Hallo Freunde der beschleierten Pilze,
vor kurzem habe ich sehr wahrscheinlich eine Telamonia gefunden (sorry für den Link in ein "fremdes" Forum, aber ich möchte nicht noch einmal alles hier posten), die ich jetzt bestimmen möchte. Da ich hier im Forum schon desöfteren etwas von einer Cortinarientagung gelesen habe, mutmaße ich einfach mal, dass sich hier auch Haarschleierlingsexperten tummeln.
Könnt ihr mir einen Tipp geben, mit welcher Literatur ich am besten Cortinariacea bestimmen bzw. wie ich generell in dieser Gattung vorgehen soll?
Bin für jeden Tipp dankbar!
Gruß, Andreas
PS: Nächste Woche am Donnerstag versuche ich im Arbeitskreis die Mikromerkmale (was außer den Sporen ist noch interessant?) zu fotografieren.
Wie Cortinarien bestimmen?
Moderator: Harry
-
Witti
- erfahrener Poster
- Beiträge: 155
- Registriert: Di 7. Feb 2006, 10:32
- Wohnort: Frankenholz - Saarland
Re: Wie Cortinarien bestimmen?
Hallo Andreas,
du hast dir hier eine der schwierigsten Gattungen zum Bestimmen ausgesucht. Prinzipiel würde ich versuchen, die Schleierlinge grob einzuteilen in
a) Schleimköpfe und Klumpfüße
b) Schleimfüße
c) Gürtelfüße und Wasserköpfe
d) Haut-, Rau-, Glimmerköpfe sowie Dickfüße.
Danach hilft oft nur noch mikroskopieren und viel Erfahrung.
Zur Literatur: Pilze der Schweiz Band 5 enthält über 200 Schleierlinge, die dort auch mikroskopisch beschrieben sind. Ansonsten gibt es noch Spezialliteratur, z.B. von Consiglio oder Brandrut.
Desweiteren bietet die Schwarzwälder Pilzlehrschau im Oktober einen Wochenkurs an, der sich schwerpunktmäßig mit den Cortinariaceae beschäftigt.
Gruß
Jörg
du hast dir hier eine der schwierigsten Gattungen zum Bestimmen ausgesucht. Prinzipiel würde ich versuchen, die Schleierlinge grob einzuteilen in
a) Schleimköpfe und Klumpfüße
b) Schleimfüße
c) Gürtelfüße und Wasserköpfe
d) Haut-, Rau-, Glimmerköpfe sowie Dickfüße.
Danach hilft oft nur noch mikroskopieren und viel Erfahrung.
Zur Literatur: Pilze der Schweiz Band 5 enthält über 200 Schleierlinge, die dort auch mikroskopisch beschrieben sind. Ansonsten gibt es noch Spezialliteratur, z.B. von Consiglio oder Brandrut.
Desweiteren bietet die Schwarzwälder Pilzlehrschau im Oktober einen Wochenkurs an, der sich schwerpunktmäßig mit den Cortinariaceae beschäftigt.
Gruß
Jörg
- Der Juergen
- Senior Poster
- Beiträge: 194
- Registriert: Mi 29. Jun 2005, 19:59
- Kontaktdaten:
Re: Wie Cortinarien bestimmen?
Hallo Andreas,
da ich Cortinarien versuche zu bestimmen, mal ein paar Erfahrungen von mir:
Schleierlinge sind mikroskopisch eher langweilig, die Sporen sind meistens Mandel- Zitronenförmig und besitzten Warzen - das wars dann meistens auch schon:-). Zystiden und sowas gibt eher selten. Wichtig ist hier eine gute Sporenmessung; mindestens 25 Messungen mit Maximal und Minimalwert-Angabe, Standardabweichung usw. ein bissel rudimentäre Statistik: Eine Spore ist keine Spore!
Makroskopische Reagenzien sind wichtig: KOH, NaHO, Ammonjak, Lugol'sche Lösung, Alkohol. Immer am frischen Fruchtkörper testen!
Du brauchtst (vor allem bei Telamonien!) Fruchtkörper verschiedensten Alters; ganz junge mit Cortina, mittlere und auch Alte.
Genaue, detaillierte makroskopische Diagnose der Fruchtkörper, und damit meine ich wirklich detailliert: Jeder "Fuzzel" muss festgehalten werden und kann entscheidend sein.
Literatur: Für den Anfang und die wichtigsten Arten empfehle ich den MOSER (1982) oder den HORAK. Toll ist natürlich PDS Band 5, wie Jörg schon erwähnt hat. Der Brandrut ist eher ein nettes (und taxonomisch verwirrendes) Bilderbuch, zum Bestimmen wohl nicht so geeignet.
Grüßle
Juergen
da ich Cortinarien versuche zu bestimmen, mal ein paar Erfahrungen von mir:
Schleierlinge sind mikroskopisch eher langweilig, die Sporen sind meistens Mandel- Zitronenförmig und besitzten Warzen - das wars dann meistens auch schon:-). Zystiden und sowas gibt eher selten. Wichtig ist hier eine gute Sporenmessung; mindestens 25 Messungen mit Maximal und Minimalwert-Angabe, Standardabweichung usw. ein bissel rudimentäre Statistik: Eine Spore ist keine Spore!
Makroskopische Reagenzien sind wichtig: KOH, NaHO, Ammonjak, Lugol'sche Lösung, Alkohol. Immer am frischen Fruchtkörper testen!
Du brauchtst (vor allem bei Telamonien!) Fruchtkörper verschiedensten Alters; ganz junge mit Cortina, mittlere und auch Alte.
Genaue, detaillierte makroskopische Diagnose der Fruchtkörper, und damit meine ich wirklich detailliert: Jeder "Fuzzel" muss festgehalten werden und kann entscheidend sein.
Literatur: Für den Anfang und die wichtigsten Arten empfehle ich den MOSER (1982) oder den HORAK. Toll ist natürlich PDS Band 5, wie Jörg schon erwähnt hat. Der Brandrut ist eher ein nettes (und taxonomisch verwirrendes) Bilderbuch, zum Bestimmen wohl nicht so geeignet.
Grüßle
Juergen
- Harry
- Administrator
- Beiträge: 4714
- Registriert: Mi 22. Dez 2004, 09:37
- Kamera: Nikon D500
Nikon Z5
Olympus Tough TG-6 - Pilzverein: Pilzfreunde Saar - Pfalz e.V.
- Wohnort: Bexbach - Saarland
- Kontaktdaten:
Re: Wie Cortinarien bestimmen?
Hallo Andreas, hallo Jürgen
in der Tat gehören Cortinarien zu den wohl am schwiergisten zu bestimmenden Pilzen überhaupt. Und damit noch nicht genug - in der Sektion Telamonia gelingt eine exakte Bestimmung wirklich nur ausgemachten Spezialisten. Die meisten sogenannten Cortinarienspezialisten beschäftigen sich daher nur mit den Phlegmatien oder den Myxacien.
Die Schwierigkeit der Cortinarienbestimmung hat wohl mehrere Gründe.
1. es geistern wohl einige hundert Arten durch die Literatur die es gar nicht gibt.
2. die unterschiedlichen taxonimischen Aufassungen verschiedener Werke.
als Beispiel sie hier Breitenbach/Kränzlin - Band 5 und Brandrud / Melot´s Cortinarius Flora Photographica genannt. Während sich die Schweizer sehr stark an Moser´s Werken orientieren gehen Brandrud/Melot einen anderen taxonomischen Weg. Einen Weg der nach Meinung vieler Cortinarienspezialisten der richtigere Weg ist. Ich habe bei der Cortinarientagung 2005 in Morella /Spanien festgestellt, dass sich die Mehrheit der Cortinarienbestimmer an Brandrud/Melot gehalten haben. Ein nahmhafter deutscher Cortinarienfreund sagte mir damals, dass sich jetzt nach dem Tod Mosers wohl über kurz oder lang die taxonomischen Ansichten von B&M so allmählich durchsetzen werden.
Die Schwierigkeit liegt wohl auch darin seinen Cortinarienfund in die richtige Sektion einzuordnen. Ich will euch hier mal einen Scan von Schulungsmaterial der Schwarzwälder Pilzlehrschau zeigen und ihr werdet sehen , dass sich eine Einordnung von Telamonienfunden in die verschieden Untersektionen als äusserst schwierig erweisen kann. Man unterscheidet hier zunächst einmal Telamonien mit und ohne hygrophanen Hut.
wenn man sich letztendlich zur richtigen Untersektion durchgearbeitet hat währe da noch die Art zu bestimmen. Und da gibt es wie Jürgen schon erwähnt hat nur geringe mikroskopische Unerschiede. Die richtig zu deuten bedarf wirklich einer langjährigen Erfahrung.
Gruß
Harry
PS. Wie wäre es mit einer Teilnahme an unserer Cortinarientagung? Cortinarienfreunde aus 10 europäischen Staaten sind schon gemeldet. Der Lerneffekt ist sicherlich als sehr hoch einzustufen.
in der Tat gehören Cortinarien zu den wohl am schwiergisten zu bestimmenden Pilzen überhaupt. Und damit noch nicht genug - in der Sektion Telamonia gelingt eine exakte Bestimmung wirklich nur ausgemachten Spezialisten. Die meisten sogenannten Cortinarienspezialisten beschäftigen sich daher nur mit den Phlegmatien oder den Myxacien.
Die Schwierigkeit der Cortinarienbestimmung hat wohl mehrere Gründe.
1. es geistern wohl einige hundert Arten durch die Literatur die es gar nicht gibt.
2. die unterschiedlichen taxonimischen Aufassungen verschiedener Werke.
als Beispiel sie hier Breitenbach/Kränzlin - Band 5 und Brandrud / Melot´s Cortinarius Flora Photographica genannt. Während sich die Schweizer sehr stark an Moser´s Werken orientieren gehen Brandrud/Melot einen anderen taxonomischen Weg. Einen Weg der nach Meinung vieler Cortinarienspezialisten der richtigere Weg ist. Ich habe bei der Cortinarientagung 2005 in Morella /Spanien festgestellt, dass sich die Mehrheit der Cortinarienbestimmer an Brandrud/Melot gehalten haben. Ein nahmhafter deutscher Cortinarienfreund sagte mir damals, dass sich jetzt nach dem Tod Mosers wohl über kurz oder lang die taxonomischen Ansichten von B&M so allmählich durchsetzen werden.
Die Schwierigkeit liegt wohl auch darin seinen Cortinarienfund in die richtige Sektion einzuordnen. Ich will euch hier mal einen Scan von Schulungsmaterial der Schwarzwälder Pilzlehrschau zeigen und ihr werdet sehen , dass sich eine Einordnung von Telamonienfunden in die verschieden Untersektionen als äusserst schwierig erweisen kann. Man unterscheidet hier zunächst einmal Telamonien mit und ohne hygrophanen Hut.
wenn man sich letztendlich zur richtigen Untersektion durchgearbeitet hat währe da noch die Art zu bestimmen. Und da gibt es wie Jürgen schon erwähnt hat nur geringe mikroskopische Unerschiede. Die richtig zu deuten bedarf wirklich einer langjährigen Erfahrung.
Gruß
Harry
PS. Wie wäre es mit einer Teilnahme an unserer Cortinarientagung? Cortinarienfreunde aus 10 europäischen Staaten sind schon gemeldet. Der Lerneffekt ist sicherlich als sehr hoch einzustufen.
Re: Wie Cortinarien bestimmen?
Hallo zusammen,
besten Dank für eure Infos und Ratschläge!
@Witti
Ich denke, dass ich mit dem BON zumindest auf die Untergattungsebene komme, das ist schon mal ein großer Erfolg. Mein Budget und meine Zeit lassen leider keinen Wochenkurs in Hornberg zu. Zudem eigne ich mir gerade erst ein breites Pilzwissen an, da habe ich noch genug zu tun. Aber vielleicht beschäftige ich mich eines Tages näher mit den Cortinarien, dann könnte so ein Kurs interessant sein. Jedenfalls Danke für den Tipp!
@Juergen
Was ist denn NaOH gleich wieder? Mal sehen, ob morgen noch frische Fk. in mehreren Alterstadien dort wachsen, dann nehme ich eine Aufsammlung mit und untersuche sie so genau, wie ich es kann. Am Abend ist zudem ein Vortrag im Vereinsheim, d.h. ich kann auch schnell ein paar chem. Reaktionstests machen. PdS und der Horak sind auch vorhanden. Mal schauen, vlt. werde ich ja schlauer.
@Harry
Danke für die Unterlagen über die Sektionsaufteilung - richtet sich der Schlüssel nach MOSER oder nach BRANDRUD/ MELOT? Allein schon die Art des Austrocknens festzustellen, ist ganz schön happig. Auf einem meiner Bilder im pilzbestimmung.de-Forum ist zu sehen, dass die Hüte strahlförmig vom Rand her ausblassen. Allerdings habe ich das beim Trocknen der aufgesammelten, eintönigen Fk. nicht überprüft, ob das vlt. nur als Alterserscheinung zu werten ist.
Danke auch für Deinen Hinweis auf die Tagung, aber das wäre mir dann doch etwas zu hoch. Zunächst einmal möchte ich mir ein breites Pilzwissen aneignen mit Hinblick auf die PSV-Prüfung.
Viele Grüße
Andreas
besten Dank für eure Infos und Ratschläge!
@Witti
Ich denke, dass ich mit dem BON zumindest auf die Untergattungsebene komme, das ist schon mal ein großer Erfolg. Mein Budget und meine Zeit lassen leider keinen Wochenkurs in Hornberg zu. Zudem eigne ich mir gerade erst ein breites Pilzwissen an, da habe ich noch genug zu tun. Aber vielleicht beschäftige ich mich eines Tages näher mit den Cortinarien, dann könnte so ein Kurs interessant sein. Jedenfalls Danke für den Tipp!
@Juergen
Was ist denn NaOH gleich wieder? Mal sehen, ob morgen noch frische Fk. in mehreren Alterstadien dort wachsen, dann nehme ich eine Aufsammlung mit und untersuche sie so genau, wie ich es kann. Am Abend ist zudem ein Vortrag im Vereinsheim, d.h. ich kann auch schnell ein paar chem. Reaktionstests machen. PdS und der Horak sind auch vorhanden. Mal schauen, vlt. werde ich ja schlauer.
@Harry
Danke für die Unterlagen über die Sektionsaufteilung - richtet sich der Schlüssel nach MOSER oder nach BRANDRUD/ MELOT? Allein schon die Art des Austrocknens festzustellen, ist ganz schön happig. Auf einem meiner Bilder im pilzbestimmung.de-Forum ist zu sehen, dass die Hüte strahlförmig vom Rand her ausblassen. Allerdings habe ich das beim Trocknen der aufgesammelten, eintönigen Fk. nicht überprüft, ob das vlt. nur als Alterserscheinung zu werten ist.
Danke auch für Deinen Hinweis auf die Tagung, aber das wäre mir dann doch etwas zu hoch. Zunächst einmal möchte ich mir ein breites Pilzwissen aneignen mit Hinblick auf die PSV-Prüfung.
Viele Grüße
Andreas
Re: Wie Cortinarien bestimmen?
Hallo Harry,
mir wird schlecht, wenn ich mir Deinen Schlüssel anschaue.
---> Kein Wunder, dass ich um Telamonien einen Riesenbogen mache !
--------
Übrigens, kennst Du dieses Heft ?
GARNWEIDNER (1998): Wasserköpfe und Gürtelfüße. Telamonien aus Südbayern; Verein für Pilzfreunde München e.V.
Dort werden von Garnweidner ?eine Auswahl leichter (!?) kenntlicher? Telamonien ( 81 Taxa) vorgestellt.
Grüße
Gerd
-----------------------------------------------------
Die Probleme bei der Bestimmung beschreibt Garnweidner in der Einleitung übrigens so:
KeInnerhalb der großen Gattung Cortinarius werden Arten mit deutlich entwickeltem Velum und schwach bis stark hygrophanem Hut sowie schwarzer KOH?Reaktion auf der Huthaut zur Untergattung Telamonia zusammengefaßt.
Die früher übliche weitere Untergliederung dieser Gruppe in stark hygrophane, meist durchscheinend geriefte und ziemlich dünnfleischige Arten mit der Gattungsbezeichnuns, Hydrocybe (Wasserköpfe) und in weniger hygrophane, meist auch robustere und auch feucht nicht oder kaum durchscheinend geriefte Arien in der Gattung Telamonia (Gürtelfüße) wird heute nicht mehr aufrecht erhalten, da beide Gruppen durch zahlreiche Übergänge verbunden sind. Dieser gleitende Übergang gilt letztendlich auch für die meisten anderen Gruppen der Großgattung Cortinarius, so daß eine klare Grenzziehung zwischen der Untergattung Telamonia im heutigen Sinne und den nächst verwandten Arten der Untergattungen Sericeocybe (Inoloma, Dickfüße), aber auch einigen Angehörigen der Untergattung Phlegmacium (Schleimköpfe) kaum möglich ist. Dies ist auch der Grund dafür, daß die ehemals selbständigen Gattungen heute allgemein als Untergattung einer äußerst formenreichen und vielgestaltigen Gattung Cortinarius betrachtet werden.
Moderne chemisch-taxonomische, speziell auf die verschiedenen Farbpigmente ausgerichtete Untersuchungsmethoden zeigen zunehmend auf, daß auch morphologisch ziemlich eindeutig zuordenbare Arten oft zu Sippen anderer Verwandtschaftskreise mehr Affinität zeigen als zu scheinbar viel näherstehenden Formen. So sind die ein rotes bis rotbraunes Velum aufweisenden Arten nahe mit einigen Arten der Untergattung Dermocybe verwandt und vielleicht sogar besser dort unterzubringen. Bei den übrigen Telamonien haben dagegen Untersuchungen der Farbpigmente mit dem Ziel, nähere verwandtschaftliche Zusammenhänge aufzudecken und diese als Grundlage für eine überzeugende Gliederung der Telamonien zu verwenden, bisher zu keinem brauchbaren Erfolg geführt.
Die Gattung Cortinarius ist wegen ihres Artenreichtums, der großen Seltenheit vieler Arten und vor allem wegen der in der Vergangenheit sehr unterschiedlichen Interpretation alter Artbeschreibungen in absehbarer Zeit wohl kaum befriedigend monographisch zu bearbeiten. Selbst in neuerer Zeit erscheinende Werke, die eigentlich der Klarstellung der Arten dienen sollen, werfen eher zusätzliche Zweifel auf.
Eindrucksvoll ist auch die Anzahl der bisher beschriebenen Arten allein aus der Untergattung Telamonia. Sind es bei Fries noch ganze 95, werden es bei Konrad & Maublanc bereits 120, bei Moser schon über 170 Spezies. Die Flore analytique des Cortinaires von Tartarat 1988 zählt 520 Taxa auf, von denen allerdings sehr viele wohl kritischen Untersuchungen nicht standhalten werden. Da es nur sehr wenige Mykologen gibt, die sich überhaupt mit dieser äußerst kritischen Blätterpilzgruppe befassen, zudem viele Arten selten und in der Literatur kaum eindeutig dokumentiert sind, ist es nicht verwunderlich, wenn, vergleichbar mit den Habichtskräutern oder Brombeeren bei den Blütenpflanzen, nicht wenige Artbeschreibungen eher Einzelpopulationen als gute Arten charakterisieren.
In jüngerer Zeit hat Arnold eine Reihe vorwiegend bayerischer Telamonien anhand von Frischmaterial untersucht und mit einer bewundernswerten Gründlichkeit versucht, die bei vielen späteren Autoren unterschiedlichen Auffassungen der von Fries aufgestellten Arten anhand der von Fries selbst als Referenzen verwendeten, größtenteils unveröffentlichten Originalaquarelle auf die ursprüngliche Fries'sche Auffassung zurückzudeuten. Damit entstehen jedoch zwangsweise weitere Widersprüche zur gewohnten Cortinarienliteratur.
Arnold kommt in seinen anhand konkreter Beispiele untermauerten Untersuchungen zu dem Ergebnis, daß einige Unterscheidungskriterien für die Artabgrenzung nur bedingt geeignet sind. So ist das Auftreten blauer oder violetter Farben an den Fruchtkörpern bei weitem nicht so konstant, wie es sich nach der Gliederung Mosers vermuten liese.
Das Auftreten von Cheilozystiden ist nach den Untersuchungen Amolds stark witterungsabhängig. Bei Trockenheit wachsende Fruchtkörper vieler Arten bilden eine sterile Schneide aus, deren Hyphen dann nach Regen mitunter stark auswachsen und eine stark gesägtflockige Schneide ausbilden. Arnold versucht weiterhin, alle Arten im Sinne von Fries zu deuten. Die wenigsten Aquarelle von Fries sind den Fachmykologen bekannt; vielfach werden bei den sehr knappen Fries'schen Diagnosen unter seinen Texten heute ganz andere Arten verstanden.
Als wichtiges und gut brauchbares, taxonomisches Merkmal wertet Arnold die Abtrocknungsverhältnisse: zuerst am Scheitel, dann am Rand aufhellende Arten werden als zentrifugal, zuerst am Rand abtrocknende Arten mit lange feucht und dunkel bleibendem Scheitel werden als zentripetal abtrocknend bezeichnet.
Für den Amateurmykologen weniger nachprüfbar sind schließlich genaue REM-Untersuchungen der Sporenornamentation sowie die bei den Cortinarien zunehmendend in den Vordergrund rückenden Pigmentuntersuchungen.
Zur eindeutigen Abgrenzung von Cortinarius paleaceus und flexipes wurden von Arnold sogar DNA-Untersuchungen vorgenommen. In diesem Zusammenhang darf die Frage angedacht werden, ob es in Zukunft einem Amateur überhaupt noch möglich sein wird, die einzelnen Arten mit den ihm zur Verfügung stehenden Methoden zu unterscheiden.
Die nachstehende Zusammenfassung einer Auswahl leichter kenntlicher Telamonien hält sich im wesentlichen an die Artauffassung und Gliederung Mosers in der Kleinen Kryptogamenflora, berücksichtigt jedoch auch die recht umfangreichen und sehr schlüssigen Untersuchungen von Arnold.
Vorwiegend werden die von Moser verwendete Artnamen beibehalten; auf abweichende Auffassungen Arnolds wird jedoch in aller Regel hingewiesen.
Die Gliederung der Telamonien.
Moser hat in der kleinen Kryptogamenflora die rd. 175 enthaltenen Telamonien ausschließlich nach makroskopischen, jedoch oft nicht eindeutigen Merkmalen gegliedert.
Die Bestimmung der einzelnen Sippen erscheint dadurch relativ einfach, bereitet jedoch in der Praxis oft ganz erhebliche Probleme. Allein die relative Größe der Fruchtkörper wie der Stieldurchmesser oder die Hutbreite wechseln bei verschiedenen Kollektionen der gleichen Art beträchtlich. Die Farbe des Stiels (lila, weiß. braun) ist keineswegs eindeutig, zumal bei weiß- und braunstieligen Arten durchaus auch lila Töne auftreten und weißstielige Fruchtkörper im Alter ebenso braune Stiele aufweisen können. Auch das Vorhandensein eines Velums ist nicht
immer ein verläßliches Merkmal; es wechselt mitunter sogar bei Fruchtkörpern vom gleichen Standort,
Ein ziemlich gutes Merkmal für eine Artabgrenzung scheinen die Form, der Abstand und die Farbe der (jungen) Lamellen zu sein. Die Farbnuancen lassen sich allerdings schwer beschreiben; um die Unterschiede zu kennen, braucht man Frischpilze möglichst vieler Arten gleichzeitig.
Bei günstigen Sammelbedingungen lassen sich die verschiedenen Kollektionen oft schon anhand eines Blicks auf die Lamellen im Gelände als eindeutig verschiedene Arten erkennen. Es verwundert nicht, wenn solche Sippen bei ausschließlich an Exsikkatmaterial orientierten Publikationen falsch interpretiert oder zu Unrecht synonymisiert werden.
mir wird schlecht, wenn ich mir Deinen Schlüssel anschaue.
---> Kein Wunder, dass ich um Telamonien einen Riesenbogen mache !
--------
Übrigens, kennst Du dieses Heft ?
GARNWEIDNER (1998): Wasserköpfe und Gürtelfüße. Telamonien aus Südbayern; Verein für Pilzfreunde München e.V.
Dort werden von Garnweidner ?eine Auswahl leichter (!?) kenntlicher? Telamonien ( 81 Taxa) vorgestellt.
Grüße
Gerd
-----------------------------------------------------
Die Probleme bei der Bestimmung beschreibt Garnweidner in der Einleitung übrigens so:
KeInnerhalb der großen Gattung Cortinarius werden Arten mit deutlich entwickeltem Velum und schwach bis stark hygrophanem Hut sowie schwarzer KOH?Reaktion auf der Huthaut zur Untergattung Telamonia zusammengefaßt.
Die früher übliche weitere Untergliederung dieser Gruppe in stark hygrophane, meist durchscheinend geriefte und ziemlich dünnfleischige Arten mit der Gattungsbezeichnuns, Hydrocybe (Wasserköpfe) und in weniger hygrophane, meist auch robustere und auch feucht nicht oder kaum durchscheinend geriefte Arien in der Gattung Telamonia (Gürtelfüße) wird heute nicht mehr aufrecht erhalten, da beide Gruppen durch zahlreiche Übergänge verbunden sind. Dieser gleitende Übergang gilt letztendlich auch für die meisten anderen Gruppen der Großgattung Cortinarius, so daß eine klare Grenzziehung zwischen der Untergattung Telamonia im heutigen Sinne und den nächst verwandten Arten der Untergattungen Sericeocybe (Inoloma, Dickfüße), aber auch einigen Angehörigen der Untergattung Phlegmacium (Schleimköpfe) kaum möglich ist. Dies ist auch der Grund dafür, daß die ehemals selbständigen Gattungen heute allgemein als Untergattung einer äußerst formenreichen und vielgestaltigen Gattung Cortinarius betrachtet werden.
Moderne chemisch-taxonomische, speziell auf die verschiedenen Farbpigmente ausgerichtete Untersuchungsmethoden zeigen zunehmend auf, daß auch morphologisch ziemlich eindeutig zuordenbare Arten oft zu Sippen anderer Verwandtschaftskreise mehr Affinität zeigen als zu scheinbar viel näherstehenden Formen. So sind die ein rotes bis rotbraunes Velum aufweisenden Arten nahe mit einigen Arten der Untergattung Dermocybe verwandt und vielleicht sogar besser dort unterzubringen. Bei den übrigen Telamonien haben dagegen Untersuchungen der Farbpigmente mit dem Ziel, nähere verwandtschaftliche Zusammenhänge aufzudecken und diese als Grundlage für eine überzeugende Gliederung der Telamonien zu verwenden, bisher zu keinem brauchbaren Erfolg geführt.
Die Gattung Cortinarius ist wegen ihres Artenreichtums, der großen Seltenheit vieler Arten und vor allem wegen der in der Vergangenheit sehr unterschiedlichen Interpretation alter Artbeschreibungen in absehbarer Zeit wohl kaum befriedigend monographisch zu bearbeiten. Selbst in neuerer Zeit erscheinende Werke, die eigentlich der Klarstellung der Arten dienen sollen, werfen eher zusätzliche Zweifel auf.
Eindrucksvoll ist auch die Anzahl der bisher beschriebenen Arten allein aus der Untergattung Telamonia. Sind es bei Fries noch ganze 95, werden es bei Konrad & Maublanc bereits 120, bei Moser schon über 170 Spezies. Die Flore analytique des Cortinaires von Tartarat 1988 zählt 520 Taxa auf, von denen allerdings sehr viele wohl kritischen Untersuchungen nicht standhalten werden. Da es nur sehr wenige Mykologen gibt, die sich überhaupt mit dieser äußerst kritischen Blätterpilzgruppe befassen, zudem viele Arten selten und in der Literatur kaum eindeutig dokumentiert sind, ist es nicht verwunderlich, wenn, vergleichbar mit den Habichtskräutern oder Brombeeren bei den Blütenpflanzen, nicht wenige Artbeschreibungen eher Einzelpopulationen als gute Arten charakterisieren.
In jüngerer Zeit hat Arnold eine Reihe vorwiegend bayerischer Telamonien anhand von Frischmaterial untersucht und mit einer bewundernswerten Gründlichkeit versucht, die bei vielen späteren Autoren unterschiedlichen Auffassungen der von Fries aufgestellten Arten anhand der von Fries selbst als Referenzen verwendeten, größtenteils unveröffentlichten Originalaquarelle auf die ursprüngliche Fries'sche Auffassung zurückzudeuten. Damit entstehen jedoch zwangsweise weitere Widersprüche zur gewohnten Cortinarienliteratur.
Arnold kommt in seinen anhand konkreter Beispiele untermauerten Untersuchungen zu dem Ergebnis, daß einige Unterscheidungskriterien für die Artabgrenzung nur bedingt geeignet sind. So ist das Auftreten blauer oder violetter Farben an den Fruchtkörpern bei weitem nicht so konstant, wie es sich nach der Gliederung Mosers vermuten liese.
Das Auftreten von Cheilozystiden ist nach den Untersuchungen Amolds stark witterungsabhängig. Bei Trockenheit wachsende Fruchtkörper vieler Arten bilden eine sterile Schneide aus, deren Hyphen dann nach Regen mitunter stark auswachsen und eine stark gesägtflockige Schneide ausbilden. Arnold versucht weiterhin, alle Arten im Sinne von Fries zu deuten. Die wenigsten Aquarelle von Fries sind den Fachmykologen bekannt; vielfach werden bei den sehr knappen Fries'schen Diagnosen unter seinen Texten heute ganz andere Arten verstanden.
Als wichtiges und gut brauchbares, taxonomisches Merkmal wertet Arnold die Abtrocknungsverhältnisse: zuerst am Scheitel, dann am Rand aufhellende Arten werden als zentrifugal, zuerst am Rand abtrocknende Arten mit lange feucht und dunkel bleibendem Scheitel werden als zentripetal abtrocknend bezeichnet.
Für den Amateurmykologen weniger nachprüfbar sind schließlich genaue REM-Untersuchungen der Sporenornamentation sowie die bei den Cortinarien zunehmendend in den Vordergrund rückenden Pigmentuntersuchungen.
Zur eindeutigen Abgrenzung von Cortinarius paleaceus und flexipes wurden von Arnold sogar DNA-Untersuchungen vorgenommen. In diesem Zusammenhang darf die Frage angedacht werden, ob es in Zukunft einem Amateur überhaupt noch möglich sein wird, die einzelnen Arten mit den ihm zur Verfügung stehenden Methoden zu unterscheiden.
Die nachstehende Zusammenfassung einer Auswahl leichter kenntlicher Telamonien hält sich im wesentlichen an die Artauffassung und Gliederung Mosers in der Kleinen Kryptogamenflora, berücksichtigt jedoch auch die recht umfangreichen und sehr schlüssigen Untersuchungen von Arnold.
Vorwiegend werden die von Moser verwendete Artnamen beibehalten; auf abweichende Auffassungen Arnolds wird jedoch in aller Regel hingewiesen.
Die Gliederung der Telamonien.
Moser hat in der kleinen Kryptogamenflora die rd. 175 enthaltenen Telamonien ausschließlich nach makroskopischen, jedoch oft nicht eindeutigen Merkmalen gegliedert.
Die Bestimmung der einzelnen Sippen erscheint dadurch relativ einfach, bereitet jedoch in der Praxis oft ganz erhebliche Probleme. Allein die relative Größe der Fruchtkörper wie der Stieldurchmesser oder die Hutbreite wechseln bei verschiedenen Kollektionen der gleichen Art beträchtlich. Die Farbe des Stiels (lila, weiß. braun) ist keineswegs eindeutig, zumal bei weiß- und braunstieligen Arten durchaus auch lila Töne auftreten und weißstielige Fruchtkörper im Alter ebenso braune Stiele aufweisen können. Auch das Vorhandensein eines Velums ist nicht
immer ein verläßliches Merkmal; es wechselt mitunter sogar bei Fruchtkörpern vom gleichen Standort,
Ein ziemlich gutes Merkmal für eine Artabgrenzung scheinen die Form, der Abstand und die Farbe der (jungen) Lamellen zu sein. Die Farbnuancen lassen sich allerdings schwer beschreiben; um die Unterschiede zu kennen, braucht man Frischpilze möglichst vieler Arten gleichzeitig.
Bei günstigen Sammelbedingungen lassen sich die verschiedenen Kollektionen oft schon anhand eines Blicks auf die Lamellen im Gelände als eindeutig verschiedene Arten erkennen. Es verwundert nicht, wenn solche Sippen bei ausschließlich an Exsikkatmaterial orientierten Publikationen falsch interpretiert oder zu Unrecht synonymisiert werden.
- Der Juergen
- Senior Poster
- Beiträge: 194
- Registriert: Mi 29. Jun 2005, 19:59
- Kontaktdaten:
Re: Re: Wie Cortinarien bestimmen?
Hallo Gerd,
vielen Dank für den tollen Artikel und auch die Zusendung. Leider kann ich die ZIP-Datei nicht öffnen, weil sie anscheins defekt ist. Der gezippte Artikel von Gymnopus dryophila-Komplex ließ sich tadellos entpacken.
Grüßle
Juergen
vielen Dank für den tollen Artikel und auch die Zusendung. Leider kann ich die ZIP-Datei nicht öffnen, weil sie anscheins defekt ist. Der gezippte Artikel von Gymnopus dryophila-Komplex ließ sich tadellos entpacken.
Grüßle
Juergen