das Pilzfotopage - Forum

Hallo zusammen,

gestern morgen war ich auf einer kleinen Runde über die HaldeRungenberg in Gelsenkirchen unterwegs. Was Großpilze angeht, war dort nicht wirklich viel los, ein paar kleine braune Pilze an feuchten Wegrändern und das war es dann auch schon. Aber dafür hatten es die Phytoparasiten in sich!

1. Peronospora chenopodii auf Chenopodium album 2. Hier hatte ich vor Ort direkt an Podosphaera pannosa auf Rosa sp. getippt. Im Mikroskop gab es dann aber nur fadige Hyphen und keinerlei Konidien zu sehen. 3. Erysiphe urticae auf Urtica dioica 4. Phragmidium violaceum auf Rubus fruticosus agg. 5. Mehltau auf Ulmus sp. Die Anhängsel sagen uns, daß es sich um eine Erysiphe und nicht um Phyllactinia handelt. Stellt sich die Frage, ob die Anhängsel-Enden spiralig gewunden sind oder nicht. Für mich sieht es spiralig aus, womit ich bei Erysiphe kenjiana landen würde. Wenn ich mir aber auf Jules Seite Erysiphe ulmi anschaue, sieht das für mich auch spiralig aus... Gleicht geht es weiter im zweiten Teil...

6. Sawadea sp. auf Acer platanoides. Die Wirtspflanze spricht ja für Sawadea tulasnei, aber wenn ich mir die Anhängsel der Fruchtkörper so anschaue, sehen die zumindest für mich eigentlich überwiegend verzweigt aus, was für Sawadea bicornis sprechen würde. 7. Puccinia glechomatis auf Glechoma hederacea 8. Mehltau auf Eiche. Auch hier haben wir es wieder mit Erysiphe zu tun.Furchtkörper fanden sich nur blattunterseits, was für Erysiphe hypophylla sprechen würde. Konidien waren leider keine zu finden, so daß man die nicht als Entscheidungshilfe heranziehen kann. 9. Hier würde ich bei der Wirtspflanze auf Epilobium sp. setzen. Wir sehen Telien, können also im Klenke direkt zu 4 gehen. Die Telien sind nicht von der Epidermis bedeckt, also weiter zu 5. Deformiert sieht die Pflanze nicht aus, also über 5* zu 7. Die Telien sind pulverig, also weiter zu 8. Wie E. fleischeri sieht das nicht aus, also lande ich bei Puccinia pulverulenta. 10. Pappel Teil 3 folgt gleich...

11. Golovinomyces asterum var. solidaginis auf Solidago sp. 12. Tussilago farfara 13. Das dürfte ein Rundbriefpilz sein, wenn ich mich nicht irre. Wir haben als Wirt Rumex Subg. Rumex vor uns und sind nicht in den Alpen, landen also bei Uromyces rumicis. 14. Phyllactinia guttata auf Corylus avellana. 15. Mehltau auf Catalpa sp. Fruchtkörper sind vorhanden und dank Anhängsel als Erysiphe zu erkennen. Die Anhängsel sind sehr lang, also landen wir bei Erysiphe elevata. 16. Podosphaera aphanis auf Geum urbanum 17. Weiße Flecken auf Hopfen, habe ich gestern Abend ganz vergessen beim Mikroskop-Marathon, kommt dann hoffentlich heute Abend dran. Der letzte Teil folgt sofort...

18. Hier müßte ich zunächst wissen um welchen Baum es sich handelt...aber der Rostpilz gehört ganz sicher zur Gattung Gymnosporangium, wie die Aecien vom Roestelia-Typ verraten. EDIT: Ich lande jetzt bei Gymnosporangium sabinae auf Pyrus sp. Björn

Hallo Björn,

wenn ich auch nicht viel davon verstehe, finde ich Deinen Beitrag trotzdem interessant. Schade, das das Pilzwachstum für das Jahr 2018 warscheinlich Geschichte ist (?).

Gruß
Peter

Hallo Peter,

die Phytoparasiten wachsen doch ganz prächtig

Nun noch ein paar Nachträge.

Der Mehltau auf Humulus lupus scheint Podosphera macularis zu sein, in den Konidien fanden sich noch Fibrosinkörper: Den Pappelrost habe ich auch noch mal genauer angeschaut und systematisch Uredien und Telien sowie zugehörige Paraphysen mikroskopiert: Hübsch anzuschauen ist es ja...

Björn

Hallo Björn,

nun klappt es mit den Bildern.

Erstmal wieder vielen dank fürs zeigen.

Das mit der Ulme ist leicht zu erklären. Ich muss meine Wortwahl auf der Homepage ändern, denn eine Spirale hat mehr als nur eine Windung. Erysiphe ulmi ist eingedreht, aber noch lange nicht spiralig, dafür muss es etwas mehr verdreht sein. In der Monographie von Braun & Cook (2012) ist das schön gezeichnet, wegen Copyright und weil ich das nicht in Australien habe, kann ich es aber nicht zeigen.
Dein Pilz ist also Erysiphe ulmi.

Dein "Geum urbanum" ist kein Rosengewächs, sondern ein Kreuzblütler. Du hättest spätestens beim Mikroskopieren bemerkt, dass die Konidien keine Fibrosinkörper haben und es gar nicht Podosphaera aphanis sein kann. Es handelt sich hierbei um Erysiphe cruciferarum auf Alliaria petiolata, der Knoblauchrauke. Immer äußerst genau den Wirt bestimmen, ansonsten kommt man schnell beim falschen Pilz raus.

Deine Birne sieht wegen der Kurztriebsdornen schon sehr nach Pyrus pyraster aus.

Der Falsche Mehltau auf Chenopodium heißt nun P. variabilis, basierend auf einer neueren Publikation. Und ja, ich hab das auf meiner Homepage nicht geändert bisher, da ich momentan an den Rostpilzen sitze und nicht an der Überarbeitung der anderen Seiten.
Morphological and Molecular Analyses Support the Existence of Host-specific Peronospora Species Infecting Chenopodium, Choi et al. 2007.

Liebe Grüße,
Jule

PS: Um die Pappel kümmer ich mich ein anderes Mal. Telien hast Du da aber nirgends mikroskopiert.

Hallo Jule,

erstmal vielen Dank für Deine Zeit und Mühe, die Du in meine Funde investierst.

Danke für die Erklärung zu Erysiphe ulmi. Das steht im Klenke dann auch etwas mißverständlich drin. Lohnt sich die Braun & Cook-Monographie, wenn man den Klenke schon hat? Hagen G. meinte mal, daß Du ihm gesagt habest, das Buch brauche er nicht unbedingt (jetzt hat er es aber doch).

Ups, hatte Alliaria petiolata als Frühlingspflanze abgespeichert, da wäre ich also wohl von alleine niemals drauf gekommen.

Danke für die Literatur zu den Chenopodium-Peronosporas.

Björn