Rippenstielige Becherlorchel?

nicht eindeutig geklärte bzw. unbekannte Funde können hier gezeigt und besprochen werden. Forumsstart - 05.11.2007

Moderator: Harry

Benutzeravatar
Volker
Administrator
Beiträge: 1034
Registriert: Mi 22. Dez 2004, 10:13
Kamera: Nikon Coolpix 990, Nikon D700
Pilzverein: Pilzfreunde Saar-Pfalz e.V.
Wohnort: Bexbach
Kontaktdaten:

Rippenstielige Becherlorchel?

Ungelesener Beitrag von Volker »

Hallo

Heute fand ich am Wegesrand diesen Pilz. Nach umfangreicher Recherche komme ich immer wieder bei Rippenstieliger Becherlorchel (Helvella queletii). Laut Literatur kommt sie aber erst im sommer und dann auch noch auf lehmig, kalkhaltigen Böden vor, was hier überhaupt nicht passt. Gut, die Erscheinungszeit ist zweitrangig, da gibt es immer Abweichungen, aber der Bodentyp? Ich will nicht ausschließen, das hier bei mir an der Stelle ein Kalkeinschub und etwas aufgeschüttet wurde, aber ansonsten ist her Sandboden vorherrschend.

Ciao Volker
Rippenstielige_Becherlorchel.jpg
Rippenstielige_Becherlorchel.jpg (124.51 KiB) 4618 mal betrachtet
Originalwert Bild aufgenommen am/um:
0000:00:00 00:00:00
Bild aufgenommen am/um:
Mo 29. Nov 1999, 23:00
Brennweite:
9 mm
Belichtungszeit:
1/11.9 Sek
Blendenwert:
f/7.2
ISO:
100
Blitz:
Blitz nicht ausgelöst
Kamera-Hersteller:
NIKON
Kamera-Modell:
E990
Belichtungsmodus:
Blendenvorwahl
Belichtungskorrektur:
0 EV
Belichtungsmessung:
Muster
Rudi
erfahrener Poster
Beiträge: 101
Registriert: Mo 2. Mai 2005, 08:53
Pilzverein: Pilzfreunde Mainfranken
Wohnort: Kist
Kontaktdaten:

Re: Rippenstielige Becherlorchel?

Ungelesener Beitrag von Rudi »

Hallo Volker,

von außen scheints zu passen. Wie schauts innen aus?

LG Rudi
Benutzeravatar
Volker
Administrator
Beiträge: 1034
Registriert: Mi 22. Dez 2004, 10:13
Kamera: Nikon Coolpix 990, Nikon D700
Pilzverein: Pilzfreunde Saar-Pfalz e.V.
Wohnort: Bexbach
Kontaktdaten:

Re: Rippenstielige Becherlorchel?

Ungelesener Beitrag von Volker »

Hallo Rudi

Vielen Dank für deine Antwort. Was meinst du mit dem Inneren?

Ciao Volker
Benutzeravatar
Gerd †
Forums Gott
Beiträge: 1831
Registriert: Fr 31. Dez 2004, 19:34
Wohnort: Alb-Donau-Kreis

Re: Rippenstielige Becherlorchel?

Ungelesener Beitrag von Gerd † »

Hallo Volker,
Volker hat geschrieben: Heute fand ich am Wegesrand diesen Pilz. Nach umfangreicher Recherche komme ich immer wieder bei Rippenstieliger Becherlorchel (Helvella queletii). Laut Literatur kommt sie aber erst im sommer und dann auch noch auf lehmig, kalkhaltigen Böden vor, was hier überhaupt nicht passt. Gut, die Erscheinungszeit ist zweitrangig, da gibt es immer Abweichungen, aber der Bodentyp? Ich will nicht ausschließen, das hier bei mir an der Stelle ein Kalkeinschub und etwas aufgeschüttet wurde, aber ansonsten ist her Sandboden vorherrschend.
[1] beschreibt die Ökologie von H. solitaria Karst. ss. Harmaja = H. queletii Bresadola:
- April bis Oktober, meist Mai/Juni, gelegentlich im Herbst erneut fruktifizierend.
-kalkige Böden werden bevorzugt (vielleicht nitrophil? – Urtica
- häufig auf Debris von Populus (insbesondere P. tremula), Salix und weiteren Laubbäumen, einmal in der Fichtenstreu
- häufiger als allgemein angenommen; oft übersehen, da Ruderalstandorte wenig Beachtung finden.
-----------------------

[1] beschreibt noch weitere gestielte, kurzgerippte, in Deutschland vorkommende Arten, die hier evtl. auch in Frage kommen könnten, z.B.:

---> H. confusa Harmaja

- Hauptvorkommen Mai, Juni, seltener April, Juni
- Eigentümlicherweise wird am Standort überwiegend Pflanzendedris der Fichte (oder verwandter Baumarten) angetroffen


---> H. oblongispora Harmaja
- zwischen Ende Mai und Anfang Juli (-Ende Oktober)
- Fundorte: Uferbereich und Ähnliches; oder: am Wegrand, Übergang Kalksplitt in Waldbodenvor Weißtannen-, Fichtenbestand; oder: Wegrand ohne nähere Angaben; oder: sandiger Waldboden.

---> Und dann werden als makroskopisch ähnlich noch H. acetabulum und H. leucomelaena erwähnt.
-----------------------

Literatur:

J. Häffner (1987): Die Gattung Helvella; Beihefte zur Zmykol Band 7


Beste Grüße
Gerd


PS.: Übrigens, beachte was Rudi geschrieben hat:

„von außen scheints zu passen.“

---> Beachte „scheints“ also „nicht sicher“

„Wie schauts innen aus?“

---> Da meint er wohl den Blick durch’s scharfe Auge ;)
------------------------

So einfach scheint das aber nicht zu sein. Ich zitiere [1]:

"H. confusa bildet wie die engbenachbarten Arten H. leucomelaena, H. oblongispora und H. pedunculata aporhynche Ascibasen aus, wodurch sie sich von den Arten der Acetabulum-Gruppe sowie von H. solitaria trennen lassen. Das gelingt auch meist bei jungen oder zwergwüchsigen Formen, die sich makroskopisch sehr ähnlich werden können."

- Übrigens:
---> Ein einzelnes Bild ist kein Bild, wenn man nicht beurteilen kann (a) wie weit die Rippen hoch gehen (b) ob der Frk. eine Behaarung (Lupe!) hat.

---> Gleichgültig, ich könnte auch bei weiteres Detailangaben keinen Tipp abgeben, da ich bisher kaum eine gerippte Becher-Morchel in der Hand hatte.
- Ich mache nur Bestimmungsvorschläge und keine Essensfreigabe.
Rudi
erfahrener Poster
Beiträge: 101
Registriert: Mo 2. Mai 2005, 08:53
Pilzverein: Pilzfreunde Mainfranken
Wohnort: Kist
Kontaktdaten:

Re: Rippenstielige Becherlorchel?

Ungelesener Beitrag von Rudi »

„Wie schauts innen aus?“

---> Da meint er wohl den Blick durch’s scharfe Auge ;)
Im Original heißts wohl: "durchs scharfe Glas"- auch, weil meine Augen nimmer so scharf sind;=((
------------------------

So einfach scheint das aber nicht zu sein.
hmmm
---> Gleichgültig, ich könnte auch bei weiteres Detailangaben keinen Tipp abgeben, da ich bisher kaum eine gerippte Becher-Morchel in der Hand hatte.[/quote]
Becher -Morcheln würd ich auch gern mal sehen. Gerd, deine nächste zeigst du uns, gell!?

LG Rudi
Benutzeravatar
Volker
Administrator
Beiträge: 1034
Registriert: Mi 22. Dez 2004, 10:13
Kamera: Nikon Coolpix 990, Nikon D700
Pilzverein: Pilzfreunde Saar-Pfalz e.V.
Wohnort: Bexbach
Kontaktdaten:

Re: Rippenstielige Becherlorchel?

Ungelesener Beitrag von Volker »

Hallo nochmal

Vielen Dank für die tollen Infos, Gerd. Leider habe ich keinerlei geeignete Literatur um solche Granaten zu bestimmen. Ich bin mir sicher, das 80% im Internet fehlbstimmt sind und daher werde ich meinem Pilz keinen Namen geben und er erscheint auch nicht in meiner Galerie. Ich denke, wenn man nicht alle Arten die sich so ähneln zum Vergleich auf dem Mikroskopiertisch hat, ist eine Bestimmung quasi unmöglich. Habe das Teil schon halb getrocknet hier, wer Interesse hat und seinen Doktor dran machen will, kann mir Bescheid sagen.

Danke und Ciao Volker
Benutzeravatar
Gerd †
Forums Gott
Beiträge: 1831
Registriert: Fr 31. Dez 2004, 19:34
Wohnort: Alb-Donau-Kreis

Re: Rippenstielige Becherlorchel?

Ungelesener Beitrag von Gerd † »

Hasllo Volker,
Volker hat geschrieben: Leider habe ich keinerlei geeignete Literatur um solche Granaten zu bestimmen. Ich bin mir sicher, das 80% im Internet fehlbstimmt sind und daher werde ich meinem Pilz keinen Namen geben und er erscheint auch nicht in meiner Galerie. Ich denke, wenn man nicht alle Arten die sich so ähneln zum Vergleich auf dem Mikroskopiertisch hat, ist eine Bestimmung quasi unmöglich. Habe das Teil schon halb getrocknet hier, wer Interesse hat und seinen Doktor dran machen will, kann mir Bescheid sagen.
- Tja, ob 80% im Internet fehlbestimmt sind, kann ich (auch wenn ich mir die Bilder anschauen würde) nicht beurteilen.
---> Dazu fehlt mir einfach (als Nichtasco-Fan, da wird mir einfach zuviel rumgesplittet) die Erfahrung und ich hatte auch bisher derartige Fruchtkörper kaum in der Hand.

- Ob du deinen Fund (liegt m.E. sicher nicht aus dere Norm) letztendlich doch korrekt bestimmt hast kann ich natürlich auch nicht beurteilen.
---> Insofern verstehe mich bitte nicht falsch: Ich wollte mit meinem Beitrag nur darauf hinweisen, dass es da m.E. (obwohl ich ein "bekennender" Lumper bin) wohl noch weitere "gute" Arten mit ähnlichen makroskopischen Merkmalen gibt, die "HÄFFNER (1987): Beihefte zur ZMykol Band 7" kritisch gegeneinander abgrenzt.

- "H. queletii BRESADOLA" hast du wohl nach PdS bestimmt. "HÄFFNER" geht auf dieses Epithet eingehend ein und begründet, warum das ein Synonym ist.
---> Ansonsten weist er darauf hin, dass einige der von mir genannten Arten in der von ihm zitierten Literartur fehlbestimmt ("wischwaschi" beschrieben oder abgebildet) sind.
-------------------------------------

- "Good Luck": Evtl. findet sich noch ein Asco-Kenner, der dein "Exsikkat" bestimmt.
---> Es wäre m.E. "jammerschade", wenn derartige Funde nicht nach dem derzeitigen Kenntnisstand "korrekt bestimmt" kartiert würden.

Beste Grüße
Gerd

PS.:

- Wenn du vor hast, dich mit deinem Fund zu duellieren?

---> Kontaktiere "Thomas Brandt", der hat den "HÄFFNER"
---> Oder schicke mir eine Email mit Adressangaben. Dann schaue ich einmal, was ich für dich tun kann.
- Ich mache nur Bestimmungsvorschläge und keine Essensfreigabe.
Benutzeravatar
Volker
Administrator
Beiträge: 1034
Registriert: Mi 22. Dez 2004, 10:13
Kamera: Nikon Coolpix 990, Nikon D700
Pilzverein: Pilzfreunde Saar-Pfalz e.V.
Wohnort: Bexbach
Kontaktdaten:

Re: Rippenstielige Becherlorchel?

Ungelesener Beitrag von Volker »

Hallo Gerd

Du sprichst mir ja aus der Seele. Auch ich wünsche mir korrekt bestimmt Pilze ordentlich kartiert, aber genau da liegt das Problem. Meiner Meinung nach gibt es einfach zu viele selbst ernannte Supermikroskopierer die es schlicht und ergreifend einfach nicht drauf haben. Es braucht viel Erfahrung und sehr viele Blicke durch ein Mikroskop um feinste beschriebene Details erkennen und zuordnen zu können. Ich traue mir soetwas nicht zu auch nicht mit diversen Kursen, hätte ich sie besucht. Ich will niemanden auf die Füße treten, aber Tatsache ist, wir haben viel zu viele "sogenannte" Mykologen. Dabei kenne ich vielleicht ne Handvoll, denen ich etwas zutraue. Für mich ist es ein Hobby und weiter knie ich mich nicht rein. Wenn jetzt einer sagen würde, okay, ich habe alle Kollektionen, Abtrennungen und Verwandschften dieser entsprechenden Lorchel gesehen und traue mir zu diese korrekt zu bestimmen, wäre ich dabei. Aber es wird sicherlich bei einer unsicheren queletii bleiben und das befriedigt mich nicht, ich würde immer ein unsicheres inneres Gefühl haben. Und damit ist dann ja auch eine Kartierung unnötig. Es gibt ja auf jedem Gebiet einen oder mehrere Spezialisten die ich aber leider nicht kenne und oft leben sie im Ausland. Würde es sich hier um Cortinarien handeln wüßte ich ein paaar Hochkaräter aber bei Lorcheln fällt mit momentan nix ein. Wenn du da jemanden kennst, auch wenn es im Ausland ist, würde ich mich freuen, wenn du mir Namen nennten könntest. Ich würde mich dann mit demjenigen in Verbindung setzen.

Danke Volker
Benutzeravatar
Gerd †
Forums Gott
Beiträge: 1831
Registriert: Fr 31. Dez 2004, 19:34
Wohnort: Alb-Donau-Kreis

Re: Rippenstielige Becherlorchel?

Ungelesener Beitrag von Gerd † »

Hallo Volker,
Volker hat geschrieben: Wenn du da jemanden kennst, auch wenn es im Ausland ist, würde ich mich freuen, wenn du mir Namen nennten könntest. Ich würde mich dann mit demjenigen in Verbindung setzen.
- Da fällt mir natürlich spontan HÄFFNER. JÜRGEN, dessen Helvella-Monografie (Beih. Zmykol) ich zitiert habe, ein.

- Adresse und Tel.-Nr (leider keine keine Email) findest du in der DGfM-Referentenliste ---> Hier

Grüße
Gerd
- Ich mache nur Bestimmungsvorschläge und keine Essensfreigabe.
Antworten