Hallo miteinander!
Wie in meinem vorherigen Beitrag angedroht, hier die nächste Missbildung. In unmittelbarer Umgebung dieser beiden extrem dickstieligen Steinpilze gab es etliche weitere völlig aus den Fugen geratene Steinis, die der Goldschimmel aber schon dahingerafft hatte. Charakteristisch waren sehr stark aufgeblähte Stiele mit winzigen Hüten - leider habe ich davon kein Bild gemacht.
Hier nun die beiden Steinis, die ich mitgenommen hatte, im Vergleich mit normal gewachsenen und meiner Hand:
Vor allem der Stiel des Größeren war innen wattig-weich, aber sonst konnte man äußerlich nichts erkennen. Damals im Wald (am 2.10.13) dachte ich mir, die sind von irgendwas befallen und dann vom giftigem Goldschimmel (Hypomyces chrysospermus) vollends niedergemacht worden. Zur gleichen Zeit wurden in einem Parallelforum auch solche Steinis mit deformierten, geblähten Stiel gezeigt - allerdings ohne Erklärung, woher dies kommen könnte.
Dann fand ich vor ein paar Tagen diesen gedrehten Sch...haufen ganz in der Nähe des Standorts der geblähten Steinis, konferierte darüber mit Lothar, der mir wiederum von diversen Deformationen (z.B. Pfifferlingswuchs an Röhrlingen), verursacht durch verschiedene Hypomyces-Arten, berichtete.
Damit übergebe ich an Gerd...
Viele Grüße - Rika
Steinis mit geblähtem Stiel
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Re: Steinis mit geblähtem Stiel
Hallo Rika,
---> Denn, was du hier beschreibst, sind zwei paar Stiefel:
(1) Das Befallsbild (Boletus edulis mit extrem verdicktem Stiel und kleinem oder gar fehlendem Hut) ist typisch für einen Virenbefall, für den in [1] der Begriff "little cap desease" vorgeschlagen wird.Ich habe noch einen Nachschlag zu deinem durch Virenbefall deformierten Fruchtkörper gefunden:
[2] bezeichnet die gezeigte Deformierung des Fruchtkörpers (kommt sowohl in Kultur als auch in der Natur vor) als Mikrokephalie. Man versteht darunter ein stark von der Norm dieser Art abweichendes Missverhältnis von Hut und Stiel:
- Die Hüte bleiben knopfartig klein, oft steril, die Stiele sind (a) normal geformt oder (b) an ihrer Basis stark keulenartig aufgedunstet oder (c) auch zum Hut hin ungewöhnlich erweitert; im letzen Fall kann auch ein untypischer Lamellen bzw. Röhrenansatz (z.B. herablaufend statt breit angewachsen) auftreten.
Als mögliche Ursachen werden genannt:
- Umwelteinfluss (z.B. Lichtmangel, erhöhter CO2-Gehalt), bevorzugt bei ungünstigen Kulturbedingungen.
- Parasitenbefall
- Virenbefall
---> Hinweise auf Befall durch "Hypomyces spec. "Goldschimmel, mould" sind m.E. schlicht falsch, da ein Hypomyces-Befall keineswegs den gesamten Fruchtkörper derartig deformiert, sondern höchstens das Hymenophor (Stichwort "Steinreizker").
(2) Natürlich kann ein durch Viren deformierter Fruchtkörper anschließend auch noch durch "Hypomyces spec." befallen werden.
- Und auch weitere durch Viren deformierte "Steinpilze" wurden HIER diskutiert
------------------------------------------
Nochmals:
- Der Hypomyces-Zerfall ist ein Folgeinfektion und hat nach meiner Kenntnis obsolut nichts mit der von dir erwähnten Fruchtkörperdeformierung zu tun.
- Wenn du dich für "Hypomyces" interessiert, dann empfehle ich dir folgenden Link
Grüße
Gerd
Literatur:
[1] H. Huttinga et al. (1975): Filamentous and polyhedral virus like particles in Boletus edulis; Neth. J. Pl. Path. 81: 102-106
---> Abstract und 1. Seite findet man HIER
[2] H. Kreisel (1983): Bildungsabweichungen an Fruchtkörpern (Teratologie); in Handbuch für Pilzfreunde Band V
- Ja schade, dass du davon kein Bild gemacht hast.UmUlmHerum hat geschrieben: Wie in meinem vorherigen Beitrag angedroht, hier die nächste Missbildung. In unmittelbarer Umgebung dieser beiden extrem dickstieligen Steinpilze gab es etliche weitere völlig aus den Fugen geratene Steinis, die der Goldschimmel aber schon dahingerafft hatte. Charakteristisch waren sehr stark aufgeblähte Stiele mit winzigen Hüten - leider habe ich davon kein Bild gemacht.
---> Denn, was du hier beschreibst, sind zwei paar Stiefel:
(1) Das Befallsbild (Boletus edulis mit extrem verdicktem Stiel und kleinem oder gar fehlendem Hut) ist typisch für einen Virenbefall, für den in [1] der Begriff "little cap desease" vorgeschlagen wird.Ich habe noch einen Nachschlag zu deinem durch Virenbefall deformierten Fruchtkörper gefunden:
[2] bezeichnet die gezeigte Deformierung des Fruchtkörpers (kommt sowohl in Kultur als auch in der Natur vor) als Mikrokephalie. Man versteht darunter ein stark von der Norm dieser Art abweichendes Missverhältnis von Hut und Stiel:
- Die Hüte bleiben knopfartig klein, oft steril, die Stiele sind (a) normal geformt oder (b) an ihrer Basis stark keulenartig aufgedunstet oder (c) auch zum Hut hin ungewöhnlich erweitert; im letzen Fall kann auch ein untypischer Lamellen bzw. Röhrenansatz (z.B. herablaufend statt breit angewachsen) auftreten.
Als mögliche Ursachen werden genannt:
- Umwelteinfluss (z.B. Lichtmangel, erhöhter CO2-Gehalt), bevorzugt bei ungünstigen Kulturbedingungen.
- Parasitenbefall
- Virenbefall
---> Hinweise auf Befall durch "Hypomyces spec. "Goldschimmel, mould" sind m.E. schlicht falsch, da ein Hypomyces-Befall keineswegs den gesamten Fruchtkörper derartig deformiert, sondern höchstens das Hymenophor (Stichwort "Steinreizker").
(2) Natürlich kann ein durch Viren deformierter Fruchtkörper anschließend auch noch durch "Hypomyces spec." befallen werden.
- Da kann ich abhelfen: Derartige Fruchtkörper haben wir bereits ausgiebig im "Gruselforum"diskutiert.UmUlmHerum hat geschrieben: ... Zur gleichen Zeit wurden in einem Parallelforum auch solche Steinis mit deformierten, geblähten Stiel gezeigt - allerdings ohne Erklärung, woher dies kommen könnte.
- Und auch weitere durch Viren deformierte "Steinpilze" wurden HIER diskutiert
------------------------------------------
Nochmals:
- Der Hypomyces-Zerfall ist ein Folgeinfektion und hat nach meiner Kenntnis obsolut nichts mit der von dir erwähnten Fruchtkörperdeformierung zu tun.
- Wenn du dich für "Hypomyces" interessiert, dann empfehle ich dir folgenden Link
Grüße
Gerd
Literatur:
[1] H. Huttinga et al. (1975): Filamentous and polyhedral virus like particles in Boletus edulis; Neth. J. Pl. Path. 81: 102-106
---> Abstract und 1. Seite findet man HIER
[2] H. Kreisel (1983): Bildungsabweichungen an Fruchtkörpern (Teratologie); in Handbuch für Pilzfreunde Band V
- Ich mache nur Bestimmungsvorschläge und keine Essensfreigabe.