Rostpilz an Gelbem Windröschen

[DieterB]

Hallo zusammen,

bei der gestrigen AMIS-Exkursion (Leitung Till R. Lohmeyer) in den Freilassinger Saalach-Auen fand ich zunächst in einem Bestand des Gelben Windröschens (Anemone ranunculoides) einzelne Individuen, die wie Kümmerformen aussahen: kleiner, die 3 Stengelblätter nicht typisch dreiteilig und ohne Blüten. Sie waren alle von Rostpilzen befallen:

Anemone1.jpg (146.03 KiB) 1922 mal betrachtet

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Originalwert Bild aufgenommen am/um:

2009:04:25 11:12:19

Bild aufgenommen am/um:

Sa 25. Apr 2009, 09:12

Brennweite:

6.2 mm

Belichtungszeit:

1/160 Sek

Blendenwert:

f/2.8

ISO:

80

Weißabgleich:

Automatisch

Blitz:

Blitz nicht ausgelöst, Automatischer Modus

Kamera-Hersteller:

Canon

Kamera-Modell:

Canon DIGITAL IXUS 80 IS

Belichtungskorrektur:

0 EV

Belichtungsmessung:

Muster

An der Oberseite sah man helle Flecken (zu denen auf der Unterseite Aecidien gehörten), aber auch Pyknien. Im Bild 3 sieht man im Insert, dass die Pyknie wie geschnabelt ist:

Anemone2.jpg (87.41 KiB) 1919 mal betrachtet

Anemone3.jpg (86.12 KiB) 1916 mal betrachtet

Auch auf der Unterseite waren Pyknien und die Aecidien, die mit dem weißlichen, sternförmigen, abgewinkelten Rand eine Durchmesser von ca. 0,6 mm hatten. In den Aecidien sah man die eigentlichen Sporen mit sattgelber Farbe (im Foto wegen der Tiefe beschattet und deshalb eher braun wirkend):

Anemone4.jpg (110.89 KiB) 1915 mal betrachtet

Hier die Pyknien im Durchlichtmikroskop:

Anemone5.jpg (107.21 KiB) 1917 mal betrachtet

Anemone6.jpg (129.02 KiB) 1916 mal betrachtet

Und die Aecidiosporen mit der dicht-feinwarzigen Oberfläche:

Anemone7.jpg (121.99 KiB) 1914 mal betrachtet

Anemone8.jpg (62.93 KiB) 1916 mal betrachtet

Wenn ich das alles mit Hilfe des Klenke richtig gedeutet habe, müsste der Rostpilz Tranzschelia pruni-spinosae (Pers.) Dietel sein. Stimmt das?

Grüße
Dieter

[Julia]

Hi!

Ja, das ist vollkommen richtig bestimmt.

Schnief, warum findest du das was ich schon länger suche:D Das ist frustriedend. Ich habe heute zwar auch ein paar schöne Sachen gefunden und gestern auch, aber wenn ich mir mal vornehme einen explizit zu suchen und finden geht das immer in die Hose....grummel...

lg Jule

[Dedimyk]

Hallo Dieter und natürlich alle Phytoparasitenfreunde,

Deine Bestimmung ist absolut korrekt mit Tranzschelia pruni-spinosae ( Persoon ) Dietel 1922 s.str. und Du hast mit Klenke richtig geschlüsselt.

Das ist insoweit sehr schön, da wir das III-Teleutostadium dank Julia auf Prunus domestica schon gefunden haben siehe hier den Beitrag:

viewtopic.php?f=14&t=924&hilit=Prunus

Ich kann Julias Frust absolut verstehen, geht mir genauso, denn wir suchen schon einige Zeit 0-Pyknostadium und I-Aeziostadium auf Anemone ranunculoides.

Umso besser, da haben wir dank Deines Fundes jetzt den kompletten Entwicklungsgang der Tranzschelia pruni-spinosae ( Persoon ) Dietel 1922 s.str. mit 0-Pyknien und I-Aezien auf dem Haplonten ( Aezienwirt ) Anemone ranunculoides und II-Uredien/ III-Telien auf dem Dikaryophyten ( Telienwirt ) Prunus domestica.

Das trifft sich hervorragend, da ich die Gattung Tranzschelia bereits für die Datenbank bearbeitet habe und Eric sie in kurzer Zeit in die Datenbank fungiworld.com einstellen wird.

Dann können auch die fertigbearbeiteten Bilder endlich hochgeladen werden.
Ich nehme mal an, daß für diesen Fund die gleichen Daten wie für das Leberblümchen, also:MTB-Daten: 8143, Quadrant 4 gelten und werde Deine Bilder dann mit Dir als Bildautor direkt mit hochladen und wir können dann die ganze Entwicklungsreihe der Tranzschelia pruni-spinosae ( Persoon ) Dietel 1922 s.str. bildmäßig dokumentieren.

Wenn Du die Salixbestände untersuchst für den Rostpilz auf Bärlauch, dann achte mal darauf, ob Dikaryophyten der Gattung Prunus der Subgenera Cerasus, Padus und Prunus im Infektionsbereich stehen für die Tranzschelia, kannst Du dann bei der Kartierung angeben , mache ich auch so.

Danke für die Vorstellung dieses uns in der Entwicklung in der Haplophase bisher unbekannten Rostpilzes.

Herzliche Grüße Detlef

Literaturnachweise:
-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662

-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959

-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X

-Poelt, Josef und Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 12
2. revidierte und erweiterte Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil Heft1 Uredinales, 365 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1997
Bandherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2650-6

-Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 16
Supplement und Wirt-Parasit-Verzeichnis zur 2. Auflage des Catalogus Florae Austriae,III. Teil Heft 1 Uredinales, 67 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2000
Bandherausgeber: Friedrich Ehrendorfer, Institut für Botanik, Universtät Wien, A-1030 Wien
Serienherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Spezielle Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2910-6

[DieterB]

Hallo Detlef,

für die Bestätigung meiner Bestimmung danke ich Dir !
Der Fundort liegt ebenfalls in MTB 8143/4.
Prunus padus war in der Umgebung häufig.

Viele Grüße
Dieter