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Pilz(e?) an Weide

Verfasst: Do 23. Okt 2008, 00:08
von Horst Schlüter
Hallo,
nun habe ich über die Suchfunktion Salix mir so die alten Beiträge angeschaut. Alle waren mir nicht möglich, aber es ging klar hervor, daß man eigentlich die Art genau kennen sollte. Leider kann ich nicht sagen, um welche Weidenart es sich handelt. Ich denke, die Blattform schließt verschiedene Arten aus, aber es bleiben auch noch eine Anzahl.
Fundort Steinbruch Weiler zum Stein am 18.10.2008.

Kann man diese(n) Pilz(e) dennoch eingrenzen?

Ich hoffe, daß ich endlich mal fehlerfrei Bilder einspiele.

Es grüßt
Horst Schlüter
















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Re: Pilz(e?) an Weide

Verfasst: Do 23. Okt 2008, 07:09
von Dedimyk
Hallo Horst und alle Phytoparasitenfreunde,

Salix anhand der Blätter zu identifizieren ist an sich problematisch, aber im vorliegenden Fall sieht es mir sehr nach einer Salix caprea ( Salweide ) oder einem Bastard davon aus und würde auch von den Phytoparasiten her passen.

Auf den Salix-Blättern befinden sich 2 unterschiedliche Phytoparasiten.

Der weiße beidseitige Myzelbelag ist ein Echter Mehltaupilz, der blattunterseitig schöne Perithezien ( das sind die kleinen Kügelchen ) zeigt und in diesem Fall makroskopisch als

Erysiphe adunca var. adunca (Wallroth 1819 : Fries 1829) Fries 1829 , syn. Uncinula adunca var. adunca (Wallroth 1819 : Fries 1829) Léveillé 1851

bestimmbar ist und gerade jetzt mit den Perithezien gefunden werden kann.

Der 2. Phytoparasit ist ein Rostpilz der ohne mikroskopische Untersuchung und Kenntnis des Haplonten ( Aezienwirtes ) meistens mit der Sammelbezeichnung

Melampsora salicina Léveillé 1847 (Sammelname für nicht näher bestimmte Roste an Salix spp. [Weiden])

angegeben wird.

Im vorliegenden Falle kann allerdings anhand der makroskopischen Merkmale ( Blattoberseits vermutlich schon III-Telien ) und des Wirtes Salix caprea von

Melampsora caprearum Thümen 1879, syn. Melampsora laricis-capraearum Klebahn 1897

ausgegangen werden, die verbreitet auf diversen Salix-Arten, darunter auch caprea gefunden werden kann.

Melampsora caprearum Thümen 1879 vollendet auf dem Dikaryophyten ( Telienwirt ) Salix caprea seine Entwicklung mit II-Uredien und III-Telien und wechselt im Frühjahr auf den Haplonten ( Aezienwirt ) Larix- Lärche um mit der Infektion der Nadeln mit 0-Pyknien und I-Aezien seine Entwicklung wieder zu beginnen.


Herzliche Grüße Detlef


Literaturhinweis:
-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge
Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662

-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X

-Braun, Uwe: The powdery mildews ( Erysiphales ) of Europe, Gustav Fischer Verlag, Jena,
Stuttgart, New York 1995, 338 Seiten ISBN 3-334-60994-4 ( Jena ), ISBN 1-56081-424-1 ( New York )

-Phylogeny of Erisiphe, Microsphaera, Uncinula ( Erysipheae )
and Cystotheca, Podosphaera, Sphaerotheca ( Cystotheceae ) inferred from rDNA IST sequences- some taxonomic consequences
Autor: Braun, Uwe & Takamatsu, Susumu
Kategorie: Zeitschrift
Seitenanzahl:S.1 - 33
Schlechtendalia 4 ( 2000 ), Veröffentlichungen aus dem Institut für Geobotanik und Botanischer Garten der Martin Luther-Universität Halle-Wittenberg

-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959
: 3-437-30433-X

-Poelt, Josef und Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 12
2. revidierte und erweiterte Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil Heft1 Uredinales, 365 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1997
Bandherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2650-6

-Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 16
Supplement und Wirt-Parasit-Verzeichnis zur 2. Auflage des Catalogus Florae Austriae,III. Teil Heft 1 Uredinales, 67 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2000
Bandherausgeber: Friedrich Ehrendorfer, Institut für Botanik, Universtät Wien, A-1030 Wien
Serienherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Spezielle Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2910-6

Re: Pilz(e?) an Weide

Verfasst: Do 23. Okt 2008, 08:09
von Horst Schlüter
Hallo Detlef,
das ist ja viel mehr als ich erwarten durfte. Zum Rostpilz noch eine Frage. Mir ist nicht aufgefallen, daß in unmittelbarer Umgebung des Steinbruchs Lärchen stehen. Wie groß kann den da der Abstand sein?.

Viele Grüße
Horst

Re: Re: Pilz(e?) an Weide

Verfasst: Do 23. Okt 2008, 16:11
von Dedimyk
Hallo Horst,

[quote=Horst Schlüter,23.10.2008, 08:09]
Hallo Detlef,
das ist ja viel mehr als ich erwarten durfte. Zum Rostpilz noch eine Frage. Mir ist nicht aufgefallen, daß in unmittelbarer Umgebung des Steinbruchs Lärchen stehen. Wie groß kann den da der Abstand sein?.

Viele Grüße
Horst
[/quote]

Zwar können Pilzsporen wegen ihrer geringen Größe vom Wind sehr weit und hoch getragen werden, doch die Wahrscheinlichkeit der Infektion einer bestimmten Wirtspflanze sinkt in der dritten Potenz ihrer Entfernung vom Infektionsherd; damit sind zum Teil zwar große Entfernungen möglich, aber als sichere Größe werden ca. 500m zwischen den beiden Wirten als verläßliche Entfernung angesehen, um eine Infektion zu gewährleisten.


Herzliche Grüße Detlef