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das Pilzfotopage - Forum • Myxomyceten – Schönlinge des Waldes Teil 3/2
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Myxomyceten – Schönlinge des Waldes Teil 3/2

Verfasst: Fr 27. Feb 2015, 14:57
von bibobb
Weiter geht es mit den Liceida (Liceales) im Teil 3/2 mit Lycogala, Enteridium, Dictydiaethalium und Tubifera
Kladogramm.png
Kladogramm.png (7.31 KiB) 4997 mal betrachtet
Zur Wiederholung:

Die Fruchtkörper der Liceida sind einfach gebaut; es fehlen in der Regel ein echtes Capillitium, eine Columella und Kalkknötchen. Es gibt höchstens ein Pseudocapillitium in Aethalien und bei bestimmten Cribraria- und Dictydinium-Arten CaCO3-Kristalle. Sie sind alle Hellsporer.

Dictydiaethalium plumbeum:

Die einzige bei uns vertretene Art dieser Gattung bildet fladenförmige Pseudoaethalien aus palisadenartig angeordneten 6-seitigen Einzelfruktifikationen, deren Seitenwände bei Reife bis auf die Kanten verschwinden mit einem baldachinartigen, gewölbten Deckel. Die Kanten bilden ein Pseudocapillitium.
Jede Fruktifikation beinhaltet ein Capillitium aus welligen Fäden.
Dictydiaethalium plumbeum klein.jpg
Dictydiaethalium plumbeum klein.jpg (245.14 KiB) 4997 mal betrachtet
Originalwert Bild aufgenommen am/um:
2013:12:28 16:11:56
Bild aufgenommen am/um:
Sa 28. Dez 2013, 15:11
Brennweite:
4.3 mm
Belichtungszeit:
1/250 Sek
Blendenwert:
f/4
ISO:
200
Weißabgleich:
Automatisch
Blitz:
Blitz nicht ausgelöst, Erzwungener Blitzmodus
Kamera-Hersteller:
Canon
Kamera-Modell:
Canon PowerShot SX40 HS
Belichtungskorrektur:
-1/3 EV
Belichtungsmessung:
Muster
Dictydiaethalium_plumbeum-3745-3756 klein.jpg
Dictydiaethalium_plumbeum-3745-3756 klein.jpg (151.51 KiB) 4997 mal betrachtet
Dictydiaethalium Pseudocap Stack2 klein.jpg
Dictydiaethalium Pseudocap Stack2 klein.jpg (117.52 KiB) 4997 mal betrachtet
Reticularia (Enteridium):

Zwischenzeitlich musste der ursprüngliche Name Reticularia zugunsten der zuerst beschriebenen Flechtengattung Reticularia aufgegeben werden.

Aktuell heißen die Enteridium-Arten scheinbar wieder Reticularia, da dies der ältere Name ist (Reticularia Bull. Herb. France pl. 326, 1787-88, statt Enteridium Ehrenb. Jahrb. Gewächsk. 1: 55, 1819).

Reticuaria lycoperdon:

Die Cortex (also die gemeinsame Hülle der im Aethalium verschmolzenen Einzelfruktifikationen) ist zunächst glatt und glänzend, dann aber sehr flüchtig, so daß die Sporen dann frei liegen.
klein.jpg
klein.jpg (152.63 KiB) 4997 mal betrachtet
Als weitere Reticualria-Art habe ich bisher nur Reticularia olivacea var. simulans gefunden, auf den ersten Blick nicht sehr ansehnlich, aber mit sehr fester Cortex:
Reticularia (Enteridium) olivaceum klein.jpg
Reticularia (Enteridium) olivaceum klein.jpg (172.67 KiB) 4997 mal betrachtet
Originalwert Bild aufgenommen am/um:
2014:01:18 13:40:47
Bild aufgenommen am/um:
Sa 18. Jan 2014, 12:40
Brennweite:
4.3 mm
Belichtungszeit:
1/6 Sek
Blendenwert:
f/2.7
ISO:
200
Weißabgleich:
Automatisch
Blitz:
Blitz nicht ausgelöst, Erzwungener Blitzmodus
Kamera-Hersteller:
Canon
Kamera-Modell:
Canon PowerShot SX40 HS
Belichtungskorrektur:
-1/3 EV
Belichtungsmessung:
Muster
Tubulifera:

In unserem Gebiet gibt es 2 Arten.

Tubulifera dictyoderma:

Das Pseudoaethalium dieser nicht sehr häufigen Art sieht fast aus wie Dictydiaethalium plumbeum, aber die Peridie der Einzelfruktifikationen ist dauerhaft und bildet daher duch den gesamten Fruchtkörper feste miteinander verwachsene Wände und die Sporen sind mit 5,5 – 6,5 µm Ø nur halb so groß wie bei D.
Tubifera_dictyoderma_Pseudoaethalium1-6d klein.jpg
Tubifera_dictyoderma_Pseudoaethalium1-6d klein.jpg (146.44 KiB) 4997 mal betrachtet
Interessant ist die bienenwabenartige Struktur der Oberfläche.
Interessant ist die bienenwabenartige Struktur der Oberfläche.
Tubifera_dictyoderma_15a klein.jpg (168.29 KiB) 4997 mal betrachtet
Tubulifera arachnoides:

Der alte Name ist Tubulina ferruginea. Im Gegensatz zu T. dictyoderma sind die Einzelsporocarpien hier noch deutlich zu erkennen.
Tubulifera arachnoides klein.jpg
Tubulifera arachnoides klein.jpg (179.55 KiB) 4997 mal betrachtet
Rechts neben dem rechten Fruchtkörper steht die Cribraria cancellata, die ich in Teil 3.1 vorgestellt habe!
Hier etwas näher. Links erkennt man noch sehr gut den Hypothallus des Pseudoaethaliums von T. arachnoides.
Tubifera_ferruginosa_und Cribraria-Stack3b klein.jpg
Tubifera_ferruginosa_und Cribraria-Stack3b klein.jpg (245.3 KiB) 4997 mal betrachtet
Das Capillitium ist spärlich und besteht höchstens aus dünnen, mit der Wand verbundenen Fäden mit anhaftenden Sporen.
Tubifera_ferruginosa-Capill-mit Sporen klein.jpg
Tubifera_ferruginosa-Capill-mit Sporen klein.jpg (150.17 KiB) 4997 mal betrachtet
Lycogala:

Bildet kugel-, kegel- oder polsterförmige Aethalien. Die Cortex ist derb und im reifen Zustand von unregelmässigen Schuppen bedeckt. Bei uns kommen 4 Arten vor.

Lycogala conicum:

Kugelige bis konische Aethalien, 0,8 – 2,5 mm Øund 1-3,5 mm hoch.
L-conicum1 klein.jpg
L-conicum1 klein.jpg (102.38 KiB) 4997 mal betrachtet
Originalwert Bild aufgenommen am/um:
2012:06:17 14:13:49
Bild aufgenommen am/um:
So 17. Jun 2012, 12:13
Brennweite:
0 mm
Belichtungszeit:
1/1 Sek
Blendenwert:
f/0
ISO:
200
Blitz:
Blitz nicht ausgelöst, Erzwungener Blitzmodus
Kamera-Hersteller:
PENTAX Corporation
Kamera-Modell:
PENTAX *ist DL
Belichtungsmodus:
Manuell
Belichtungskorrektur:
0 EV
Belichtungsmessung:
Zentrums-basierte Gewichtung
Lycogala conicum klein.jpg
Lycogala conicum klein.jpg (163.26 KiB) 4997 mal betrachtet
Lycogala epidendrum „Blutmilchpilz“:

Einer der bekanntesten und häufigsten Myxos unserer Wälder.
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aa-Lyogola_epidendrum_a_IMGP3173_Blutmilchpilz_.klein.jpg (218.68 KiB) 4997 mal betrachtet
Originalwert Bild aufgenommen am/um:
2007:09:23 16:21:12
Bild aufgenommen am/um:
So 23. Sep 2007, 14:21
Brennweite:
43 mm
Belichtungszeit:
1/20 Sek
Blendenwert:
f/6.7
ISO:
400
Weißabgleich:
Automatisch
Blitz:
Blitz nicht ausgelöst, Erzwungener Blitzmodus
Kamera-Hersteller:
PENTAX Corporation
Kamera-Modell:
PENTAX *ist DL
Belichtungsmodus:
Kreativprogramm (optimiert auf größtmöglichen Schärfebereich)
Belichtungskorrektur:
0 EV
Belichtungsmessung:
Muster
Sieht er in der Abendsonne nicht richtig goldig aus?
Sieht er in der Abendsonne nicht richtig goldig aus?
Lycogala-epidendrum_IMGP8036-stack_b klein.jpg (230 KiB) 4997 mal betrachtet
*1 [Hierzu noch eine Diskussion zur Unterscheidung von L. epidendrum und L. terrestre] 


Lycogala flavofuscum:

Sieht fast aus wie Enteridium lycoperdon, ist aber meist auf waagerechtem Untergrund. Außerdem ist die Cortex ausdauernd und sehr fest aus mehreren Schichten.
Lycogala flavofuscum klein.jpg
Lycogala flavofuscum klein.jpg (135.9 KiB) 4997 mal betrachtet
So, das soll als Überblick über die Liceida = Liceales genügen.

Viel Spaß mit den Bildern, in Teil 4 geht es weiter mit den Trichiida und dann wird es richtig bunt.

Bis demnächst,

Bernd

1. Hermann Neubert, Wolfgang Nowotny, Karlheinz Baumann, Heidi Marx: Die Myxomyceten Deutschlands und des angrenzenden Alpenraumes unter besonderer Berücksichtigung Österreichs. Bd. 1–3, Karlheinz Baumann Verlag, Gomaringen 1995

40. A.-M. Fiore-Donno, C. Berney, J. Pawlowski, S.L. Baldauf: Higher-Order Phylogeny of Plasmodial Slime Molds (Myxogastria) Based on Elongation Factor 1-A and Small Subunit rRNA Gene Sequences. In: Journal of Eukaryotic Microbiology, 52, S. 201–210, 2005

*1 Lycogala epidendrum vs. Lycogala terrestre:

Das wurde an dieser Stelle ausführlich diskutiert: http://www.pilzforum.eu/board/thema-lyc ... -terrestre

Martin und Alexopoulos, The Myxomycetes, 1969 führen L. terrestre Fries, Symb. Gast. 10, 1817 als Synonym zu L. epidendrum (L.) Fries, Syst. Myc. 3; 80, 1829 auf und die Beschreibung deckt auch beide Formen sowohl bzgl Farbgebung als auch bzgl. Pseudocapillitiumdurchmesser ab.

Nannenga-Bremekamp, De Nederlandse Myxomyceten, engl. Übersetzung von 1989 bezieht sich ebenfalls auf Fries 1829 und erklärt, dass die verschiedenen Farbvariationen (Blasses Aethalium mit pinkfarbigen Sporen oder dunkles Aethalium mit grauer Sporenmasse) wahrscheinlich als verschiedene Varietäten getrennt werden sollten.

Neubert, Nowotny, Baumann, Die Myxomyceten 1995 bezieht sich ebenfalls auf Fries 1829 und beschreiben die Farbfariationen beim Aethalium und Sporen, sowie die unterschiedlich dicken Pseudocapillitiumfäden. Obwohl bei Ihnen der Begriff terrestre nicht auftaucht, äußern sie auch die Vermutung, dass es sich um eine Sammelart handeln könnte, obwohl eindeutige mikroskopische Trennmerkmale fehlen.

Poulain, Meyer, Bozonnet, Les Myxomycètes 2011 haben zwar beide im Schlüssel L. epidendrum und E. terrestre = E. epidendrum var. terrestre, unterscheiden aber nicht im Bildteil.

Wahrscheinlich muss man eine Sequentierung abwarten, um über Art oder Varietät zu entscheiden - ich neige eher zu der Varietät-Alternative.

Re: Myxomyceten – Schönlinge des Waldes Teil 3/2

Verfasst: Sa 28. Feb 2015, 08:32
von Harry
Hallo Bernd,

:su:

Wieder einmal ein hochinteressanter, toll bebilderter und lehrreicher Beitrag von dir. So langsam verstehe ich die Experten, die sich mit diesen Schleimbäuchen beschäftigen.
Übrigens ein lustiger Name, finde ich. Vielen Dank fürs Zeigen.

Gruß
Harry

Re: Myxomyceten – Schönlinge des Waldes Teil 3/2

Verfasst: Sa 28. Feb 2015, 12:31
von bibobb
Hallo Harry,

danke für Deinen Kommentar. Das zeigt mir, dass ich es wohl ganz gut schaffe, meine Begeisterung für die Winzlinge zu vermitteln :-) .

Allgemein finde ich es allerdings schade, dass es in diesem Forum trotz vieler Zugriffe auf die Beiträge so wenig Feedback bei vielen Artikeln gibt.

Ich wünsche Dir und der Familie ein sonniges Wochenende.

Bis demnächst,
Bernd

Re: Myxomyceten – Schönlinge des Waldes Teil 3/2

Verfasst: Sa 28. Feb 2015, 21:31
von Beorn
Hallo, Bernd!

Víele sind sicher auch eher die stillen Genießer. Und schreiben erstmal nichts, wenn sie nichts konstruktives und keine Kritik beitragen können.
Aber manchmal ist auch ein einfaches Danke schön.
Darum in diesem Sinne:
:danke


LG, Pablo.

Re: Myxomyceten – Schönlinge des Waldes Teil 3/2

Verfasst: Di 17. Mär 2015, 21:51
von Joschi
Hallo Bernd,

faszinierend!

Gruß Joschi