ich diese Exemplare nicht mehr, denn sie machen nicht mehr den frischesten Eindruck.
Um nicht zu sagen: Das sind alte Schlappen...
Du erkennst das an der runzeligen Huthaut und dem schrumpeligen Hutrand.
Wenn diese Exemplare aufgetaut sind, sind sie bestimmt ganz "lapperich".
Frische Austernseitlinge haben eine straffe, glatte Huthaut, einen glatten scharfen Rand und eine feste Konsistenz.
So bleibt mir nur, dir zu raten die Birke im nächsten Jahr im Auge zu behalten, und die Seitlinge von jung an zu beobachten... wenn sie denn wiederkommen, was ich aber stark annehme.
Tut mir leid, dein Silvestermahl zunichte gemacht zu haben...
Trotzdem: Guten Rutsch!
ich denke auch dass es sich um alte Austernseitlinge handelt. Ich würde diesen Stamm im nächsten Jahr ab Ende Oktober beobachten. Wenn er wieder so trägt, wie in diesem Jahr, wist Du eine schöne Portion ernten können.
Danke für die guten Wünsche zum Neuen Jahr. Wünsche ich euch ebenso.
Nun eine Frage: Ich habe in meinem Urwald mehrere verrottende Schwarzerlen- und Birkenstämme, teils liegend, teils abgebrochen noch stehend. Kann ich die mit dem Mycel des oben vorgestellten Stamms "impfen" und wie? Wie vermehrt man eigendlich das Mycel, das dann in den Handel kommt? Bringt es etwas, wenn ich einige der "alten Schlappen" ausbreche und auf liegende Stämme lege in der Hoffnung, dass sich Sporen auf dem Stamm ansiedeln?
in der Pilzzucht bringt man meist Sporen oder Gewebeproben aus dem Inneren eines frischen, jungen Pilzfruchtkörpers auf einen sterilen Nährboden. Wenn sich dann Mycel ausbreitet, beimpft man damit Getreide und im nächsten Schritt Stroh, Sägespäne oder andere Substrate. Für die Zucht auf Baumstämmen läßt man Holzdübel vom Mycel bewachsen, bohrt Löcher in das Holz und versenkt die Dübel darin. Dafür nimmt man aber frischgeschlagenes Holz, welches höchstens ein paar Wochen gelagert wurde, weil jegliches Totholz in der freien Natur sofort von allen möglichen Pilzen besiedelt wird. Die Stämme, die du erwähnst, sind höchstwahrscheinlich längst komplett bewohnt, so daß sich kein weiterer Pilz mehr ansiedeln kann.
Geringe Chancen hätte man vielleicht bei frischen Bruchstellen oder Frostrissen und mit jüngeren Pilzen. Da könnte man auch einfach einen Pilzstiel reinstopfen. Bei Austernseitlingen wächst daraus sehr leicht Mycel, wenn die äußeren Bedingungen mitspielen. In den alten Schlappen wird aber nicht mehr viel Leben stecken, das Gewebe dürfte bereits absterben oder schon tot sein.
ich habe einige Bäume, die in der Nähe standen mit einem stabilen Messer angeritzt (sage bitte nichts dem Revierförster).
Das hat einige Mal geklappt. Ein paar Jahre später kamen an den Verletzungsstellen erst einzelne, jetzt reichlich Austernseitlinge. Ob es aber an mir lag oder der Nachbarbaum nicht doch schon infiziert war kann ich nicht sagen.
deinen hervorragenden Beitrag kannte ich schon. Der brachte sogar mir als jahrzehntelangem, erfolgreichen "Austernseitlingsjäger" einige neue Erkenntnisse. Mein Beitrag war für Kurt bestimmt, der wissen wollte ob man "Austern verbreiten kann.
Da der Austernseitling zu den Saprobionten, und dort zu den Saprogenen (Fäulniserregern), zählt, tötet man durch Einritzen eines gesunden, vitalen Baumes und darauf folgende, gewollte Besiedlung durch den Austernseitling diesen Baum: Stimmt das so?
der Austernseitling ist ein Wundparasit, der im Kernholz eine "Weißfäule" erzeugt.
- Der Baum kann deshalb u.U. noch viele, viele Jahre weiterwachsen und wird im Dickenwachstum nicht gestört.
---> Langfristig wird der Baum wegen der fehlenden Stabilität allerdings "Opfer eines Sturms" oder Unter "Schneelast" etc zusammenbrechen.
Grüße
Gerd
- Ich mache nur Bestimmungsvorschläge und keine Essensfreigabe.
Sehr diplomatisch ausgedrückt. Auch auf die Gefahr hin, es hier mit vielen Mykologen zu verscherzen, drücke ich es drastischer aus: Anritzen eines Baumstammes ist "Mord auf Raten". Dauert mal kürzer, mal länger. Ich bin aber gerne bereit, mich eines Besseren belehren zu lassen. Es geht nicht nur um die Ansiedlung von Austernseitlingen. Auch viele andere Schädlinge können sich in dieser Wunde ansiedeln. Wenn der Baum die Wunde nicht früh genug abschotten kann, ist er zum frühen Tod verurteilt, und zwar viele, viele Jahre früher, als es seine biologische Uhr vorsieht.