Rostpilz an Löwenzahn?

Spezialforum zum Thema phytoparasitische Kleinpilze ( Rost, Brand, Mehltaupilze etc. ) und tierische Gallen an Wild.- und Nutzpflanzen. Forumsstart - 15.07.2006
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Julia
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Rostpilz an Löwenzahn?

Ungelesener Beitrag von Julia »

Hi!

Diesen Rostpilz habe ich gestern an einem Löwenzahn (Taraxacum) gefunden. Wie bei der Bohne, hat dieser Rostpilz auch meine Finger mit dem Sporenpulver angefärbt.
Um was für einen Rostpilz handelt es sich?








mfg Jule
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Dedimyk
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Re: Rostpilz an Löwenzahn?

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

[quote=Julia,29.09.2006, 21:47]
Hi!
Diesen Rostpilz habe ich gestern an einem Löwenzahn (Taraxacum) gefunden. Wie bei der Bohne, hat dieser Rostpilz auch meine Finger mit dem Sporenpulver angefärbt.
Um was für einen Rostpilz handelt es sich?
mfg Jule
[/quote]
Text
Hallo Julia,

da hast Du ein paar schöne Bilder eines Rostpilzes auf Taraxacum spec. gemacht, der relativ häufig zu finden ist und in diesem Entwicklungsstadium makroskopisch durch Schlüsseln bestimmbar ist.

Es handelt sich um II braune reichlich gebildete Uredosporen des Rostpilzes Puccinia hieracii var. hieracii Mart., syn.Puccinia taraci Plowr. der seine etwas verkürzte Entwicklungsreihe 0, II und III ohne Wirtswechsel auf Tarxacum laevigatum agg. und Taraxacum officinala agg. durchläuft.

Diese Bilder fehlen mir trotz der Häufigkeit auch noch in meiner Phytoparasitensammlung und ich würde gerne Kopien davon haben.

Herzliche Grüße Detlef


Literaturnachweis:

-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959

-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge
Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662
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Julia
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Re: Rostpilz an Löwenzahn?

Ungelesener Beitrag von Julia »

Hi!

Diesen Rostpilz habe ich gestern auf den Blättern der Sektion des Gemeinen Löwenzahnes (Traxacum sekt. Ruderalia) gefunden. Ich denke, dass es die fehlenden 0 Pyknien des Rostpilzes Puccinia hieracii var. hieracii Mart. sind.

Liege ich richtig?

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mfg Jule
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Dedimyk
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Re: Re: Rostpilz an Löwenzahn?

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

[quote=Julia,29.04.2007, 13:32]
Hi!
Diesen Rostpilz habe ich gestern auf den Blättern der Sektion des Gemeinen Löwenzahnes (Traxacum sekt. Ruderalia) gefunden. Ich denke, dass es die fehlenden 0 Pyknien des Rostpilzes Puccinia hieracii var. hieracii Mart. sind.

Liege ich richtig?
mfg Jule
[/quote]


Hallo Julia und natürlich alle anderen Phytoparasitenfreunde,

Deine Vermutung, daß es sich um die 0-Pyknien des Rostpilzes Puccinia hieracii var. hieracii handelt ist leider nicht richtig. :heul:

Wir sehen auf den Bildern wunderschöne orangegelbe, becherförmige I-Aezien in größeren Gruppen mit umgebogenen Rand auf angeschwollenen Flecken die ganz typisch für den recht häufigen Rostpilz

Puccinia silvatica Schröter

sind.

Puccinia silvatica bildet auf diversen Taraxacum ( als Haplonten-Aezienwirt ) der Taraxacum laevigatum agg. und Taraxacum officinale agg. 0-Pyknien und I-Aezien aus und wechselt dann auf Carex- Segge, besonders Carex brizoides als Dikaryophyt ( Telienwirt ) um seine Entwicklung fort zu setzen.

Damit hast Du einen neuen Rostpilz :tup: auf Taraxacum gefunden ist doch auch prima oder ? :giggle:

Den habe ich noch nicht in meiner Phytoparasitendatei und wäre Dir für ein paar Bildchen dankbar ( bekommst Du ja irgendwann mit einem Bildaustausch meiner Datei zurück :giggle: ). :giveme:


Herzliche Grüße Detlef


Literaturnachweis:

-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959

-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
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Re: Rostpilz an Löwenzahn?

Ungelesener Beitrag von Julia »

Hi Detlef!

Och menno:D

Ich sollte besser meine Vokabeln lernen. Verwechsel einfach zu häufig die 0 Pyknien und 1 Aezien :heul:

Aber es ist doch schön einen neuen Rosti gefunden zu haben :giggle:

Hatte für heute Nachmittag eine große "zu Fuss-Tour" geplant, bin aber irgendwie nicht weit gekommen:D Nicht mal aus Barkelsby raus und das waren schon 3 1/2 Stunden. Und 900 Fotos:D

mfg Jule

PS: Bilder bekommst du auf jedenfall;)
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Re: Rostpilz an Löwenzahn?

Ungelesener Beitrag von Julia »

Hi Detlef!

So, jetzt aber.

Neue Bilder von vorgestern von Puccinia hieracii var. hieracii Mart.


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mfg Jule
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Dedimyk
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Re: Re: Rostpilz an Löwenzahn?

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

[quote=Julia,14.05.2007, 22:03]
Hi Detlef!

So, jetzt aber.

Neue Bilder von vorgestern von Puccinia hieracii var. hieracii Mart.

mfg Jule
[/quote]

Hallo Julia und natürlich alle Phytoparasitenfreunde,

die Bestimmung ist absolut in Ordnung. :tup:

Ja, das sind einwandfrei die braunen II - Uredosporenlager des Rostpilzes

Puccinia hieracii var. hieracii Mart.

der seine gesamte Entwicklung 0-Pyknien, II-Uredien und III-Telien auf Taraxacum durchläuft, also keinen Wirtswechsel vollführt.

Herzliche Grüße Detlef
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Neue Erkenntnisse bei der Taxonomie

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

Hallo Julia und alle Phytoparasitenfreunde,

nichts ist so beständig wie der Wechsel.

Bei der Bestimmung und vor allem Benennung Ende September 2006 der schönen braunen II-Uredosporenlager auf dem Löwenzahn Taraxacum spec. habe ich noch dies geschrieben, aufbauend auf den Daten von Klenke:

Es handelt sich um II braune reichlich gebildete Uredosporen des Rostpilzes
Puccinia hieracii var. hieracii Mart., syn.Puccinia taraci Plowr.
der seine etwas verkürzte Entwicklungsreihe 0, II und III ohne Wirtswechsel auf Tarxacum laevigatum agg. und Taraxacum officinala agg. durchläuft.


Im Rahmen der Bearbeitung der Rostpilze für die Datenbank fungiworld.com, die ich z.Z. mache, fließen die neuesten Erkenntnisse nach Gäumann, Zwetko und Brandenburger ein und damit ergibt sich folgendes Bild:

Puccinia hieracii var. hieracii wird nur noch für die Gattung Hieracium angesetzt.

Die von einigen Autoren und dem Index Fungorum als Synonym aufgeführte Rostpilzart

Puccinia taraxaci ( Rebentisch ) Plowrigth 1889

gemäß der Gäumannschen Beschreibung S. 1125 auf dem Typuswirt Taraxacum officinale und diversen anderen Taraxacum-Arten gilt somit neben Puccinia silvatica und Puccinia variabilis als "gute Art" für den Rostpilzbefall auf dem Löwenzahn Taraxacum.

Hier die Daten aus Brandenburger, Gäumann und Zwetko zum Nachlesen und Erkennen der Puccinia taraxaci ( Rebentisch ) Plowrigth 1889:

II-Uredosporenlager auf beiden Blattseiten, winzig etwa 1/4 mm im Ø, rund oder länglich, meist einzeln, seltener zusammenfließend, dunkelbraun, früh nackt, oft krustenartig ( Sehr gut diese Details auf Julias Bildern zu erkennen ).

II-Uredosporen kugelig bis eiförmig oder kurz ellipsoidisch, 22 - 31 µm lang, 16 - 25 µm breit. Wand braun , 2 µm dick, stachelig; Warzenabstand 2,5 - 3 µm; 2 seitlich gelegene, dem Scheitel genäherte Keimporen ohne Papille; unter ihnen je eine runde kahle Stelle.

Da Puccinia variabilis und Puccina taraxaci in den II-Uredosporen - und III-Teleutosporenstadien makroskopisch oft schwer unterschieden werden können gilt nach Klebahn folgende Unterscheidung:

Puccinia taraxaci bildet reichlich II-Uredosporen, spärlich oder sehr selten III-Teleutosporen, vor allem in Nord-Deutschland ( also bei uns ) aus.
Puccinia variabilis bildet dagegen nur spärliche II-Uredosporen zwischen den III-Teleutosporen aus.
Mikroskopisch sind die beiden Arten gut unterscheidbar.

Bitte die Nomenklaturänderung des Rostpilzes beachten.

Herzliche Grüße Detlef


Literaturnachweise:
-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662

-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959

-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X

-Poelt, Josef und Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 12
2. revidierte und erweiterte Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil Heft1 Uredinales, 365 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1997
Bandherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2650-6

-Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 16
Supplement und Wirt-Parasit-Verzeichnis zur 2. Auflage des Catalogus Florae Austriae,III. Teil Heft 1 Uredinales, 67 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2000
Bandherausgeber: Friedrich Ehrendorfer, Institut für Botanik, Universtät Wien, A-1030 Wien
Serienherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Spezielle Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2910-6
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