Spezialforum zum Thema phytoparasitische Kleinpilze ( Rost, Brand, Mehltaupilze etc. ) und tierische Gallen an Wild.- und Nutzpflanzen. Forumsstart - 15.07.2006
was lange währt wird endlich gut; dieser Spruch ist voll anwendbar für die vorliegende Rostpilzbestimmung auf Rubus fruticosus agg.
Ich habe mir an den ersten Bildern mit atypischen Befallssymptomen und nur mit II-Uredosporen die Zähne ausgebissen und bin mit viel "wenn und aber" bei der
Phragmidium bulbosum (F. Strauss 1810) Schlechtendal 1824
gelandet, die ich selber noch nicht gefunden habe und deshalb auch nur schwer beurteilen konnte ( jetzt weiß ich auch warum der Beitrag noch nicht von mir abschließend beantwortet wurde, wie wir gestern im Chat feststellten).
Makroskopisch fehlten die typischen , aber doch seltenen roten zusammenfließenden Flecken, die bei der Phragmidium violaceum immer vorhanden sind.
Mikroskopisch waren die Unterschiede der II-Uredosporen auch nicht so gravierend, um eine sichere Abgrenzung zu gewährleisten.
Erst jetzt, mit den III-Teleutosporen war die Trennung einfach und dann konnten auch noch die II-Uredosporen Hilfestellung leisten und die Bestimmung des Rostpilzes mit
Phragmidium bulbosum (F. Strauss 1810) Schlechtendal 1824
absichern.
Hier die Hauptunterschiede der beiden Arten:
III-Teleutosporen meist 4-zellig, mit einer stumpfen Papille
II-Uredosporen mit lockerstehenden Stacheln besetzt, Warzenabstand 4 - 5 µm. Wand der Uredosporen 3 - 4 µm dick
ist Phragmidium violaceum (Schultz 1806) G. Winter 1880
III-Teleutosporen meist 5- bis 6 -zellig, mit einer pfriemlichen Spitze
II-Uredosporen mit dichtstehenden Stacheln besetzt, Warzenabstand 1,5 - 2 µm. Wand der Uredosporen 1 - 1,5 µm dick
ist Phragmidium bulbosum (F. Strauss 1810) Schlechtendal 1824
Die stark unterschiedlichen Wanddicken der II-Uredosporen und Stacheln waren mir bei der ersten Untersuchung aufgefallen und hatten mich damit auch klar in die Richtung der Ph. bulbosum geführt, aber da ich die typische Blattfleckung vermisste und auch keine Paraphysen abgebildet wurden, reichten diese Merkmale zum damaligen Zeitpunkt nicht aus, um eine sichere Bestimmung zu abzugeben.
Außerdem waren auch die zugehörigen Bilder nicht so aussagefähig, um in der Datenbank fungiworld.com, vormals pilzbestimmung.de als Belege für diese neue Art eingestellt zu werden.
Jetzt in Verbindung mit den III-Teleutosporen und dem makroskopischen Befallsbild sind die II-Uredosporen und die zugehörigen Bilder eine prima Entwicklungsdokumentation und werden von mir selbstverständlich mit Julia als Bildautorin komplett in die Datenbank eingestellt.
Julia, mache bitte noch ein Bild von der Blattoberseite des III-Teleutostadiums, denn es müßten jetzt kleine rote Flecken erkennbar sein und dieses Bild brauchen wir unbedingt in der Dokumentation.
Hier jetzt aus Gäumann die Daten beider Sporenlager zum Erkennen und Nachlesen:
II-Uredosporenlager blattunterseits, oberseits kleine gelbliche, selten rote, mitunter zusammenfließende Flecken hervorrufend, manchmal ganz ohne Fleckenbildung ( wie auf den Bildern, die mich irretiert hatten ), zerstreute kleine Häufchen bildend, kaum über 1/4mm groß von hyalinen, zylindrisch-keulenförmigen, meist einwärts gekrümmten Paaraphysen umgeben.
II-Uredosporen eiförmig bis ellipsoidisch, 21 -28 µm lang, 14 - 21 µm breit. Wand 1 - 1,5 µm dick, mit verhältnismäßig dichtstehenden Stachelwarzen besetzt, deren Abstand 1,5 bis 2 µm beträgt.
III-Teleutosporenlager meist klein, 1/2 mm, schwarz, frühzeitig nackt, blattoberseits kleine rote Flecken, aber nicht von einem Hof umgebene Flecken hervorrufend ( wie bei der Ph. violaceum, sehr gut bei meinem Bild in der Datenbank zu sehen ).
III-Teleutosporen 1 -9, meist 5 - 6 zellig, walzenförmig, 30 -115, meist 60 - 75 µm lang, 18 - 32, meist 25 - 29 µm breit; mittlere Länge 67,1 µm, mittlere Breite 27, 2 µm. Scheitel gerundet und mit einer pfriemlichen, farblosen Papille versehen, an der Basis gerundet, an den Zellgrenzen nicht eingeschnürt. Zellen gleich hoch, die oberste gewöhnlich etwas höher, jede mit 3 - 4 Keimporen. Wand braun 5 - 7 µm dick, mit zahlreichen farblosen kleinen Warzen besetzt ( wie bei Ph. violaceum, hier auf den Mikrobildern nicht so gut zu erkennen, wie auf meinen in der DB bei Ph. violaceum ). Stiel farblos, am Grunde angeschwollen, meist länger als die Spore.
Julia, schickst Du mir bitte den gesamten Bildkomplex, wie gehabt 800x600 für die DB und natürlich unbedingt das Bild mit Blattoberseite noch machen und mitschicken.
In diesem Zusammenhang wäre es auch von großem Vorteil, wenn Du ein II-Uredosporenlager noch vertikal durchschneidest und ein Mikrobild mit Paraphysen erzeugen könntest wie das bei Ph. violaceum geschehen ist ( dort bei I-Aeziensporenlager ).
Danke für die Vorstellung dieses neuen auch mir bisher unbekannten Rostpilzes.
Herzliche Grüße Detlef
Literaturnachweise:
-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662
-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959
-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X
-Poelt, Josef und Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 12
2. revidierte und erweiterte Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil Heft1 Uredinales, 365 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1997
Bandherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2650-6
-Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 16
Supplement und Wirt-Parasit-Verzeichnis zur 2. Auflage des Catalogus Florae Austriae,III. Teil Heft 1 Uredinales, 67 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2000
Bandherausgeber: Friedrich Ehrendorfer, Institut für Botanik, Universtät Wien, A-1030 Wien
Serienherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Spezielle Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2910-6