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Ein seltener Rostpilz an Allium ursinum, dem Bärlauch

Verfasst: Mo 16. Apr 2007, 07:05
von Dedimyk
Hallo Phytoparasitenfreunde,

nach langer mehrjähriger Suche ist es mir jetzt endlich gelungen, den an sich recht häufigen

Rostpilz Puccinia sessilis var. sessilis W.G.Schneider ex J.Schröter 1870

auch auf äußerst seltenen Haplonten ( Aezienwirt ) Allium ursinum, dem Bärlauch zu finden.

Das Problem ist, daß es zwar ausreichend Bärlauchbestände gibt, aber der zugehörige Dikaryophyt ( Telienwirt ) Phalaris - Glanzgras meistens nicht im Sporenflugbereich zu finden ist.

Der Rostpilz Puccinia sessilis var. sessilis wechselt allgemein auf Poaceae, also diverse Süßgräser, aber in einigen Fällen auf eben spezielle Süßgräser, wie in diesem Fall auf Phalaris, das Glanzgras.

Die Chance ihn auf den Bärlauchbeständen des NSG Maaßel-Lindenwald, eines herrliche Auenwaldes mit vielen Frühblühern zu finden, war dadurch gegeben, daß ich ihn letzte Woche auf dem eben so seltenen Haplonten Arum maculatum, dem gefleckten Aronstab gefunden habe ( siehe meinen Bericht unter Arum maculatum ).

Denn auch vom Haplonten (Aezienwirt ) Aronstab wechselt Puccinia sessilis var sessilis auf den Dikaryophyten ( Telienwirt ) Phalaris.

Die nachfolgenden Bilder zeigen die schönen gelborangefarbenen I-Aeziensporenlager in ringförmiger Anordnung , Aezien mit Pseudoperidie ( Hülle um die Aezien herum, diese bei der Reife meist kranzfärmig umgebend ) :














Also viel Spaß beim Ansehen der Bilder und Erfolg bei der Suche.


Herzliche Grüße Detlef


Literaturnachweise:

-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959

-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662

-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X

Re: Ein seltener Rostpilz an Allium ursinum, dem Bärlauch

Verfasst: Di 24. Apr 2007, 22:07
von Harry
Hallo Detlef,

dein vorangegangenes Posting hat mich veranlasst in meinen Bärlauchfeldern nach diesem Phytoparasiten Ausschau zu halten. Ich denke ich bin auf Anhieb fündig geworden. Was meist du?



Der Bestand an der Fundstelle ist nicht klein aber trotz intensiver Suche war das abgebildete Blatt das einzige dass von diesem Rostpilz befallen war. Sofern er es auch ist.

:ci

Harry

Re: Re: Ein seltener Rostpilz an Allium ursinum, dem Bärlauch

Verfasst: Mi 25. Apr 2007, 06:48
von Dedimyk
Harry hat geschrieben: Hallo Detlef,

dein vorangegangenes Posting hat mich veranlasst in meinen Bärlauchfeldern nach diesem Phytoparasiten Ausschau zu halten. Ich denke ich bin auf Anhieb fündig geworden. Was meist du?
Der Bestand an der Fundstelle ist nicht klein aber trotz intensiver Suche war das abgebildete Blatt das einzige dass von diesem Rostpilz befallen war. Sofern er es auch ist.
:ci
Harry
Hallo Harry,

Glückwunsch zu Deinem Fund und der richtigen Bestimmung. :tup:

Auf Deinem Bild sind sehr schön die orange bis gelben mit einer Pseudoperidie ( Hülle um die Aezien herum, diese bei der Reife meist kranzförmig umgebend ) versehenen I- Aezien zu erkennen, die damit die Bestimmung auf Puccinia sessilis var. sessilis bestätigen.

Interessant wäre noch zu wissen, ob Du den Dikaryophyten ( Telienwirt ) Phalaris-Glanzgras irgendwo hast stehen sehen ( Sporenflugbereich ca. 500m ).

Auch Dein Einzelfund bestätigt meine Aussage über die relative Seltenheit der an sich häufigen Puccinia sessilis var. sessilis auf dem Haplonten Bärlauch.

Vielleicht wirkt Dein Fund als Katalysator und regt weitere Sammlertätigkeiten im Forum an :giggle:

Herzliche Grüße Detlef

Re: Re: Ein seltener Rostpilz an Allium ursinum, dem Bärlauch

Verfasst: Mi 25. Apr 2007, 20:58
von Harry
Hallo Detlef
Dedimyk hat geschrieben:
Interessant wäre noch zu wissen, ob Du den Dikaryophyten ( Telienwirt ) Phalaris-Glanzgras irgendwo hast stehen sehen ( Sporenflugbereich ca. 500m ).
ist mir jetzt nicht aufgefallen, muss aber dazu sagen dass ich auch kein besonderes Augenmerk auf das Glanzgras geworfen habe. Es ist aber denkbar, dass es in der Umgebung vorkommen könnte. In ca. 100 m Entfernung befindet sich auf einem eingezäunten Grundstück ein etwas grösserer Teich. Möglicherweise befindet sich der Telienwirt in seinem Uferbereich. Ich werde bei meinem nächsten Besuch das Gebiet näher unter die Lupe nehmen.

Noch eine Frage: Warum haben Phytos einen so geringen Sporenflugbereich?

:noch

Wenn man bedenkt das Sporen unserer Großpilze in der Stratosphäre abertausende von Kilometern zurücklegen können, ist ein Sporenflugbereich von nur wenigen hundert Metern eigentlich nicht so recht nachvollziehbar. Gibt es dafür eine Erklärung?

Gruß
Harry

Re: Re: Ein seltener Rostpilz an Allium ursinum, dem Bärlauch

Verfasst: Do 26. Apr 2007, 07:19
von Dedimyk
Harry hat geschrieben: Hallo Detlef

Noch eine Frage: Warum haben Phytos einen so geringen Sporenflugbereich?
:noch
Wenn man bedenkt das Sporen unsere Großpilze in der Stratosphäre abertausende von Kilometern zurücklegen können, ist ein Sporenflugbereich von nur wenigen hundert Metern eigentlich nicht so recht nachvollziehbar. Gibt es dafür eine Erklärung?
Gruß
Harry
Hallo Harry und natürlich auch alle Phytoparasitenfreunde,

Du hast im Grundsatz recht, aber ich zitiere mal den Klenke, der das Phänomen meines Erachtens gut erklärt:

Zwar können Pilzsporen wegen ihrer geringen Größe vom Wind sehr weit und hoch getragen werden, doch die Wahrscheinlichkeit der Infektion einer bestimmten Wirtspflanze sinkt in der dritten Potenz ihrer Entfernung vom Infektionsherd.

Dabei hat sich herauskristallisiert, daß eben die Entfernung bis ca. 500m die optimale ist und danach das Vorgenannte zum Tragen kommt .


Ich hoffe, damit Deine Frage ausreichend beantwortet zu haben.


Herzliche Grüße Detlef

Re: Ein seltener Rostpilz an Allium ursinum, dem Bärlauch

Verfasst: Do 26. Apr 2007, 21:34
von Harry
Hallo Detlef,

danke für deine Erklärungen. Ich denke mal der Ausdruck Sporenflugbereich ist etwas ungünstig gewählt. Es könnte der Eindruck entstehen die Dinger schaffen es nicht weiter als diese angegebene Distanz. Infektionsbereich wäre vielleicht das richtigere Wort.

Ich bin dennoch der Meinung, dass die Sporen der Phytos wie jede andere Pilzspore auch grössere Entfernungen überbrücken können. Mag sein dass damit die Wahrscheinlichkeit den richtigen Wirt zu infizieren nahe Null sinkt, ausschließen will ich es aber nicht. Den Sporen unserer Großpilze ergeht es ja ebenso. Ich denke mal ein ziemlich großer Prozentsatz der Sporen fallen auf die für die Keimung ungeeigneten Substrate. Stell dir vor jede Spore des Riesenbovistes keimt und bildet neue Mycelien die alle Fruchtkörper hervorbringen. :kick:

Grausige Vorstellung.

:ci

Harry

Re: Re: Ein seltener Rostpilz an Allium ursinum, dem Bärlauch

Verfasst: Fr 27. Apr 2007, 06:43
von Dedimyk
Harry hat geschrieben: Hallo Detlef,

danke für deine Erklärungen. Ich denke mal der Ausdruck Sporenflugbereich ist etwas ungünstig gewählt. Es könnte der Eindruck entstehen die Dinger schaffen es nicht weiter als diese angegebene Distanz. Infektionsbereich wäre vielleicht das richtigere Wort.
:ci

Harry
Hallo Harry,

das ist ein sehr guter Vorschlag! :zustimm:

Werde meinen Sprachgebrauch diesbezüglich ändern und nur noch Infektionsbereich verwenden, danke für den Hinweis. :tup:

Herzliche Grüße Detlef

Re: Ein seltener Rostpilz an Allium ursinum, dem Bärlauch

Verfasst: So 29. Apr 2007, 18:30
von Gast Hans
Hallo,

selten ?

Die Information hier hat mich veranlasst in Bärlauchbeständen nach dem Rostpilz ausschau zu halten.

Es gab keinen Bestand in dem keine befallenen Bärlauchblätter zu erkennen waren.

Bilder hab ich auch gemacht :-) .. für mich ..

LG Hans

Re: Ein seltener Rostpilz an Allium ursinum, dem Bärlauch

Verfasst: So 29. Apr 2007, 18:44
von Julia
Hi!

Also hier im Norden scheint er ziemlich selten zu sein. Ich habe noch keine befallenes Blatt gefunden:(

mfg Jule

Re: Re: Ein seltener Rostpilz an Allium ursinum, dem Bärlauch

Verfasst: So 29. Apr 2007, 18:52
von Dedimyk
Gast Hans hat geschrieben: Hallo,
selten ?
Die Information hier hat mich veranlasst in Bärlauchbeständen nach dem Rostpilz ausschau zu halten.

Es gab keinen Bestand in dem keine befallenen Bärlauchblätter zu erkennen waren.
Bilder hab ich auch gemacht :-) .. für mich ..

LG Hans
Hallo Hans,

für den Norden der Republik ist die Aussage: selten, nach wie vor zutreffend.

Wenn ich Deine Worte lese, dann geht mein großes Weinen wieder los: "Schon wieder werdet ihr Bayern bevorteilt, die Welt ist ja so ungerecht!" :giggle:

Aber Spaß beiseite, ich kann mir da keinen Reim draus machen, vermute aber mal daß bei Euch einfach bessere Bedingungen herrschen, als bei uns im hohen Norden.

Herzliche Grüße Detlef

Re: Ein seltener Rostpilz an Allium ursinum, dem Bärlauch

Verfasst: Sa 5. Mai 2007, 15:27
von Flodder
Beste Grussen,

Hier Rundum Eindhoven,Die Niederlande,kommt Dieser RostPilz,vor an Polygonatum multiflorum und Paris quadrifolia.

Einmal fand Ich ihm an eines verwildertes exemplar von Arum maculatum.Letzter ist nicht einheimish rundum Eindhoven.

Gruss an ale Pilzfreunde,

Flodder

Re: Ein seltener Rostpilz an Allium ursinum, dem Bärlauch

Verfasst: Sa 5. Mai 2007, 15:41
von Harry
Hallo Flodder,

herzlich Willkommen im Forum der Pilzfotopage. Es freut mich sehr, dass ein Pilzfreund aus den Niederlanden den Weg hierher gefunden hat.

Wie ich deinem Profil entnehmen kann haben es dir neben den Ascomyceten die Phytoparasiten besonders angetan. Ich freue mich über die Verstärkung dieses Spezialforums.

Gruß in die Niederlande
Harry