Rostpilz an Rubus fructicosus

Spezialforum zum Thema phytoparasitische Kleinpilze ( Rost, Brand, Mehltaupilze etc. ) und tierische Gallen an Wild.- und Nutzpflanzen. Forumsstart - 15.07.2006
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Harry
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Rostpilz an Rubus fructicosus

Ungelesener Beitrag von Harry »

Hallo Phytofreunde,

ich habe heute auf der Brombeere ( Rubus fructicosus ) einen Rostpilz gefunden der sich nur auf der Blattoberseite und nur sehr spärlich zeigte. Ein Wunder dass ich ihn überhaupt entdeckt habe. :D


hier Bilder von der Blattoberseite
Rost001.jpg
Rost001.jpg (126.85 KiB) 1604 mal betrachtet
Originalwert Bild aufgenommen am/um:
2009:07:30 18:49:15
Bild aufgenommen am/um:
Do 30. Jul 2009, 16:49
Brennweite:
112 mm
Belichtungszeit:
1.1 Sek
Blendenwert:
f/20
ISO:
125
Weißabgleich:
Automatisch
Blitz:
Blitz nicht ausgelöst
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NIKON CORPORATION
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NIKON D200
Belichtungsmodus:
Blendenvorwahl
Belichtungskorrektur:
0 EV
Belichtungsmessung:
Muster
Rost002.jpg
Rost002.jpg (151.14 KiB) 1599 mal betrachtet
Originalwert Bild aufgenommen am/um:
2009:07:30 18:55:37
Bild aufgenommen am/um:
Do 30. Jul 2009, 16:55
Brennweite:
90 mm
Belichtungszeit:
2.5 Sek
Blendenwert:
f/29
ISO:
125
Weißabgleich:
Automatisch
Blitz:
Blitz nicht ausgelöst
Kamera-Hersteller:
NIKON CORPORATION
Kamera-Modell:
NIKON D200
Belichtungsmodus:
Manuell
Belichtungskorrektur:
0 EV
Belichtungsmessung:
Muster
starker Bildausschnitt - schlechte Bildqualität
Rost003.jpg
Rost003.jpg (113.08 KiB) 1600 mal betrachtet
Originalwert Bild aufgenommen am/um:
2009:07:30 18:08:50
Bild aufgenommen am/um:
Do 30. Jul 2009, 16:08
Brennweite:
6.3 mm
Belichtungszeit:
1/30 Sek
Blendenwert:
f/3.5
ISO:
100
Weißabgleich:
Automatisch
Blitz:
Blitz nicht ausgelöst, Erzwungener Blitzmodus
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Kamera-Modell:
FE370,X880,C575
Belichtungsmodus:
Automatikprogramm
Belichtungskorrektur:
0 EV
Belichtungsmessung:
Muster
Mikroaufnahme der warzigen Sporen ( Maße: 24,8 - 26,9 x 21,3 - 23,9 )

im Innern der Sporen waren bräunliche, stäbchenförmige Elemente auszumachen.
Rost004.jpg
Rost004.jpg (93.06 KiB) 1599 mal betrachtet
Originalwert Bild aufgenommen am/um:
2009:07:30 18:56:05
Bild aufgenommen am/um:
Do 30. Jul 2009, 16:56
Brennweite:
6.3 mm
Belichtungszeit:
1/40 Sek
Blendenwert:
f/3.5
ISO:
64
Weißabgleich:
Automatisch
Blitz:
Blitz nicht ausgelöst, Erzwungener Blitzmodus
Kamera-Hersteller:
OLYMPUS IMAGING CORP.
Kamera-Modell:
FE370,X880,C575
Belichtungsmodus:
Automatikprogramm
Belichtungskorrektur:
0 EV
Belichtungsmessung:
Muster
Auf der Blattunterseite waren keine Anzeichen eines Rostbefalls sichtbar. Mit dem Brandenburger komm ich leider nicht ans Ziel, wobei ich ehrlich zugeben muss dass ich den Umgang mit dem Buch noch lernen muss. Aber vielleicht können unsere Experten anhand der Fotos eine Aussage zur Art machen.

Beleg ist vorhanden.

Übrigens: wissenswertes über die Brombeere gibt es hier:

viewtopic.php?f=20&t=1140

Gruß
Harry
Dass man immer noch lernen kann ist herrlich, und auch dass man andere dazu braucht.
DieterB
alter Hase
Beiträge: 555
Registriert: Do 23. Okt 2008, 17:40

Re: Rostpilz an Rubus fructicosus

Ungelesener Beitrag von DieterB »

Hallo Harry,

sehr schöne Dokumentation. Danke !

Viele Grüße
Dieter
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Dedimyk
Forums Gott
Beiträge: 2943
Registriert: Sa 26. Nov 2005, 13:47
Wohnort: Gifhorn - Südostniedersachsen

Re: Rostpilz an Rubus fructicosus

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

Hallo Harry und alle Phytoparasitenfreunde,
Harry hat geschrieben:Hallo Phytofreunde,

ich habe heute auf der Brombeere ( Rubus fructicosus ) einen Rostpilz gefunden der sich nur auf der Blattoberseite und nur sehr spärlich zeigte. Ein Wunder dass ich ihn überhaupt entdeckt habe. :D
im Innern der Sporen waren bräunliche, stäbchenförmige Elemente auszumachen.
Auf der Blattunterseite waren keine Anzeichen eines Rostbefalls sichtbar. Mit dem Brandenburger komm ich leider nicht ans Ziel, wobei ich ehrlich zugeben muss dass ich den Umgang mit dem Buch noch lernen muss. Aber vielleicht können unsere Experten anhand der Fotos eine Aussage zur Art machen.

Beleg ist vorhanden.
Gruß
Harry
ich habe bewußt ein bißchen gewartet und wollte anderen Forumsmitgliedern Gelegenheit geben sich hierzu zu äußern.
Da bis auf eine Bedankung für die Präsentation nichts erfolgt ist, werde ich den relativ einfachen Bestimmungsfall hier lösen und den Bestimmungsweg erläutern.
Harry, der Brandenburger ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber sonst gut händelbar und Du wärest auch mit ihm sicher zur Bestimmungslösung gekommen.
Doch in diesem speziellen Fall ist der Gäumann das Nonplusultra zur Bestimmung, schon anhand des Befallsbildes.

Du selbst verweist auf die blattoberseitigen goldgelben Sporenlager hin, die nur in der Form als II-Primäre Uredosporenlager des Rostes Kuehneola uredinis (Link 1824) Arthur 1906 gebildet werden.

Ich schreibe bewußt "II-Primäre Uredosporenlager", denn dieser Rost bildet auch noch später II-Sekundäre Uredosporenlager aus.
Die Entwicklung ist folgendermaßen: 0-Pyknien, keine I-Aezien dafür II-Primäre und II-Sekundäre Uredien, die Klenke bezeichnenderweise als II-Uraecien (= wiederholt gebildete Uredien anstelle der Aezien ) angibt, sowie III-Telien.

Zwetko schreibt zu den II-Uredosporenlagern folgendes:
Die sekundäre Uredo tritt im Gebiet ( Österreich ) sowohl im Frühjahr, als auch im Spätsommer und Herbst auf. Der Entwicklungsrhytmus der Art ist offensichtlich sehr variabel. Nach Gäumann und anderen Autoren wird die primäre Uredo im ( Spät) Sommer gebildet, die sekundäre dagegen im folgenden Frühjahr, Klebahn berichtet daß er die sekundäre Uredo nur im Herbst beobachten konnte.

Ich habe bisher die primäre Uredo immer im Sommer und die sekundäre Uredo im Spätherbst gefunden.

Hier die Daten aus dem Gäumann zum Nachlesen und Erkennen:

II-Primäre Uredosporenlager klein, vorwiegend auf der Blattoberseite, goldgelb, kreisförmig um die 0-Pyknien geordnet oder zu einem Ringe zusammenfließend, zuweilen auch an der entsprechenden Stelle der Blattunterseite ( recht selten ), auf goldgelb verfärbten, etwas verdickten Blattstellen, von der aufgerissenen Epidermis umgeben ( sehr gut alle Mekmale auf den Befallsbildern zu erkennen ), ohne Paraphysen.

II-Primäre Uredosporen einzeln abgeschnürt, eiförmig bis ellipsoidisch oder fast kugelig, 18 - 29 µm lang, meist 16 - 23 µm breit. Wand farblos, 1 - 2 µm dick, mit feinen, ziemlich locker stehenden Stachelwarzen besetzt.

Wer einmal dieses typische Befallsbild gesehen hat, kann diesen Rostpilz schon recht sicher makroskopisch ansprechen und diese klassischen II-Uredosporen sichern dann mikroskopisch die Bestimmung bei Bedarf noch ab.

Da Deine Bilder und vor allem das schöne Mikrobild sehr aussagefähig sind, werde ich sie mit Dener Erlaubnis für die Datenbank fungiworld.com benutzen und dort als Ergänzung einstellen.

Vielen Dank für die schöne Präsentation.

Herzliche Grüße Detlef

Literaturnachweise:
-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662

-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959

-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X

-Poelt, Josef und Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 12
2. revidierte und erweiterte Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil Heft1 Uredinales, 365 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1997
Bandherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2650-6

-Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 16
Supplement und Wirt-Parasit-Verzeichnis zur 2. Auflage des Catalogus Florae Austriae,III. Teil Heft 1 Uredinales, 67 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2000
Bandherausgeber: Friedrich Ehrendorfer, Institut für Botanik, Universtät Wien, A-1030 Wien
Serienherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Spezielle Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2910-6
Detlef, der Freund der Phytoparasiten
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Re: Rostpilz an Rubus fructicosus

Ungelesener Beitrag von Harry »

Hallo Detlef,

vielen Dank für deine ausführliche und lehrreiche Antwort. Ich denke schon das ich den Brandenburger noch in den Griff kriege und dann schon wesentlich mehr Phytos auf die Spur komme wie bisher.

Du kennst ja die Misere mit der Phyto - Literatur, sie ist eigentlich unentberlich aber einfach sehr schwer zu bekommen. Selbstverständlich kannst du die Bilder für die Datenbank auf fungiworld.com benutzen.

Gruß
Harry
Dass man immer noch lernen kann ist herrlich, und auch dass man andere dazu braucht.
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