das Pilzfotopage - Forum

Hallo ihr Lieben,

heute möchte ich euch gerne einen sehr unauffälligen Brandpilz vorstellen.

Gefunden habe ich ihn am 18.07.2011 in D, Bayern, Oberbayern, Lkr. Berchtesgadener Land, Schönau am Königssee, NLP Berchtesgaden, nahe Abwärtsgraben, Wanderweg über Priesbergalm zum Carl von Stahl Haus, Almwiese; MTB: 8444/1/3, Höhe NN: 1480m in den Schoten von der Behaarten Gänsekresse (Arabis hirsuta).

An dem morgen hatte es geregnet und ich war kaum motiviert rauszugehen. Schloss mich dann einer netten Wandergruppe an, die zur Goglesalm wandern wollte (nicht über den Schneibstein sondern "unten" rum). Bis zur Abzweigung, die sich am Abwärtsgraben befindet lief ich in Regenhose und Regenjacke eingepackt also mit. Von dort aus habe ich dann auf dem Rückweg in Ruhe Phytos gesammelt. Gleich auf der ersten Wiese blieb ich relativ lang und das Wetter klarte dann auch auf.

Warum ich gerade die Schoten von dieser einen Gänsekresse öffnete, weiß ich nicht. Irgendwie hatte ich da so ein Gefühl....

Und siehe da, in den Schoten befand sich um die Samen Thecaphora thlaspeos (Beck) Vánky

Befallene Pflanze zeige keine Abnormitäten im Wuchs oder Habitus. Die befallenen Schoten waren äußerlich unverändert. Erst beim manuellen Öffnen der Schoten sah man violett braunes Sporenpulver, welches sich anstelle der Samen darin befindet oder diese umgibt. Die Sporen sind fast kugelig, 12-16 x 11-13µm und warzig.
Viel Erfolg bei der Nachsuche!

Liebe Grüße Julia

Moin Jule

Das gibt es ja nicht, du bist ja wie ein Trüffelhund, du riechst die Kleinpilze irgendwie schon - unglaublich Muß dich mal mitnehmen, kommst an die Leine und dann kannste schnüffeln nach Pilzen . Einen zweiten Vorteil hat es auch - endlich mal ne Frau an der Leine, ist ja sonst immer umgekehrt . Nee, aber mal im ernst, da ist dir mal wieder was Feines ins Händchen gefallen, Glückwunsch. Man muß neben einer guten spürnase auch immer etwas Glück im Gepäck haben, du hast öfter Beides.
Danke für den interessanten Beitrag und fürs Zeigen der Bilder.

Gruß Volker

Lieber Volker,

an die Leine nehmen???? Ich lass mich net an die Leine nehmen, da musste mich schon so trainieren, dass ich das auch ohne Leine mache

Aber es stimmt, ich habe oftmals Glück bei Kleinpilzen. Ich lese mir aber auch an, was potentiell auf versch. Wirten möglich ist und suche dann ganz gezielt. Gestern zum Beispiel habe ich ganz gezielt das Synchytrium auf Gagea gesucht und gleich an 2 Wirten gefunden.

Liebe Grüße Julia

Hallo ihr Lieben,

also, der Pilz ist nicht selten, übersehen oder zerstreut vorkommend. Ich habe dieses Jahr mal gezielt darauf geachtet und immer wenn ich Arabis hirsuta vor mir hatte mehrere Pflanzen beprobt (je eine Schote aufpulen) und hab nun 7 weitere Fundstellen zu dieser hier in Berchtesgaden.

Liebe Grüße Jule

Hi Julia,

den Pilz hast du mir ja schon live gezeigt, aber bist du sicher, dass der Wirt hier nicht Arabis ciliata ist ?
Dieser gedrängte Schotenstand kommt mir für Arabis hirsuta untypisch vor.

Gruß Matthias

Lieber Matthias,

ja, sicher. Durch den Pilz ist das Wachstum der Pflanze anormal verändert. In der Umgebung standen auch gesunde Arabis hirsuta.

LG Jule

Hallo,

alles klar.
Dass deine Lieblinge den Wuchs einer Pflanze extrem verändern können hab ich ja auch schon von dir vorgeführt bekommen.

Gruß Matthias

Lieber Matthias,

trotzdem vielen Dank für deinen Einwand Hab mittlerweile nochmal 3 Fundstellen von dem Pilz. Im moment kann ich aber nichts im Forum posten, weil ich einen extremen zeitlichen Engpass habe...

LG Jule

Hallo Julia und alle Phytoparasitenfreunde,

Julia hat geschrieben:Hallo ihr Lieben,
heute möchte ich euch gerne einen sehr unauffälligen Brandpilz vorstellen.
Gefunden habe ich ihn am 18.07.2011 in D, Bayern, Oberbayern, Lkr. Berchtesgadener Land, Schönau am Königssee, NLP Berchtesgaden, nahe Abwärtsgraben, Wanderweg über Priesbergalm zum Carl von Stahl Haus, Almwiese; MTB: 8444/1/3, Höhe NN: 1480m in den Schoten von der Behaarten Gänsekresse (Arabis hirsuta).
An dem morgen hatte es geregnet und ich war kaum motiviert rauszugehen. Schloss mich dann einer netten Wandergruppe an, die zur Goglesalm wandern wollte (nicht über den Schneibstein sondern "unten" rum). Bis zur Abzweigung, die sich am Abwärtsgraben befindet lief ich in Regenhose und Regenjacke eingepackt also mit. Von dort aus habe ich dann auf dem Rückweg in Ruhe Phytos gesammelt. Gleich auf der ersten Wiese blieb ich relativ lang und das Wetter klarte dann auch auf.
Warum ich gerade die Schoten von dieser einen Gänsekresse öffnete, weiß ich nicht. Irgendwie hatte ich da so ein Gefühl....
Und siehe da, in den Schoten befand sich um die Samen Thecaphora thlaspeos (Beck) Vánky
Befallene Pflanze zeige keine Abnormitäten im Wuchs oder Habitus. Die befallenen Schoten waren äußerlich unverändert. Erst beim manuellen Öffnen der Schoten sah man violett braunes Sporenpulver, welches sich anstelle der Samen darin befindet oder diese umgibt. Die Sporen sind fast kugelig, 12-16 x 11-13µm und warzig.
Viel Erfolg bei der Nachsuche!
Liebe Grüße Julia

Schon wieder ein schöner Brandpilz, diesmal einer, der die Früchte/ Samen befällt mit Thecaphora thlaspeos (Beck 1886) Vánky 2004 auf Arabis hirsuta der Behaarten Gänsekresse, den Du uns hier vorstellst.

In der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae) wird z.B. an Platterbsen Lathyrus ebenfalls an den Samen auch eine Thecaphora und zwar Thecaphora lathyri J.G.Kühn in Rabenhorst 1873 gefunden, nur an den vergleichbaren Wicken Vicia ist noch kein Brandpilz auf den Samen nachgewiesen.

Ich kenne ähnlichen Befall bei Oxalis ( Sauerklee ), wo Ustilago oxalidis Ellis & Tracy 1890 die Samen befällt und vergrößert.

Vielen Dank für die Vorstellung dieses interessanten neuen Brandpilzes, dessen Bilder ich natürlich schnellstens in die Datenbank fungiworld.com übernehmen werde.

Herzliche Grüße Detlef

Literaturhinweise:
-Scholz, Hildemar & Scholz Ilse:Die Brandpilze Deutschlands ( Ustilaginales )
Band 8 der Reihe "Englera" des Botanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem 1988, 691 Seiten
ISBN-3-921800-28-5

-Die Brandpilze Deutschlands ( Ustilaginales ), Nachtrag
Scholz, Hildemar & Scholz Ilse
Kategorie: Zeitschrift,Erscheinungsdatum: 2000, Seitenanzahl: 343 - 398
Verlag: Verh.Bot.Ver. Berlin Brandenburg Nr.133 S. 343-398, Berlin 2000

-Die Brandpilze Deutschlands ( Ustilaginales ), Nachtrag 2
Scholz, Hildemar & Scholz Ilse
Kategorie: Zeitschrift,Erscheinungsdatum: 2004, Seitenanzahl: 441 - 487
Verlag: Verh.Bot.Ver. Berlin Brandenburg Nr.137 S. 441-487, Berlin 2004

-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X

-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge
Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662

-Ellis, Martin,B. und Ellis, J.Pamela:Microfungi on Landplants, 888Seiten
The Richmond Publishing Co. Ltd.P.O.Box 963, Slough SL2 3RS England
ISBN: 085546 245 0 Paperback
ISBN: 085546 246 9 Hardback

-[ESF]: Vánky, K. (1994) - European Smut Fungi.