noch solche Pusteln auf Ast

nicht eindeutig geklärte bzw. unbekannte Funde können hier gezeigt und besprochen werden. Forumsstart - 05.11.2007

Moderator: Harry

Horst Schlüter
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noch solche Pusteln auf Ast

Ungelesener Beitrag von Horst Schlüter »

Hallo,
auch vom 09.12.2008 im Steinbruch Weiler zum Stein, derselbe Steilhang, anderer Ast, Laubholz. Was geht hier?

Vielen Dankl für die Mühen.

Gruß
Horst Schlüter
[br][br]
Horst Schlüter
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Re: noch solche Pusteln auf Ast

Ungelesener Beitrag von Horst Schlüter »

Hallo,
Anmdreas meint, es handelt sich um Rötliche Kohlenbeere. Gilt dies auch, wenn der Pilz nicht auf Buche wuchs? Denn es ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine Buche, eher Hainbuche. Ich kenne mich mit Hölzern leider auch nicht besser aus, als mit Pilzen, neben Hasel, Holunder und Eiche wachsen noch Kirsche und Esche an dem Hang. Buchen habe ich in diesem Bereich noch keine gefunden, was nichts besagt, da ich schon öfter "blind" war.

Gruß
Horst
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Ingo W
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Re: noch solche Pusteln auf Ast

Ungelesener Beitrag von Ingo W »

Hallo Horst!

Ich mag eigentlich keine Pyrenos, aber ich glaube, es könnte auch Hypoxylon fuscum (Rotbraune Kohlenbeere) sein.

VG Ingo W
Horst Schlüter
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Re: noch solche Pusteln auf Ast

Ungelesener Beitrag von Horst Schlüter »

Hallo Ingo,
wer mag denn wirklich pyrenos?
Ich nehme sie auch nur mit, weil ich bei der Kartierung mich bemühe, möglichst viel zu erfassen.

Aber Deine Bestimmung gefällt mir wesentlich besser.

Gruß
Horst
Andreas
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Re: noch solche Pusteln auf Ast

Ungelesener Beitrag von Andreas »

Hallo,

nein, das kann nicht fuscum sein, denn abgesehen von der Farbe ist fuscum außen fast glatt.
Die Farbe und die höckerige Außenseite lassen praktisch nur H. fragiforme in Frage kommen.

Die Art klann auch mal an anderem Substrat vorkommen, dann sollte man aber zur Sicherheit die Sporengröße testen, um sie nicht mit H. howeianum zu verwechseln.

beste Grüße,
Andreas
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Gerd †
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Re: Re: noch solche Pusteln auf Ast

Ungelesener Beitrag von Gerd † »

Hallo Horst,

[quote=Horst Schlüter,20.12.2008, 01:13]
Anmdreas meint, es handelt sich um Rötliche Kohlenbeere. Gilt dies auch, wenn der Pilz nicht auf Buche wuchs? Denn es ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine Buche, eher Hainbuche. Ich kenne mich mit Hölzern leider auch nicht besser aus, als mit Pilzen, neben Hasel, Holunder und Eiche wachsen noch Kirsche und Esche an dem Hang. Buchen habe ich in diesem Bereich noch keine gefunden, was nichts besagt, da ich schon öfter "blind" war.
[/quote]

- M.E. muss man sich wenigstens zwischen folgenden Hypoxylon-Arten entscheiden, die jung +-rotbraune Fruchtkörper ausbilden. Und als Entscheidungskriterium muss man die Fruchtkörperform, die Perithezienmündung (kann ich nach diesen Bildern nicht sicher bewerten) und das Substrat bewerten:

(1) Hypoxylon fragiforme (Rötliche Kohlenbeere)
- Diese häufige Art habe ich im Ulmer Raum bisher nur an Buche festgestellt!
- Die Fruchtkörperform würde m.E. leidlich passen, auch wenn ich hier nicht sehr typische Fruchtkörperverschmelzungen beobachten kann.
- Typisch für diese Art ist, dass die Perithezienmündungen papillenförmige Ostiolien ausbilden und dadurch die Oberfläche der Fruchtkörper stark spitz rauh punktiert erscheint.

(2) Hypoxylon fuscum (Rotbraune Kohlenbeere)
- Eine Art, die im Ulmer Raum wohl eher Hasel und Erle bevorzugt.
- Die Fruchtkörper sind kleiner (und meist langgestreckter, oft ineinander zerfließend und breiter auf dem Suibstrat aufliegend) als bei (1)
- Die Perithezienmündungen sind nicht so ausgeprägt wie bei (1); die Oberfläche der Fruchtkörper ist etwas uneben und eher schwach rauh.

(3) Hypoxylon fraxinophilum (Eschen-Kohlenbeere)
- Dazu kann ich wenig sagen, da ich diese (im Ulmer Raum nachgewiesene) Art noch nie in der Hand hatte

(4) Hypoxylon howeianum (Zimtbraune Kohlenbeere)
- "wein", obwohl diese Art (nach Enderle (2004): Die Pilzflora des Ulmer Raums) im Ulmer Raum in allen MTBs vorkommen soll, habe ich die bisher wohl übersehen und kann nicht einmal Substrtat-Angaben liefern.

(5) Hypoxylon multiforme (Vielgestaltige Kohlenbeere)
---> Schließe ich aus: Bevorzugt eindeutig Birke, hat keine so ausgeprägte Perithezienmündungen und zerfließt stärker.

Mein Fazit:
- Ich lehne mich da nicht aus dem Fenster und überlasse dir die endgültige Bestimmung.
---> Übrigens habe ich nicht geprüft, ob es noch weitere Kandidaten gibt.

Grüße
Gerd

PS.:
- Auch wenn ich dir auf die Nerven falle und mich wiederhole:
(1) Du solltest grundsätzlich nicht nur Fuinde fotografieren sondern immer auch Fruchtkörper mitnehmen, dam,it man die ggf. überprüfen kann.
(2) Du solltest dir angewöhnen auch ein Schnittbild zu zeigen.
(3) In diesem Fall wäre auch deine deskriptive Einschätzung der Perithezienmündung eine wertvolle Information.
(4) Eine eindeutige Aussage des Substrats würde übrigens die Bestimmung etwas sicherer machen.
Horst Schlüter
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Re: noch solche Pusteln auf Ast

Ungelesener Beitrag von Horst Schlüter »

Hallo Gerd,
vielen Dank für die Zusammenstellung. Wie Du an anderen Beiträgen erkennen kannst, bin ich durchaus ab und zu bemüht, das Substrat genauer zu definieren, habe aber damit bei herumliegendem Holz manchmal Probleme.
In der direkten Umgebung befinden sich Eiche und Hainbuche, sowie Kirsche, Hasel und mit Abstand Esche.
Ich bilde mir ein, Eiche hätte ich erkannt.
Das mit den Schnittbildern habe ich mal wieder vergessen, war mir aber auch nicht bewußt, daß dies bei dieser Sorte Pilz von Interesse ist.
Ansonsten werde ich mich sicher im Laudfe der Zeit verbessern, was die Qualität meiner Angabe angeht und keine Angst, Du nervst mich nicht.
Zu meiner Entschuldigung in diesemFall möchte ich sagen, daß ich dummer Weise zum Mitnehmen nichts Geeignetes bei mir hatte und eigentlich gar keine Pilze mir vorgenommen hatte, zu suchen, ich wollte eigentlich Springschwänze suchen, die ich dann aber nicht gefunden habe.
Gruß
Horst
Andreas
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Re: noch solche Pusteln auf Ast

Ungelesener Beitrag von Andreas »

Hallo,

also mri gehts meistens anders rum: Ich finde Springschwänze und wollte eigentlich Pilze suchen ....

Zu der Artauswahl von Gerd:
Hypoxylon fraxinophilum ist ebenfalls nicht mit so deutlichen Ostiolen besetzt und auch nicht so lebhaft ziegelrot im jungen Zustand
Hypoxylon fuscum habe ich oben schon ausgeschlossen.
Hypoxylon multiforme kenne ich ebenfalls nicht ziegelrot und diese Art würde auch unregelmäßige Polster bilden, nie aber unrde Kugeln.

Bleibt also H. howeianum, der einzige wirkliche Doppelgänger von fragifirme. Und in der Tat,. wenn Du Buche als Substrat ausschließen kannst, dann ist H. howeianum wesentlich wahrscheinlicher. Diese Art kommt auf fast allen laubhölzern vor, während fragiforme weitgehend auf Buche beschränkt ist. Beide Arten lassen sich anhand der Sporengröße problemlos auseinanderhalten.

beste Grüße,
Andreas
Horst Schlüter
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Re: noch solche Pusteln auf Ast

Ungelesener Beitrag von Horst Schlüter »

Hallo Andreas,
die Springschwänze hatte ich ja gezielt suchen wollen, weil ich ein paar Tage zuvor solche erst bei der Bildbearbeitung entdeckt hatte. So geht es eben manchmal, wenn man gezielt sucht.
Noch etwas zur Erklärung. Dort wo die meisten Pilze zur Zeit zu finden sind, ist es extrem steil, z.Z. durch den Regen rutschig und da ist vielleicht verständlich, wenn man auch noch freie Hände haben will.

Nun noch zu den Sporen. Wie gewint man die bei Hypoxylon, aufschneiden und auf Papier?

Gruß
Horst

Ansonsten vielen Dank für die Geduld mit mir.
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Gerd †
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Re: Re: noch solche Pusteln auf Ast

Ungelesener Beitrag von Gerd † »

Hallo Andreas,

[quote=Andreas,20.12.2008, 20:28]
Zu der Artauswahl von Gerd:
[/quote]


- Ich stimme deiner Einschätzung weitgehend zu und habe ja nur einige Arten zur Diskussion gestellt, die jung rote, rotbraune bis braune Fruchtkörper bilden.
---> Die Farbe nach Bild zu beurteilen erscheint mir riskant, da der Weißabgleich nicht zu beurteilen ist.
------------------------------------

Hypoxylon multiforme kenne ich ebenfalls nicht ziegelrot und diese Art würde auch unregelmäßige Polster bilden, nie aber unrde Kugeln.

---> Diese Art (Laux zeigt junge +- rotbraune Fruchtkörper) hatte ich auch bereits ausgeschlossen, da die Fruchtkörperform überhaupt nicht passt.
---------------------

Hypoxylon fuscum habe ich oben schon ausgeschlossen.

---> Diese Art (vergleiche meine Merkmalsbeschreibung) würde ich sogar ohne Kenntnis des Substrats auch auschließen.
---------------------

Hypoxylon fraxinophilum ist ebenfalls nicht mit so deutlichen Ostiolen besetzt und auch nicht so lebhaft ziegelrot im jungen Zustand

- Auch hier stimme ich bezüglich der Ostiolen zu, nachdem ich [1] konsultiert habe.
----------------------

Bleibt also H. howeianum, der einzige wirkliche Doppelgänger von fragifirme. Und in der Tat,. wenn Du Buche als Substrat ausschließen kannst, dann ist H. howeianum wesentlich wahrscheinlicher. Diese Art kommt auf fast allen laubhölzern vor, während fragiforme weitgehend auf Buche beschränkt ist. Beide Arten lassen sich anhand der Sporengröße problemlos auseinanderhalten.

- :biggt: Du bringst es auf den Punkt.
---> Übrigens bringt [2] eine schöne Abbildung von H. howeianum.
------------------------------

Und noch eine Abschlussbemerkung:

- Das Abbildungsverzeichnis (2007) verweist bei H. fuscum und H. howeianum auf "Der Tintling 16 (1999)". Dort findet man Seite 9 eine mit H. fuscum bezeichnete Abbildung. Fehlanzeige bei H. howeianum.
---> Mit dieser H. fuscum-Abbildung kann ich mich nicht anfreunden, da die Fruchtkörper fast kugelrund sind und nicht meiner Vorstellung von H. fuscum entsprechen.


Grüße
Gerd

Literatur:

[1] M. Enderle (1982): Die Gattung Hypoxylon Bull. ex Fr. im Ulmer Raum, ZMykol 48(1):141-164

[2] M. Enderle (2004): Die Pilzflora des Ulmer Raumes; Verein für Naturwissenschaft und Mathematik in Ulm e.V.
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Gerd †
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Re: Re: noch solche Pusteln auf Ast

Ungelesener Beitrag von Gerd † »

Hallo Horst,

[quote=Horst Schlüter,21.12.2008, 09:28]
Nun noch zu den Sporen. Wie gewint man die bei Hypoxylon, aufschneiden und auf Papier?
[/quote]

- Das würde ich nicht empfehlen, da die Fruchtkörper häufig nur schwach sporulieren.

Meine Empfehlung:

- Wassertropfen auf Objektträger und dann vorsichtig den durchgeschnittenen Fruchtkörper drauflegen.

Grüße
Gerd
Horst Schlüter
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Re: noch solche Pusteln auf Ast

Ungelesener Beitrag von Horst Schlüter »

Hallo,
bin soeben auf diese Diskussion von 2008 gestoßen und muß sagen, diese hier gefällt mir ganz besonders gut, da auch sehr informativ.
Natürlich möchte ich mich auch noch, wenn auch sehr vespätet für den Tip zur Sorengewinnung bedanken.

Es grüßt
Horst
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