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Rost am Berg-Pippau

Verfasst: Di 25. Nov 2008, 06:49
von Julia
Hi!

Diesen Rostpilz habe ich im Juli in Bayern, Oberallgäu, nahe Enzianhütte, Aufstieg Rappenseehütte am Wegrand auf den Blättern des Berg-Pippau (Crepis bocconii) gefunden.

Hahaha...ich versuchs mal erst gar nicht. Da der Brandenburger nicht Artspezifisch auflistet überlasse ich dir das mit dem Wirt.

Sporen im Durchschnitt 20 x 28,3.


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lg Jule

Re: Rost am Berg-Pippau

Verfasst: Mi 26. Nov 2008, 23:13
von Flodder
Hoi Julia und alle andere Pilzfreunde,
Dieses Crepis ist oder war auch bekannt unter der name : C. montana Rchb.Oudemans gibt fur dieser aecidienstadium der name Puccinia crepidis-montanae Magn. auf.Dies ist,laut Gaumann eine Auteu-Puccinia,so alle stadien auf Crepis bocconi.

Freundliche Gruesse,
Flodder

Re: Rost am Berg-Pippau

Verfasst: Fr 28. Nov 2008, 11:26
von Dedimyk
Hallo Julia, Flodder und alle Phytoparasitenfreunde,

[quote=Julia,25.11.2008, 06:49]
Hi!

Diesen Rostpilz habe ich im Juli in Bayern, Oberallgäu, nahe Enzianhütte, Aufstieg Rappenseehütte am Wegrand auf den Blättern des Berg-Pippau (Crepis bocconii) gefunden.

Hahaha...ich versuchs mal erst gar nicht. Da der Brandenburger nicht Artspezifisch auflistet überlasse ich dir das mit dem Wirt.

Sporen im Durchschnitt 20 x 28,3.
lg Jule
[/quote]

mit dem Wirtsnamen Crepis bocconii, Berg-Pippau habe ich mich sehr schwer getan. Im Bildatlas fand ich zwar auch diese Bezeichnung, aber keinen Hinweis auf ein Synonym, da weder Gäumann noch Zwetko diesen Wirt führten; auch Klenke führt diesen alpinen Wirt gar nicht.

Erst beim googlen mit Wikimedia Commons fand ich dies:

Species: Crepis bocconi P.D.Sell
(Synonyma:
- Crepis montana (L.) Tausch
- Crepis pontana auct. non (L.) Dalla Torre)

Danach war es mir möglich über diese beiden Synonyma eine wirtsbezogene Untersuchung durchzuführen ( ist das Problem, daß ich Mykologe und kein Botaniker bin und dadurch Pflanzensynonyma nicht so kenne, wie bei den Phytoparasiten ).

Gäumann und Zwetko weisen für Crepis montana bzw. pontana als Typuswirt nur die von Flodder richtig benannte

Puccinia crepidis-montanae Magnus in Ed. Fischer 1904

aus, die recht selten zu sein scheint, wenn ich die Nachweise von Zwetko betrachte.

Sowohl das makroskopische Befallsbild mit den sehr schön dargestellten I-Aeziosporenlagern, als auch die Mikrobilder der I-Aeziosporen stimmen mit den Beschreibungen absolut überein, so daß die vorgenannte Bestimmung als gesichert gilt.

Hier die Daten aus Brandenburger, Gäumann und Zwetko zum Nachlesen und Erkennen:

I-Aeziosporenlager auf beiden Blattseiten, reichlicher blattunterseits, meist kreisförmig angeordnet ( sehr schön auf den Bildern 1 und 3 zu erkennen ), etwa 250 µm im Ø, mit einem weißen, umgebogenen, zerschlitzten Rand. Pseudoperidienzellen nicht in regelmäßigen Längsreihen, 26 - 34 µm breit, 18 - 24 µm hoch mit einer etwa 2 - 2,5 µm dicken, fast glatten Außenwand und einer 5 - 7 µm dicken, warzigen Innenwand ( auf den Mikrobildern nicht zu sehen, da kein Vertikalschnitt durch ein I-Aeziosporenlager gemacht wurde, auf Mikrobild 1 sind Fragmente zu sehen ).

I-Aeziosporen kugelig, elliptisch oder unregelmäßig, dicht und feinwarzig, 19 - 25 µm lang, 16 - 20 µm breit mit einer 1 - 1,5 µm dicken hyalinen Wand ( gut auf den Mikrobildern erkennbar ).

Puccinia crepidis-montanae Magnus in Ed. Fischer 1904 durchläuft seine gesamte Entwicklung mit 0-Pyknien, I-Aezien, II-Uredien und III-Telien auf Crepis bocconii, führt also keinen Wirtswechsel durch.

Verbreitungsgebiet: Mitteleuropa

Vielen Dank für die Vorstellung dieses schönen, mir bisher unbekannten Rostpilzes.

Herzliche Grüße Detlef

Literaturnachweise:
-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959

-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X

-Poelt, Josef und Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 12
2. revidierte und erweiterte Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil Heft1 Uredinales, 365 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1997
Bandherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2650-6

-Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 16
Supplement und Wirt-Parasit-Verzeichnis zur 2. Auflage des Catalogus Florae Austriae,III. Teil Heft 1 Uredinales, 67 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2000
Bandherausgeber: Friedrich Ehrendorfer, Institut für Botanik, Universtät Wien, A-1030 Wien
Serienherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Spezielle Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2910-6

Re: Rost am Berg-Pippau

Verfasst: Fr 28. Nov 2008, 14:30
von Flodder
Hoi Julia,Dedimyk und Alle andere Pilz-Freunde,

Leider ist es so Dass viele Mykologen Keine Botaniker Sind und andersum.
Viele Aufgaben von Kleinpilze,Abhangig von pflanzen sind falsch,so diese in Saccardo"s Sylloge und die Rabenhorst Kryptogamenflora und so weiter.
Die Pflanzen sind vielfach falsch bestimmt.

Auch Dich Dedimyk siehe Ich oft herumtollen mit der Pflanzennamen.
Credo an alle Kleinpilzfreunde,:Neme eine liebhaberij dabei:Pflanzen.

Gruesse,
Flodder