Hallo Julia und alle Phytoparasitenfreunde,
[quote=Julia,04.12.2007, 07:54]
Hi!
Diesen Rostpilz an Persicaria amphibia (dem Wasser-Knöterich), habe ich am 15. September gefunden.
Um welchen könnte es sich hierbei handeln?
mfg Jule
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Julia hatte mir den Herbarbeleg mit dem Rostpilz auf Persicaria amphibia, syn. Polygonum amphibium, dem Wasser-Knöterich im Rahmen der Gesamtsendung mitgeschickt und heute morgen nach meiner Nachfrage anläßlich des Mikropierens, diesen Beitrag eingestellt.
Auf den Blattunterseiten, gut auf Bild 2 und 4 zu sehen, waren braune III-Teleutosporenlager angeordnet, die ich mikroskopiert und darin neben III-Teleutosporen auch noch vereinzelt II-Uredosporen vorgefunden habe.
Hier die Mikrobilder in 400 facher Vergrößerung:
Über den Schlüssel von Klenke und Gäumann war die Bestimmung gut durchführbar, da wirtsbezogen gerade das gleichzeitige Vorkommen von III-Uredosporen in den Teleutolagern ganz typisch neben den Ausführungen der Teleutosporen für den Rostpilz
Puccinia polygoni-amphibii var. polygoni-amphibii Persoon 1801
ist, der verbreitet auf Persicaria amphibia gefunden werden kann.
Hier die relevanten Daten zur Erkennung aus Brandenburger, Gäumann und Klenke:
II-Uredosporenlager auf beiden Blattseiten , rundlich , früh nackt ( keine Epidermisbedeckung )
II-Uredosporen vekehrt eiförmig bis ellipsoidisch, meist 25 - 28 µm lang, Durchmesser 18 -21 µm; Wand ziemlich dick, gelbbraun, mit locker stehenden feinen Stacheln besetzt; Keimporen 2, oft einander gegenüberliegend, in der oberen Hälfte der Spore.
III-Teleutosporenlager wenig vorgewölbt.
III-Teleutosporen teils in denselben Lagern entstehen wie die Uredosporen, teils für sich allein in Lagern, welche die uredoführenden oft kreisförmig umgeben ( gut zu sehen Mikrobild1 und 2 ).
Erstere ( uredoführende ) Lager auf beiden Blattseiten nackt, mit zahlreichen farblosen Fäden ( wohl Stiele der abgefallenen Uredosporen ) untermischt, die die Teleutosporen etwas überrragen;letztere ( ausschließlich Teleutosporen führende ) Lager anfänglich im Gewebe der Nährpflanze eingesenkt und epidermisbedeckt, braun, warzig-höckerig erscheinend und ganz vorwiegend blattunterseits auftretend.
Teleutosporen ellipsoidisch bis keulenförmig, die der anfänglich uredoführenden Lagern am Scheitel meist regelmäßig gerundet, die der ausschließlich teleutosporenführenden, länger epidermisbedeckten Lager oft mit unregelmäßigem, abgestutztem Scheitel.
Sämtliche Teleutosporen allmählich in die Basis verschmälert, an der Grenze beider Zellen wenig eingeschnürt; Länge 35 - 52 µm, Durchmesser 16 -22 µm; untere Zelle gewöhnlich länger und schmaler als die obere; Wand glatt, gelbbraun, am Scheitel stark verdickt; Keimporus der oberen Zelle scheitelständig, derjenige der unteren hart an der Scheidewand ; Stiel fest gelblich oder farblos.- Anomalie: einzellige Teleutosporen ( ich habe auch einige einzellige Teleutosporen gefunden )
Puccinia polygoni-amphibii var. polygoni-amphibii Persoon 1801,
vollendet auf dem Dikaryophyten ( Telienwirt ) Persicaria amphibia ihre Entwicklung mit II-Uredien und III-Telien bis sie zur Neuinfektion auf den Haplonten ( Aezienwirt ) Geranium wechselt und dort ihre Entwicklung mit 0-Pyknien und I-Aezien wieder beginnt.
Ich hatte bisher nur das I-Aezienstadium auf dem Haplonten Geranium molle, dem Weichen Storchschnabel gefunden und zeige nachfolgend 2 Bilder eines älteren Fundes zum Kennenlernen:
Damit ist auch diese Bestimmung jetzt durchgeführt und mikroskopisch abgesichert worden.
Das Schöne daran ist auch, daß wir jetzt quasi mit Julias und meinen Bildern die komplette Entwicklung des Rostpilzes
Puccinia polygoni-amphibii var. polygoni-amphibii Persoon 1801,
von 0-Pyknien, I-Aezien, II Uredien bis III Telien auf den beiden Wirten Persicaria amphibia und Geranium molle dokumentiert haben.
Vielen Dank fürs Zeigen und den Herbarbeleg
, der mir die Möglichkeit gab diesen im Uredo,- und Teleutostadium mir bisher unbekannten Rostpilz zu untersuchen.
Herzliche Grüße Detlef
Literaturnachweise:
-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662
-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959
-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X