Unbekannter Blätterpilz

[mykologicus]

Liebe Pilzfreunde,
ich bin nun dabei, Archivbilder auszuwerten. Und ich weiss auch, dass ich alles, was für eine Pilzeinordnung nötig wäre, falsch gemacht habe. Trotzdem möchte ich einen Versuch hier starten, wer den Pilz gut kennt, traut sich vielleicht auch zu, eine Gattung zu vermuten.

Der Blätterpilz wurde am 27.09. am stark vermorschten Stumpf eines Laubbaumes gefunden. Da in dieser Allee am Rande eines Naturschutzgebietes fast ausschließlich Eichen wuchsen, könnte es eine Eiche gewesen sein. Wachstum gesellig bis büschelig, ist leider nicht genauer zu erkennen.

Ich habe auch nur ein einziges, herzeigbares Bild, von dem ich mehrere Ausschnitte gemacht habe.

Hut war ca. 3 - 4 cm im Durchmesser, gebuckelt, trocken, nicht schmierig, auf Grund der allg. Trockenheit teilweise würfelig aufgerissen, auch in der Lamellenrichtung am Hutrand eingerissen. Huthaut radial-faserig. Farbe beige bis bräunlich.

Hutfleisch: fast nicht vorhanden, auf dem einen Bild sieht man, dass der Hut fast durchscheinend ist.

Lamellen dunkel, teilweise uneinheitlich gefärbt, teilweise und besonders zum Stiel hin an den Schneiden heller. Lamellen nicht besonders dicht gedrängt stehend, mit Zwischenlamellen. Lamellenübergang zum Stiel nicht ausgebuchtet, sondern gerade, fast wie abgeschnitten.

Der Stiel ist beim Versuch, ihn aus dem Hut zu drehen, gebrochen. Stiel heller als der Hut und länger als der Hutdurchmesser.

Wenn die Verfärbung auf Bild 3 vom Sporenabwurf eines darüber befindlichen Fruchtkörper wäre, dann müßte es ein Braunsporer sein. Aber ich weiß leider nicht mehr, von wo aus dem Pulk ich den abgepflickten herausgenommen habe.

Geschmack prüfe ich extrem ungern, Geruch habe ich nicht mehr genau in Erinnerung, eher unauffällig. Aber der war eh relativ ausgetrocknet, und ich weiß nicht, ob dann nicht grundsätzlich der Geruch schwindet.

Bei den Übungsversuchen mit dem Bestimmungsschlüssel vom BON komme ich immer wieder bei den Flämmlingen an. Vielleicht hat ja doch jemand eine Idee?

Liebe Grüße Sabine

[Gerd †]

Hallo Sabine,

beim Betrachten deiner Bilder/Beschreibung fällt mir nur eine Gattung ein "Psathyrella" (Zärtling, Mürbling, Faserling)


- Gegen "Flämmling (Gymnopilus) spricht:
(1) Hutfarbe, die nicht "ockergelb bis goldgelb oder orangebraun" ist.
(2) "Zerbrechlkichkeit"
(3) Sporenstaubfarbe, die ich (schau dir die Sporenhaufen auf den Lamellen an) als "schwarz" oder evtl. "schwarzbraun" einschätze.

Liebe Grüße
Gerd


Noch schnell ein Nachtrag 18:25Uhr:

- Das muss nicht zwangsläufig ein "typischer Holzbewohner" sein.
---> Wenn ich das recht in Erinnerung habe, hat bereits Jahn: Pilze die an Holz wachsen (Stichwoert "Sukzession") darauf hingewiesen, dass sich im Endstadium der Holzzersetzung auch "Pilzarten" auftauchen, die normalerweise nicht an Holz wachsen.

[mykologicus]

Hallo Gerd, guten Abend,
herzlichen Dank für deine Einordnung in Psathyrella. Bei den "Übungen" mit BON bin ich je nach unterstellter Sporenfarbe bei der "Weggabelung" Sporenfarbe "violett bis schwarz" auch bei den Faserlingen gelandet. Ich war mir nur restlos unsicher, welche Sporenfarbe hier zum Tragen kommt. Dass die dunkleren Flecken an den Lamellen vom Sporenpulver kommen, leuchtet mir nun ein, so wie du das schreibst.

Bei den Faserlingen gibt es auch welche, die routinemäßig auf Holz wachsen. Dass es hier ein Holzrest in der Endphase der Zersetzung ist, das würde ich auf keinen Fall glauben. Ich stelle mal das komplette Bild ein: der Baumstumpf war meiner Erinnerung nach noch 30 - 50 cm hoch, und auf dem Bild sieht man, dass er noch berindet ist.

Aber Psathyrella spec. finde ich auch schon ganz prima. Herzlichen Dank nochmal und
liebe Grüße
Sabine

[Gerd †]

Hallo Sabine,

Bei den Faserlingen gibt es auch welche, die routinemäßig auf Holz wachsen. Dass es hier ein Holzrest in der Endphase der Zersetzung ist, das würde ich auf keinen Fall glauben. Ich stelle mal das komplette Bild ein: der Baumstumpf war meiner Erinnerung nach noch 30 - 50 cm hoch, und auf dem Bild sieht man, dass er noch berindet ist.

Es gibt eine ganze Reihe von "Faserlingen", die an "vermorschendem (teils vergrabenem) Holz" wachsen.

Mein Hinweis "Das muss nicht zwangsläufig ein "typischer Holzbewohner" sein" war nur ein "Tipp"/eine "Antwort" auf deinen Kommentar:

"Der Blätterpilz wurde am 27.09. am stark vermorschten Stumpf eines Laubbaumes gefunden."

Aber Psathyrella spec. finde ich auch schon ganz prima.

Ja, besser als ein UMO (Unbekanntes Mykologisches Objekt). Und ich bin mir sicher, dass kein Mitglied bezüglich der Gattung "Psathyrella" Bedenken äußern wird.

- Bei der genaueren Arteingrenzung halte ich mich zurück, da ich mich bisher (ohne Erfahrung, Mikroskop und Spezialliteratur läuft da sehr wenig) kaum mit dierser Gattung beschäftigt habe.

---> Schauen wir einmal, ob Andsreas (Gminder) etwas näheres zur Art (P. candolleana ! und viele ?) sagen kann.
---> Ansonsten, versuch es doch einmal bei ERIC. Da tummelt sich pilzmel, ein erfahrener Kenner von "Schwarzsporern" (Coprinus, Psathyrella).

Liebe Grüße
Gerd

[Mollisia]

Hallo gerd,

zuviel der Ehre .....
Ich glaube kaum, dass jemand was konkreteres zu diesen Psathyrellen sagen kann. Es kann praktisch jede büschelig an Holz wachsende Art sein. Man weiß weder, wie sie frisch ausgesehen haben (sind vollkommen abgetrocknet), noch ob sie in jungem Stadium Velum hatten und wieviel. Dazu keinerlei Mikromerkmal. Leider so keine Chance mehr als "Psathyrella spec." zu sagen.

beste Grüße,
Andreas

[Gerd †]

Hallo Andreas

zuviel der Ehre .....
Ich glaube kaum, dass jemand was konkreteres zu diesen Psathyrellen sagen kann. Es kann praktisch jede büschelig an Holz wachsende Art sein. Man weiß weder, wie sie frisch ausgesehen haben (sind vollkommen abgetrocknet), noch ob sie in jungem Stadium Velum hatten und wieviel. Dazu keinerlei Mikromerkmal. Leider so keine Chance mehr als "Psathyrella spec." zu sagen.

- Nee, nee ; nicht zuviel der Ehre, da du dich ja mit dieser Gattung (wegen des nächsten Bands des BW-Atlasses) intensiv beschäftigt hast.

- Ich habe übrigens befürchtet und verstehe dich vollkommen (und genau das schätze ich an dir!), dass du dich nicht aus dem Fenster lehnst und irgend eine "wilde Spekulation" (Ergebnis von "Auswürfeln, Kaffesatzlesen, Knochen werfen, Kristallkugel befragen etc.") in den Ring wirfst.

---> War halt nur ein Versuch: Denn, die "Hoffnung stirbt zuletzt"
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Doch immerhin:

- Danke, dass du Psathyrella spec. bestätigst.

Liebe Grüße
Gerd

@Sabine:

- Die Anfrage bei ERIC kannst du dir wohl sparen.

- Und mit Velum "im jungen Stadium" meint Andreas "Hutrandbehang, Ringreste am Stiel oder einen ausgeprägter Ring". Bei letzterem Merkmal wäre m.E. eine Bestimmung einfach.

[mykologicus]

Hallo Andreas und Gerd,
Entschuldigung für die späte Reaktion, die Antwort von Andreas ist irgendwie an mir vorbeigegangen, ich habe eben gerade eine E-Mail in meinem Posteingang gefunden.
Psathyrella spec finde ich bei einem Foto, zu dem ich nicht mehr so sehr viel in Erinnerung habe, schon ganz prima!

Danke Gerd für die Erläuterung von Velumresten im jungen Stadium. Schön erklärt! Das wußte ich sogar
Liebe Grüße Sabine