als am Abend des 30. April der Entschluss in ihm reifte einen großen Eschenbestand über Kalk aufzusuchen, wusste er noch nicht, das alles anders kam als er es sich vorgestellt hatte.

 

Von Eschen, Orchideen und tanzenden Elfen !!

eine nicht ganz ernstzunehmende Kurzgeschichte von H. Regin

bevor sie sich ins Lesevergnügen stürzen, sollten sie sich die Vorgeschichte in meinem Forum anschauen.

hier gehts lang

 

er lag schon wach, als sich die ersten Sonnenstrahlen durch die Ritzen des noch geschlossenen Fensterladens zwängten. Unbehagen beschlich ihn. War es wirklich notwendig die Fahrt ins 30 Km entfernte Erfweiler auf sich zu nehmen? Die aufkommenden Zweifel wurden schnell von der Vorstellung mit Morcheln gefüllter Pilzkörbe zurückgedrängt. Für seine Verhältnisse fast blitzartig hievte er seinen um einige Kilo zu schweren Körper aus der Umklammerung des weichen und warmen Bettes. So schnell, dass das eben noch klare Bild der zu findenden kulinarischen Köstlichkeiten, einem aufsteigendem Schwindelgefühl wich. Aber es gab kein halten mehr – ohne noch Zeit für Waschen und Frühstück zu verschwenden war er 15 Min. später auf dem Weg ins gelobte Morchelland.

Exakt um 7.50 Uhr traf er auf dem Parkplatz einer kleinen Wanderhütte, direkt am Rande des großen Eschenwaldes, ein. Ein schon etwas in die Tage gekommenes Holzschild machte ihn darauf aufmerksam das er nun den „ Elfenwald ” betrat. Elfen, so ein Humbug – nichts und niemand konnte ihn jetzt noch daran hindern besagte Köstlichkeiten ans Messer zu liefern. Er hatte zwar schon von diesen kleinen, fliegenden Fabelwesen gehört, ihre Existenz hatte er aber immer in Frage gestellt. Mit wenigen Schritten war er mitten im Wald und augenblicklich gefror ihm das Blut in den Adern. Auch davon hatte er schon gehört – er erinnerte sich wie ihm seine Großmutter von großem Unglück erzählte, wenn man bei Betreten eines Waldes als erstes auf einen Stamm mit Blutstropfen der Waldelfen traf.

 

Schnell hatte er seine Fassung wiedererlangt und er setzte seinen Weg in dem noch lichten Eschenwald fort. Doch so sehr er den Waldboden mit seinen Blicken auch absuchte, eine Morchel wollte einfach nicht sein Blickfeld kreuzen. Hatte seine Großmutter am Ende doch Recht und bestand sein Unglück darin sein Pilzkörbchen nicht füllen zu können?? Er schmunzelte und letztendlich schämte er sich sogar, das solche Gedanken überhaupt in ihm aufkeimen konnten. Ohne sich bewusst zu werden das er sich in fremden Wäldern bewegte drang er immer tiefer in sie ein. Als sich allmählich der Bodenbewuchs änderte war ihm noch gar nicht klar geworden das er längst die Orientierung verloren hatte. Und plötzlich, als ein leichter Luftzug seine Wangen streifte, sah er sie. Dunkelhäutige Elfen tanzten im frühen Licht der Morgensonne

Er beschloss einige sich scheinbar ausruhende Fabelwesen genauer zu betrachten. Er wagte kaum zu atmen als er sich ihnen näherte.

Jetzt hatten die Elfen auch ihn entdeckt und offensichtlich waren sie so erschrocken dass sie vor ihm flohen. Eigenartige ja fast unheimlich Laute drangen an sein Ohr. Brachte es Unglück wenn man Elfen bei ihrem Tanze störte? Hatte ihm seine Großmutter nicht so was mal erzählt? Weg, nur weg von diesem unheimlichen Ort. Und während er sich schnellen Schrittes vom Ort seiner Begegnung entfernte wurde ihm plötzlich klar, das es ein Fehler war, morgens nicht zu frühstücken. Eigentlich wollte er um diese Zeit diesen unheilvollen Wald längst wieder verlassen haben. Just als er seinen keuchenden und schwitzenden Körper zum stehen brachte, bemerkte er, das er etwas unter seinem in Gummi eingehülltem und schmerzendem Fuß begraben hatte. Als er das von ihm zertretene etwas vor sich liegen sah war ihm augenblicklich klar warum man diese Art von Pilzen auch Flatschmorchel nannte. Sie tat ihm leid und auch sein Magen erinnerte ihn daran dass diese etwas eigenartig riechenden Fruchtkörper eigentlich essbar waren. Vielleicht gab es ja noch mehr?? Sein leicht umherschweifender Blick blieb an einem weiteren dieser seltsam geformten runzeligen Gesellen hängen. Ab wie sah sie aus? Wie wenn unbekannte Wesen ihren Hunger daran gestillt hätten.

Aber was waren das für Wesen? Elfen? Nein Elfen essen keine Flatschmorcheln. Er konnte sich jedenfalls nicht an gleichlautende Erzählungen seiner Großmutter erinnern. Weiße Elfen tun das nicht, aber wußte seine Großmutter von der Existenz der schwarzen Elfen?? Wohl kaum !! Essen die vielleicht Flatschmorcheln? Noch während er diesen Gedanken weiter spohn, gingen seine Augen auf die Suche nach weiteren Exemplaren dieser seltsam geformten Pilze. Beklemmung beschlich ihn. Er fühlte sich beobachtet und in diesem Augenblick verankerte sich sein Blick an einem Ungeheuer wie er es schrecklicher noch nicht gesehen hatte. Ein riesiges schwarzes Etwas kauerte in geduckter Haltung vor ihm, bereit ihn jeden Moment anzuspringen um ihn zu verschlingen.Sein Blut begann zu kochen und irgendetwas schrie ihm zu – lauf, lauf um dein Leben. Aber er schaffte es nicht. Wie angewurzelt stand er da und schaute dem Ungeheuer in die weit vor den Kopf getretenen Augen. Es schien ihn zu hypnotisieren. Was wollte es? War es jenes Wesen das die Flatschmorchel so übel zurichtete? Die Antwort kam postwendend als das Ungeheuer sein Maul öffnete. Die schwerbezahnte Zunge war deutlich zu sehen. Unwillkürlich musste er an die riesigen Schaufelräder der niedersächsischen Braunkohlebagger denken.

War das sein Ende? Kannte dieses Wesen den Unterschied zwischen Flatschmorcheln und hungrigen, verirrten Pilzsuchern überhaupt? Ein erneuter Blick in das Maul des sich langsam nähernden Ungeheuers genügte um seine Starre zu lösen. Er floh mit atemberaubender Geschwindigkeit. Er traute sich gar nicht anzuhalten, sich umzudrehen. Was ist wenn dieses düstere Wesen ihn verfolgte. Ganz unverhofft und plötzlich befand er sich in einem Waldstück mit den herrlichsten Blumen. Blumen wie er sie noch nie vorher sah. Eine einzigartige Faszination ging von diesem Ort aus. Er wirkte auf ihn beruhigend. Seine Angst schwand - an solch einem Ort konnte es einfach keine Ungeheuer geben.

Doch plötzlich geriet sein Blut ihn Wallung. Hatte er jetzt schon Halluzinationen ? Stand da wirklich neben einer dieser Zauberblumen jener Pilz wegen dem er eigentlich hierher gekommen war?

Erst als er näher kam und das Objekt seiner Begierde mit zitternden Händen berührt hatte er Gewissheit. Sie war echt !!

Allem Anschein nach hatte diese Morchel das starke Bedürfnis ihn seinen Korb zu springen. Ein kurzer Gedanke an das unheimliche, Flatschmorchelfressende Ungeheuer und er wusste sofort das er ihr diesen Gefallen gerne tat. Sie schien sogar dankbar zu sein, so dankbar dass sie ihm den Weg aus dem Wald zeigte. Nur wo war er jetzt? Am anderen Ende der Wiese setzte sich die Ansammlung unzähliger Bäume fort. Sein Magen rebellierte aufs heftigste und er überschlug sich fast als Meister Lampe auf die Lichtung trat.

Die wildesten kullinarischen Fantasien kochten in ihm hoch und diese langläufige, mit Fell besetzte Köstlichkeit würde seinen Magen wahrscheinlich wieder zum Schweigen bringen. Aber spielte Meister Lampe da mit? Sollte er die Verfolgung aufnehmen? Er blickte an sich herunter und ihm war klar das er diesen Gedanken gleich wieder verwerfen konnte. Ein erneuter Orientierungsversuch endete mit einem ungläubigen Achselzucken. Verzweiflung stieg in ihm auf. Hatte er das verdient? Sollte er wirklich hier zugrunde gehen. Einem Moment dachte er an Hänsel und Gretel und dieses, mit herrlich duftenden Pfefferkuchen besetzte, Häuschen. Die Vorstellung dort aber aufgrund seiner Leibesfülle sofort im Backofen zu enden, ließ seine Vorstellung von diesen herrlichen Backwerken wie eine Seifenblase zerplatzen. Seine Verzweiflung schlug in Panik um und gerade als er überlegte laut um Hilfe zu rufen sah er sie. Aber was war es. Elfen? Hatte er die Kinderstube dieser seltsamen Waldbewohner entdeckt? Süß sahen sie aus in ihren blau gestreiften Pyjamas

Auf seine Frage wie er diesen fremden Wald wieder verlassen könnte, erntete er nur Stille. Kein Tipp, kein Zeichen – einfach nur Schweigen. Vielleicht schliefen sie ja oder waren zu müde zum Antworten. Doch plötzlich als ihn etwas Unsichtbares, beruhigendes zu streicheln schien wusste er es. Die jungen Elfen, wenn es den welche waren, zeigten alle in eine Richtung und als ob sie ihren Hinweis noch unterstreichen wollten, nickten sie zustimmend im Winde.

Hoffnung keimte ihn ihm auf. Hoffnung seine Familie wieder zu sehen . Auch die Hoffnung, bald wieder seinen Holzkohlegrill bedienen zu dürfen, machte sich mit aller Mächtigkeit breit.. Er folgte dem Fingerzeig und fand einen breiten Weg im Walde. Aber wie jetzt weiter ? Getrieben von einer inneren Welle an Zuversicht und einem leicht seußelndem vom Wind herbeigetragem „ recht „ schlug er diesen Weg auch ein. Bei einer Gabelung zeigte ihm erneut ein anmutiges, zauberhaftes Wesen die richtige Richtung.

Und endlich mit über 2 stündiger Verspätung trat er etwas unterhalb seines Ausgangspunktes aus dem Wald.

Müde, mit schmerzenden Füssen und einem aufständigen Magen genoss er jenen Anblick den er zeitweise nicht wiederzusehen glaubte. Als ihm von den nahen menschlichen Behausungen ein Duft in die Nase stieg, den er nur allzu gut kannte, fiel alles von ihm ab.Vergessen die schmerzenden Füße, vergessen auch jenes Ungetüm das ihn zu Verschlingen drohte. Schnell waren die restlichen 100 m zum Fahrzeug zurückgelegt und er schwor sich nie wieder diesen Wald an der Stelle zu betreten, an dem die zauberhaften Elfen ihr Blut verloren.

 

Ende

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Bilder und Text © 2005 by Harry Regin