Gelbfuchsiger Tellerling Rhodocybe nitellina

hier kann alles gepostet werden was mit Pilzen zu tun hat. Forumsstart - 22.12.2004

Moderator: Harry

Armin
treues Mitglied
Beiträge: 270
Registriert: Mo 17. Okt 2005, 20:50

Gelbfuchsiger Tellerling Rhodocybe nitellina

Ungelesener Beitrag von Armin »

Hallo Pilzfreunde
Ein interessanter Exkursionsfund der Hochwälder Kahlköpfe bei Trier (neutral- basischer Laubwald).
Mein erster Eindruck war: irgend so ein Waldfreundrübling. Der zweite Eindruck war Hm, Hm vielleicht auch was anderes? Trotz der ?geballten Fachkompetenz? von 7 Pilzsachverständigen blieb es vorerst beim Hm..
Bei den eventuell in Frage kommenden Gattungen wurde mehrheitlich ein Tellerling in Erwägung gezogen, jedoch ohne Bezug zu einer konkreten Art.
Unser Tipp ins Blaue hat sich bestätigt:
Rhodocybe nitellina, der Gelbfuchsige Tellerling

Fund:
Laubstreu, basisch
Hüte von 25- 35 mm, blass- orangebraun, schwach speckig, hygrophan
Stiele von 20-50 x 3-6mm, Farbe wie Hut, knorpelig wie ein Rübling, vorallem an der Stielspitze weiß überfasert.
Stielbasis leicht verdickt mit weißem Filz und Myzelsträngen > siehe Bild 1+2.
Lamellen weiß- creme mit einen Hauch von graurosa (frisch), Schneiden schwach wellig.
Geruch mehlartig nach zerreiben der Lamellen > siehe Bemerkung!, Geschmack mehlartig
Sporen: elliptisch, mandelförmig, rau, warzig, gratig, angedeutet vieleckig 6-8 x 4-5 ym,
Sporen- Zellwand cyanophil in Baumwollblau (= Gattungsmerkmal) > siehe Bild 5
HDS farblose liegende Hyphen, teilweise mit Schnallen. Die Hyphen der Epikutis sind breiter und relativ oft kurz septiert.
Spp rosaocker- bräunlich

Bemerkung:In der Literatur wird Rhodocybe nitellina mit Collybia dryophila verglichen, was sehr treffend ist. Frisch hatten unsere Fruchtkörper einen etwas mehr braun- orangenen Ton, der jedoch später verblasste (hygrophan). Die Fotos habe ich Zuhause aufgenommen und lassen somit die Fruchtkörper etwas blasser erscheinen als sie im Frischzustand waren.
Unsere Fruchtkörper hatten aber jedoch auf keinen Fall so dunkelbraune Hüt und auffallend gelbe Lamellen, wie sie in Kriegelsteiner Bd4 Seite 240 und auch in manch anderen Fotos im Internet abgebildet sind, sondern entsprachen weitestgehend dem Foto in Pilze der Schweiz Bd 4 Nr. 101.
Der überall in der Literatur beschriebene stark mehlartig- ranzige Geruch, konnte ich im frischen Zustand nicht feststellen! Nach Zerreiben der Lamellen im angetrockneten Zustand nach einem Tag, war der Mehlgeruch und Geschmack vorhanden (jedoch auf keinen Fall stark ranzig).
Auffallend für mich waren die Myzelstränge an der Stielbasis (siehe Bild 1+2), zu denen ich in der Literatur keinen Hinweis fand.
Fragen
Wer hat Rhodocybe nitellina schon gefunden und kann zu dem angeblichen ?stark ranzig mehligen? Geruch, verschiedene Farbtöne oder Mycelsträngen Angaben machen?
Gruß Armin




Spp rosaocker- bräunlich


Sporen: elliptisch, mandelförmig, rau, warzig, gratig, angedeutet vieleckig


cyanophile Sporen- Zellwand
Benutzeravatar
Der Juergen
Senior Poster
Beiträge: 194
Registriert: Mi 29. Jun 2005, 19:59
Kontaktdaten:

Re: Gelbfuchsiger Tellerling Rhodocybe nitellina

Ungelesener Beitrag von Der Juergen »

Hallo Armin,

[quote=Armin,01.09.2006, 17:44]Sporen: elliptisch, mandelförmig, rau, warzig, gratig, angedeutet vieleckig 6-8 x 4-5 ym,
Sporen- Zellwand cyanophil in Baumwollblau (= Gattungsmerkmal) >

Wer hat Rhodocybe nitellina schon gefunden und kann zu dem angeblichen ?stark ranzig mehligen? Geruch, verschiedene Farbtöne oder Mycelsträngen Angaben machen?
Gruß Armin
[/quote]

Ich finde R. nitellina (Fries 1838) jedes Jahr in meinem Hauswald, und zwar in Buchen- wie im Fichtwald. Die kräftigen Farben und vor allem der aufsehenerregende Farbkontrast (Hut Dunkelorange, Lamellen Gelborange) sind schon ein charakteristisches Merkmal. Der Geruch ist sehr stark "gurkig". In KRIEGLSTEINER ist im Schlüssel von einem R. melleopallens die Rede; er soll heller sein; gelblichbraun bis honigfarben, und liegt mit den Sporenmaßen eher bei Deinem Fund: 4-7(8)x3-4,5 µm. Die Sporenmaße von R. nitellina sind angegeben mit: 7-10x5-5,5 µm. Von R. melleopallens gibt es in KRIEGLSTEINER keine detaillierte Artbeschreibung, und nur eine Fundangabe! Vollständiges Taxon ist: Rhodocybe melleopallens Orton 1960.

Grüßle
Juergen
Armin
treues Mitglied
Beiträge: 270
Registriert: Mo 17. Okt 2005, 20:50

Re: Gelbfuchsiger Tellerling Rhodocybe nitellina

Ungelesener Beitrag von Armin »

Hallo Jürgen,
den melleopallens hatte ich auch in Betracht gezogen, aber laut Schlüssel Horak hat er zu kleine Sporen (5-6x3-3,5) und einen Hut von nur 7- 20 mm. Übrigens findet man von melleopallens so gut wie nichts. (fragliche Art ?)
Übrigens wird die Sporenangabe zu nitellina nach meiner Recherche überwiegend kleiner angegeben als im Kriegelsteiner.
Pi d. Schweiz: 6-8,9x4-5; Holmasen 7-9; etc.
Was den Geruch betrifft, das lasse ich mal dahingestellt, der müsste nach dem Schlüssel Horak bei melleopallens auch vorhanden sein (falls es ihn gibt).
Schauen wir mal ob noch einer dazu was sagen kann.
Gruß Armin
Benutzeravatar
Gerd †
Forums Gott
Beiträge: 1831
Registriert: Fr 31. Dez 2004, 19:34
Wohnort: Alb-Donau-Kreis

Re: Gelbfuchsiger Tellerling Rhodocybe nitellina

Ungelesener Beitrag von Gerd † »

Hallo Armin,
In der Literatur wird Rhodocybe nitellina mit Collybia dryophila verglichen, was sehr treffend ist. Frisch hatten unsere Fruchtkörper einen etwas mehr braun- orangenen Ton, der jedoch später verblasste (hygrophan).



- Ich hatte R. vitellina wenige Male (immer von Wachholderheide) in der Hand, allerdings schon einige Jahre zurück.

- Richtig, in der Literatur wird auf den Rüblingscharakter hingewiesen. Bei meiner ersten Begegnung hielt ich den Fruchtkörper wegen seiner intensiven Farbe für einen Saftling.

- Eine hervorragende Abbildung findet man im LAUX (2002) und nicht ganz so leuchtend hier:

<http://www.pilzbestimmung.de/forum/inde ... v=&reveal=>

------------------------

So richtig anfreunden kann ich mich (auch wenn ich die Farbe völlig ignoriere) mit Deiner Bestimmung nicht:

- Lamellen sollten bei R. nittelina breit angwachsen +- leicht (ohne Graben) herablaufen, eher entfernt und mit deutlich gelblichem Ton sein.

- Insgesamt habe ich die Art auch vom Habitus zierlicher und dünnfleischiger in Erinnerung.

- Geruch ist, wenn ich mich recht in erinnere "mehlartig"

- Typisch ist die Stielbasis weißfilzig. An Rizomorphe kann ich mich nicht erinnern.

Grüße
Gerd
Andreas
Senior Poster
Beiträge: 176
Registriert: Sa 12. Mär 2005, 23:07
Wohnort: Jenaprießnitz
Kontaktdaten:

Re: Gelbfuchsiger Tellerling Rhodocybe nitellina

Ungelesener Beitrag von Andreas »

Hallo,

ich meine Rhodocybe nitellina ganz gut zu kennen und kann Gerd's angaben und Bemerkungen fast ausnahmslos bestätigen. Einzige Ausnahme ist, dass ich nie so leuchten gefärbte Exemplare hatte wie hier teils beschrieben, sondern relativ einheitlich braunorange Pilze ohne kontrastierende Lamellen. Gurken-Mehlgeruch war immer da.

Ich halte Deinen Pilz nach Bild und Angaben für eine Lepista, speziell Lepista sordida. Vorbehaltlich eigener Untersuchung natürlich.

beste Grüße,
Andreas
Benutzeravatar
Gerd †
Forums Gott
Beiträge: 1831
Registriert: Fr 31. Dez 2004, 19:34
Wohnort: Alb-Donau-Kreis

Re: Gelbfuchsiger Tellerling Rhodocybe nitellina

Ungelesener Beitrag von Gerd † »

Hallo Andreas,
Ich halte Deinen Pilz nach Bild und Angaben für eine Lepista (Rötelritterling), speziell Lepista sordida. Vorbehaltlich eigener Untersuchung natürlich.
- Interessant, ich schaue mir grundsätzlich zuerst die Bilder und dann erst die Details an:

(1) Mein erster Eindruck war auch Lepista aufgrund von Habitus, Lamellenansatz/Abstand.

(2) War dann allerdings völlig verwirrt und zu feige (habe mich nach Bild einfach schon zu oft geirrt), dies zu äußern, nachdem ich folgende Details (und das Bild mit der Sporenpulverfarbe) gesehen habe:
Sporen: ... angedeutet vieleckig
Spp rosaocker- bräunlich
---> Punktiert bis feinwarzige Sporen, hell fleischfarbenes Spp. ok, aber angedeutet vieleckig und so dunkles Spp. da bekam ich Zweifel, zumal R. gemina = R. truncata (Würziger Tellerling) m.E. ja auch einen Lepista-Habitus hat und ich keine Ahnung habe, was es sonst noch für Rhodocybe-Arten gibt.

---> Klar war mir nur, dass ich eine völlig andere Vorstellung von R. nitellina habe und ich hier frech darauf verzichtet habe, Mikromerkmale zu kontrollieren.
---------------------------------
sondern relativ einheitlich braunorange Pilze ohne kontrastierende Lamellen
- Danke für den Hinweis, dass der Lamellen-Kontrast kein konstantes R. nitellina-Merkmal ist.

Grüße
Gerd
Armin
treues Mitglied
Beiträge: 270
Registriert: Mo 17. Okt 2005, 20:50

Re: Gelbfuchsiger Tellerling Rhodocybe nitellina

Ungelesener Beitrag von Armin »

Hallo Jürgen, Gerd und Andreas
wie es aussieht habe ich mich wahrscheinlich in eine falsche Richtung verrannt, obwohl ich mir bei Lepista so 100 % auch nicht sicher bin:
- Sporenfarbe hat ohne Zweifel einen Braunton
- Sporen sind teilweise leicht eckig und die Warzen sind schon gratig verbunden.

Rötelritterlinge hatten wir vor Ort im Wald auch kurz angesprochen, aber rein gefühlsmäßig (??) dachten wir nicht, dass wir Rötelritterlinge in der Hand haben. Als wir auch keine leicht ablösende Lamellen vorfanden, war für uns das Thema Lepista quasi erledigt. Gilt dieses (schwache) Merkmal eigentlich für alle Lepista oder nur für eine bestimmte Gruppe?
Wenn ich mir jetzt meine Fotos anschaue ist Lepista doch sehr nahe liegend und Andreas hat wohl recht mit L. sordida inkl. Umfeld.

Was das +- warzig- gratige der Sporen betrifft werde ich mir das Ganze noch einmal genau ansehen, zumal dies zwischen den Rötelritterlingen und den Rhodocyben eine sehr enge Kiste ist (war mir eigentlich so klar nicht bewusst).
Die braunrote Farbe und vor allen der stark mehlig ranzige Geruch der von euch allen bestätigt wurde sprechen natürlich klar gegen R. nitellina.

Wenn ich brauchbare Ergebnisse habe werde ich mich wieder melden.
Wenn ich nicht weiterkomme kann vielleicht Andreas bei unserer Cortinarientagung einen Blick darauf werfen.
Vorerst mal danke für eure guten Ratschläge und Unterstützung.
Gruß Armin
Andreas
Senior Poster
Beiträge: 176
Registriert: Sa 12. Mär 2005, 23:07
Wohnort: Jenaprießnitz
Kontaktdaten:

Re: Gelbfuchsiger Tellerling Rhodocybe nitellina

Ungelesener Beitrag von Andreas »

Hallo Armin,

ja, die Eckigkeit der Sporen stört mich auch ein wenig. Aber das würde ich endgültig nur an meinem eigenen Mikroskop beurteilen wollen, weil ich das gewohnt bin. Ich nehme an, das erste Präparat ist in Melzers gemacht worden? Wenn ja, das könnte auch ein Grund sein für die (scheinbare?) Eckigkeit.
Die Sporenpulverfarbe von Lepistas aus der nuda-Verwandtschaft und Rhodocybe ist meiner Meinung nach ziemlich identisch, da sieht man keinen Unterschied. Dummerweise ist Rhodocybe nitellina die einzige Rhodocybe mit Schnallen, so kann man sie auch daran nicht auseinanderhalten. Ja, diese große Ähnlichkeit hat mich schon immer stutzig gemacht. Im Zuge einer (auch) molekularen bearbeitung der Gattungen Clitopilus und Rhodocybe wird sich so manches in diesem bereich etwas ändern, unter anderem wird wohl die nitellina-Gruppe aus Rhodocybe ausgegliedert werden (NOORDELOOS pers. Mitt.).

beste Grüße,
Andreas
Benutzeravatar
Gerd †
Forums Gott
Beiträge: 1831
Registriert: Fr 31. Dez 2004, 19:34
Wohnort: Alb-Donau-Kreis

Re: Gelbfuchsiger Tellerling Rhodocybe nitellina

Ungelesener Beitrag von Gerd † »

Hallo Andreas,
Im Zuge einer (auch) molekularen bearbeitung der Gattungen Clitopilus und Rhodocybe wird sich so manches in diesem bereich etwas ändern, unter anderem wird wohl die nitellina-Gruppe aus Rhodocybe ausgegliedert werden (NOORDELOOS pers. Mitt.).

- Eine positive Nachricht aus der Mykologenzunft:

---> Für mich ist (als "Mikroskopiermuffel") R. nitellina eine Art, der ich makroskopisch absolut keine Rhodocybe-Merkmale abgewinnen kann. Zum Glück wurde mir diese Art vor einigen Jahren von GARNWEIDNER an einem von den Ulmern organisierten Wochenende vorgestellt.

---> Und da fällt mir spontan noch Hydropus subalpinus ein. Auch eine Art, bei der ich gespannt darauf warte, dass sie in eine andere Gattung gestellt wird.

Grüße
Gerd
Andreas
Senior Poster
Beiträge: 176
Registriert: Sa 12. Mär 2005, 23:07
Wohnort: Jenaprießnitz
Kontaktdaten:

Re: Re: Gelbfuchsiger Tellerling Rhodocybe nitellina

Ungelesener Beitrag von Andreas »

[quote=Gerd,03.09.2006, 02:21]
---> Und da fällt mir spontan noch Hydropus subalpinus ein. Auch eine Art, bei der ich gespannt darauf warte, dass sie in eine andere Gattung gestellt wird.

Grüße
Gerd
[/quote]

Hallo Gerd,

da liegt der Fall meiner Meinung nach anders. Hydropus ist eine vorwiegend tropisch-subtropisch verbreitete Gattung, sehr artenreich. Alleine in seiner Bearbeitung der pantropischen Arten Amerikas hat SINGER (1989) über 100 Arten aufgeführt. Die paar 15 Arten in Mitteleuropa sind nur ein Bruchteil der Arten die man für eine Gliederung berücksichtigen muss. Und weltweit betrachtet fällt Hydropus subalpinus nicht wirklich aus dem Rahmen.
Ich glaube, so schnell wird es keine Neugliederung hier geben. Wenn dann dürfte das am ehesten aus der Ecke von REDHEAD zu erwarten sein, die aber oft rein molekular arbeiten und das ist auch nicth so das Gelbe vom Ei meiner Meinung nach. Bei Hydropus ist die Gattungsabgrenzung sehr schwierig. Wniger zu Mycena hin, als mehr zu Clitocybula, Xerula, Troogia, Dennisiomyces und weiteren teils rein tropischen Gattungen.
Aufgrund dessen, dass ich im Botanischen Garten Jena und München diverse Arten gefunden habe, habe ich mich mit der Gattung etwas näher beschäftigt, auch natürlich der tropischen Arten, und immerhin doch zwei neu zu beschreibende Arten dabei gehabt :-))

beste Grüße,
Andreas
Antworten