Unbekanntes an Rumex obtusifolius

Spezialforum zum Thema phytoparasitische Kleinpilze ( Rost, Brand, Mehltaupilze etc. ) und tierische Gallen an Wild.- und Nutzpflanzen. Forumsstart - 15.07.2006
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Harry
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Unbekanntes an Rumex obtusifolius

Ungelesener Beitrag von Harry »

Hallo Phytofreunde,

normalerweise bückt man sich ja bei rotbefleckten Rumexblättern nicht mehr. Warum ich es trotzdem getan habe mag wohl daran liegen dass das Rot leuchtender und frischer war als die gewohnten purpurroten etwas stumpf wirkenden Flecken die man üblicherweise auf Rumex sieht.
Rumex003.jpg
Rumex003.jpg (114.61 KiB) 1233 mal betrachtet
Originalwert Bild aufgenommen am/um:
2009:05:16 20:32:53
Bild aufgenommen am/um:
Sa 16. Mai 2009, 18:32
Brennweite:
150 mm
Belichtungszeit:
1/125 Sek
Blendenwert:
f/5.6
ISO:
200
Weißabgleich:
Automatisch
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Automatikprogramm
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Belichtungsmessung:
Muster
Mir fielen gleich die weißen Pünktchen auf den Flecken auf, also nahm ich das Blatt zur näheren Untersuchung mit. Die kleinen weißen Pünktchen entpuppten sich unter der Lupe als eine Art Miniaturaezien. Die Überraschung war perfekt. Hier noch 2 Fotos:
Rumex002.jpg
Rumex002.jpg (127.96 KiB) 1231 mal betrachtet
Originalwert Bild aufgenommen am/um:
2009:05:16 17:49:02
Bild aufgenommen am/um:
Sa 16. Mai 2009, 15:49
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105 mm
Belichtungszeit:
1/3 Sek
Blendenwert:
f/29
ISO:
200
Weißabgleich:
Automatisch
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NIKON CORPORATION
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Belichtungsmodus:
Zeitvorwahl
Belichtungskorrektur:
0 EV
Belichtungsmessung:
Muster
Rumex001.jpg
Rumex001.jpg (123.16 KiB) 1231 mal betrachtet
Originalwert Bild aufgenommen am/um:
2009:05:16 16:13:40
Bild aufgenommen am/um:
Sa 16. Mai 2009, 14:13
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6.3 mm
Belichtungszeit:
1/30 Sek
Blendenwert:
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80
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Muster
Diese " Aezien " waren hauptsächlich auf der Blattunterseite, aber auch in wenigen Exemplaren auf der Blattoberseite zu sehen. Jetzt stellt sich natürlich die Frage was ich da gefunden habe. Ein Funghi imperfekti kann es ja wohl nicht sein, eher das frühe Stadium eines Rostes. Oder ein Rost auf einem Fungi imperfekti? Oder nichts von beiden?

Könnte mich einer unserer Spezialisten über diesen Fund aufklären?

Gruß
Harry
Dass man immer noch lernen kann ist herrlich, und auch dass man andere dazu braucht.
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Dedimyk
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Re: Unbekanntes an Rumex obtusifolius

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

Hallo Harry und alle Phytoparasitenfreunde,
Harry hat geschrieben:Hallo Phytofreunde,

normalerweise bückt man sich ja bei rotbefleckten Rumexblättern nicht mehr. Warum ich es trotzdem getan habe mag wohl daran liegen dass das Rot leuchtender und frischer war als die gewohnten purpurroten etwas stumpf wirkenden Flecken die man üblicherweise auf Rumex sieht.
Mir fielen gleich die weißen Pünktchen auf den Flecken auf, also nahm ich das Blatt zur näheren Untersuchung mit. Die kleinen weißen Pünktchen entpuppten sich unter der Lupe als eine Art Miniaturaezien. Die Überraschung war perfekt. Hier noch 2 Fotos:
Diese " Aezien " waren hauptsächlich auf der Blattunterseite, aber auch in wenigen Exemplaren auf der Blattoberseite zu sehen. Jetzt stellt sich natürlich die Frage was ich da gefunden habe. Ein Funghi imperfekti kann es ja wohl nicht sein, eher das frühe Stadium eines Rostes. Oder ein Rost auf einem Fungi imperfekti? Oder nichts von beiden?

Könnte mich einer unserer Spezialisten über diesen Fund aufklären?

Gruß
Harry
Du hast gut daran getan, diese leuchtend roten Flecken nicht mit den rotvioletten Flecken der Ramularia auf dem Rumex gleichzusetzen, vor allem auch in Verbindung mit den markanten weißen mit Pseudoperidie umgebenen I-Aeziosporenlager, die klar makroskopisch dem Rostpilz Puccinia phragmitis var. phragmitis (Schumacher) Koernicke 1876 zu zuordnen sind.

Dein Befallsbild ist sogar noch ausgeprägter, als Julias, das wir in diesem Beitrag schon behandelten:

viewtopic.php?f=14&t=586&hilit=Rumex+crispus

Und als Abschluß habe ich dann noch in diesem Beitrag den Dikaryophyten Phragmites vorgestellt mit III-Telien:

viewtopic.php?f=14&t=3360&hilit=Rumex

Bitte also Entsprechendes dort nachlesen.

Da Deine Bilder wirklich sehr aussagefähig sind, werde ich sie als Ergänzung in die Datenbank fungiworld. com einstellen und auch in meine Datenbank übernehmen ( an der Du ja partizipiertst ).
Ich hoffe, daß Du inzwischen meine CD mit allen Daten und Bildern erhalten hast, da mir bisher noch keine Eingangsbestätigung vorliegt.


Herzliche Grüße Detlef

Literaturnachweise:
-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662

-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959

-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X

-Poelt, Josef und Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 12
2. revidierte und erweiterte Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil Heft1 Uredinales, 365 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1997
Bandherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2650-6

-Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 16
Supplement und Wirt-Parasit-Verzeichnis zur 2. Auflage des Catalogus Florae Austriae,III. Teil Heft 1 Uredinales, 67 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2000
Bandherausgeber: Friedrich Ehrendorfer, Institut für Botanik, Universtät Wien, A-1030 Wien
Serienherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Spezielle Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2910-6
Detlef, der Freund der Phytoparasiten
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Harry
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Re: Unbekanntes an Rumex obtusifolius

Ungelesener Beitrag von Harry »

Hallo Detlef,

vielen Dank für die Bestimmung. Da sieht man mal wieder dass man sich doch alles genauer anschauen sollte. Um ein Haar wäre mir dieser schöne Rost entgangen.

Ja, deine CD ist angekommen. Die Bildfülle ist enorm - mit dem Ausbau der Phytogalerie werde ich mich aber nicht zu sehr unter Druck setzen.

Gruß
Harry
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Harry
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Re: Unbekanntes an Rumex obtusifolius

Ungelesener Beitrag von Harry »

Hallo Detlef,

mein Fund von Puccinia phragmitis var. phragmitis auf dem Haplonten Rumex obtusifolius und dem von dir genannten dazugehörigen Dikaryophyten Phragmites ist für mich mal wieder ein Hinweis dass die sogenannte Infektionsgrenze von 500 m deutlich überschritten wird. Das nächste Vorkommen vom Schilfgras liegt gut 1,5 km entfernt.

Warscheinlich ist aber auch dass die große räumliche Entfernung des Haplonten vom Dikaryophyten keine vermehrte Infektion der doch recht großen Rumexbestände am Fundort zugelassen hat. Die vorgestellte Puccinia war, wie sich bei der Nachsuche herausgestellt hat, nur auf dem einen Blatt vorhanden. Spannende Geschichte, ich werde in den nächsten Tagen Rumexbestände in der Nähe des Schilfgrases ( Umkreis 150 m ) untersuchen. Möglicherweise läuft mir da das Aecienstadium von P.phragmitis öfters über den Weg.

Gruß
Harry
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Dedimyk
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Re: Unbekanntes an Rumex obtusifolius

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

Hallo Harry und alle Phytoparasitenfreunde,
Harry hat geschrieben:Hallo Detlef,

mein Fund von Puccinia phragmitis var. phragmitis auf dem Haplonten Rumex obtusifolius und dem von dir genannten dazugehörigen Dikaryophyten Phragmites ist für mich mal wieder ein Hinweis dass die sogenannte Infektionsgrenze von 500 m deutlich überschritten wird. Das nächste Vorkommen vom Schilfgras liegt gut 1,5 km entfernt.

Warscheinlich ist aber auch dass die große räumliche Entfernung des Haplonten vom Dikaryophyten keine vermehrte Infektion der doch recht großen Rumexbestände am Fundort zugelassen hat. Die vorgestellte Puccinia war, wie sich bei der Nachsuche herausgestellt hat, nur auf dem einen Blatt vorhanden. Spannende Geschichte, ich werde in den nächsten Tagen Rumexbestände in der Nähe des Schilfgrases ( Umkreis 150 m ) untersuchen. Möglicherweise läuft mir da das Aecienstadium von P.phragmitis öfters über den Weg.

Gruß
Harry
Die von mir genannte Infektionsgrenze von 500m ist als garantierte Infektionsentfernung anzusehen.

Zwar können die Pilzsporen wegen ihrer geringen Größe vom Wind sehr weit und hoch getragen werden, doch die Wahrscheinlichkeit der Infektion einer bestimmten Wirtspflanze sinkt lt.Literatur in der dritten Potenz ihrer Entfernung vom Infektionsherd.
Damit ist natürlich auch Deine Trennung von 1,5 km zwischen den beiden Wirten abgesichert, aber eben nur als Sonder,- und nicht Normalfall.
Ich selber habe auch schon Funde im Bereich der Trennung von 1 -1,5 km gemacht, aber eben auch seltener.
Die Möglichkeit des Fundes im 150m-Bereich, die Du jetzt prüfen willst ist damit wahrscheinlich deutlich größer, als der Einzelfund bei 1.500m, viel Erfolg bei der Suche.

Herzliche Grüße Detlef
Detlef, der Freund der Phytoparasiten
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