Rostpilz am Gemeinen Beinwell?
- Julia
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Rostpilz am Gemeinen Beinwell?
Hi!
Diesen Rostpilz habe ich gestern an den Grundblättern des Gemeinen Beinwells (Symphytum officinale ) gefunden.
Um welchen könnte es sich hierbei handeln?
mfg Jule
Diesen Rostpilz habe ich gestern an den Grundblättern des Gemeinen Beinwells (Symphytum officinale ) gefunden.
Um welchen könnte es sich hierbei handeln?
mfg Jule
- Dedimyk
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Re: Rostpilz am Gemeinen Beinwell?
[quote=Julia,01.10.2006, 18:07]
Hi!
Diesen Rostpilz habe ich gestern an den Grundblättern des Gemeinen Beinwells (Symphytum officinale ) gefunden.
Um welchen könnte es sich hierbei handeln?
mfg Jule
[/quote]
Hallo Julia,
hier hast Du einen sehr schönen und nicht so häufigen Rostpilz gefunden,
der an Symphytum officinale, S. tuberosum und S. X uplandicum vorkommt.
Er ist makroskopisch leicht bestimmbar durch die pustelförmigen goldgelben II Uredien, die blattunterseits auf der gesamten Blattfläche verteilt sind, wie schön auf Deinen Bildern zu erkennen ist.
Auf Symphytum als Dikaryophyt ( Telienwirt ) bildet der Rostpilz Melampsorella symphyti ( De Candolle ) Bub., um den es sich hier handelt seine II Uredo,- und III Teliosporenlager aus und überwintert darauf, bis er im Frühjahr auf Abies -Tanne als Haplonten ( Aezienwirt ) wechselt um dort die Entwicklungsstufen 0 Pyknien und I Aeziosporenlager auszubilden.
Da ich diesen Rostpilz bisher noch nicht in meiner Phytoparasitenbilddatei besitze und die Rostpilze voraussichtlich das nächste Thema in der Bearbeitung der Datenbank sein werden, würde ich gerne Kopien der Bilder haben, wie gehabt per email, das klappt hervorragend, danke im voraus. :giveme:
Herzliche Grüße
Literaturnachweis:
-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959
-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge
Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662
Hi!
Diesen Rostpilz habe ich gestern an den Grundblättern des Gemeinen Beinwells (Symphytum officinale ) gefunden.
Um welchen könnte es sich hierbei handeln?
mfg Jule
[/quote]
Hallo Julia,
hier hast Du einen sehr schönen und nicht so häufigen Rostpilz gefunden,
der an Symphytum officinale, S. tuberosum und S. X uplandicum vorkommt.
Er ist makroskopisch leicht bestimmbar durch die pustelförmigen goldgelben II Uredien, die blattunterseits auf der gesamten Blattfläche verteilt sind, wie schön auf Deinen Bildern zu erkennen ist.
Auf Symphytum als Dikaryophyt ( Telienwirt ) bildet der Rostpilz Melampsorella symphyti ( De Candolle ) Bub., um den es sich hier handelt seine II Uredo,- und III Teliosporenlager aus und überwintert darauf, bis er im Frühjahr auf Abies -Tanne als Haplonten ( Aezienwirt ) wechselt um dort die Entwicklungsstufen 0 Pyknien und I Aeziosporenlager auszubilden.
Da ich diesen Rostpilz bisher noch nicht in meiner Phytoparasitenbilddatei besitze und die Rostpilze voraussichtlich das nächste Thema in der Bearbeitung der Datenbank sein werden, würde ich gerne Kopien der Bilder haben, wie gehabt per email, das klappt hervorragend, danke im voraus. :giveme:
Herzliche Grüße
Literaturnachweis:
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Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959
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Re: Re: Rostpilz am Gemeinen Beinwell?
[quote=Julia,27.05.2007, 22:51]
Hi Detlef!
Ich habe nun auch diesen Rostpilz mikroskopiert.
Die Sporen waren meist rundlich-oval, warzig, und Zellwand war überall gleichdick, mitteldick
mfg Jule
[/quote]
Hallo Julia und alle Phytoparasitenfreunde,
da ja nun die Vorarbeit, sprich Mikroskopieren abgeschlossen ist, will ich anhand der Mikrobilder eine Bestimmung der beiden möglichen Rostpilzarten auf Symphytum officinale durchführen.
Ich hatte bei der ersten Stellungnahme zwar dieses geschrieben, da ich anhand des Durchschlüsselns nach Klenke den 2. möglichen Rostpilz ausschloß:
Er ist makroskopisch leicht bestimmbar durch die pustelförmigen goldgelben II Uredien, die blattunterseits auf der gesamten Blattfläche verteilt sind, wie schön auf Deinen Bildern zu erkennen ist.
Auf Symphytum als Dikaryophyt ( Telienwirt ) bildet der Rostpilz Melampsorella symphyti ( De Candolle ) Bub., um den es sich hier handelt seine II Uredo,- und III Teliosporenlager aus und überwintert darauf, bis er im Frühjahr auf Abies -Tanne als Haplonten ( Aezienwirt ) wechselt um dort die Entwicklungsstufen 0 Pyknien und I Aeziosporenlager auszubilden.
Aber jetzt bei der Gesamtbetrachtung muß ich ihn mit einbeziehen.
Also der 2. mögliche Rostpilz Puccinia recondita Rob. ex Desmazieres em. Cummins = Puccinia symphyti-bromorum F.Müller bildet auf dem Haplonten ( Aezienwirt ) Symphytum nur 0-Pyknien und I- Aezien aus , die becherförmig mit nach außen umgebogenem zerschlitzten Rand in runden Gruppen auf der Blattunterseite angeordnet sind.
Zur weiteren Entwicklung ( II Uredien und III Telien ) wechselt er auf den Dikaryophyten ( Telienwirt ) Bromus.
Doch der makroskopische Ausschluß, daß es sich um pustelförmig angeordnete goldgelbe II-Uredien und damit um den Rostpilz Melampsora symphyti ( De Candolle ) Bubák handelt, wurde anhand der Mikrobilder bestätigt.
Hier die Analyse aus makroskopischer und mikroskopischer Untersuchung:
Wir sehen blattunterseits kleine 0,1 - 0,3 mm im Durchmesser betragene goldgelbe, rundliche II Uredosporenlager, die über die ganze Blattfläche verteilt , sehr oft dichtstehend, anfangs von Epidermis und Pseudoperidie bedeckt, später aufreißend.
Die Uredosporen sind eiförmig oder ellipsoidisch 22 -35 µm lang, 16 - 28 µm breit. Die Wand ist farblos ( gut auf Julias Mikrobildern zu erkennen ) mit 1 -1,5 µm relativ dünn und mit locker stehenden, feinen Stachelwarzen besetzt, mit ca. 2 µm Warzenabstand ( ebenfalls sehr gut erkennbar auf den Bildern ), Keimporen sind unauffällig.
Also kann auch diese Bestimmung als gesichert angesehen werden.
Herzliche Grüße Detlef
Literaturnachweis:
-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959
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ISSN: 1434-1662
Hi Detlef!
Ich habe nun auch diesen Rostpilz mikroskopiert.
Die Sporen waren meist rundlich-oval, warzig, und Zellwand war überall gleichdick, mitteldick
mfg Jule
[/quote]
Hallo Julia und alle Phytoparasitenfreunde,
da ja nun die Vorarbeit, sprich Mikroskopieren abgeschlossen ist, will ich anhand der Mikrobilder eine Bestimmung der beiden möglichen Rostpilzarten auf Symphytum officinale durchführen.
Ich hatte bei der ersten Stellungnahme zwar dieses geschrieben, da ich anhand des Durchschlüsselns nach Klenke den 2. möglichen Rostpilz ausschloß:
Er ist makroskopisch leicht bestimmbar durch die pustelförmigen goldgelben II Uredien, die blattunterseits auf der gesamten Blattfläche verteilt sind, wie schön auf Deinen Bildern zu erkennen ist.
Auf Symphytum als Dikaryophyt ( Telienwirt ) bildet der Rostpilz Melampsorella symphyti ( De Candolle ) Bub., um den es sich hier handelt seine II Uredo,- und III Teliosporenlager aus und überwintert darauf, bis er im Frühjahr auf Abies -Tanne als Haplonten ( Aezienwirt ) wechselt um dort die Entwicklungsstufen 0 Pyknien und I Aeziosporenlager auszubilden.
Aber jetzt bei der Gesamtbetrachtung muß ich ihn mit einbeziehen.
Also der 2. mögliche Rostpilz Puccinia recondita Rob. ex Desmazieres em. Cummins = Puccinia symphyti-bromorum F.Müller bildet auf dem Haplonten ( Aezienwirt ) Symphytum nur 0-Pyknien und I- Aezien aus , die becherförmig mit nach außen umgebogenem zerschlitzten Rand in runden Gruppen auf der Blattunterseite angeordnet sind.
Zur weiteren Entwicklung ( II Uredien und III Telien ) wechselt er auf den Dikaryophyten ( Telienwirt ) Bromus.
Doch der makroskopische Ausschluß, daß es sich um pustelförmig angeordnete goldgelbe II-Uredien und damit um den Rostpilz Melampsora symphyti ( De Candolle ) Bubák handelt, wurde anhand der Mikrobilder bestätigt.
Hier die Analyse aus makroskopischer und mikroskopischer Untersuchung:
Wir sehen blattunterseits kleine 0,1 - 0,3 mm im Durchmesser betragene goldgelbe, rundliche II Uredosporenlager, die über die ganze Blattfläche verteilt , sehr oft dichtstehend, anfangs von Epidermis und Pseudoperidie bedeckt, später aufreißend.
Die Uredosporen sind eiförmig oder ellipsoidisch 22 -35 µm lang, 16 - 28 µm breit. Die Wand ist farblos ( gut auf Julias Mikrobildern zu erkennen ) mit 1 -1,5 µm relativ dünn und mit locker stehenden, feinen Stachelwarzen besetzt, mit ca. 2 µm Warzenabstand ( ebenfalls sehr gut erkennbar auf den Bildern ), Keimporen sind unauffällig.
Also kann auch diese Bestimmung als gesichert angesehen werden.
Herzliche Grüße Detlef
Literaturnachweis:
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Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
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Re: Rostpilz am Gemeinen Beinwell?
Hallo Forum,
eine späte Rückfrage an dieser Stelle, dennoch, so denke ich, gehört sie hierher.
Gestern, 30. Mai 2008, habe ich an Symphytum X uplandicum diesen Rostpilz gefunden. Die gesamte Pflanze war davon betroffen. Hagen, NRW, 175 m über NN, bachbegleitender Erlenbruchwald (Randbereich)
Ist es der selbe Pilz, oder ein anderer? Liebe Grüße, Josef [br][br]
eine späte Rückfrage an dieser Stelle, dennoch, so denke ich, gehört sie hierher.
Gestern, 30. Mai 2008, habe ich an Symphytum X uplandicum diesen Rostpilz gefunden. Die gesamte Pflanze war davon betroffen. Hagen, NRW, 175 m über NN, bachbegleitender Erlenbruchwald (Randbereich)
Ist es der selbe Pilz, oder ein anderer? Liebe Grüße, Josef
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Re: Rostpilz am Gemeinen Beinwell?
Hallo Josef und alle Phytoparasitenfreunde,
prima , daß du uns wieder einen aktuellen Fund dieses schönen Rostpilzes diesmal auf Symphytum X uplandicum, dem Gemeinen Beinwell, vorstellst.
Ich habe mir den Befall, der noch stärker ausgeprägt ist als Julias Fund, genau angesehen und würde ihn makroskopisch ebenfalls als II-Urediensporenlager des gleichen Rostpilzes bestimmen der jetzt, nach meiner neuesten Bearbeitung
Thekopsora symphyti ( De Candolle ) Berndt 1993, syn. Melampsorella symphyti ( De Candolle ) Bubák 1904
heißt und auf allen Symphytum-Arten, also auch auf Symphytum X uplandicum relativ selten gefunden werden kann.
Die Bestimmung ist allerdings nur makroskopisch erfolgt anhand der nachfolgenden Merkmale:
Wir sehen blattunterseits kleine 0,1 - 0,3 mm im Durchmesser betragene goldgelbe, rundliche II Uredosporenlager, die über die ganze Blattfläche verteilt , sehr oft dichtstehend, anfangs von Epidermis und Pseudoperidie bedeckt, später aufreißend.
Mikroskopisch wären noch folgende Merkmale zu sehen:
II- Uredosporen sind eiförmig oder ellipsoidisch 22 -35 µm lang, 16 - 28 µm breit. Die Wand ist farblos mit 1 -1,5 µm relativ dünn und mit locker stehenden, feinen Stachelwarzen besetzt, mit ca. 2 µm Warzenabstand, Keimporen sind unauffällig.
Glückwunsch zu diesem schönen Fund und danke für die Vorstellung.
Herzliche Grüße Detlef
Literaturnachweise:
-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662
-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959
-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X
-Poelt, Josef und Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 12
2. revidierte und erweiterte Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil Heft1 Uredinales, 365 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1997
Bandherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2650-6
-Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 16
Supplement und Wirt-Parasit-Verzeichnis zur 2. Auflage des Catalogus Florae Austriae,III. Teil Heft 1 Uredinales, 67 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2000
Bandherausgeber: Friedrich Ehrendorfer, Institut für Botanik, Universtät Wien, A-1030 Wien
Serienherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Spezielle Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2910-6
prima , daß du uns wieder einen aktuellen Fund dieses schönen Rostpilzes diesmal auf Symphytum X uplandicum, dem Gemeinen Beinwell, vorstellst.
Ich habe mir den Befall, der noch stärker ausgeprägt ist als Julias Fund, genau angesehen und würde ihn makroskopisch ebenfalls als II-Urediensporenlager des gleichen Rostpilzes bestimmen der jetzt, nach meiner neuesten Bearbeitung
Thekopsora symphyti ( De Candolle ) Berndt 1993, syn. Melampsorella symphyti ( De Candolle ) Bubák 1904
heißt und auf allen Symphytum-Arten, also auch auf Symphytum X uplandicum relativ selten gefunden werden kann.
Die Bestimmung ist allerdings nur makroskopisch erfolgt anhand der nachfolgenden Merkmale:
Wir sehen blattunterseits kleine 0,1 - 0,3 mm im Durchmesser betragene goldgelbe, rundliche II Uredosporenlager, die über die ganze Blattfläche verteilt , sehr oft dichtstehend, anfangs von Epidermis und Pseudoperidie bedeckt, später aufreißend.
Mikroskopisch wären noch folgende Merkmale zu sehen:
II- Uredosporen sind eiförmig oder ellipsoidisch 22 -35 µm lang, 16 - 28 µm breit. Die Wand ist farblos mit 1 -1,5 µm relativ dünn und mit locker stehenden, feinen Stachelwarzen besetzt, mit ca. 2 µm Warzenabstand, Keimporen sind unauffällig.
Glückwunsch zu diesem schönen Fund und danke für die Vorstellung.
Herzliche Grüße Detlef
Literaturnachweise:
-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662
-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959
-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X
-Poelt, Josef und Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 12
2. revidierte und erweiterte Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil Heft1 Uredinales, 365 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1997
Bandherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2650-6
-Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 16
Supplement und Wirt-Parasit-Verzeichnis zur 2. Auflage des Catalogus Florae Austriae,III. Teil Heft 1 Uredinales, 67 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2000
Bandherausgeber: Friedrich Ehrendorfer, Institut für Botanik, Universtät Wien, A-1030 Wien
Serienherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Spezielle Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2910-6
- Josef Buecker
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Re: Rostpilz am Gemeinen Beinwell?
Hallo Detlef,
vielen Dank für die erschöpfende Auskunft.
Im vorderen teil dieses Threads sagtest Du, dass der Pilz nach Überwinterung im Frühjahr von Symphytum auf Abies wechselt. Wie ist das in diesem Fall zu verstehen?
Liebe Grüße, Josef
vielen Dank für die erschöpfende Auskunft.
Im vorderen teil dieses Threads sagtest Du, dass der Pilz nach Überwinterung im Frühjahr von Symphytum auf Abies wechselt. Wie ist das in diesem Fall zu verstehen?
Liebe Grüße, Josef
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Re: Re: Rostpilz am Gemeinen Beinwell?
Hallo Josef und alle Phytoparasitenfreunde,
[quote=Josef Buecker,01.06.2008, 08:59]
Im vorderen teil dieses Threads sagtest Du, dass der Pilz nach Überwinterung im Frühjahr von Symphytum auf Abies wechselt. Wie ist das in diesem Fall zu verstehen?
[/quote]
Das ist recht schnell erklärt:
Thekopsora symphyti ( De Candolle ) Berndt 1993, syn. Melampsorella symphyti ( De Candolle ) Bubák 1904 gehört zu den wirtswechselnden Rostpilzen, d.h. er wechselt im Laufe seiner Entwicklung die Wirte.
Auf Symphytum, dem Beinwell vollendet Thekopsora symphyti mit II-Uredien und III-Telien und den zugehörigen Sporenformen seine Entwicklung und überwintert auch auf diesem Wirt den man Dikaryophyt ( Telienwirt ) nennt.
Im Frühjahr wechselt Thekopsora symphyti auf den Haplonten ( Aezienwirt ) Abies-Nadeln und beginnt mit dieser Infektion und Ausbildung von 0-Pyknien und I-Aezien seine neue Entwicklung, um sie dann bei erneutem Wechsel auf Symphytum, wie vorgenannt, abzuschließen.
Im Gegensatz dazu gibt es eine große Anzahl von Rostpilzen, die keinen Wirtswechsel durchführen, sondern ihre gesamte Entwicklung auf einem Wirt vollenden.
Zur vollständigen Entwicklung eines Rostpilzes gehören insgesamt fünf verschiedene Sporenformen:
0= Pyknosporen, gebildet in Pyknien
I= Aeziosporen, gebildet in den Aezien
II=Urediniosporen, gebildet in den Uredien
III=Teliosporen, gebildet in den Telien
IV=Basidiosporen, gebildet an Basidien auf Telien
In den Angaben werden meistens die nur kurzzeitig gebildeten IV-Basidiosporen unterdrückt, da sie wenig Aussagekraft haben und Telien die Bestimmungsgröße darstellen.
Diverse Rostpilzarten verkürzen ihre Entwicklung durch Weglassen bestimmter Sporenformen.
In allen Literaturangaben wird bei der Erklärung der Sporenformen diese Römische Zahlenangabe 0 - III, bzw. IV angegeben.
Im vorliegenden Fall der Thekopsora symphyti auf Symphytum-Beinwell steht dann: II, III Ww ( Wirtswechsel ) Abies, also II-Uredien und III-Telien auf Symphytum.
Bei Funden auf Abies, die im Infektionsbereich ( ca. 500m ) liegen wird dann Thekopsora symphyti als: 0, I Ww ( Wirtswechsel ) Symphytum, also 0-Pyknien und I-Aezien stehen.
Ich hoffe, damit diese komplizierte Rostpilzentwicklung für Alle etwas verständlicher dargestellt zu haben.
Herzliche Grüße Detlef
[quote=Josef Buecker,01.06.2008, 08:59]
Im vorderen teil dieses Threads sagtest Du, dass der Pilz nach Überwinterung im Frühjahr von Symphytum auf Abies wechselt. Wie ist das in diesem Fall zu verstehen?
[/quote]
Das ist recht schnell erklärt:
Thekopsora symphyti ( De Candolle ) Berndt 1993, syn. Melampsorella symphyti ( De Candolle ) Bubák 1904 gehört zu den wirtswechselnden Rostpilzen, d.h. er wechselt im Laufe seiner Entwicklung die Wirte.
Auf Symphytum, dem Beinwell vollendet Thekopsora symphyti mit II-Uredien und III-Telien und den zugehörigen Sporenformen seine Entwicklung und überwintert auch auf diesem Wirt den man Dikaryophyt ( Telienwirt ) nennt.
Im Frühjahr wechselt Thekopsora symphyti auf den Haplonten ( Aezienwirt ) Abies-Nadeln und beginnt mit dieser Infektion und Ausbildung von 0-Pyknien und I-Aezien seine neue Entwicklung, um sie dann bei erneutem Wechsel auf Symphytum, wie vorgenannt, abzuschließen.
Im Gegensatz dazu gibt es eine große Anzahl von Rostpilzen, die keinen Wirtswechsel durchführen, sondern ihre gesamte Entwicklung auf einem Wirt vollenden.
Zur vollständigen Entwicklung eines Rostpilzes gehören insgesamt fünf verschiedene Sporenformen:
0= Pyknosporen, gebildet in Pyknien
I= Aeziosporen, gebildet in den Aezien
II=Urediniosporen, gebildet in den Uredien
III=Teliosporen, gebildet in den Telien
IV=Basidiosporen, gebildet an Basidien auf Telien
In den Angaben werden meistens die nur kurzzeitig gebildeten IV-Basidiosporen unterdrückt, da sie wenig Aussagekraft haben und Telien die Bestimmungsgröße darstellen.
Diverse Rostpilzarten verkürzen ihre Entwicklung durch Weglassen bestimmter Sporenformen.
In allen Literaturangaben wird bei der Erklärung der Sporenformen diese Römische Zahlenangabe 0 - III, bzw. IV angegeben.
Im vorliegenden Fall der Thekopsora symphyti auf Symphytum-Beinwell steht dann: II, III Ww ( Wirtswechsel ) Abies, also II-Uredien und III-Telien auf Symphytum.
Bei Funden auf Abies, die im Infektionsbereich ( ca. 500m ) liegen wird dann Thekopsora symphyti als: 0, I Ww ( Wirtswechsel ) Symphytum, also 0-Pyknien und I-Aezien stehen.
Ich hoffe, damit diese komplizierte Rostpilzentwicklung für Alle etwas verständlicher dargestellt zu haben.
Herzliche Grüße Detlef