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Rostpilz am Wolligen Hahnenfuß

Verfasst: Do 15. Mai 2008, 19:06
von Julia
Hi!

Diesen Rostpilz habe ich am Samstag in einem Auwald nahe Günzburg (Bayern) an dem Wolligen Hahnenfuß (Ranunculus lanuginosus) gefunden.

Handelt es sich hierbei um Aecidium ranunculi-acris?



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mfg Jule

Re: Rostpilz am Wolligen Hahnenfuß

Verfasst: Fr 16. Mai 2008, 17:41
von Dedimyk
Hallo Julia und alle Phytoparasitenfreunde,

ja Deine Bestimmung des Rostpilzes mit

Aecidium ranunculi-acris Persoon

ist absolut richtig, wie Du ja meinen Bildern auf Ranunculus repens und Ranunculus ficaria entnehmen konntest.

Dieses I-Aezienstadium wird z.Z. auf vielen Ranunculus-Arten wie acris, bulbosus, ficaria, lanuginosus und repens verbreitet gefunden.

Auf Ranunculus werden 0-Pyknien und I-Aezien gebildet , um dann auf Poaceae zu wechseln zur Vollendung der Entwicklung mit II-Uredien und III-Telien.

In diesem Frühstadium auf dem Haplonten ( Aezienwirt ) Ranunculus wird Aecidium ranunculi-acris, als imperfektes Stadium angesetzt, da Zuordnung nach Arten gemäß spezifischer Wirte der Poaceae nur durch umfangreiche Infektionsversuche sicher trennbar sind.

Deshalb werden alle gelblich bis orangefarbenen, meist becherförmigen I-Aezien auf kaum deformierten Blattflächen, höchstens schwach aufgetriebenen Flecken,Wand ohne Öltropfen der o.g. Ranunculus-Arten als Aecidium ranunculi-acris erfaßt.

Auf dem entsprechenden zugehörigen Dikaryophyten ( Telienwirt ) der Poaceae ist natürlich anhand der II-Uredien und noch besser anhand der III-Telien die spezielle Rostpilzart sicher bestimmbar.

Diese Festlegung gilt natürlich nicht für Uromyces ficariae und Puccinia ranunculi, wo Ranunculus als Dikaryophyt ( Teleinwirt ) fungiert und hier braune bis schwarzbraune II-Uredien und III-Telien gebildet werden.

Auch für gelbliche bis orangefarbene becherförmige I-Aezien auf stark schwielenförmig deformierten Blattflächen, Wand mit Öltropfen gilt das ebenfalls nicht, denn dieser Rostpilz heißt Uromyces rumicis und wechselt auf den Dikaryohyten Rumex zur Vollendung seiner Entwicklung.


Herzliche Grüße Detlef


Literaturnachweise:
-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662

-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959

-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X

-Poelt, Josef und Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 12
2. revidierte und erweiterte Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil Heft1 Uredinales, 365 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1997
Bandherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2650-6

-Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 16
Supplement und Wirt-Parasit-Verzeichnis zur 2. Auflage des Catalogus Florae Austriae,III. Teil Heft 1 Uredinales, 67 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2000
Bandherausgeber: Friedrich Ehrendorfer, Institut für Botanik, Universtät Wien, A-1030 Wien
Serienherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Spezielle Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2910-6