Ganoderma an Totholz

hier kann alles gepostet werden was mit Pilzen zu tun hat. Forumsstart - 22.12.2004

Moderator: Harry

kurtjegle
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Ganoderma an Totholz

Ungelesener Beitrag von kurtjegle »

Hallo zusammen

Besiedelt Ganoderma auch Totholz neu oder sind dortige Vorkommen Relikte aus einer früheren Besiedlung des noch lebenden Holzes? Sind ganz junge Pilze an schon verrottetem Holz gefunden worden?

Gruss
Kurt
kurtjegle
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Re: Ganoderma an Totholz

Ungelesener Beitrag von kurtjegle »

Ich will euch meine Frage noch einmal ins Bewusstsein zurückbringen und anders formulieren. Wenn ich an einem toten Stamm eine Ganoderma finde, bedeutet es dann, dass der Baum schon zu Lebzeiten besiedelt und geschädigt wurde oder könnte er erst nach seinem Ableben besiedelt worden sein? Diesbezügliche Angaben in Googlebeiträgen sind sehr schwammig und nicht eindeutig.
Wer weiss etwas darüber oder hat starke Indizien, die für das Eine oder Andere sprechen?

Gruss Kurt
Helmut
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Re: Ganoderma an Totholz

Ungelesener Beitrag von Helmut »

Hallo,
zunächst einmal ein kurzes Hallo in die Runde, da ich mich neu angemeldet habe.
Als Zugereister versuche ich, dass Pilzvorkommen im Kreis Aurich (Ostfriesland) etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.
Zu Deiner Frage habe ich in den Westfälischen Pilzbriefen, Band IV 1963, in einer Arbeit von H. Jahn über Mitteleuropäische Porlinge und deren Vorkommen in Westfalen folgenden Hinweis gefunden:
"Manche Porlinge können in gleicher Weise lebendes wie auch totes Holz infizieren und daran Fruchtkörper
bilden, so treten z . B. Ganoderma applanatum und G. europaeum als Parasiten oder reine Saprophyten auf."

Das spräche zumindest dafür, dass eine Ganoderma auch Totholz noch infizieren kann.

Grüße aus Ostfriesland,
Helmut
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Fredy
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Re: Ganoderma an Totholz

Ungelesener Beitrag von Fredy »

Hallo Kurt, hallo Helmut!

Die Frage von Kurt ist wohl "auf die Schnelle" nicht seriös bzw. in wirklich umfassender Art und Weise zu beantworten, da sie m. E. in vielerlei Hinsicht sehr ausgedehnte, fachliche Erklärungen und Definitionen benötigen würde! Ohne einen konkreten Sinn oder Hintergrund der Frage erkennen zu können (warum ausgerechnet Ganoderma, in welcher Hinsicht ist die Beantwortung dieser Frage wichtig für Dich, auf was genau zielst Du ab?), die das Thema etwas eingrenzen, müsste man hier derart weit ausholen, dass eine angemessene Antwort einer wissenschaftlichen Abhandlung gleichkäme...

So werden bereits in der Frage wie auch im ersten Antwortversuch von Helmut Begriffe in den Raum gestellt, welche jeder schon ein komplexes Thema für sich darstellt, so z. B.:

Was ist "Totholz"?
Wann ist Holz überhaupt "tot", bis wann ist es "lebendig"?
Welche Arten von "Totholz" gibt es?
Was ist "Verrottung"?
Welche "Verrottungsgrade" gibt es?
Was ist ein "Parasit"?
Was ist ein "Saprophyt"?
Warum findet der Begriff "Saprophyt" im Reich der Pilze korrekterweise eigentlich gar keine Verwendung mehr?
Was ist (im Gegenzug zur vorangegangenen Frage) eigentlich ein "Saprobiont"?
Wie "ernährt" sich ein Pilz?

Ich denke Kurt, dass Du Dich erst (selbst) mit diesen grundlegenden Dingen auseinandersetzen solltest, denn obwohl Deine Frage auf den ersten Blick recht "einfach" erscheint, könnte eine (knappe) Antwort der Komplexität des Themas nicht gerecht werden, bzw. würde den Rahmen dieses Forums sprengen.

Gruß, Fredy
Pilzliebe geht nicht durch den Magen, sondern durch das Objektiv!
kurtjegle
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Re: Ganoderma an Totholz

Ungelesener Beitrag von kurtjegle »

Hallo zusammen

Fredy hat geschrieben:
"Was ist "Totholz"?
Wann ist Holz überhaupt "tot", bis wann ist es "lebendig"?

Meine Definition, die ich eben erst eiligst zusammengestiefelt habe, ist folgende:
"Ein Baum ist tot, wenn die Leitbündel, bestehend aus Phloem und Xylem, den Transport der Photosyntheseprodukte von oben nach unten und des Wassers von unten nach oben aus irgendwelchen Gründen nicht mehr aufrechterhalten können."
Vergleichbar mit dem Blutkreislauf beim Menschen.

Äusserlich sichtbare Merkmale sind z.B. sich verfärbende und anschliessend abfallende Blätter, verdorrende Zweige, aufplatzende vertrocknende Rinde etc.
Das Wort "Totholz" habe ich einfach kritiklos nachgeplappert. Es wird ja überall in der Literatur verwandt.

Soviel zu den ersten 2 Punkten.

Gruss
Kurt
Helmut
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Re: Ganoderma an Totholz

Ungelesener Beitrag von Helmut »

Hallo,
bei allem Respekt für die ganzheitliche Betrachtung von Fredy zu diesem Thema klinke ich mich doch lieber wieder aus.
Wenn das der Maßstab für Fragen und deren Beantwortung in diesem Forum ist, dann bin ich damit einfach überfordert und
nicht in der Lage diese Wissenslücken in angemessener Zeit zu schließen.
Grüße aus Ostfriesland,
Helmut
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Harry
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Re: Ganoderma an Totholz

Ungelesener Beitrag von Harry »

Hallo Kurt, hallo Helmut

lasst euch bitte von Fredys Ausführungen nicht abschrecken. Im Kern sind seine Fragen nach dem was, warum, wie schon richtig aber hier kaum zielführend. Kurt, deine Frage ist nicht nur einfach, sie ist auch einfach zu beantworten.

Meiner Meinung nach ist die Antwort von Helmut genau das was Kurt wissen wollte. Die meisten heimischen Ganodermaarten können sowohl als Schwächeparasiten noch lebendes Holz befallen als auch bereits abgestorbenes der Initialphase. Hat z.B. Ganoderma lipsiense einen schwächelnden Baum befallen bleibt er auch nach dem Absterben in allen Stadien ( Initialphase, Optimalphase und Finalphase ) am Wirt und macht ihn kurz und klein. Funde an bereits verrottendem Holz gehen also aus den selben Mycelien hervor die bereits den noch lebenden Baum befallen haben. Dass frische Fruchtkörper an Totholz in der Finalphase aus neu gebildeten Mcyelien stammen halte ich persönlich für unwahrscheinlich.

Gruß
Harry
Dass man immer noch lernen kann ist herrlich, und auch dass man andere dazu braucht.
kurtjegle
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Re: Ganoderma an Totholz

Ungelesener Beitrag von kurtjegle »

Hallo Harry und Helmut

So hatte ich es mir vorgestellt (nicht gewusst!). Schon vorhandenes Mycel lebt im Baum so lange weiter und bildet auch Fruchtkörper, solange noch Nahrung vorhanden ist, also Lignin und Cellulose.
An Harrys Antwort, Zitat:
"Hat z.B. Ganoderma lipsiense einen schwächelnden Baum befallen..."
schliesse ich eine Frage an: Muss ein Baum schon schwächeln, um von Ganoderma befallen zu werden, oder werden auch vollkommen Gesunde befallen? Ich denke, dass zweites stimmt. Befall durch Ganoderma muss nicht tödlich sein. Ganoderma höhlt gewissermassen den Baum bis in eine Höhe, so ca. 3-4m, aus, der Baum hält aber den Flüssigkeitskreislauf aufrecht, ist nur in seiner Festigkeit geschwächt.
Entschuldigt bitte, dass ich immer wieder das Thema "Baum" ins Gespräch bringe, mich interessiert halt besonders das Zusammenleben von Pilz und Baum, also zweier Symbiosepartner.

Gruss
Kurt
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Harry
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Re: Ganoderma an Totholz

Ungelesener Beitrag von Harry »

Hallo Kurt,

kurtjegle hat geschrieben:
"Hat z.B. Ganoderma lipsiense einen schwächelnden Baum befallen..."
schliesse ich eine Frage an: Muss ein Baum schon schwächeln, um von Ganoderma befallen zu werden, oder werden auch vollkommen Gesunde befallen? Ich denke, dass zweites stimmt.
Einem kräftigen, gesunden Baum kann kein parasitärer Pilz was anhaben. Er besitzt genügend Abwehrkräfte um sich gegen deren Angriffe zu wehren.
kurtjegle hat geschrieben:

Befall durch Ganoderma muss nicht tödlich sein. Ganoderma höhlt gewissermassen den Baum bis in eine Höhe, so ca. 3-4m, aus, der Baum hält aber den Flüssigkeitskreislauf aufrecht, ist nur in seiner Festigkeit geschwächt.
Nun, letztendlich endet es doch tödlich. Ein Baum der durch einen parasitären Pilz seine Standfestigkeit verliert kann einem stärkeren Sturm nicht mehr trotzen und fällt um. Aus die Maus! :er:

Gruß
Harry
Dass man immer noch lernen kann ist herrlich, und auch dass man andere dazu braucht.
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