Rostpilz an Kanadischer Pappel

Spezialforum zum Thema phytoparasitische Kleinpilze ( Rost, Brand, Mehltaupilze etc. ) und tierische Gallen an Wild.- und Nutzpflanzen. Forumsstart - 15.07.2006
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Julia
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Rostpilz an Kanadischer Pappel

Ungelesener Beitrag von Julia »

Hi!

Diesen Rostpilz habe ich am 05. August in Bayern nahe des Flughafens auf den Blättern der Kanadischen Pappel (Populus canadensis) gefunden.
Handelt es sich hierbei um Melampsora allii-populina?

Sporen: 35µm x 15µm.
Paraphysen: Kopf 25µm breit, Stiel 3µm breit und 65µm lang.
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lg Jule
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Dedimyk
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Re: Rostpilz an Kanadischer Pappel

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

Hallo Julia und alle Phytoparasitenfreunde,
Julia hat geschrieben:Hi!

Diesen Rostpilz habe ich am 05. August in Bayern nahe des Flughafens auf den Blättern der Kanadischen Pappel (Populus canadensis) gefunden.
Handelt es sich hierbei um Melampsora allii-populina?

Sporen: 35µm x 15µm.
Paraphysen: Kopf 25µm breit, Stiel 3µm breit und 65µm lang.
lg Jule
leider nein, wäre sehr schön gewesen, da uns die Melampsora allii-populina bildmäßig noch in der Datenbank fungiworld.com fehlt.

Aber Deine Microbilder sowohl der II-Uredosporen, als auch der Paraphysen zeigen ganz klar, daß es sich um

Melampsora laricis-populina Klebahn 1902

handelt, die zerstreut auf einigen Populus-Arten, darunter auch Populus canadensis gefunden werden kann.

Melampsora allii-populina und Melampsora laricis-populina haben beide gleichaussehende längliche am oberen Ende glatte II - Uredosporen, wobei bei Melampsora laricis-populina diese II-Uredosporen am Äquator oft bis auf 5 - 6 µm verdickt sind ( sehr gut auf den Microbildern zu erkennen ), während sie bei M. allii-populina gleichmäßig dick bleiben .
Auch die Paraphysen unterscheiden sich deutlich. Während bei M. laricis-populina die keulenförmigen kopfigen Paraphysen im oberen Teil des Kopfes stark bis 10 µm verdickt sind ( gut auf den Microbildern zu sehen ), sind sie bei M. allii-populina zwar auch kopfig aber mit einer ziemlich gleichmäßigen Wandstärke von 2 - 3 µm ausgestattet.

Hier die Daten aus Gäumann, Brandenburger, Klenke und Zwetko zum Nachlesen und Erkennen:

II-Uredosporenlager auf der Blattunterseite,oberseits gelblich verfärbte Flecke bildend, selten einzeln auf der Oberseite, meist klein, manchmal bis 1 mm groß, anfangs von einer pseudoparenchymatischer Hyphenschicht ( gewebeartiges aus mehr oder weniger kugelförmigen Zellen zusammengesetztes Scheingewebe ) und der Epidermis, die blasenförmig abgehoben wird, bedeckt, später frei und von den Resten der Epidermis und der Hyphenschicht umgeben, gern in kleinen Gruppen beisammenstehend; Gruppen meist über die ganze Blattspreite verteilt.

II-Uredosporen ausgeprägt länglich; Länge 30 - 40 µm, Ø 13 - 17 µm, Wand etwa 2 µm dick am Äquator oft bis 5 - 6 µm verdickt, so daß das Lumen (lichte Innenweite der Zelle ) hantelförmig erscheint, mit etwa 2 - 2,5 µm entfernten Stachelwarzen besetzt, am oberen Ende jedoch glatt.
Paraphysen keulenförmig kopfig, 40 - 70 µm lang, oben 14 - 18 µm, am Stiele 4 - 6 µm dick; Membran am oberen Teil des Kopfes stark verdickt, bis 10 µm.

Da wir bisher Populus nigra "Italica" in der Datenbank bildmäßig hinterlegt haben, werde ich Deine Bilder eines anderen Wirtes und Microbilder, die uns bisher noch generell fehlen, in die DB einstellen.

Vielen Dank für die Vorstellung dieses bekannten Rostpilzes auf einem neuen Wirt.

Herzliche Grüße Detlef


Literaturnachweise:
-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662

-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959

-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X

-Poelt, Josef und Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 12
2. revidierte und erweiterte Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil Heft1 Uredinales, 365 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1997
Bandherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2650-6

-Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 16
Supplement und Wirt-Parasit-Verzeichnis zur 2. Auflage des Catalogus Florae Austriae,III. Teil Heft 1 Uredinales, 67 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2000
Bandherausgeber: Friedrich Ehrendorfer, Institut für Botanik, Universtät Wien, A-1030 Wien
Serienherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Spezielle Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2910-6
Detlef, der Freund der Phytoparasiten
Heinz †
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Re: Rostpilz an Kanadischer Pappel

Ungelesener Beitrag von Heinz † »

Hallo Detlef,

bei Deinen Melampsora-Namen sind Dir offenbar Schreibfehler unterlaufen, und es wäre schade, wenn sich die falschen Namen weiter ausbreiten. Es heißt zwar Melampsora laricis R. Hartig. Bei allen anderen kombinierten Namen fällt bei laricis das s weg. Also: Melampsora larici-populina Kleb. etc.

Gruß aus Wolfenbüttel, Heinz
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Dedimyk
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Kein Schreibfehler, vermutlich Fehlinformation Index Fungoru

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

Lieber Heinz und alle Phytoparasitenfreunde,

Heinz hat geschrieben:Hallo Detlef,

bei Deinen Melampsora-Namen sind Dir offenbar Schreibfehler unterlaufen, und es wäre schade, wenn sich die falschen Namen weiter ausbreiten. Es heißt zwar Melampsora laricis R. Hartig. Bei allen anderen kombinierten Namen fällt bei laricis das s weg. Also: Melampsora larici-populina Kleb. etc.

Gruß aus Wolfenbüttel, Heinz
vielen Dank für die Information, aber zur Klarstellung:" Es handelt sich nicht um einen Schreibfehler sondern vermutlich bin ich einer Fehlinformation des Index Fungorum aufgesessen!"

Hier der Auszug aus dem Index Fungorum zu Melampsora laricis und Melamsora laricis-Kombinationen:

Melampsora laricis R. Hartig (1885), (= Melampsora populnea), [RSD]; Melampsoraceae
Melampsora laricis-capraearum Kleb. (1897), (= Melampsora caprearum), [RSD]; Melampsoraceae
Melampsora laricis-daphnoidis Kleb. (1900); Melampsoraceae
Melampsora laricis-epitea Kleb. (1899), (= Melampsora epitea var. epitea), [RSD]; Melampsoraceae
Melampsora laricis-nigricantis W.G. Schneid.; Melampsoraceae
Melampsora laricis-pentandrae Kleb. (1897), [RSD]; Melampsoraceae
Melampsora laricis-populina Kleb. (1902), [RSD]; Melampsoraceae
Melampsora laricis-purpureae W.G. Schneid.; Melampsoraceae
Melampsora laricis-reticulatae W.G. Schneid.; Melampsoraceae
Melampsora laricis-tremulae Kleb. (1897), (= Melampsora populnea), [RSD]; Melampsoraceae
Melampsora laricis-urbaniana Matsumoto{?} (1920); Melampsoraceae

Mir ist bei der Bearbeitung der Gattung Melampsora für die Datenbank fungiworld.com die Diskrepanz zwischen den Daten aus Brandenburger, Klenke und Zwetko/Poelts, die alle nur Melampsora larici-Kombination schrieben aufgefallen, aber zu diesem frühen Bearbeitungsstadium ( erste Bearbeitungsstufe ) war ich noch voll von der Aussagefähigkeit des Index Fungorum überzeugt, hat sich inzwischen aber durch eine Vielzahl von nomenklaturischen Ungereimtheiten gewaltig relativiert.

Ich stütze mich jetzt vorrangig bei den Rostpilzen auf die Arbeit von Gäumann und die Nomenklatur nach Zwetko, Brandenburger und Klenke und werde in dem vorliegenden Fall die betroffenen Arten der Melampsora :

Melampsora laricis-epitea Klebahn 1899
Melampsora laricis-pentandrae Klebahn 1897
Melampsora laricis-populina Klebahn 1902

in der Datenbank fungiworld.com entsprechend durch Eric alle ohne "s" ändern lassen und natürlich meine Bilder und eigene Datenbank entsprechend überarbeiten.

Insoweit war die Information sehr wichtig, hatte den Komplex aus den Augen verloren danke nochmals dafür.

Herzliche Grüße nach Wolfenbüttel und ein schönes Wochenende

Detlef
Detlef, der Freund der Phytoparasiten
EricS
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Re: Rostpilz an Kanadischer Pappel

Ungelesener Beitrag von EricS »

Hallo Heinz, hallo Detlef,
Es heißt zwar Melampsora laricis R. Hartig. Bei allen anderen kombinierten Namen fällt bei laricis das s weg. Also: Melampsora larici-populina Kleb. etc.
in der Datenbank fungiworld.com entsprechend durch Eric alle ohne "s" ändern lassen und natürlich meine Bilder und eigene Datenbank entsprechend überarbeiten.
Ändere ich natürlich. Allerdings bevor ich das tue, würde ich gerne wissen, ob das nur für diesen Fall gilt. Es existieren auch andere Namen nach diesem Schema, allerdings mit anderen Pflanzengattungen. Sollten diese mitunter auch falsch geschrieben sein oder gilt das nur für Larix?

z.B.
Aster -> Entyloma asteris-alpini
Carex -> Pterula caricis-pendulae
Corydalis -> Entyloma corydalis-luteae
Crepis -> Entyloma crepidis-rubrae
Juglans -> Erysiphe juglandis-nigrae
Lychnis -> Microbotryum lychnidis-dioicae
Salix -> Melampsora salicis-albae
Tragopogon -> Microbotryum tragopogonis-pratensis
Secale -> Urocystis secalis-silvestris
.
.
.

Vielen Dank für die Aufklärung und beste Grüße aus Freiburg,
Eric
Heinz †
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Registriert: Mo 17. Jul 2006, 22:14

Re: Rostpilz an Kanadischer Pappel

Ungelesener Beitrag von Heinz † »

Hallo Eric, hallo Detlef,

das Problem "mit s oder ohne s" scheint doch umfangreicher zu sein als ich dachte. Es gibt anerkannte lateinische Namen mit deutlichem Genitiv, also z. B. mit s oder ae; andere Namen scheinen sich nach dem Dativ zu richten. Welche Regeln hier gültig sind, habe ich bisher nicht heraus gefunden. Jedenfalls: Ehe man voreilig etwas nomenklatorisch ändert, sollte man den "Internationalen Codex der Botanischen Nomenklatur" einsehen. Hier müßte auch etwas über kombinierte Namen und die grammatikalische Umsetzung stehen. Auch ist die Frage noch nicht beantwortet, ob einmal veröffentlichte Namen (selbst wenn sie grammatikalisch falsch sind) einfach geändert werden können. ich vermute allerdings, dass die altvorderen Forscher auch gute Lateiner waren.

Gruß aus Wolfenbüttel, Heinz
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Dedimyk
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Re: Rostpilz an Kanadischer Pappel

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

Hallo Heinz und Eric,

wie wollen wir weiter verfahren, da es sich hier um eine Grundsatzdiskussion bezüglich Verwendung Genitiv vs Dativ handelt und ich nicht der Lateiner bin, um hier die richtige Empfehlung auszusprechen.
Als Pragmatiker schlage ich aber zunächst vor, den Melampsora larici-Kombination Komplex, der ja nachweislich im Index Fungorum als einziger Quelle die "s"- Version ausweist, während alle anderen Publikationen wie Gäumann, Brandenburger, Klenek, Zwetko alle larici schreiben, wir die 3 betroffenen Arten entsprechend in der Datenbank anpassen.

Ich für meinen Teil habe meine Datenbank und auch die Bilder entsprechend geändert.

Für die Kombinationen aus dem Umfang der Echten Mehltaupilze Erysiphales wurden neueste Bearbeitungen von Professor Braun et all. zugrundegelegt und sind damit meines Erachtens auch als verbindlich anzusehen; gleiches gilt für die Brandpilze Ustilaginomycetes bei deren Bearbeitungen neueste Nomenklatur nach Professor Scholz et all. ebenfalls zugrundegelegt wurde und damit dem aktuellen Stand entsprechen.

Einziger Juckepunkt wären damit noch die ausstehenden Rostpilzgattungen für die es keine expliziten Monographien gibt und vieles im Fluß ist. Hier stütze ich mich nach Empfehlung von Friedemann Klenke und Dr. Horst Jage vorrangig auf die neuesten Arbeiten von Poelt/Zwetko unter Einbeziehung des Gäumann und der beiden Arbeiten von Brandenburger.

Hier werde ich auf jeden Fall auch bei Kombinationen die bei den vorgenannten Autoren gewählten Begriffe verwenden, ohne die Genitiv vs Dativ-Grundsatzdiskussion zu beachten, da ich ja irgendwann mal mit meiner "never ending story, sprich Rostpilzbearbeitung", fertig werden will und neben noch einigen Kleingattungen, die Großgattungen Uromyces und Puccinia sowie die umfangreichen Anamorphen Caeoma, Aecidium und Uredo bearbeiten muß ( hier habe ich beim Überblicken bereits ausreichend Beispiele für die beiden Versionen gesehen ).

Was ist Eure Meinung ?

Herzliche Grüße Detlef
Detlef, der Freund der Phytoparasiten
EricS
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Re: Rostpilz an Kanadischer Pappel

Ungelesener Beitrag von EricS »

Hallo Detlef, hallo Heinz,

im ICBN steht zwar Einiges über den Umgang mit zusammengesetzten Epitheta, doch unser Fall wird nicht gelöst.

Die Kernfrage ist, wie von Heinz schon angedeutet, ob die verschiedenen Schreibweisen "korrigierbare Fehler" (sofern vom Erstautor stammend) sind, die man zwanglos verbessern kann. In der Regel trifft das aber eher auf offensichtliche Schreib- oder Druckfehler zu (z.B. 'confzsus' statt 'confusus' [= Taste verfehlt]). Mein Vorschlag wäre Folgender:

wir können weitere Meinungen einholen, möglicherweise ist das Problem generell von nomenklatorischem Interesse. Bis eine Lösung gefunden wird, würde ich mich an die Originalschreibweisen der Erstautoren halten. Im Falle einiger Lärchen-Melampsoreen habe ich bei beispielsweise bei Klebahn (1897) nachgelesen, er schreibt 'larici-xy' statt 'laricis-xy'.

Viele Grüße,
Eric

Lit.: Klebahn, H. (1897) - Neuere Beobachtungen über einige Waldschädlinge aus der Gruppe der Rostpilze. Forstlich-naturwissenschaftliche Zeitschrift 6 : 465-473
EricS
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Re: Rostpilz an Kanadischer Pappel

Ungelesener Beitrag von EricS »

Hallo zusammen,

peinlich, peinlich - ich habe mal wieder nicht zu Ende gelesen. Die Sache ist im Code DOCH behandelt, allerdings als Empfehlung nicht als feste Regel. Hier das entsprechende Zitat:
Recommendation 60G

60G.1. A compound name or an epithet which combines elements derived from two or more Greek or Latin words should be formed, as far as practicable, in accordance with classical usage. This may be stated as follows (see also Note 1):

1. In a regular compound, a noun or adjective in non-final position appears as a compounding form generally obtained by

1. removing the case ending of the genitive singular (Latin -ae, -i, -us, -is; transliterated Greek -ou, -os, -es, -as, -ous and its equivalent -eos) and
2. before a consonant, adding a connecting vowel (-i- for Latin elements, -o- for Greek elements).
3. Exceptions are common, and one should review earlier usages of a particular compounding form.

Ex. 1. The following are examples of the formation of a compound epithet derived from a generic name and another Greek or Latin word. The epithet meaning “having leaves like those of Myrica” is myricifolia (Myric-, connecting vowel -i- and ending -folia). The epithets aquilegifolia and aquilegiaefolia derived from the name Aquilegia must be changed to aquilegiifolia (Aquilegi-, connecting vowel -i- and ending -folia).

2. In a pseudocompound, a noun or adjective in a non-final position appears as a word with a case ending, not as a modified stem. Examples are: nidus-avis (nest of bird), Myos-otis (ear of mouse), albo-marginatus (margined with white), etc. In epithets where tingeing is expressed, the modifying initial colour often is in the ablative because the preposition e, ex, is implicit, e.g., atropurpureus (blackish purple) from ex atro purpureus (purple tinged with black). Others have been deliberately introduced to reveal etymological differences when different word elements have the same compounding forms, such as tubi- from tube (tubus, tubi) or from trumpet (tuba, tubae) where tubaeflorus can only mean trumpet-flowered; also carici- is the compounding form from both papaya (carica, caricae) and sedge (carex, caricis) where caricaefolius can only mean papaya-leaved. The latter use of the genitive singular of the first declension for pseudocompounding is treated as an error to be corrected unless it makes an etymological distinction (see Art. 60.8).
Viele Grüße,
Eric
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