Hallo Julia und alle Phytoparasitenfreunde,
Julia hat geschrieben:
Hi!
Diesen Rostpilz habe ich letzte Woche in Oberallgäu beim Abstieg von der Enzianhütte auf ca. 1400m auf dem Wolfs-Eisenhut (Aconitum lycoctonum ssp. lycoctonum) gefunden.
Handelt es sich hierbei um Aecidium aconiti - anthorae?
mfg Jule
nein, das wäre ein anderer Rostpilz im Haplontenstadium gewesen.
Für Deinen Fund auf Aconitum lycoctonum ssp. lycoctonum käme nach Klenke und Brandenburger
Puccinia recondita s.l. in Frage, da die Kleinarten mit Wirtswechsel auf Poaceae ohne genaue Kenntnis des Dikaryophyten ( Telienwirtes ) schwer trennbar sind.
Im vorliegenden Fall sind jedoch die makroskopischen Merkmale so gut erkennbar ( Aezien nicht / oder auf Blattflecken stark abweichender Größe), daß nach dem Klenke-Schlüssel bis auf die Kleinart
Puccinia actaeae-agropyri Ed. Fischer 1901
geschlüsselt werden konnte, deren Daten ich dann im Gäumann abgeglichen habe, die das Ergebnis bestätigten.
Hier die Daten aus Klenke , Brandenburger Zwetko und Gäumann zum Erkennen und Nachlesen:
I- Aeziosporenlager auf der Blattunterseite in ziemlich lockeren Gruppen, zuweilen mehr oder weniger deutlich in 1 - 2 konzentrischen Kreisen; das umgebende Blattgewebe erst weißlich, dann verhältnismäßig frühzeitig gebräunt und absterbend,
Flecke blattoberseits von einem Ø bis zu 7 - 8 mm bildend ( gut auf den Bildern erkennbar ).
Pseudoperidie gelblichweiß, schwach nach außen geschlagen.
Mikroskopisch:Pseudoperidienzellen nicht in sehr deutlichen Längsreihen, fest verbunden, auf der Außenseite nach unten übereinandergreifend. Außenwand verdickt ( etwa 7 - 8 µm ) und von der Fläche gesehen klein punktiert; Innenwand dünn, mit kleinen, zu Gruppen vereinigten Wärzchen besetzt.
I-Aeziosporen unregelmäßig rundlich; Wand mit sehr feinen, dichtstehenden Wärzchen besetzt; Ø 17 - 21 µm, Inhalt hellgelb.
Da Du sicher einen Herbarbeleg mitgenommen hast ( bestimmt keine Frage ) mache doch bitte noch Mikrobilder, die die makroskopische Bestimmung absichern und die ich mir unbedingt noch ansehen möchte und die Mikrobilder brauchen wir sowieso für die Datenbank , wenn die Bearbeitung der Gattung Puccinia abgeschlossen ist .
Auf jeden Fall ist Dir ein bemerkenswerter Fund gelungen.
Danke für die Vorstellung dieses neuen auch mir unbekannten Rostpilzes.
Herzliche Grüße Detlef
Literaturnachweise:
-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662
-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959
-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X
-Poelt, Josef und Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 12
2. revidierte und erweiterte Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil Heft1 Uredinales, 365 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1997
Bandherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2650-6
-Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 16
Supplement und Wirt-Parasit-Verzeichnis zur 2. Auflage des Catalogus Florae Austriae,III. Teil Heft 1 Uredinales, 67 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2000
Bandherausgeber: Friedrich Ehrendorfer, Institut für Botanik, Universtät Wien, A-1030 Wien
Serienherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Spezielle Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2910-6