Gymnosporangium cornutum?

Spezialforum zum Thema phytoparasitische Kleinpilze ( Rost, Brand, Mehltaupilze etc. ) und tierische Gallen an Wild.- und Nutzpflanzen. Forumsstart - 15.07.2006
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Volker
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Gymnosporangium cornutum?

Ungelesener Beitrag von Volker »

Hallo

diesen Rostpilz fand ich gestern in Weiden/Oberpfalz auf Eberesche. Kann man anhand der Bilder erkennen ob es sich um Gymnosporangium cornutum oder um G. tremelloides handelt? Wenn nicht, muß ich mir die befallenen Blätter zuschicken lassen um sie zu mikroskopieren.

Danke Volker
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Dedimyk
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Re: Gymnosporangium cornutum?

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

Hallo Volker und alle Phytoparasitenfreunde,
Volker hat geschrieben:Hallo
diesen Rostpilz fand ich gestern in Weiden/Oberpfalz auf Eberesche. Kann man anhand der Bilder erkennen ob es sich um Gymnosporangium cornutum oder um G. tremelloides handelt? Wenn nicht, muß ich mir die befallenen Blätter zuschicken lassen um sie zu mikroskopieren.
Danke Volker
Die blattoberseitigen 0-Spermogonien ( Pyknien ), in der Mitte des Fleckens fast kugelförmig eingesenkt würden schon makroskopisch für die Gymnosporangium tremelloides R. Hartig 1882 sprechen, doch das junge Stadium der blattunterseitigen I-Aezien mit den Hörnern sagt noch nichts über eine Zerschlitzung der Pseudoperidie aus.
Allerdings würde die stark hervortretende ungeschlitzte noch zylindrische Pseudoperidie ( bis 3 mm hoch ) auch passen.

Also makroskopisch würde ich Deinen Fund schon als Gymnosporangium tremelloides R. Hartig 1882 ansprechen, aber sicherheitshalber würde auf jeden Fall das Blatt anfordern zum Mikroskopieren, um über Pseudoperidienaufbau und Sporen eine sichere Bestimmung zu ermöglichen und diese wirklich schönen Bilder :tup: dann richtig zu beschriften, die ich dann auch gerne alm Ergänzung in die Datenbank fungiworld.com einstellen würde.

Herzliche Grüße Detlef

Literaturnachweise:
-Urban, Zdenek und Marková, Jaroslava: Catalogue of rust fungi of the Czech and Slovak Republics
Published by Charles University in Prague, Karolinum Press 2009
365 Seiten First Edition
ISBN 978-80-246-1664-3

-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662

-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959

-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X

-Brandenburger, Wolfgang: Die Verbreitung der in den westlichen Ländern der Bundesrepublik Deutschland beobachteten Rostpilze ( Uredinales )
Eine Bestandsaufnahme nach Literaturangaben
Kategorie: Schriftenreihe Regenburger Mykologische Schriften Band 3
Erscheinungsdatum: 1994
Seitenanzahl: 381
Verlag: Regensburgische Botanische Gesellschaft
Herausgeber: A.Bresinsky und H. Besl
ISSN: 0944-2820
Anmerkungen: Erfassung der in der Bundesrepublik Deutschland beobachteten Rostpilze
mit ihren Wirtspflanzen mit neuer Nomenklatur, angelehnt an Gäumann "Rostpilze" und seinem Buch "Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen".

-Poelt, Josef und Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 12
2. revidierte und erweiterte Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil Heft1 Uredinales, 365 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1997
Bandherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2650-6

-Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 16
Supplement und Wirt-Parasit-Verzeichnis zur 2. Auflage des Catalogus Florae Austriae,III. Teil Heft 1 Uredinales, 67 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2000
Bandherausgeber: Friedrich Ehrendorfer, Institut für Botanik, Universtät Wien, A-1030 Wien
Serienherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Spezielle Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2910-6
Detlef, der Freund der Phytoparasiten
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Volker
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Re: Gymnosporangium cornutum?

Ungelesener Beitrag von Volker »

Hallo Detlef

Vielen Dank für deine Einschätzung. Ich habe meine Mutter bereits gestern abend angerufen und sie gebeten auf die noch befallenen Blätter zu achten und sobald Aezien weiter gereift sind, schickt sie mir diese zu.

Danke und Ciao Volker
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Volker
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Re: Gymnosporangium cornutum?

Ungelesener Beitrag von Volker »

Hallo

Habe heute Gymnosporangium spec. mikroskopiert und meiner Meinung nach ist e G. cornutum. Die Acidiosporen kommen allesamt allerhöchstens auf 30µ und die von G. tremmelloides sollen ja bis 40µ kommen. Aber die Bestimmung überlasse ich mal euch Experten. Hier nun meine Bilder die wie immer schlecht sind, da kein Adapter fürs Mikro.

Ciao Volker

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Volker
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Re: Gymnosporangium cornutum?

Ungelesener Beitrag von Volker »

Hallöchen

Hat jemand doch noch eine Antwort? :wo:

Danke Volker
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Dedimyk
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Re: Gymnosporangium cornutum?

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

Hallo Volker,

ich wollte es genau wissen, deshalb dauerte es etwas länger mit der Bestimmung.

Aufgrund der gemessenen Sporengröße < 30 µm, sowie der dünnen Sporenwand und auch der gleichmäßig dicken Pseudoperidienwand handelt es sich tatsächlich um die Gymnosporangium cornutum Arthur ex F. Kern 1911, was mir nach dem makroskopischen Befall nicht so eingeleuchtet hätte.

Hier die wichtigsten Daten zum Vergleich:

1. Gymnosporangium tremelloides R. Hartig 1882:
I-Aezien blattunterseits auf gelben, später roten oder rotbraunen, bis 3 mm dicken Flecken, zylindrisch 0,5 - 1,5 ( 3 ) mm hoch, durch Aufreißen der Seitenwände bis zum Grund geöffnet, Peridie +/- zerfranst oder ausgebreitet, Pseudoperidienzellen 31 - 35 µm breit, mit stark verdickten Innen- und Seitenwänden.
I-Aeziosporen rund bis polyedrisch 30 - 45 x 28 -35 µm, Wand derb 3 - 5 µm.

2. Gymnosporangium cornutum Arthur ex F. Kern 1911
I-Aezien blattunterseits, auf gelben oder orangefarbenen, verdickten Flecken, auch an Früchten, hornförmig 3 - 5 mm hoch, am Scheitel geöffnet und +/- zerschlitzt, aber röhrenförmig bleibend. Pseudoperidienzellen mit gleichmäßig dicken Innen- und Seitenwänden ( gut auf Mikrobildern zu erkennen ).
I- Aeziosporen rund bis polyedrisch 21 - 29 x 16 - 25 µm, Wand dünn 2 - 2,5 µm.

Also kannst Du die Bilder unter Gymnosporangium cornutum Arthur ex F. Kern 1911 als mikroskopisch abgesichert ablegen .

Der vorliegende Fall zeigt einmal mehr, wie wichtig Bestimmungen anhand von Mikrobildern sind und das eben makroskopische Merkmale täuschen können; für mich waren gerade die blattoberseitige in die Mitte der Flecken eingesenkten 0-Pyknien so hinweisend auf die Gymnosporangium tremelloides R. Hartig 1882 aber eben falsch!

Vielen Dank für die Vorstellung dieser schönen Bilder ( kann ich die Befallsbilder für die Datenbank fungiworld.com als Ergänzung verwenden ? ).

Herzliche Grüße Detlef

Literaturnachweise:
-Urban, Zdenek und Marková, Jaroslava: Catalogue of rust fungi of the Czech and Slovak Republics
Published by Charles University in Prague, Karolinum Press 2009
365 Seiten First Edition
ISBN 978-80-246-1664-3

-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662

-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959

-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X

-Brandenburger, Wolfgang: Die Verbreitung der in den westlichen Ländern der Bundesrepublik Deutschland beobachteten Rostpilze ( Uredinales )
Eine Bestandsaufnahme nach Literaturangaben
Kategorie: Schriftenreihe Regenburger Mykologische Schriften Band 3
Erscheinungsdatum: 1994
Seitenanzahl: 381
Verlag: Regensburgische Botanische Gesellschaft
Herausgeber: A.Bresinsky und H. Besl
ISSN: 0944-2820
Anmerkungen: Erfassung der in der Bundesrepublik Deutschland beobachteten Rostpilze
mit ihren Wirtspflanzen mit neuer Nomenklatur, angelehnt an Gäumann "Rostpilze" und seinem Buch "Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen".

-Poelt, Josef und Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 12
2. revidierte und erweiterte Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil Heft1 Uredinales, 365 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1997
Bandherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2650-6

-Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 16
Supplement und Wirt-Parasit-Verzeichnis zur 2. Auflage des Catalogus Florae Austriae,III. Teil Heft 1 Uredinales, 67 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2000
Bandherausgeber: Friedrich Ehrendorfer, Institut für Botanik, Universtät Wien, A-1030 Wien
Serienherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Spezielle Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2910-6
Detlef, der Freund der Phytoparasiten
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Re: Gymnosporangium cornutum?

Ungelesener Beitrag von Volker »

Hallo Detlef

Vielen Dank für Bestimmung der Art (und damit für mich eine Bestätigung) sowie für deine ausführliche Beschreibung. Du hast recht, bei vielen Arten geht ohne Mikro nichts und ich möchte nicht wissen wieviele fehlbestimmte Bilder sich im Netz befinden :( .

Danke nochmal und Ciao Volker
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