Hallo carter,
- herzlichen Dank für's Zeigen dieser eindrucksvollen Aufnahmen, die das flexible Fruchtkörperwachstum von mehrjährigen Porlingen auf eine Lageänderung des Substrats demonstrieren.
---> Die Ursache ist bekannt und wird als
„possitiver Geotropismus“ bezeichnet. Der Fruchtkörper richtet beeinflusst durch die Schwerkraft seine Porenschicht so aus, dass die Sporen bei Reife frei/ungehindert in Richtung Schwerkraft (Richtung Erdmittelpunkt und bei geneigtem Gelände nicht senkrecht zum Erdboden !!!) fallen können.
- Bei einer Lageveränderung des Substrats versucht der Fruchtkörper durch Änderung seiner Wuchsrichtung noch in der gleichen oder nachfolgenden Vegetationsperiode sich auf die neue Schwerkraftsrichtung anzupassen.
---> Bei der Neuausrichtung des Fruchtkörpers nach Lageänderung des Substrats kann man folgende Strategien beobachten:
(1) Die Lageveränderung ist schwach:
---> Der Fruchtkörper vergrößert sich auch weiterhin durch Zuwachs von neuen Trama/Porenschichten, wobei sich insbesondere der Hutrand krümmt und an die neuen Schwerkraftverhältnisse anpasst. In diesem Fall benötigt die „Neuausrichtung“ (macht nix, da der Sporenausfall nicht blockiert sondern nur etwas behindert wird) mehrere Vegetationsperioden.
(2) Die Lageveränderung ist stark:
(a) Hier werden (der Sporenausfall wird massiv behindert) durch „Regeneration“ ein oder mehrere aus der alten Fruchtschicht herauswachsende neue, „possitiv geotrop“ ausgerichtete Hüte gebildet.
(b) Das Weiterwachsen eines (“alten“) Fruchtkörpers wird eingestellt und es werden neue aus der Rinde hervorbrechende Fruchtkörper gebildet unf/oder nur bei einem Teil der Fruchtkörper erfolgt die unter (a) beschriebene „Regeneration“.
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- Bei den von dir gezeigten Bildern (ich kommentiere nicht alle) kann man unterschiedliche Reaktionen beobachten:
(1) Bild 2:
- Der große mindestens 3 Vegetationsperioden alte (dunkle) Fruchtkörper wuchs bereits (beachte Richtung der Porenschicht) schon am noch stehendem Stamm, dessen Basis sich rechts außerhalb des Bilds befindet.
- Die kleinen (dunkle und frische) Fruchtkörper haben sich durch „Regeneration“ erst nach Umfallen/Fällen des Baumes in 2 (3) Vegetationsperioden entwickelt.
(2) Bild 4:
- Die Fruchtkörper haben sich vermutlich erst nach dem Umfallen des Stamms entwickelt.
(3) Bild 6:
- Hier sind deutlich zwei Fruchtkörper zu erkennen. Einer davon hat sich bereits am stehenden Stamm entwickelt, der andere erst nach dessen Umfallen.
- Unklar ist nur, ob letzterer sich durch Regeneration oder als eigenständiger Fruchtkörper aus dem Substrat herausbrechend entwickelt hat und dabei evtl. geschickt die durch Ersteren verursachte Rindenbeschädigung ausgenutzt hat.
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- Neuausrichtungen des Hymenophors hatten wir bereits mehrfach z.B.
HIER gezeigt bezeichnetund diskutiert.
- Und sonderbare "Fruchtkörper-Ausprägungen", die (obwohl außerhalb der Beschreibungen in der Literatur liegend) auch nicht als "Missbildung" bewertet werden, hatten wir
HIER vorgestellt/diskutiert.
- Und auch diese
Diskussion ist als Ergänzung lesenswert und zeigt/begründet die Vorteile einer "Regeneration" vs. einer "Neubildung" von Fruchtkörpern.
- Letztendlich hatten wir auch bereits ein mich verblüffendes Beispiel von
Hutneubildungen durch Regeneration (ohne Lageveränderung des Substrats !) beim "einjährigen"
Birkenporlingbewundert.
Grüße
Gerd