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Pucciniastrum epilobii
Verfasst: Mo 22. Sep 2014, 13:36
von f.v.seem
Ich versuche mich seit einiger Zeit etwas vertraut zu machen über Rostpilze insbesondere an Fuchsien. Ich bin biologischer Laie und hoffe hier ein paar verständliche Informationen zu erhalten.
In diesem Jahr ist allgemein in ganz Deutschland der Befall mit Fuchsienrost sehr stark.
Ich "weigere" mich vehement im Garten mit Fungiciden zu hantieren.
Kann ich hier etwas erfahren, wie man sich diesen Pilz vom Laibe halten kann.
Was bedeutet eigentlich die wirtswechselnde Lebensweise. Heißt das, dass die Sporen auf der entblätterten und zurückgeschnittenen Fuchsienpflanze gar nicht überwintern können?
Grüße
Friedrich
Re: Pucciniastrum epilobii
Verfasst: Mo 22. Sep 2014, 17:27
von Harry
Hallo Friedrich,
zunächst einmal ein herzliches Willkommen im Forum.
Ich bin jetzt nicht der absolute Rostpilzspezialist aber zumindest die Frage nach der wirtswechselden Lebensweise kann ich dir beantworten. Es gibt Rostpilze die ihren ganzen Entwicklungszyklus nur auf einer einzigen Pflanze vollziehen und jene die eben ein Teil ihre Entwicklung auf einer Pflanze beginnen und dann auf eine andere Pflanze wechseln um dort ihre Entwicklung abzuschließen. Pucciniastrum epilobii ist so ein Kandidat. Er beginnt seine Entwicklung mit 0-Pyknien und I-Aezien auf der Weißtanne ( Abies alba ) und wechselt dann auf Pflanzen aus der Familie der Nachtkerzengewächse ( Onagraceae ) um dort seine Entwicklung mit II-Uredien und III-Telien abzuschließen. Die Fuchsie gehört auch zu den Nachtkerzengewächsen ( Unterfamilie Onagroideae / Tribus Circaeeae ) und wird somit auch von Pucciniastrum epilobii befallen. Wenn du dich weigerst Chemie gegen den Rost einzusetzen kannst du auch alle im Umkreis von 500 m befindlichen Weißtannen fällen.
Ja ich weiß das klingt bescheuert aber es ist so. Bei den Rostpilzen geht man von einem Infektionbereich von etwa 500 Metern aus und in dem Bereich müssen sich bei dir Weißtannen befinden die entfernt werden müssten. Da Forst, Privatwaldbesitzer oder Gartenbesitzer wohl was dagengen haben werden musst du mit dem Rost leben, doch zur Chemiekeule greifen oder auf andere Balkonblumen umsteigen. Aber warten wir mal ab was unsere Spezialistin Julia dazu sagt. Vielleicht hat sie einen besseren Tip für dich.
Gruß
Harry
Re: Pucciniastrum epilobii
Verfasst: Mo 22. Sep 2014, 18:08
von f.v.seem
Hallo Harry,
schon mal vielen Dank für diese Antworten. Das mit der Weißtanne war mir bisher überhaupt nicht bewusst. Ich dachte bisher, nur das Weidenröschen ist der schlimme Kandidat. Auf andere Blumen umsteigen kommt keinesfalls infrage, denn ich liebe meine Fuchsiensammlung.
Und das ganze Dorf und den halben Wald abholzen geht natürlich auch nicht.
Meine eigentliche Frage ist die, ob die Pflanzen im Winterquartier den Rost sozusagen "speichern" können. Macht es Sinn beim Einräumen ins Winterquartier mit Fungiciden herumzuspritzen.
Die Pflanzen werden zurückgeschnitten und total entblättert. Es bleibt also nichts Grünes an der Pflanze.
In Fuchsien-Liebhaberkreisen bekommt man leider immer nur die Antwort: wenn das eine Gift nichts hilft - dann nimm ein anderes.
Gruß Friedrich
Re: Pucciniastrum epilobii
Verfasst: Mo 22. Sep 2014, 18:43
von Harry
Hallo Friedrich,
ich weiß jetzt nicht genau ob neben den Blättern noch andere Teile der Fuchsien befallen werden. Da müssen wir mal warten was Julia meint. Selbst wenn deine Pflanzen nun vollkommen frei von Rostpilzsporen ( bei Fuchsien sind glaub ich nur Uredosporen bekannt ) überwintern würden, heißt das nur dass von deinen Pflanzen keine Infektion der Weißtannen mehr erfolgen kann. Übrigens werden, wenn auch seltener, auch andere Tannenarten von Pucciniastrum epilobii befallen. Rostige Tannen können aber immer wieder deine Fuchsien infizieren. Nach meiner Meinung bleibt dir nichts anderes als zur Chemie zu greifen. Das sollte aber immer rechtzeitig geschehen. Ist der Rost erst sichtbar ist es zu spät. Ich denke vor oder während des Blattaustriebs ist der richtige Zeitpunkt. Aber das wird ja auf der Gebrauchanleitung stehen.
Gruß
Harry
Re: Pucciniastrum epilobii
Verfasst: Fr 26. Sep 2014, 09:46
von f.v.seem
Harry hat geschrieben:
Aber warten wir mal ab was unsere Spezialistin Julia dazu sagt. Vielleicht hat sie einen besseren Tip für dich.
Gruß
Harry

Hallo Julia,
hast Du mich übersehen

Re: Pucciniastrum epilobii
Verfasst: Sa 27. Sep 2014, 07:22
von Julia
Hallo,
ne, übersehen habe ich das nicht. Musste nur erstmal zeit finden.
Also dass der Rostpilz auf Fuchsie dieses Jahr in ganz Deutschland sehr stark ist, das kann ja sein. Also massiver Befall meinst Du? Dieses Jahr ist auch ein Glanzjahr für Kleinpilze vom Witterungsverlauf. Soviele Kleinpilze (Diversität) wie dieses Jahr und auch in der Stärke des Befalls habe ich letztes und die Jahre davor nicht gesehen.
Ich würde bei der Fuchsie auf jedenfall erstmal alle Blätter die runterfallen immer konsequent befallen. Denn die Uredien die auf den Blättern gebildet werden, können die Pflanze immer wieder neu infizieren, dazu braucht es erstmal nicht die Tanne. (Asexuelle Vermerhung). Für die sexuelle Vermehrung braucht es dann die Tanne, und da die meist hoch sind, können die Sporen schon weit fliegen. Also mehr als dieses massive Befalls Jahr aussitzen, die Blätter entfernen (am Boden liegende) und hoffen dass nächstes Jahr der Befall nur geringer ist, ist eigentlich die einzige Möglichkeit.
Der Pilz an sich ist nämlich auf dem Wirt gar nicht häufig. Man muss aber auch beachten, dass der Pilz auch auf Weidenröschen vorkommt. Wenn man also als Unkraut infiziertes Weidenröschen irgendwo rumstehen hat, von wo die Uredosporen dann infizieren können, dann bekommt die Fuchsie ihren Pilz wieder.
Der Pilz ist übrigens bestimmt auch im Stängel, nur weniger massiv und dann eben als Myzel. Aber so ein bisschen Selbstheilung kann die Pflanze ja auch
Liebe Grüße Jule
Re: Pucciniastrum epilobii
Verfasst: Sa 27. Sep 2014, 14:25
von f.v.seem
Danke Julia für diese wertvollen Hinweise.
Es kann also durchaus sein, dass wenn ich gar nichts mache außer dem Rückschnitt sich die Situation von alleine löst. Selbstheilung der Pflanze klingt irgendwie interessant.
Junge Weidenröschen bemerke ich derzeit mehrfach im Garten, sogar in Fuchsientöpfen. Erst dachte ich es seien junge Fuchsien, weil sie im kleinen Stadium so ähnliche Blätter haben.
Ich entferne diese sofort.
Kann Deiner Meinung nach pflanzen-/zellfestigende Vorbeugung das Eindringen des Rostpilzes behindern oder muss man zur Vorbeugung Fungicide anwenden. Zur Pflanzenfestigung wird Knoblauch, Schachtelhalm, Farnkraut u.a. empfohlen. Auch über Netzschwefel wie gegen Mehltau habe ich gelesen.
Was mache ich nun im Herbst mit meinem Ziergarten?
Laub entfernen - o.k.
Weidenröschen entfernen - Pflicht
Pflanzen spritzen - ungern
Völlig unsicher grüßt
Friedrich
Re: Pucciniastrum epilobii
Verfasst: Sa 27. Sep 2014, 19:41
von Julia
Hallo,
ich würde das erstmal beobachten ohne spritzen. Wenn die Pflanze keinen nennenswerten Schaden nimmt, ist doch erstmal ok.
Liebe Grüße Julia