das Pilzfotopage - Forum

Hallo,

dieser Rostpilz wurde schon durch Gernot im Forum gezeigt (viewtopic.php?f=14&t=4208&p=17771&hilit=minor#p17771).

Bei diesem Fund handelt es sich zum einen um einen weiteren Wirt für diesen Pilz und auch um das Vorkommen von Telien. Gefunden am 29.05.2012 in D, Baden-Württemberg, Lkr. Rhein-Neckar-Kreis, Wiesloch, L594, Wiesen am Straßenrand; MTB: 6718/1, Höhe NN: 120m auf den Blättern vom Kleinen Klee (Trifolium dubium).

Es handelt sich hierbei um Uromyces minor J. Schröt.

Befallsbild: Ganz typisch ist das gleichzeitige Auftreten von sowohl Aezien als auch Telien (auf den Bildern zu sehen). Beide Lager liegen meist auf der Blattunterseite. Die Telien sind dunkelbraun und krustig/blasig aufbrechend. Die Teleutosporen sind meist warzig, selten glatt (wie in diesem Fall). Maße: 17,3µm x 14,7µm. Der Pilz kommt vor allem auf T. dubium und montanum vor, ist aber allgemein eher als selten anzusehen.


Viel Erfolg bei der Nachsuche! Mittlerweile wurde ich auch auf Trifolium montanum einmal fündig.

Liebe Grüße Jule

Hallo Jule,

sehr interessanter Phytoparasit, weil:

Julia hat geschrieben: ............ Der Pilz kommt vor allem auf T. dubium und montanum vor........

DAS finde ich sehr bemerkenswert !

Denn diese beiden Arten sind keineswegs nahe verwandt, im Gegenteil, sie gehören zu zwei verschiedenen Untergattungen !
Literatur dazu z.B hier:
http://www.science.oregonstate.edu/bpp/ ... l.2006.pdf

Bin ja nun wirklich absoluter Anfänger bei den Phytos, aber dass die oft sehr wirtsspezifisch sind, habe ich schon mitbekommen.
Wenn diese Art also "vor allem" auf diesen zwei nicht näher verwandten Arten vorkommt, und NICHT auf z.B Trifolium campestre (nahe mit Trifolium dubium verwandt) oder Trifolium repens (relativ nahe mit Trifolium montanum verwandt), dann frage ich mich ernsthaft, ob das nicht zwei verschiedene Sippen sind !

Das wäre mal ein Forschungsprojekt für Dich !



Gruß Matthias

Hallo Matthias,

ja, diese Überlegung hatte ich auch schon.

Bisher wurde er halt noch nicht auf anderen Wirten gefunden,was ja aber nichts heißt

Ich habe schon ein Forschungsprojekt für die Masterarbeit, dem ich mich widmen kann. Um Kleinpilze geht es aber natürlich

Liebe Grüße Jule

Hallo Julia und alle Phytoparasitenfreunde,

ich antworte erst jetzt auf diesen Beitrag, da ich ein intensives Unterlagenstudium durchgeführt habe bezüglich des vorgestellten Rostpilzes Uromyces minor J. Schröter in Cohn 1889 auf dem Wirt Trifolium dubium, dem Kleinen Klee.
Die neuesten Unterlagen von Urban & Markova, Poelt & Zwetko sowie auch Klenke weisen für diesen Rostpilz nur den Wirt Trifolium montanum aus.

Für den Wirt Trifolium dubium werden sowohl Uromyces striatus J. Schröter 1870 s. str., als auch Uromyces jaapianus Klebahn 1914 benannt, die jedoch nicht in Frage kommen können, weil Uromyces striatus wirtswechselnd ist und Uromyces jaapianus nur II - Uredien und III-Telien ausbildet, während Julia Fund einwandfrei I -Aezien und III-Telien aufweist.

Also blieb nur noch übrig, die Uromyces minor J. Schröter in Cohn 1889 im Gäumann einer kritischen Betrachtung zu unterziehen und mit Julias Fund zu vergleichen.

Sowohl die Befallsbilder der I - Aeziosporenlager mit gelben I-Aezien und Pseudoperidien mit weißem zerschlitzem Saum, als auch die schwarzbraunen nackten von Epidermis zum Teil noch bedeckten III -Teleutosporenlager entsprachen absolut der Beschreibung im Gäumann.
Auch die Mikromerkmale der III - Teleutosporen sowohl in Größe, als auch im Aussehen ( Warzen, Wanddicke etc. ) und Keimporenanordnung,- ausführung entsprachen den Werten im Gäumann.
Hier der Auszug für die III-Telien aus dem Gäumann, da Julia ja diese mikroskopiert hat:

III- Teleutosporenlager rundlich oder länglich, anfangs von der Epidermis bedeckt, später nackt, pulverig, oft zusammenfließend ( sehr gut auf letztem Befallsbild zu sehen ), von schwarzbrauner Farbe.
III-Teleutosporen ellipsoidisch bis fast kugelig; Länge 15 - 28 µm, meist 18 -20 µm, Ø 11 - 19 µm; Wand hellbraun bis kastanienbraun, ziemlich dick ( etwa 1,5 - 2 µm), glatt oder mit vereinzelten kleinen Warzen besetzt, die hie und da in Längsreihen angeordnet sind; Keimporus scheitelständig, von kleiner, farbloser Papille bedeckt ( sehr gut auf den Mikrobildern zu erkennen ). Stiel kurz, farblos, Sporen abfallend.

Gäumann schreibt zu den Wirten:Trifolium angustifolium L. und Trifolium montanum L.Ferner werden zahlreiche nordamerikanische Trifolium-Arten als Wirte genannt, aber kein Hinweis auf Trifolium dubium.

Ich werde mich mal mit Friedemann Klenke kurzschließen und auch mit Dr. Horst Jage, ob ihnen irgendwas in Richtung Trifolium dubium bekannt ist, denn da sowohl Befallsbilder, als auch Mikromerkmale absolut übereinstimmen, muß davon ausgegangen werden, daß es sich im vorliegenden Fall tatsächlich um Uromyces minor J. Schröter in Cohn 1889 handeln könnte.

Ein wirklich bemerkenswerter Fund ,ich berichte demnächst weiter, wenn ich Näheres weiß.

Herzliche Grüße Detlef

Literaturnachweise:
-Urban, Zdenek und Marková, Jaroslava: Catalogue of rust fungi of the Czech and Slovak Republics
Published by Charles University in Prague, Karolinum Press 2009
365 Seiten First Edition
ISBN 978-80-246-1664-3

-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden 1998
ISSN: 1434-1662

-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959

-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X

-Brandenburger, Wolfgang: Die Verbreitung der in den westlichen Ländern der Bundesrepublik Deutschland beobachteten Rostpilze ( Uredinales )
Eine Bestandsaufnahme nach Literaturangaben
Kategorie: Schriftenreihe Regenburger Mykologische Schriften Band 3
Erscheinungsdatum: 1994
Seitenanzahl: 381
Verlag: Regensburgische Botanische Gesellschaft
Herausgeber: A.Bresinsky und H. Besl
ISSN: 0944-2820
Anmerkungen: Erfassung der in der Bundesrepublik Deutschland beobachteten Rostpilze
mit ihren Wirtspflanzen mit neuer Nomenklatur, angelehnt an Gäumann "Rostpilze" und seinem Buch "Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen".

-Poelt, Josef und Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 12
2. revidierte und erweiterte Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil Heft1 Uredinales, 365 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1997
Bandherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2650-6

-Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 16
Supplement und Wirt-Parasit-Verzeichnis zur 2. Auflage des Catalogus Florae Austriae,III. Teil Heft 1 Uredinales, 67 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2000
Bandherausgeber: Friedrich Ehrendorfer, Institut für Botanik, Universtät Wien, A-1030 Wien
Serienherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Spezielle Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2910-6

Hallo Julia und alle Phytoparasitenfreunde,

ich habe von Friedemann Klenke auf meine Anfrage hin folgende Stellungnahme zum strittigen Wirt Trifolium dubium für den Rostpilz Uromyces minor J. Schröter in Cohn 1889 erhalten:

Lieber Herr Emgenbroich,
Uromyces minor kommt bei uns auf Trifolium montanum und auch auf T. dubium vor. Ich habe ihn selbst auch schon auf T. dubium gefunden. In der Literatur wird er für etliche weitere Trifolium-Arten angegeben, z.B. bei Viennot-Bourgin 1956, Majewski 1977. Ein tschechischer Kollege berichtete soeben von einem Fund auf T. ochroleucon in der Slowakei.
Ich glaube, wir haben diesen Pilz auf anderen Wirten übersehen und müssen mehr darauf achten.
Herzliche Grüße von
Friedemann Klenke

Also ist das Befallsspektrum noch größer, als bisher angenommen und wieder mal ein Beweis dafür, daß man den scheinbar unfehligen Unterlagen nicht immer unkritisch vertrauen soll ( denn nichts ist unmöglich: Toyota ) .

Ich habe Julias Bilder entsprechend aufbereitet und stelle sie gleich in die Datenbank fungiworld.com mit dem neuen Wirt ein; damit haben wir neben einem weiteren Wirt auch noch das III - Teleutostadium bildlich dort dokumentiert .

Herzliche Grüße Detlef