Puccinia recondita auf Anchusa officinalis?

Spezialforum zum Thema phytoparasitische Kleinpilze ( Rost, Brand, Mehltaupilze etc. ) und tierische Gallen an Wild.- und Nutzpflanzen. Forumsstart - 15.07.2006
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Harry
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Puccinia recondita auf Anchusa officinalis?

Ungelesener Beitrag von Harry »

Hallo Phytoparasitenfreunde,

ich habe heute einen Rostpilz an der Gemeinen Ochsenzunge ( Anchusa officinalis ) gefunden den ich für Puccinia recondita halte. Die Gemeine Ochsenzunge ist der Haplont für diesen Rostpilz. Er bildet auf ihr 0-Pyknien und I-Aezien, wechselt dann auf seinen Dikaryophyten Clematis ( wenige Meter daneben ) um seine Entwicklung mit II - Uredosporen und III - Teleutosporen abzuschließen.
Puccinia dispersa nutzt Anchusa officinale ebenfalls als Haplont, da er aber den Roggen als Dikaryophyten braucht und der nicht im Infektionsbereich vorhanden ist, schließe ich P. dispersa aus.

Hier die Bilder. Was meint ihr? Liege ich mit Puccinia recondita richtig?

1. Anchusa officinalis - Standortaufnahme
Puccinia_dispersa001.jpg
Puccinia_dispersa001.jpg (91.73 KiB) 1364 mal betrachtet
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2. Blattoberseite
Puccinia_dispersa002.jpg
Puccinia_dispersa002.jpg (101.53 KiB) 1363 mal betrachtet
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2009:08:06 15:59:51
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Do 6. Aug 2009, 13:59
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3. Blattunterseite
Puccinia_dispersa003.jpg
Puccinia_dispersa003.jpg (99.94 KiB) 1364 mal betrachtet
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2009:08:06 16:00:51
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Do 6. Aug 2009, 14:00
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Gruß
Harry
Dass man immer noch lernen kann ist herrlich, und auch dass man andere dazu braucht.
DieterB
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Re: Puccinia recondita auf Anchusa officinalis?

Ungelesener Beitrag von DieterB »

Hallo Harry,

laut Gäumann müssten Äcidien von Puccinia dispersa auf lebhaft orangefarbenen, rundlichen oder länglichen Flecken besonders auf der Blattunterseite vorkommen, Pyknidien auf der Blattoberseite kugelig und eingesenkt. Bei Puccinia recondita (im Gäumann unter dem Namen Puccinia symphyti-bromorum) sollen die Aecidien in kreisrunden Gruppen stehen, wobei ich auf dem Foto nicht sicher erkenne, ob es überhaupt Äzidien sind oder Pyknien. Für die Pyknien erwähnt Gäumann ein Vorkommen auf beiden Blattseiten als möglich.

Zusammen mit Deiner Angabe, dass der Dikaryophyt Roggen fehlt, finde ich eigentlich Deine Vermutung Puccinia recondita wahrscheinlich. Ich weiß allerdings nicht, was es bedeutet, dass laut Gäumann bei P. dispersa als dikaryophytische Nebenwirte andere Grasarten vorkommen, wenn auch nur mit Uredobildung.

Viele Grüße
Dieter
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Dedimyk
Forums Gott
Beiträge: 2943
Registriert: Sa 26. Nov 2005, 13:47
Wohnort: Gifhorn - Südostniedersachsen

Re: Puccinia recondita auf Anchusa officinalis?

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

Hallo Harry und alle Phytoparasitenfreunde,
Harry hat geschrieben:Hallo Phytoparasitenfreunde,

ich habe heute einen Rostpilz an der Gemeinen Ochsenzunge ( Anchusa officinalis ) gefunden den ich für Puccinia recondita halte. Die Gemeine Ochsenzunge ist der Haplont für diesen Rostpilz. Er bildet auf ihr 0-Pyknien und I-Aezien, wechselt dann auf seinen Dikaryophyten Clematis ( wenige Meter daneben ) um seine Entwicklung mit II - Uredosporen und III - Teleutosporen abzuschließen.
Puccinia dispersa nutzt Anchusa officinale ebenfalls als Haplont, da er aber den Roggen als Dikaryophyten braucht und der nicht im Infektionsbereich vorhanden ist, schließe ich P. dispersa aus.

Hier die Bilder. Was meint ihr? Liege ich mit Puccinia recondita richtig?
Gruß
Harry
Habe gerade festgestellt, daß ich zu diesem Beitrag noch nichts geschrieben habe, das hole ich hiermit schnellstens nach:

Also die Bestimmung des Rostpilzes Puccinia recondita Rob ex Desmazieres 1857 s.str., syn. Puccinia dispersa Erikkson 1899 auf Anchusa officinalis, der Gemeinen Ochsenzunge ist nach der derzeitigen Auffassung ( Zwetko ) absolut richtig, :tup: aber die Ableitung des Haplonten/Dikaryophyten ist leider total falsch.

Anchusa arvensis und Anchusa officinale sind Haplonten ( Aezienwirte) der Puccinia recondita Rob ex Desmazieres 1857 s.str. und die zugehörigen Dikaryophyten ( Telienwirte) sind Poaceae ( diverse Süßgräser, darunter auch Secale-Roggen ).

Die von Dir ins Feld geführte Clematis fungiert ebenfalls nur als Haplont für einige Puccinia-Arten auf den Dikaryophyten Poaceae ( Süßgräser wie Phragmites, Bromus, Elymus , Hordeum Hordelymus und auch Secale ). Clematis ist nur Haplont und kein Dikaryophyt.

Hier bringe ich mal Bilder meines Fundes auf Anchusa arvensis, dem Acker-Krummhals ( Ochsenzunge ) zur Anschauung:
3-Puccinia recondita s.str.-I-a.JPG
3-Puccinia recondita s.str.-I-a.JPG (128.8 KiB) 1332 mal betrachtet
3-Puccinia recondita s.str.-I-b.JPG
3-Puccinia recondita s.str.-I-b.JPG (125.77 KiB) 1334 mal betrachtet
3-Puccinia recondita s.str.-I-c.JPG
3-Puccinia recondita s.str.-I-c.JPG (107.2 KiB) 1332 mal betrachtet
3-Puccinia recondita s.str.-I-M3-Anchusa arvensis.JPG
3-Puccinia recondita s.str.-I-M3-Anchusa arvensis.JPG (81.69 KiB) 1329 mal betrachtet
Im Gegensatz zu Dieter bin ich der Meinung, daß Dein Befallsbild schon der Beschreibung im Gäumann entspricht wie hier nachzulesen ist :

I-Azien auf lebhaft orangefarbenen, rundliche oder länglichen, bis 2cm großen Flecken, besonders auf der Unterseite der Blätter, in geringerer Menge auch oberseits, dicht gedrängt hervorbrechend, mitunter auch auf den Blütenkelchen. Pseudoperidie becherförmig mit ausgebogenem Rand. ( Mikromerkmale der Pseudoperidie spare ich mir ).

I-Aeziosporen kugelig oder länglich, 20 - 30 µm im Ø oder 16 - 23 µm lang, 13 - 16 µm breit; Wand 1 µm dick, gleichmäßig sehr fein und dicht warzig; Warzenabstand kaum 1 µm. Keimporen meist nicht sichtbar ( 4? ).

Harry vielen Dank für die Vorstellung des Rostpilzes Puccinia recondita Rob ex Desmazieres 1857 s.str. auf dem anderen Haplonten Anchusa officinalis.


Herzliche Grüße Detlef

Literaturnachweise:
-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662

-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959

-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X

-Poelt, Josef und Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 12
2. revidierte und erweiterte Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil Heft1 Uredinales, 365 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1997
Bandherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2650-6

-Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 16
Supplement und Wirt-Parasit-Verzeichnis zur 2. Auflage des Catalogus Florae Austriae,III. Teil Heft 1 Uredinales, 67 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2000
Bandherausgeber: Friedrich Ehrendorfer, Institut für Botanik, Universtät Wien, A-1030 Wien
Serienherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Spezielle Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2910-6
Detlef, der Freund der Phytoparasiten
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