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Seitling im Naturwaldreservat Mittelsteighütte
Verfasst: Mi 11. Feb 2015, 17:40
von FJAdrian

- Seitling.jpg (405.81 KiB) 9157 mal betrachtet
Ich als Pilzlaie habe diese Prachtexemplare als Seitlinge bestimmt.
Jetzt die Frage: Lungen- oder Austernseitling?
Oder was ganz anderes?
Was meinen / tippen die Experten?

Re: Seitling im Naturwaldreservat Mittelsteighütte
Verfasst: Mi 11. Feb 2015, 23:54
von Beorn
Hallo, Adrian!
Da gibt es drei Arten, die teils sehr schwer zu trennen sind:
Pleurotus ostreatus = Austernseitling (und diverse Zuchtformen von diesem, die auch in freier Wildbahn vorkommen)
Pleurotus cornucopiae = Rillstieliger Seitling
Pleurotus pulmonarius = Lungenseitling.
Zu beurteilen sind:
- Geruch
- Farben
- Wuchsform
- Lamellenansatz am Stiel / Stieloberfläche
- Stielbasis (striegelig oder nur filzig)
- eventuell Reaktion auf Sufovanillin
- eventuell mikroskopische Eigenschaften (dickwandige Hyphen vorhanden oder nicht).
Rein von der Optik sehe ich bei deinem Fund nichts, was gegen Pleurotus ostreatus spricht.
Das muss nicht viel heißen, weil ich den Geruch ja nicht kenne, die Stiele und Stielbasis nicht sehe und nur sehr wenig von den Lamellen erkennen kann.
LG, Pablo.
Re: Seitling im Naturwaldreservat Mittelsteighütte
Verfasst: Do 12. Feb 2015, 16:31
von Holger
Hallo Adrian,
ich schließe mich Pablo an, für mich sind es sogar höchst wahrscheinlich Austern, mit einem Prozent Unsicherheit. Auf 7 Uhr im Bild ist auch noch ein "angefressener" mit +- grauer Hutfarbe zu sehen. Die anderen FK sind einfach älter und ausgefärbt, evtl. auch mehrfach Frost. Wenn sich meine trüben Augen nicht irren, könnten auch noch FK nachwachsen, ganz unten auf halb 7 sehe ich so kleine "Köpfe"???? Da solltest Du in ein paar Tagen noch einmal vorbei schauen, dann sehen wir ob ich recht habe oder eine

neue Brille brauche.
Re: Seitling im Naturwaldreservat Mittelsteighütte
Verfasst: Do 12. Feb 2015, 21:26
von Annam
Hallo Franz-Josef!
Also ich sehe hier Pleurotus ostreatus, der bräunliche Farbton der Hutoberseite findet sich meist bei älteren Fruchtkörpern.
Zur Artabgrenzung hat ja Pablo schon angemerkt, auf welche Details dabei zu achten ist.
@ Holger
Die paar Tage dürften schon vorbei sein.....

oder behalten die Buchen bei euch im Winter grüne Blätter?
Lg Anna
Re: Seitling im Naturwaldreservat Mittelsteighütte
Verfasst: Do 12. Feb 2015, 22:37
von Harry
Hallo zusammen,
Annam hat geschrieben:
@ Holger
Die paar Tage dürften schon vorbei sein.....

oder behalten die Buchen bei euch im Winter grüne Blätter?
Köstlich!! Eine neue Brille ist wahrscheinlicher.
Gruß
Harry
Re: Seitling im Naturwaldreservat Mittelsteighütte
Verfasst: Fr 13. Feb 2015, 11:41
von Holger
Liebe Anna,

ich habe mir den Stamm cm für cm angeschaut, aber auf die Blätter......................................

ne ne ne, es wird wie Harry vermutet doch eine neue Brille werden.
Aber nicht nur Harry hat gelacht, ich auch und zwar laut, ist doch schön wenn man auch über sich selbst lachen kann.
Re: Seitling im Naturwaldreservat Mittelsteighütte
Verfasst: Di 17. Feb 2015, 18:57
von FJAdrian
Spricht etwas dagegen, dass das hier auch Austernseitlinge sind?
Re: Seitling im Naturwaldreservat Mittelsteighütte
Verfasst: Di 17. Feb 2015, 19:58
von Beorn
Hallo, Adrian!
Wenn du die umdrehst, wirst du Poren finden.
Was selbstverständlich Austernseitlinge völig ausschließt.
Freilich fehlt hier auch immens viel zur Bestimmung, aber spekulieren darf man ja mal:
Die Fruchtkörper sind ziemlich groß, dabei gut ausgewachsen, zeigen nirgendwo schwarze oder dunkelbraune Flecken. Die Hutoberseiten sind zoniert, in beige- und ockertönen, das Substrat sollte Nadelholz sein, Weißtanne wäre jetzt praktisch, aber Nadelholz muss erstmal reichen. Fundort in einer bergigen Region (sollte ja, wenn's das selbe Gebiet wie im Starbeitrag ist), bestimmt nicht unter 300m üNN, richtig?
Mit der Optik fallen alle mir bekannten Lamellenpilze flach, es ist also ein Porling. Da gibt es in der Optik, der Größe und an dem Substrat nicht besonders viel.
Idealerweise würde man den nun von unten angucken, einen Blick auf die eher groben, teils länglichen Poren werfen; einen Drucktest machen, der negativ wäre; dann eine Geschmacksprobe die geringfügig bis brennend scharf wäre.
Damit hätte man einen bergporling (Bondarzewina mesenterica) bestimmt.
PS.: Selbstverständlich wäre zB Schwefelporling (Laetiporus sulphureus) eine weitere Option, den findet man auch mal an Nadelholz. Ein Blick von unten würde es zeigen. Soll ja nur mal rein spekulativ sein.
LG, Pablo.
Re: Seitling im Naturwaldreservat Mittelsteighütte
Verfasst: Mi 18. Feb 2015, 10:10
von Holger
Hallo Adrian,
für mich sind das typische Schwefelporlinge, aber Pablo hat natürlich recht, es bleibt ein bisschen Unsicherheit.
@ Pablo, wie bestimmst Du den Stubben als Nadelholz? Ich sehe da eher einen Laubholzstubben, oder habe ich wieder etwas

verpasst?
Re: Seitling im Naturwaldreservat Mittelsteighütte
Verfasst: Mi 18. Feb 2015, 13:18
von rickenella
Holger hat geschrieben:Hallo Adrian,
für mich sind das typische Schwefelporlinge, aber Pablo hat natürlich recht, es bleibt ein bisschen Unsicherheit.
@ Pablo, wie bestimmst Du den Stubben als Nadelholz? Ich sehe da eher einen Laubholzstubben, oder habe ich wieder etwas

verpasst?
Hallo Holger,
zu den Pilzen kann ich soviel sagen, sollten das Schwefelporlinge sein, hätte ich wieder etwas dazugelernt, denn so habe ich den Pilz noch nie gesehen.
Aber ohne weiterführende Foto´s bleibt es für mich eben nur Spekulation.
@ Pablo, ich möchte mich der Fragestellung von Holger "... wie bestimmst Du den Stubben als Nadelholz?..." anschließen.
VG
Peter
Re: Seitling im Naturwaldreservat Mittelsteighütte
Verfasst: Mi 18. Feb 2015, 16:57
von FJAdrian
Also Schwefelporlinge sind das mit Sicherheit nicht, weil das nämlich die einzigen Pilze sind, die ich mit Sicherheit bestimmen kann. Schwefelporlinge sehen an der Mittelsteighütte so aus (die Farbe ist etwas gephotoshopt):
Re: Seitling im Naturwaldreservat Mittelsteighütte
Verfasst: Mi 18. Feb 2015, 20:15
von Beorn
Moin, Moin!
Naja, Schwefelporling war ja nur ein Beispiel. Die verändern ihre Farbe stark, wenn sie alt werden. Die Ruinen, die man im winter findet, sind komplett grauweiß.
Bei dem Stumpf finde ich das Zerbröckeln in längliche, aber gleichzeitig "viereckige" Stückchen sehr typisch für Nadelholz. Dazu kommt die Farbe und wie locker die Stumpfruine zu sein scheint.
Ein Laubholzstumpf in dem Zersetzungsgrad wäre schon wesentlich stärker überwuchert mit Moosen udn auch mit Pilzen. Was so der letzte Punkt wäre, die ganzen Arten, die im grunde obligat auf alten Laubholzstümpfen sitzen (Stereum rugosum, Stereum hirsutum, Trametes versicolor, Trametes gibbosa, Panellus stipticus, Hypoxylon sp, Xylaria sp; bei dem Vermorschungsgrad idR. vergesellschaftet mit Hypholoma fasciculare, Kuehneromyces mutabils usw) fehlen hier völlig.
Das aber nur am Rande.
Wäre ich nicht überzeugt, daß das Nadelholz ist, hätte ich übrigens statt dem Schwefelporling noch den Riesenporling (Meripilus giganteus) vorgeschlagen. Der sieht dem hier gezeigten Pilz noch ähnlicher, aber der geht wirklich nur an Laubholz nach meiner Erfahrung.
LG, Pablo.