Häufige pflanzenparasitische Pilze auf Löwenzahn
Verfasst: So 26. Okt 2014, 07:02
Hallo ihr Lieben,
den Großteil der auf Löwenzahn (Taraxacum) vorkommenden Pflanzenparasiten kann man eigentlich im Herbst nachweisen. Oft sind die Stadien dann auch reif genug um eine Bestimmung zu starten.
Löwenzahn. Wie ihr ja sicherlich wisst, zählen die Löwenzähne neben den Brombeeren und Habichtskräutern zu einer der artenreichsten Gattungen Deutschlands. Ich gibt nämlich nicht "den" Löwenzahn". Die Artenzahlen der Gruppe schwanken für Deutschland zwischen hunderten und tausenden, je nach dem welchem Artkonzept man folgt.
Zuerst ein Vertreter der Falschen Mehltaue (Oomycota). Bremia lactucae Regel s.l. verursacht an den Blättern oberseits eine gelbliche Verfärbung. Auf der Blattunterseite ist ein Rasen aus locker stehenden Konidienträgern ausgebildet. Die Verfärbung ist nicht konstant vorhanden, oft ist der Befall so schwach, dass oberseits keine Veränderungen stattfinden. Ich find den Pilz eher, weil ich bei etwas feuchterer Witterung (sodass die wenigen Konidienträger auch durch die Spaltöffnungen gucken) Löwenzahnblätter auf Verdacht umdrehe.
Die Konidienträger sind bäumchenförmig. Die Spitzen der Verzweigungen sind verbreitert.
Es handelt sich bei Bremia lactucae um eine Sammelart, dass heißt, das Pilz kommt auf zahlreichen verschiedenen Asteraceae vor, allerdings stecken hier mehrere verschiedene Arten drinnen, die erstmal durch molekulargenetische und phylogenetische Untersuchungen auseinander getrennt werden müssen. So steckt dort auch mal das Bremia lactucae auf Sonchus drinnen, die ist aber nun eine eigene Art, nämlich Bremia sonchicola.
Dann kommt auch ein Vertreter der Töpfchenpilze (Chytridiomycota) auf Löwenzahn vor - Synchytrium taraxaci de Bary & Woronin. Die Art ist leicht kenntlich durch die orangefarbenen gelben kleinen Gallen, die meist sehr dicht die Blätter befallen.
Die Dauersporangien sind orange.
Nun zu den Schlauchpilzen (Ascomycota).
Ramularia inaequalis (Preuss) U. Braun ist eine Anamorphe eines Schlauchpilzes und verursacht an Löwenzahn braune trockene Flecken. Auf diesen ist dann ein kurzer dichter Rasen aus weißen Konidienträgern ausgebildet. Ramularia Arten sind meist die Anamorphen von Mycophaerella Arten, aber von vielen dieser Ramularia Arten sind ihre Teleomorphen noch nicht bekannt, oder es gibt sie vielleicht auch einfach nicht.
Die Konidien sind hyalin, länglich und messen 10-30 x 1-1,5µm.
Der Pilz Protomyces pachydermus Thüm. zählt im weiteren Sinne zu den Wucherlingen (Taphrinomycotina). Er verursacht vor allem am Blattstiel und der Mittelrippe längliche Gallen. Diese sind meist unauffällig gefärbt. Gerade jetzt im Herbst kann man den Pilz zerstreut bis verbreitet finden. Wahrscheinlich ist er lokal häufiger.
Die ascogenen Zellen sind meist sehr groß und dickwandig.
Natürlich gibt es auch Echte Mehltaupilze auf dem Löwenzahn. Diese müssen allerdings immer mikroskopiert werden. Wenn das Myzel reif ist, und darin die Chasmothecien gebildet sind, dann ist die Unterscheidung am leichtesten.
Der häufigste Echte Mehltaupilz ist Podosphaera erigerontis-canadensis (Lév.) U. Braun & T.Z. Liu. Er bildet regelmäßig Fruchtkörper. Ich habe bisher auch noch keinen anderen Echten Mehltaupilz auf dem Wirt gefunden. Aber man soll ja niemals nie sagen....
Er ist leicht kenntlich an dem einen Ascus im Fruchtkörper.
Es kommt aber auch Golovinomyces cichoracearum (DC.) Heluta s.str. auf Löwenzahn vor, der hätte sehr viele Asci pro Fruchtkörper.
Zum Schluss nun zu den Ständerpilzen (Basidiomycota).
Auf Löwenzahn gibt es in Deutschland insgesamt 3 verschiedene Rostpilze.
Puccinia silvatica J. Schröt. ist ein wirtswechselnder Rostpilz (im Sommer zu verschiedenen Seggen). Er bildet nur Pyknien und Aezien auf dem Löwenzahn aus. Die Aezien sind becherförmig und orange. jetzt im Herbst ist der Pilz natürlich nicht mehr auf Löwenzahn, sondern auf diversen Seggen zu suchen.
Die Aeziosporen sind fein punktiert.
Die Unterscheidung zwischen den nächsten beiden Arten ist meist sehr schwierig. Puccinia taraxaci Plowr. ist der häufigere von beiden. Er bilder Uredien und Telien auf den Blättern aus. Hierbei sind die Telien aber meist nur spärlich vorhanden (oft nur zusammen in den Lagern mit den Uredien). Die Lager sind meist zahlreich auf der Blattfläche verteilt, als braune Punkte. Makroskopisch ist es allerdings bei den Lagern auf Löwenzahn oft schwer zu entscheiden, obs nun schon Telien sind oder noch recht dunkelbraune Uredien.
Uredosporen und Teliosporen
Puccinia variabilis Grev. bildet neben Uredien und Telien auch Pyknien und Aezien aus. Die Telien sind hier meist reichlich vorhanden, dafür die Uredien nur sporadisch. Ein Löwenzahnblatt mit Aezien, Uredien und Telien deutet dann natürlich auf P. variabilis hin,
Aeziosporen
Uredosporen und Teliosporen
aber: Es gibt hier sehr oft Doppelinfektionen. Sprich: Dieses genannte Befallsbild könnte auch eine Doppelinfektion hervorgerufen durch P. silvativa (Aezien) und P. taraxaci (Uredien und Telien) sein.
Ganz schön verzwickte Angelegenheit mit den Rostpilzen auf Löwenzahn. Hier helfen dann nur intensive Untersuchungen am Mikroskop.
Schaut doch einfach mal was ihr finden könnt.
Ich denke, gerade jetzt kann man gut Puccinia taraxaci, Protomyces pachydermus, Synchytrium taraxaci, Podosphaera erigerontis-canadensis, Ramularia inaequale und auch Bremia lactucae finden. Die anderen beiden Pilze sind eher was für den Sommer
Liebe Grüße Jule
den Großteil der auf Löwenzahn (Taraxacum) vorkommenden Pflanzenparasiten kann man eigentlich im Herbst nachweisen. Oft sind die Stadien dann auch reif genug um eine Bestimmung zu starten.
Löwenzahn. Wie ihr ja sicherlich wisst, zählen die Löwenzähne neben den Brombeeren und Habichtskräutern zu einer der artenreichsten Gattungen Deutschlands. Ich gibt nämlich nicht "den" Löwenzahn". Die Artenzahlen der Gruppe schwanken für Deutschland zwischen hunderten und tausenden, je nach dem welchem Artkonzept man folgt.
Zuerst ein Vertreter der Falschen Mehltaue (Oomycota). Bremia lactucae Regel s.l. verursacht an den Blättern oberseits eine gelbliche Verfärbung. Auf der Blattunterseite ist ein Rasen aus locker stehenden Konidienträgern ausgebildet. Die Verfärbung ist nicht konstant vorhanden, oft ist der Befall so schwach, dass oberseits keine Veränderungen stattfinden. Ich find den Pilz eher, weil ich bei etwas feuchterer Witterung (sodass die wenigen Konidienträger auch durch die Spaltöffnungen gucken) Löwenzahnblätter auf Verdacht umdrehe.
Die Konidienträger sind bäumchenförmig. Die Spitzen der Verzweigungen sind verbreitert.
Es handelt sich bei Bremia lactucae um eine Sammelart, dass heißt, das Pilz kommt auf zahlreichen verschiedenen Asteraceae vor, allerdings stecken hier mehrere verschiedene Arten drinnen, die erstmal durch molekulargenetische und phylogenetische Untersuchungen auseinander getrennt werden müssen. So steckt dort auch mal das Bremia lactucae auf Sonchus drinnen, die ist aber nun eine eigene Art, nämlich Bremia sonchicola.
Dann kommt auch ein Vertreter der Töpfchenpilze (Chytridiomycota) auf Löwenzahn vor - Synchytrium taraxaci de Bary & Woronin. Die Art ist leicht kenntlich durch die orangefarbenen gelben kleinen Gallen, die meist sehr dicht die Blätter befallen.
Die Dauersporangien sind orange.
Nun zu den Schlauchpilzen (Ascomycota).
Ramularia inaequalis (Preuss) U. Braun ist eine Anamorphe eines Schlauchpilzes und verursacht an Löwenzahn braune trockene Flecken. Auf diesen ist dann ein kurzer dichter Rasen aus weißen Konidienträgern ausgebildet. Ramularia Arten sind meist die Anamorphen von Mycophaerella Arten, aber von vielen dieser Ramularia Arten sind ihre Teleomorphen noch nicht bekannt, oder es gibt sie vielleicht auch einfach nicht.
Die Konidien sind hyalin, länglich und messen 10-30 x 1-1,5µm.
Der Pilz Protomyces pachydermus Thüm. zählt im weiteren Sinne zu den Wucherlingen (Taphrinomycotina). Er verursacht vor allem am Blattstiel und der Mittelrippe längliche Gallen. Diese sind meist unauffällig gefärbt. Gerade jetzt im Herbst kann man den Pilz zerstreut bis verbreitet finden. Wahrscheinlich ist er lokal häufiger.
Die ascogenen Zellen sind meist sehr groß und dickwandig.
Natürlich gibt es auch Echte Mehltaupilze auf dem Löwenzahn. Diese müssen allerdings immer mikroskopiert werden. Wenn das Myzel reif ist, und darin die Chasmothecien gebildet sind, dann ist die Unterscheidung am leichtesten.
Der häufigste Echte Mehltaupilz ist Podosphaera erigerontis-canadensis (Lév.) U. Braun & T.Z. Liu. Er bildet regelmäßig Fruchtkörper. Ich habe bisher auch noch keinen anderen Echten Mehltaupilz auf dem Wirt gefunden. Aber man soll ja niemals nie sagen....
Er ist leicht kenntlich an dem einen Ascus im Fruchtkörper.
Es kommt aber auch Golovinomyces cichoracearum (DC.) Heluta s.str. auf Löwenzahn vor, der hätte sehr viele Asci pro Fruchtkörper.
Zum Schluss nun zu den Ständerpilzen (Basidiomycota).
Auf Löwenzahn gibt es in Deutschland insgesamt 3 verschiedene Rostpilze.
Puccinia silvatica J. Schröt. ist ein wirtswechselnder Rostpilz (im Sommer zu verschiedenen Seggen). Er bildet nur Pyknien und Aezien auf dem Löwenzahn aus. Die Aezien sind becherförmig und orange. jetzt im Herbst ist der Pilz natürlich nicht mehr auf Löwenzahn, sondern auf diversen Seggen zu suchen.
Die Aeziosporen sind fein punktiert.
Die Unterscheidung zwischen den nächsten beiden Arten ist meist sehr schwierig. Puccinia taraxaci Plowr. ist der häufigere von beiden. Er bilder Uredien und Telien auf den Blättern aus. Hierbei sind die Telien aber meist nur spärlich vorhanden (oft nur zusammen in den Lagern mit den Uredien). Die Lager sind meist zahlreich auf der Blattfläche verteilt, als braune Punkte. Makroskopisch ist es allerdings bei den Lagern auf Löwenzahn oft schwer zu entscheiden, obs nun schon Telien sind oder noch recht dunkelbraune Uredien.
Uredosporen und Teliosporen
Puccinia variabilis Grev. bildet neben Uredien und Telien auch Pyknien und Aezien aus. Die Telien sind hier meist reichlich vorhanden, dafür die Uredien nur sporadisch. Ein Löwenzahnblatt mit Aezien, Uredien und Telien deutet dann natürlich auf P. variabilis hin,
Aeziosporen
Uredosporen und Teliosporen
aber: Es gibt hier sehr oft Doppelinfektionen. Sprich: Dieses genannte Befallsbild könnte auch eine Doppelinfektion hervorgerufen durch P. silvativa (Aezien) und P. taraxaci (Uredien und Telien) sein.
Ganz schön verzwickte Angelegenheit mit den Rostpilzen auf Löwenzahn. Hier helfen dann nur intensive Untersuchungen am Mikroskop.
Schaut doch einfach mal was ihr finden könnt.
Ich denke, gerade jetzt kann man gut Puccinia taraxaci, Protomyces pachydermus, Synchytrium taraxaci, Podosphaera erigerontis-canadensis, Ramularia inaequale und auch Bremia lactucae finden. Die anderen beiden Pilze sind eher was für den Sommer
Liebe Grüße Jule