das Pilzfotopage - Forum

Hallo Forum,

wieder eine Beobachtung aus dem Erlenbruch in Hagen, NRW, 175 msm. Datum 09. Juni 2008. Das Süßgras blühte noch nicht. Deswegen ist eine geanue Ansprache schwer. Es wüchst auf sehr feuchtem Boden. Vielleicht ein Festuca gigantea??!

Der vermeintliche Pilz sitzt wie ein weißer Schal um die Blattscheide. Ist es wirklich ein Pilz? Was sonst?

Vielen Dank im Voraus, Josef

Hier drei Bilder:

Hallo Josef und alle Phytoparasitenfreunde,

dieser Pilzschal ist ein Ascomycet-Schlauchpilz der als Phytoparasit lebende Gräser befällt.

Er heißt Epichloe typhina ( Persoon ex Fries ) Tulasne Gras-Kernpilz und ist an sich relativ selten, doch dieses Jahr habe ich ihn verstärkt gefunden.

Siehe aktuell hier Bild vom 1.6.2008:

[br][br]

Epichloe typhina bildet zuerst rund um den Halm ein weißliches bis 50 mm langes glattes Stroma aus ( ist der weißliche "Pilzkragen" ), auf dem sich später hellgelbe Perithezien entwickeln und dadurch die Oberfläche körnig-rau erscheinen lassen.

Dann sieht der Pilz so aus:


[br][br]

Wie ich schon eingangs erwähnte, ist Epichloe typhina recht selten, wird wahrscheinlich auch oft übersehen, aber dieses Jahr scheint sie recht häufig aufzutreten, denn ich habe sie in einigen meiner Biotope bereits gefunden.

Herzliche Grüße Detlef

Hallo Josef, hallo Detlef

bei der Orchideenexkursion der Pilzfreunde Saar-Pfalz e.V. haben wir Epichloe tyhpina am vergangenen Sonntag ebenfalls in Massen gefunden. Bei den meisten der befallenen Gräser hatte der Pilz schon Perithezien ausgebildet. Hier 2 Fotos:





Noch eine Frage an Detlef. Unsere Exkursion war ja über Kalk und da war dieser Ascomycet wirklich in Massen vorhanden. Hier bei mir über Buntsandstein habe ich in den letzen beiden Tagen vergeblich nach ihm Ausschau gehalten. Kann es sein, dass der Gras-Kernpilz nur auf Gräsern vorkommt die über Kalk zu finden sind bzw. nur über Kalk gefunden wird?

Gruß
Harry

Hallo Detlef, hallo Harry,

vielen Dank für die schnelle und kompetente Antwort.

Meine Fundstelle befindet sich übrigens über saurem Silikatgestein.

Bis bald, Josef

Hallo Harry,

ich bin Dir ja noch eine Antwort schuldig bezüglich der Biotope, bzw. des Untergrundes:

Fast ausschließlich bodensaure Mischwälder auf tonig/ schluffigem Untergrund bzw. Geschiebesand und Heideboden, paßt ja auch zu Josefs Silikat.

Gruß Detlef

Hi!

Heute habe ich diesen Pilz auch endlich gefunden:) Wo habe ich den denn einzuordnen? Ist das ein Echter Mehltaupilz oder wie?

mfg Jule

Hallo Julia und alle Phytoparasitenfreunde,


[quote=Julia,01.07.2008, 15:08]
Hi!

Heute habe ich diesen Pilz auch endlich gefunden:) Wo habe ich den denn einzuordnen? Ist das ein Echter Mehltaupilz oder wie?

mfg Jule
[/quote]

nein, ist kein Echter Mehltaupilz sondern ein Ascomycet aus der Familie Clavicipitaceae, ist also mit den Kernkeulen Claviceps, Cordyceps etc. verwandt.

Solltest Du mal unbedingt mikroskopieren, hat fädig glatte,hyaline, mehrfach septierte riesig lange schlanke Sporen mit körnigem Inhalt, 80 - 90 X 1, 5 - 2 µm in einem 8- sporigen Ascus

Herzliche Grüße Detlef

Hallo zusammen,

und noch eine Fundmeldung der letzten Tage. Mehrere befallene Bromus erectus (Aufrechte Trespe) auf einem Trockenrasen auf Kalk (MTB 8112, Castellberg).

Hinter dem "Befall" von Epichloe steckt übrigens wesentlich mehr als simpler Parasitismus. Zudem wurden in letzter Zeit einige wirtsspezifische Arten neu beschrieben. Mein Fund wäre dementsprechend auf E. bromicola Leuchtmann & Schardl 1998 (beschrieben aus der Schweiz) zu prüfen. Leider fehlt mir im Moment die Zeit für die Gattung, deshalb nur dieser kurze Hinweis.

Viele Grüße,
Eric

Lit.: Leuchtmann, A. & Schardl, C.L. (1998) - Mating compatibility and phylogenetic relationships among two new species of Epichloë and other congeneric European species. - Mycol. Res. 102 (10) : 1169-1182

Hi!

Meiner wuchs an den Stängeln von Dactylis glomerata (Gewöhnliches Knäuelgras).

mfg Jule