Seite 1 von 1

Echter Mehltau an Echium vulgare

Verfasst: Sa 7. Jul 2007, 23:57
von Harry
Hallo Phytofreunde,

der Natterkopf gehört in die Familie der Rauhblattgewächse. Er ist in unserer Region sehr häufig anzutreffen. Bis heute habe ich am Natterkopf noch nie etwas gesehen das an einen Phytoparasiten erinnern könnte. Meine Überraschung war um so größer als ich heute Nachmittag eine Pflanze fand die sehr stark von einem Mehltau befallen war. Hier die Bilder:

Wirt: Echium vulgare - Natterkopf

Blattvorderseite



Blattrückseite



Die Bilder sind wegen zu großer Windbewegung nicht am Originalstandort aufgenommen worden.

Was könnte das für ein Mehltau sein?

Gruß
Harry

Re: Echter Mehltau an Echium vulgare

Verfasst: So 8. Jul 2007, 11:44
von Dedimyk
Hallo Harry und alle Phytoparasitenfreunde,

hier ist eine makroskopische Bestimmung relativ einfach, da es auf Echium vulgare, dem gewöhnlichen Natternkopf, nach Klenke nur 2 Echte Mehltaupilzarten gibt und die eine davon ein sogenannter Xerothermpilz ist ( wärmeliebend, vorwiegend Mittelmeerraum ), so daß es sich um

Golovinomyces cynoglossi (Wallroth 1819) V.P.Gelyuta 1988, syn. Erysiphe cynoglossi (Wallroth 1819) Braun

handelt, der zerstreut auf Echium vulgare gefunden wird.

Hier noch eine kurze Beschreibung: Myzel glatt, dicht weiß, auch an Stängeln und Blüten; Konidien ellipsoidisch, Perithezien < 150 µm im Durchmesser.

Glückwunsch zu dem Fund und natürlich auch zu dem Trompetenbaum, habe ich eben vergessen zu erwähnen.


Herzliche Grüße Detlef

Literaturhinweis:
-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge
Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662

-Braun, Uwe: The powdery mildews ( Erysiphales ) of Europe, Gustav Fischer Verlag, Jena,
Stuttgart, New York 1995, 338 Seiten ISBN 3-334-60994-4 ( Jena ), ISBN 1-56081-424-1 ( New York )

-Phylogeny of Erisiphe, Microsphaera, Uncinula ( Erysipheae )
and Cystotheca, Podosphaera, Sphaerotheca ( Cystotheceae ) inferred from rDNA IST sequences- some taxonomic consequences
Autor: Braun, Uwe & Takamatsu, Susumu
Kategorie: Zeitschrift
Seitenanzahl:S.1 - 33
Schlechtendalia 4 ( 2000 ), Veröffentlichungen aus dem Institut für Geobotanik und Botanischer Garten der Martin Luther-Universität Halle-Wittenberg
Anmerkungen: Vollkommene Überarbeitung der Taxonomie und Nomenklatur anhand molekularbiologischer Untersuchungen

Re: Re: Echter Mehltau an Echium vulgare

Verfasst: So 8. Jul 2007, 19:58
von Harry
Hallo Detlef,


[quote=Dedimyk,08.07.2007, 11:44]

hier ist eine makroskopische Bestimmung relativ einfach, da es auf Echium vulgare, dem gewöhnlichen Natternkopf, nach Klenke nur 2 Echte Mehltaupilzarten gibt und die eine davon ein sogenannter Xerothermpilz ist ( wärmeliebend, vorwiegend Mittelmeerraum ), so daß es sich um

Golovinomyces cynoglossi (Wallroth 1819) V.P.Gelyuta 1988, syn. Erysiphe cynoglossi (Wallroth 1819) Braun

handelt, der zerstreut auf Echium vulgare gefunden wird.

[/quote]


meinst du nicht das deine Analyse ein bischen zu einfach gestrickt ist? Dieses Ausschlussverfahren wärmeliebend = Mittelmeerraum - gibts nicht in Deutschland sollte eigentlich in unserer Zeit überholt sein. Wenn man bedenkt was so alles an Pflanzen, Tieren, Insekten und auch Pilzen in den letzten 20 Jahren bei uns eingewandert ist, muss man sich fragen ob dies auch nicht einigen Phytoparasiten gelungen ist.

Gerade hier im Saarland, das man durchaus zu den wärmebegünstigten Gebieten Deutschlands zählen kann, ist die " Zuwanderungsrate " der einst hier nicht heimischen Organismen nicht zu verachten.

Beispiel:

1999 haben die Pilzfreunde Saar-Pfalz e.V. einen mediterranen Hartbovist ( Scleroderma polyrhizum ) neu für Deutschland nachgewiesen. Ich hab seinerseits in der AMO darüber publiziert.

Ich persönlich halte eigentlich sehr wenig von in den Büchern steht das nicht - also gibts das nicht. Zumal die meiste Phytoliteratur ja schon etwas betagt ist.

Detlef versteh das bitte jetzt nicht falsch. Ich zweifele deine Sachkenntnis auf dem Gebiet der Phytoparasiten nicht an, aber der Möglichkeit das auch wärmeliebenden Phytos der Sprung über die Alpen gelungen sein könnte , sollte man meiner Meinung nach doch mehr Beachtung schenken.

nix für Ungut

Harry

Re: Echter Mehltau an Echium vulgare

Verfasst: Mo 9. Jul 2007, 07:10
von Dedimyk
Hallo Harry und alle Phytoparasitenfreunde,

natürlich hast Du absolut recht mit Deinem Einwand bezüglich der Veränderungen und der Fundmöglichkeiten auch von sogenannten Xerothermpilzen bei uns.

Das sollte man im Vorfeld natürlich nie ausschließen und ich habe mich vielleicht auch zu unklar ausgedrückt, als ich das Kriterium Xerothermpilz als einziges Ausschlußmerkmal erwähnte, das ist leider oft der Fall wenn "Fachidioten" zuviel voraussetzen, da sie es als gegeben unterstellen. :wand:

Meine Aussage hätte hier also so aussehen müssen:

Es kommen 2 Echte Mehltaupilzarten auf Echium vulgare vor, doch ist hier die makroskopische Unterscheidung relativ einfach da:

Der 1. Pilz Leveillula taurica ( Léveillé ) Arnaud nur ein weißlich filziges Myzel auf Blättern mit lanzettlichen Konidien und Perithezien von > 150 µm Durchmesser aufweist und im übrigen als Xerothermpilz ( wärmeliebend, überwiegend Mittelmeerraum ) bisher noch nicht bei uns auf diesem Wirt nachgewiesen worden ist

Der Befall auf den Bildern zeigt aber ganz klar ein glattes dichtes weißes Myzel auf den Blättern und Stängeln ( kann auch auf die Blüten übergreifen ) , Konidien ellipsoidisch, Perithezien < 150 µm und somit kommt nur noch der Echte Mehltaupilz

Golovinomyces cynoglossi (Wallroth 1819) V.P.Gelyuta 1988, syn. Erysiphe cynoglossi (Wallroth 1819) Braun

in Frage, der zerstreut auf Echium vulgare gefunden wird.

Ich werde das zukünftig beherzigen und versuchen meine Stellungnahmen noch mehr zu präzisieren, um Irretationen zu vermeiden.

Deinen absolut berechtigten Einwurf habe ich natürlich nicht als Kompetenzabschneidung , sondern als echte konstruktive Kritik angesehen und werde sie dementsprechend zukünftig beherzigen, danke dafür, denn nur so können Ungereimtheiten im Vorfeld ausgeräumt werden. :diskus:


Herzliche Grüße Detlef