Hallo Holger,
Wühlmull hat geschrieben:
ich habe die Art letztes Jahr erstmals gefunden und hielt sie zuerst für Sarcoscypha coccinea - wegen der Erlen und den geraden Haaren. Nach einigem Hin und Her kam ich dann aufgrund des Aussehens der Sporen und der sie komplett umgebenden Schleimhülle auf S. jurana.
1. Her sieht man die geraden Haare der Außenseite. Damit war S. austriaca vom Tisch.
jura8.jpg
2. Die Sporen mit der Schleimhülle. Bei S. austriaca fehlt sie ganz und bei S. coccinea soll sie lediglich an den Enden der Sporen zu sehen sein.
schleimhuelle.jpg
3. Sporen mit Abmessungen
sporen-kelchbecherling.jpg
Das Substrat war/ist nicht einfach auszumachen, da hier Schwarzerlen, Linden und einige wenige Eschen untermischt stehen. Fundort ist ein Auwald am Bliesufer, wo sich der Buntsandstein aus der Homburger Gegend langsam mit Ausläufern des Muschelkalks des südlichen Bliesgaus mischt.
MTB ist 6709/243
- Zuerst einmal herzlichen Dank für deine ausführliche Antwort:
---> Vorab:
(1) S. jurana ist im Ulmer Raum die mit Abstand häufigste Art dieser Gattung, die hier m.W. noch nie in einem Auwald (dort findet mit recht selten S. austriaca!)
(2) ZOTTO (Otto Baral) beschreibt das Areal dieser Art mit
"S jurana- montaneous Europe, highly basic soil, 350-700 mNN, XI-V
- restricted to Tilia!".
- Und das passt in allen Punkten zu den Funden im Ulmer Raum.
---> Ok, bei deinem Fund dürfte die Baral-Höhenlage nicht passen! Macht nix, da auch Harald Zülsdorf (in einem anderen Bundesland) einen Fund in niedriger Höhenlage gefunden hat.
- Aber, immerhin hast du auch "Linden" am Fundort erwähnt.
(3) Als ausgewanderter Saarländer (!) kenne ich auch deine Fundortgegend gut und kann nachvollziehen, dass dort bereits Muschelkalk vorkommt.
(4) Ich beurteile in meinem nachfolgenden Kommentar nur die europäischen Arten "S. aurantiaca; S. coccinea; S. jurana), die m.W. bisher in der BRD nachgewiesen wurden.
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Jetzt zu deinen Detail-Angaben:
Zu (1): S. austriaca (hat korkenzieherartige Excipulum-Haare) kann man definitiv ausschließen. Man sollte diese Haare übrigens am Übergang von Becher und Stiel entnehmen.
Zu (2/3): Ja, die Schleimhülle ist ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal. Aber, für mich noch überzeugender sind (a) die zwei großen "Guttulen (Öltröpfchen), (b) die polare Abplattung, (c) das L/D-Verhältnis der Sporen.
---> Und die überzeugen mich (*) davon, dass du (überrascht mich) in der Tat "Sarcoscypha jurana" gefunden hast!!!!!
(*) zumal du auch Linden, Muschelkalk erwähnt hast.
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- Du solltest deinen Fund kartieren, da bisher nur "Tomate" (*) einen Saarland-Fund dieser Art in MTB6608/4 kartiert hat!!!
- "Tomate" hat übrigens im MTB6608/4 auch S. austriaca kartiert!!!
(*) Ein mir bekannter versierten Mikroskopierer, dessen Bestimmung ich nicht anzweifle.
Grüße
Gerd
PS.
- Ein bekennender Asco-Muffel, der sich allerdings ausnahmsweise mit dieser Gattung duelliert hat.
- Na ja, mir fehlt leider noch S. coccinea, eine Art, die bisher auch im Saarland in der BRD-Online-Kartierung noch nicht nachgewiesen wurde.
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- Bei der Gattung "Sarcoscypha" fällt mir sofort "Zotto" (Otto Baral, der Papst dieser Gattung) ein:
---> Er hat versucht einen "einzigen" Standort von "gelb/orangen" Fruchtkörpern von S. jurana im Ulmer Raum auszurotten, indem er alle Fruchtkörper (inkl. Substrat) einsammelte und das auch noch stolz (hat mir vor Kurzem ein Referent unseres Pilzstammtisch bestätigt) weiter verbreitete.
----> Zum Glück ist ihm die in Kauf genommene Ausrottung nicht gelungen. Denn so etwa 20 m entfernt sind jetzt (nach knapp 10 Jahren) erneut Fruchtkörper dieser Art aufgetaucht!!!
Mein eindringlicher Rat:
---> Zeige Zotto in Zukunft keinen Standort, an dem ihn interessierende Besonderheiten wachsen!!!!!!!!!!
So nebenbei:
- Ich wäre dankbar, wenn jemand meine "Zotto-Kritik" an "Zotto" weiterleiten würde:
---> Ob er reagiert beurteile ich als fraglich. Denn er hat nicht einmal eine Anfrage (in einem anderen Forum) wie man seine Sporen-Messung zu interpretieren hat beantwortet.
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- Ok, so lange "Zotto" nicht reagiert, werde ich in Zukunft in allen Foren (in denen ich tätig bin) nutzen, um diesen Ausrottungsversuch zu publizieren.
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Denn, "Pilzpäpste" beurteile ich definitiv nicht als unfehlbar.