Hallo Julia und alle Phytoparasitenfreunde,
zu diesem äußerst schwierig zu bestimmenden Rostpilz auf Holcus lanatus, dem Wolligen Honiggras, hat mir Julia zwischenzeitlich noch einen Herbarbeleg geschickt, nachdem Ihre Mikrobilder ohne Meßscala nicht zur Bestimmung ausreichten.
Ich hatte damals ja bereits darauf hingewiesen, daß in dem II-Uredienstadium 4 mögliche Rostpilzarten in die nähere Auswahl gerückt sind, die fast identisch aussehen, deren Sporen nur in ihren Maßen und Ausführungen abweichen.
Auch hier habe ich diverse Untersuchungen gestartet, nachdem in einem der ersten Mikroskopierarbeiten zum Teil erhebliche Streumaße der II-Urediosporen festgestellt wurden, das ich Julia im Chat bereits mitteilte und auf die immensen Schwierigkeiten hinwies.
Rostpilze im II-Urediostadium auf Süßgräsern zu bestimmen ist äußerst schwierig, gegenüber dem III-Teliostadium, das in der Hinsicht relativ einfach ist.
Also blieb mir nichts anderes übrig, als alle 5 in Frage kommenden Aspiranten nach Klenke, Gäumann und Brandenburger einer kompletten Untersuchung zu unterziehen.
In einigen Versuchsreihen habe ich das Streuspektrum der II-Uredosporenmaße ermittelt und vor allem nach Paraphysen gesucht, die eines der wichtigsten Bestimmungsmerkmale sind, wie aus der nachfolgenden Aufstellung aus Gäumann zu entnehmen ist:
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Da bereits beim ersten Schlüssel die Unterscheidung in
mit oder
ohne Paraphysen gefragt war, habe ich ganz gezielt danach gesucht und beim 4. Präparat ( siehe Mikrobild 1 ) endlich eine Paraphyse gefunden, hier die Mikrobilder:
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Durch die gefundene Paraphyse ergab sich unter Berücksichtigung der II-Uredosporenmaße,- und Ausführung, daß es sich um den Rostpilz
Puccinia coronata Corda 1837
handelt, der verbreitet auf Holcus lanatus gefunden wird.
Hier die relevanten Daten zur Erkennung aus Brandenburger, Gäumann und Klenke:
II-Uredosporenlager hauptsächlich auf der Blattoberseite, klein, kaum 0,5mm lang oder nur wenig größer, lebhaft orangefarben.
II-Uredosporen rundlich oder rundlich-oval; 14 - 36 µm, meist 24 - 27 µm lang, 13 - 26 µm, meist 17 - 21 µm breit; Wand relativ dünn 1 µm, farblos, seltener schwach gelblich, feinstachelig. Warzenabstand etwa 2,5 µm, mit 6 - 10 über die ganze Oberfläche zerstreuten, meist sehr schwer sichtbaren Keimporen. Am Rande der Uredolager keulenförmige bis schlanke Paraphysen.
Puccinia coronata Corda 1837 vollendet seine Entwicklung auf dem Dikaryophyten ( Teleinwirt ) Holcus lanatus mit II-Uredien und III-Telien und
wechselt zur Neuinfektion auf den Haplonten Rhamnus und Frangula um dort mit 0-Pyknien und I-Aezien seine Entwicklung wieder zu beginnen.
Gerade die optisch spektakuären I-Aezienlager auf Frangula alnus dem Faulbaum, sind ja gut bekannt, ich zeige sie hier nochmal:
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Damit ist auch diese Bestimmung jetzt durchgeführt und mikroskopisch abgesichert worden.
Vielen Dank fürs Zeigen und den Herbarbeleg

, der mir die Möglichkeit gab diesen im Uredostadium mir bisher unbekannten Rostpilz zu untersuchen.
Herzliche Grüße Detlef
Literaturnachweise:
-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662
-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959
-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X