wie ihr ja wißt bearbeite ich zur Zeit die Rostpilze für die Datenbank pilzbestimmung.de und habe bereits diverse Arten fertig,-und dann entsprechend eingestellt.
Parallel dazu bearbeite ich alle eigenen und zur Verfügung gestellten Bilder, um sie mit den zugehörigen Mikrobildern dann ebenfalls in die Datenbank einzustellen.
Gestern habe ich deshalb für Cronartium ribicola für das ich sowohl Bilder des Haplonten ( Aezienwirtes ) Pinus strobus-Weymouthskiefer, als auch des Dikaryophyten ( Telienwirtes ) Ribes rubra- Rote Johannisbeere habe, die entsprechenden Mikrobilder erzeugt und dabei kam obiges Sprichwort zum Tragen.
Die I-Aeziensporen auf der Kiefer waren sofort präsent, aber dann die Blätter der Johannisbeere mit den schönen blattunterseitigen II-Uredosporenlager mit den eingelagerten III-Teleutosporen machten mich unruhig, weil ich wieder keine II-Uredosporen fand, ganz zu schweigen von III-Teliosporen.
Das gibt es doch gar nicht, genau wie bei Julias Beitrag über Vincetoxicum hirundinaria, wo ich Cronartium flaccidum makroskopisch bestimmte und beim Mikroskopieren lediglich vereinzelte II-Uredosporen und auch keine III-Teleutosporen fand und das schrieb:
Hallo Julia und alle Phytoparasitenfreunde,
diesen Rostpilz auf Vincetoxicum hirundinaria, der Weißen Schwalbenwurz, habe ich zwar schon am 18.9.2007 makroskopisch bestimmt, aber da mir Julia inzwischen einen Herbarbeleg zugeschickt hat, habe ich diesen mikroskopiert und stelle das Ergebnis nachfolgend vor.
Obwohl das Bild blattunterseitig schöne II-Uredosporenlager und auch schon die III-Teleutosporensäulen in den Uredolagern zeigt ( gleiches gilt für den Herbarbeleg ), waren die Sporenlager quasi leer und ich habe mit viel Mühe einige wenige II-Uredosporen gefunden, III-Teleutosporen überhaupt keine
Da kam mir die Erleuchtung, ich hatte wirklich den Wald vor Bäumen nicht gesehen, denn schon bei der Gattungsbearbeitung für die Datenbank fiel mir auf daß die Gattung Cronartium III-Teleutosporensäulen bildet mit Basidien und IV-Basiosporen, also keine freien III-Teleutosporen besitzt ( habe ich einfach vergessen ).
Schnell habe ich erneut mikroskopiert und siehe da so sieht es aus:
Cronartium ribicola auf Ribes rubra-RoteJohannisbeere
Hier zum Vergleich ein Scan aus dem Gäumann der alles erklärt:
Nach diesem Aha-Erlebnis habe ich natürlich schnellstens Julias Herbarbeleg der Cronartium flaccidum nachmikroskopiert und jetzt auch die gleichen III-Teleutosporensäulen mit Basidien und Basiosporen gefunden siehe hier:
Das vorliegende Beispiel zeigt wunderschön, daß selbst ein sogenannter Spezialist manchmal wirklich: "Den Wald vor Bäumen nicht sieht" und nur konstatieren kann: "das Sprichwort stimmt absolut !!!"
Zumal mich doch diese Erklärung, die ich in Julias Beitrag schrieb, förmlich mit der Nase hätte drauf stoßen müssen:
Hier die relevanten Daten zur Erkennung aus Brandenburger, Gäumann und Klenke:
II-Uredosporenlager auf der Unterseite der Blätter, auf besonders oberseitlich gelblich verfärbten Flecken herdenweise beisammen, klein, bis 0,25 mmm, pustelförmig von einer Pseudoperidie bedeckt, die sich am Scheitel porenförmig öffnet.Pseudoperidienzellen mit ringsum ziemlich gleichmäßig dicker 2 - 3 µm Wand.
II-Uredosporen eiförmig oder ellipsoidisch, 21 - 27 µm lang, 15 - 20 µm breit; Wand farblos, 1,5 -2 µm dick , entfernt stachelwarzig, Warzenabstand etwa 2,5 - 4 µm, Keimporen nicht sichtbar.
III- Teleutosporensäulen in den Uredolagern entstehend, durch die Öffnung der Pseudoperidie hervortretend, gelbbraun oder braun, trocken hornig, 1 - 2mm lang, 60 - 130 µm dick, meist gekrümmt, rasenweise beisammenstehend, selten das ganze Blatt bedeckend.
III-Teleutosporen ellipsoidisch bis langgestreckt, 26 -56 µm lang, 9 - 14 µm breit. Wand dünn, kaum 1 µm dick, die der endständigen Sporen am Scheitel verdickt. IV-Basidiosporen rundlich, etwa 8 µm im Durchmesser
Herzliche Grüße Detlef
Literaturnachweise:
-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662
-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959
-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X