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Rostpilz an Alpen-Rose

Verfasst: Fr 19. Sep 2008, 10:33
von Julia
Hi!

Diesen Rostpilz habe ich in der letzten Juliwoche in Bayern, Oberallgäu nahe der Enzianhütte auf den Blättern, Stängeln der Alpen-Rosa (Rosa pendulina) gefunden.

Handelt es sich hierbei um Phragmidium mucronatum ( Persoon ) Schlechtendahl?

Sporen im Durchschnitt 90,4 x 27,5

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mfg Jule

Re: Rostpilz an Alpen-Rose

Verfasst: Fr 19. Sep 2008, 16:54
von Dedimyk
Hallo Julia und alle Phytoparasitenfreunde,

[quote=Julia,19.09.2008, 10:33]
Hi!

Diesen Rostpilz habe ich in der letzten Juliwoche in Bayern, Oberallgäu nahe der Enzianhütte auf den Blättern, Stängeln der Alpen-Rosa (Rosa pendulina) gefunden.

Handelt es sich hierbei um Phragmidium mucronatum ( Persoon ) Schlechtendahl?

Sporen im Durchschnitt 90,4 x 27,5
mfg Jule
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nein, aber das konntest Du aufgrund der vielen in Frage kommenden Rostpilzarten nicht erkennen und der Brandenburger unterscheidet leider keine Arten der Wirte.

In diesem Falle braucht man nur den Wirt Rosa pendulina L. syn Rosa alpina L.zu nehmen und die Zellen der III-Teleutosporen der Mikrobilder zu zählen und kommt auf 10 + 11 Zellen das ist neben der Ausführung der Papillenspitze und des langen Stieles das einwandfreie Bestimmungsmerkmal für

Phragmidium fusiforme J. Schröter 1871

die auf dem Typuswirt Rosa pendulina, sowie noch Rosa acicularis, Rosa majalis, Rosa mollis und Rosa pomifera zerstreut gefunden werden kann.

Die vom Befallsbild sehr ähnlichen Phragmidium tuberculatum Jul. Müller 1885 hätten nur 5 - 7 Zellen und Phragmidium mucronatum (Persoon 1794 : Persoon 1801) Schlechtendal 1824 6 - 8 Zellen und eine deutlich andere Papillenspitze, sowie geringere Länge des Stieles der III-Teleutospore gezeigt.

Hier die Daten aus Brandenburger, Gäumann, Klenke und Zwetko zum Nachlesen und Erkennen:

III-Teleutosporen in denselben Lagern entstehend wie die II-Uredosporen und daher gleichfalls von Paraphysen umgeben, meist in verhältnismäßig geringer Zahl zu kleinen schwarzen Gruppen vereinigt ( gut in Bild 3 erkennbar ), aus 8 -14, meist 10 bis 12 Zellen bestehend, walzen- bis spindelförmig, 42 -114 µm lang, 21 - 31 µm breit, am Scheitel in einen hornförmigen Fortsatz oder eine kegelförmige Spitze verlängert, am Grunde meist gerundet; an den Querwänden nicht eingeschnürt, die einzelnen Zellen niedrig, etwa 6 - 7 µm, die oberste und die unterste meist länger. Wand 4 - 5 µm dick, braun , mit 2 - 4 Keimporen in jeder Zelle, außen mit zahlreichen farblosen Warzen besetzt. Scheidewände zwischen den Zellen dünn. Der Stiel ist farblos, fest, länger als die Spore ( 60 - 160 µm ), im unteren Teil allmählich auf 15 - 18 µm verdickt und dann wieder dünner werdend.

Phragmidium fusiforme durchläuft ihre gesamte Entwicklung mit 0-Pyknien, I-Aezien , II-Uredien und III-Telien auf der Rosa pendulina, führt also keinen Wirtswechsel durch.

Diesen Rostpilz habe ich bisher infolge des bei mir fehlenden Wirtes Rosa pendulins noch nicht in Natura gesehen, deshalb vielen Dank für die Vorstellung hier.

Natürlich werde ich die Bilder nach entsprechender Aufbereitung in die Datenbank fungiworld.com mit Dir als Bildautorin einstellen, da die Gattung Phragmidium ja schon von mir bearbeitet wurde und diese Art bildmäßig noch nicht belegt ist.

Könntest Du nochmal einen Vertikalschnitt durch ein II-Uredosporenlager mit integrierten III-Teleutosporen machen und nach den Paraphysen suchen und wenn gefunden noch ein Mikrobild erstellen, das wir dann noch zusätzlich einstellen können.

Dieser Fall zeigt mal wieder auf, daß es sich lohnt vermeintlich bekannte und häufige Rostpilzarten auf besonderen, neuen Wirten einer mikroskopischen Untersuchung zu unterziehen, da kommt manchmal was wirklich Neues raus.


Herzliche Grüße Detlef



Literaturnachweise:
-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662

-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959

-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X

-Poelt, Josef und Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 12
2. revidierte und erweiterte Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil Heft1 Uredinales, 365 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1997
Bandherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2650-6

-Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 16
Supplement und Wirt-Parasit-Verzeichnis zur 2. Auflage des Catalogus Florae Austriae,III. Teil Heft 1 Uredinales, 67 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2000
Bandherausgeber: Friedrich Ehrendorfer, Institut für Botanik, Universtät Wien, A-1030 Wien
Serienherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Spezielle Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2910-6