Hallo Julia und alle Phytoparasitenfreunde
[quote=Julia,17.05.2007, 18:41]
Hi!
Juhu

:rolleyes: :jo:

:

: :biggt: :prost: :zustimm: Wieder ein Brandpilz. Das wird ja immer besser hier;)
Ich habe das aufplatzen mechanisch hervorgerufen. Habe die Epidermisbedeckten Stellen mit dem Fingernagel aufgekratzt.
Oweh....jetzt muss ich erstmal das Forum durchsuchen, welche Herbarbelege ich dir schuldig bin.
mfg Jule
[/quote]
Das war für mich Grund unbedingt den versprochenen Herbarbeleg zur Untersuchung zu bekommen, denn es bestand ja die einmalige Chance, daß meine obige makroskopische Annahme beim Durchschlüsseln nach Klenke :
1 Schmutziggelbe, später braune Blattstreifen , dauerhaft epidermisbedeckt, an Glyceria fluitans agg. würde von der Optik prima passen. Allerdings zeigen Bild 2 und 5 Ablösungen, hast Du die mechanisch gemacht ? sonst wäre es die sehr seltene Ustilentyloma fluitans (Liro) Vánky
dann zutreffen würde .
Dieser Brandpilzbeleg ist jetzt gottseidank von Julia mit einigen anderen, über die ich bereits berichtete, bei mir angekommen ( danke dafür ) und ich habe am 7.7.2007 direkt mikroskopiert.
Hier nochmal die Befallsbilder, die mir Julia ebenfalls gestern zur Verfügung stellte und die ich entsprechend aufbereitet habe ( Julia ist Bildautorin und wird auch so ausgeweisen ) und nachher mit den Mikrobildern in die Datenbank einstellen werde:
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Also schnell mikroskopiert und hier seht Ihr das Ergebnis in 400 facher und 1.000 facher Vergrößerung:
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Doch wer beschreibt meine Überraschung, als ich mir den Scholz zur Hand nehme, um anhand der Sporen die Bestätigung der
Ustilentyloma fluitans zu bekommen.
Da steht: Sporen kugelig bis ellipsoidisch oder schwach unregelmäßig,
8 - 17 x 7 - 14 µm; Sporenwand hyalin bis schwach gelblich, ca. 1 µm dick, glatt.
Meine gemessenen Sporen waren alle so um die
5 -6 µm groß, also deutlich kleiner und paßten damit absolut nicht.
Also habe ich anhand des Klenke-Schlüssels dann die
Ustilago filiformis überprüft, die Sporen von 4 -7 µm im Durchmesser aufweist und anhand des Scholz dies nachgelesen:
Sori ( Sporenlager ) in den Blättern als dunkle, bis 100 mm lange und 1 -2 mm breite Streifen ( gut auf Julias Bildern zu sehen ), doe nach dem Ausstäuben der Sporen als leere Furchen im Blatt zurückbleiben meist in den Blattspreiten, manchmal auch an den Blattscheiden und Halmen.
Sori zunächst lange von der Epidermis des Wirtes bedeckt ( darauf hat Klenke nicht explizit verwiesen, daher meine Irretation ). Die befallenen Pflanzen bleiben steril und fallen durch einen zunächst den gesunden vorauseilenden und starr aufrechten Wuchs und im Wachstum gehemmte, blaßgrüne Blätter auf.Sporenpulver dunkelviolett bis schwarz.
Sporen kugelig, manchmal etwas abgelattet, 4 -7 µm im Durchmesser; Sporenwand hellgelblich bis bräunlich, schwach punktiert, in Seitenansicht glatt oder schwach qwellig erscheinend.
Da sowohl die makroskopischen, als auch die mikroskopischen Merkmale komplett damit übereinstimmten, war es leider nur der Brandpilz
Ustilago filiformis (Schrank 1793) Rostrup 1870
der häufig auf Glyceria fluitans gefunden wird.
Aber trotzdem ein Superfund, da wieder eine weiße Fläche, sprich Artnachweis, in der Datenbank geschlossen werden kann und durch entsprechende Bildnachweise nachher ausgefüllt wird.
Der vorliegende Fallverdeutlicht noch einmal, daß eine makroskopische Vorbestimmung
sicherheitshalber durch eine mikroskopische Untersuchung unbedingt abgesichert werden muß, vor allem, wenn mehrere Arten in Frage kommen können.
Herzliche Grüße Detlef
Literaturverzeichnis:
-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge
Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662
-Scholz, Hildemar & Scholz Ilse:Die Brandpilze Deutschlands ( Ustilaginales )
Band 8 der Reihe "Englera" des Botanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem 1988, 691 Seiten
ISBN-3-921800-28-5
-Die Brandpilze Deutschlands ( Ustilaginales ), Nachtrag
Scholz, Hildemar & Scholz Ilse
Kategorie: Zeitschrift,Erscheinungsdatum: 2000, Seitenanzahl: 343 - 398
Verlag: Verh.Bot.Ver. Berlin Brandenburg Nr.133 S. 343-398, Berlin 2000
-Die Brandpilze Deutschlands ( Ustilaginales ), Nachtrag 2
Scholz, Hildemar & Scholz Ilse
Kategorie: Zeitschrift,Erscheinungsdatum: 2004, Seitenanzahl: 441 - 487
Verlag: Verh.Bot.Ver. Berlin Brandenburg Nr.137 S. 441-487, Berlin 2004