Spezialforum zum Thema phytoparasitische Kleinpilze ( Rost, Brand, Mehltaupilze etc. ) und tierische Gallen an Wild.- und Nutzpflanzen. Forumsstart - 15.07.2006
hier ein Rostpilz, der mir heute zum ersten Mal begegnet ist. Der Gewöhnliche Odermennig (Agrimonia eupatoria) L. ist in unserer Kante eine gewohnte Erscheinung, dann und wann kommt auch - allerdings sehr unstet - der nach Zitrone riechende Große Odermennig (A. procera Wallr. = A. odorata) vor.
Der Rostpilz zeigt pustelförmige, hübsch orange gefärbte Uredien an der Blattunterseite. Detlef hat mir die Bestimmung bestätigt und auf den (wahrscheinlichen) Wirtswechsel auf Weißtanne hingewiesen, die 50 m vom Fundort in einem Buchen/Tannen-Mischwald steht.
wir hatten ja schon im Chat über den Rostpilz auf Agrimonia eupatoria diskutiert und den mit Fragezeichen versehenen Wirtswechsel auf Abies, wie er im Klenke erwähnt wird.
Ich habe mir jetzt nochmal das Ganze im Gäumann angesehen und auch Gäumann schreibt:
Entwicklungsgang:unbekannt , Haplont wahrscheinlich auf Abies-Arten
Diese Aussage hatte mich ja bewogen, infolge des bei mir fehlenden Haplonten Abies, ein entsprechendes Vorkommen auszuschließen.
Dem ist aber nicht so, wie Gäumann weiter ausführt:
Obschon Teleutosporen im Frühwinter fast regelmäßig gebildet werden, ist der Entwicklungsgang, wohl wegen des nur sporadischen Auftretens noch nicht untersucht worden ( auch Klenke erwähnte bereits das seltene Vorkommen von Teleutosporen ).
Die Uredosporen vermögen im Klima der nördlichen gemäßigten Zone ihre Keimfähigkeit den Winter über zu behalten, möglicherweise perreniert auch das Myzel selbst im Wurzelstock ( in Canada wurden infizierte Agrimonia-Blätter gefunden zu einer Zeit, da sich die jungen Coniferennadeln noch nicht entwickelt hatten ).
Gäumann gibt als Verbreitung der Pucciniastrum agrimoniae an. Kosmopolitisch, nämlich ganz Europa ( von Großbritannien bis Rußland ), ganz Asien ( Sibirien bis Mandschurei und Sachalin, Indien, Japan ) ganz Afrika ( Nordafrika bis Südafrika ) und ganz Nordamerika bis Südamerika ( Brasilien ).
Das heißt ganz klar, daß wo Agrimonia-Bestände vorkommen ist mit entsprechenden Funden zu rechnen, was ich in Angriff nehmen werde.
Vielen Dank für die Vorstellung dieses interessanten Rostpilzes.
Herzliche Grüße Detlef
Literaturnachweise:
-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662
-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959