das Pilzfotopage - Forum

Hallo,

heute waren wir mal wieder im Rautal, nach Blassem Knabenkraut gucken und ob die Hybride mit Manns-Knabenkraut (Orchis x hausknechtii) auch da ist. War sie nicht, aber etwa 50-100 Blasse Knabenkräuter, bereits knapp über die Hochblüte hinaus.

Auf dem Rückweg kamen wir an dem größten Winterlings-Vorkommen Deutschlands vorbei und Tanja entdeckte, dass viele Pflanzen einen Brand direkt unter dem Blatt am Stängel hatten.
So sieht es hier im März aus:



Da sowohl im "Klenke" als auch bei "Ellis und Ellis" nur eine einzige Art von Eranthis bekannt ist, nämlich Urocystis erianthidis, nehmen wir unmikroskopiert an, dass es sich um diese Art handelt.

Da KLENKE die Art als für Sachsen noch nicht vorgefunden angibt, nehmen wir an, dass er nicht sehr häufig sein kann. Vermutlich werden die Gartenpflanzen nicht oder kaum befallen, doch in diesem mehrere Hektar großen Bestand in Jena kann er sich natürlich prima halten.

Hier die Bilder vom Brand:






beste Grüße,
Andreas und Tanja

Wow, so eine Fläche mit Winterlingen habe ich ja überhaupt noch nicht gesehen :

Gruß Michael

Hallo Tanja und Andreas sowie alle Phytoparasitenfreunde,

da ist euch beiden ein wirklicher Glücksfund gelungen.
Zuerst hat mich das riesige Vorkommen des Winterlings begeistert und dann natürlich der Fund des Brandpilzes

Urocystis eranthidis ( Passerini 1871) Ainsworth & Sampson 1950

den ihr absolut richtig bestimmt habt.

Lt. Professor Scholz in seiner Englera 8 und den Nachträgen ( siehe Literatuthinweis ) ist dieser Brandpilz extrem selten und bisher nur aus Bayern, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern bekannt.
Weitere Verbreitung in Europa: Dänemark, Großbritannien ( hier Erstbeschreibung ), Italien und Rumänien.

Auch Foitzik, der 1996 eine erste provisorische Rote Liste für Phytoparasiten aufgestellt hat schreibt:
"Extrem seltene Art, die aber zu starkem und ausdauerndem Befall führt!"

Ich gehe mal davon aus, daß ihr bestimmt ausreichend Herbarbelege mitgenommen habt und bitte Euch um ein Belegexemplar, das ich mikroskopieren kann, um diesen für mich unbekannten Brandpilz kennen zu lernen.

Wenn ihr einverstanden seid, dann würde ich auch sehr gern die Bilder mit Euch als Bildautoren, entsprechend aufbereitet in die Datenbank pilzbestimmung.de einstellen und um die dann von mir erzeugten Mikrobilder ergänzen.

Gebt bitte Nachricht, ob ich zum einen ein Belegexemplar bekommen kann ( mit MTB, Fundort und Datum ) und ob ihr mit der Veröffentlichung der Bilder einverstanden seit ( hat in der Vergangenheit prima geklappt).

Wenn ich den Brand dann mikroskopiert habe, stelle ich ihn abschließend mit seinen Daten und Merkmalen hier noch vor.


Herzliche Grüße Detlef



Literaturverzeichnis:
-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662

-Scholz, Hildemar & Scholz Ilse:Die Brandpilze Deutschlands ( Ustilaginales )
Band 8 der Reihe "Englera" des Botanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem 1988, 691 Seiten
ISBN-3-921800-28-5

-Die Brandpilze Deutschlands ( Ustilaginales ), Nachtrag
Scholz, Hildemar & Scholz Ilse
Kategorie: Zeitschrift,Erscheinungsdatum: 2000, Seitenanzahl: 343 - 398
Verlag: Verh.Bot.Ver. Berlin Brandenburg Nr.133 S. 343-398, Berlin 2000

-Die Brandpilze Deutschlands ( Ustilaginales ), Nachtrag 2
Scholz, Hildemar & Scholz Ilse
Kategorie: Zeitschrift,Erscheinungsdatum: 2004, Seitenanzahl: 441 - 487
Verlag: Verh.Bot.Ver. Berlin Brandenburg Nr.137 S. 441-487, Berlin 2004

-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X

Hallo Detlef,

Ups, damit hätte ich gar nicht gerechnet, daß der selten sein soll.
Aber daß Foitzik (übrigens der Papa von einem Freund von unserm Felix) ihn als extrem selten bezeichnet, wie du schreibst, hat mich schon stutzig gemacht - immerhin war der sicher nicht selten an eben diesem Standort unterwegs.
Wir haben eben Gerald Hirsch angerufen, selbst guter Phytokenner und Thüringer Kartierungschef, und er ist tatsächlich noch nicht in Thüringen nachgewiesen.
Das war mir kaum vorstellbar, da die ganze Fläche Winterlinge (und das ist mehr als auf dem ersten Foto von Andreas) konstant befallen war.

Ich habe ihn gestern auch noch gemalt:



Heute Abend grillen wir; da werd ich in unserem Garten mal wieder nach Brand-Neufunden Ausschau halten ....

Viele Grüße,
Tanja

[quote=Huperzia,06.05.2008, 08:50]
Heute Abend grillen wir; da werd ich in unserem Garten mal wieder nach Brand-Neufunden Ausschau halten ....
[/quote]

Oder eben ein paar neue Brände legen ....

Andreas

Hallo Tanja,

daß der Brandpilz in diesem Winterling-Superareal häufiger auftritt ist sehr schön und bietet ihm damit gottseidank ein Rückzuggebiet, aber sonst ist er eben extrem selten.
Denn selbst die Nachweise in der Englera 8 und den Nachträgen beschränken sich auf insgesamt 7 Funde sowie 2 Wiederholungsfunde, was ja wirklich nicht viel ist.

Da hat sich Gerald Hirsch, den ich übrigens bei der DGfM- Tagung 2004 in Friedrichroda persönlich kennenlernte, bestimmt gefreut über deine Meldung, also schön kartieren, damit der Fund für die Nachwelt erhalten bleibt.

Bei der ganzen Euphorie hast Du Dich aber noch nicht geäußert, ob ich ein Belegexemplar bekomme und Eure Bilder für die Datenbank mit Euch als Bildautoren benutzen darf, hat doch schon mal prima geklappt mit dem Brand Anthracoidea irregularis auf Carex cf. ornithopoda x C. digitata.

Also grillt schön heute abend, aber vergeßt mich nicht mit meiner Bitte.

Bei eurem "naturbelassenen Garten" ist sicher mit ähnlichen Funden zu rechnen, wie Andreas schon anmerkt.

Herzliche Grüße Detlef

Hallo Detlef,

Wir haben grad alle Belege in der presse und da ist natürlich auch was für dich dabei. An den Bildern hat Andreas die Rechte und er soll sich selber äußern ...

Das Grillen hat leider nur Brände am Stockbrot und ähnlichem finden lassen ... naja, sowas findet man eh nur zufällig.

Liebe Grüße,
Tanja

Hallo Detlef,

klar kannst Du die Bilder nutzen. Wenn Du möchtest schicke ich sie Dir in Originalgröße. Aber wenn Du sie eh nur für Internetzwecke nutzt, dann sollten es auch die obigen Bilder tun.

Gerald Hirsch hat sich übrigens nochmals klar geäußert, dass der Brand definitiv früher nicht an diesem Standort war. Sicher hat er nix dagegen wenn ich ihn zitiere: "Der Pilz war früher definitiv nicht dort. Meine Suchaktionen waren in den 1980er Jahren. Später (um 2000) hat dann Wolfgang Heinrich den Winterlingsbestand ausgiebig untersucht und vermessen. Ihm wäre der Befall mit Sicherheit aufgefallen und er hätte mich konsultiert."

Also in der Tat ein Neomyzet, wie Friedemann Klenke ja schreibt, zumindest was Thüringen betrifft.

Und weils so schön ist hier nochmal drei Bilder von diesem einzigartigen Winterlingsstandort:









beste Grüße,
Andreas

Hallo Tanja und Andreas,

danke, daß ich einen Beleg bekomme und die Bilder mit Andreas als Bildautor lade ich aus dem Beitrag hoch sind schon 800x600.

Ich habe schon mehrere Jahre Bestände des Winterlings in allen erreichbaren Vorgärten einer Sichtung unterzogen und nie die Spur dieses Brandpilzes gefunden, umso schöner ist es, daß er jetzt auch bildlich in der Datenbank zu sehen sein wird.

Ich stelle Andreas Bilder ein, wenn ich den Herbarbeleg mikroskopiert und fotografiert habe, dann werde ich auch noch abschließend die Befallsmerkmale und mikroskopischen Daten aus der Englera 8 vorstellen, um das Erkennen zu erleichtern.


Herzliche Grüße Detlef

Hallo Tanja, Andreas und alle Phytoparasitenfreunde,

Tanja und Andreas haben mir den versprochenen Herbarbeleg des Winterlings mit Brandpilzbefall heute zugeschickt und ich habe das Prachtexemplar siehe hier:





eben mikroskopiert, um zum einen die Bestimmung des Brandpilzes Urocystis eranthidis ( Passerini 1871) Ainsworth & Sampson 1950 abzusichern und zum anderen auch Mikrobilder für die Datenbank pilzbestimmung zu haben.

Hier die Mikrobilder in 400 und 1.000 facher Vergrößerung:









Hier jetzt die versprochene Beschreibung aus Scholz zur Erkennung dieses seltenen Brandpilzes:

Sori ( Sporenlager ) in den Blattstielen und in den Stängeln , als Brandschwielen ( sehr gut auf dem Exsikkat zu sehen ). Sporenpulver schwarz.
Sporenballen kugelig bis ellipsoidisch, 20 -30 µm im Ø, bis 40 µm lang, mit 1, seltener 2 oder gelegentlich 3 Sporen, die von sterilen Zellen meist vollständig umhüllz sind ( gut auf den Mikrobildern zu sehen, bei 1.000-fach gekennzeichnet ).
Sporen sind kugelig oder etwas ellipsoidisch, 12 - 18 µm im Ø, bis 22 µm lang; Sporenwand dunkelbraun 0,5 -1 µm dick glatt bis grobwarzig.Sterile Zellen unregelmäßig ellipsoidisch, 8 -14 x 3 - 8 µm mit gelblicher Wand.

Damit ist die makroskopische Bestimmung des Brandpilzes Urocystis eranthidis ( Passerini 1871) Ainsworth & Sampson 1950 auf Eranthis hyemalis, dem Winterling durch Mikroskopieren abgesichert worden.

Die Bilder von Andreas, ergänzt um meine Mikrobilder stellle ich gleich in die Datenbank pilzbestimmung ein und wir können wieder ein weißes Feld entsprechend bildmäßig belegen, prima.


Herzliche Grüße Detlef



Literaturverzeichnis:
-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662

-Scholz, Hildemar & Scholz Ilse:Die Brandpilze Deutschlands ( Ustilaginales )
Band 8 der Reihe "Englera" des Botanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem 1988, 691 Seiten
ISBN-3-921800-28-5

-Die Brandpilze Deutschlands ( Ustilaginales ), Nachtrag
Scholz, Hildemar & Scholz Ilse
Kategorie: Zeitschrift,Erscheinungsdatum: 2000, Seitenanzahl: 343 - 398
Verlag: Verh.Bot.Ver. Berlin Brandenburg Nr.133 S. 343-398, Berlin 2000

-Die Brandpilze Deutschlands ( Ustilaginales ), Nachtrag 2
Scholz, Hildemar & Scholz Ilse
Kategorie: Zeitschrift,Erscheinungsdatum: 2004, Seitenanzahl: 441 - 487
Verlag: Verh.Bot.Ver. Berlin Brandenburg Nr.137 S. 441-487, Berlin 2004

-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X