Rostpilz am Wolfs-Eisenhut

Spezialforum zum Thema phytoparasitische Kleinpilze ( Rost, Brand, Mehltaupilze etc. ) und tierische Gallen an Wild.- und Nutzpflanzen. Forumsstart - 15.07.2006
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Julia
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Rostpilz am Wolfs-Eisenhut

Ungelesener Beitrag von Julia »

Hi!

Diesen Rostpilz habe ich letzte Woche in Oberallgäu beim Abstieg von der Enzianhütte auf ca. 1400m auf dem Wolfs-Eisenhut (Aconitum lycoctonum ssp. lycoctonum) gefunden.

Handelt es sich hierbei um Aecidium aconiti - anthorae?

P8020323.JPG
P8020323.JPG (174.71 KiB) 2153 mal betrachtet
P8020314.JPG
P8020314.JPG (129.22 KiB) 2152 mal betrachtet
P8020292.JPG
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mfg Jule
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Dedimyk
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Re: Rostpilz am Wolfls-Eisenhut

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

Hallo Julia und alle Phytoparasitenfreunde,
Julia hat geschrieben: Hi!

Diesen Rostpilz habe ich letzte Woche in Oberallgäu beim Abstieg von der Enzianhütte auf ca. 1400m auf dem Wolfs-Eisenhut (Aconitum lycoctonum ssp. lycoctonum) gefunden.

Handelt es sich hierbei um Aecidium aconiti - anthorae?
mfg Jule
nein, das wäre ein anderer Rostpilz im Haplontenstadium gewesen.

Für Deinen Fund auf Aconitum lycoctonum ssp. lycoctonum käme nach Klenke und Brandenburger Puccinia recondita s.l. in Frage, da die Kleinarten mit Wirtswechsel auf Poaceae ohne genaue Kenntnis des Dikaryophyten ( Telienwirtes ) schwer trennbar sind.

Im vorliegenden Fall sind jedoch die makroskopischen Merkmale so gut erkennbar ( Aezien nicht / oder auf Blattflecken stark abweichender Größe), daß nach dem Klenke-Schlüssel bis auf die Kleinart

Puccinia actaeae-agropyri Ed. Fischer 1901

geschlüsselt werden konnte, deren Daten ich dann im Gäumann abgeglichen habe, die das Ergebnis bestätigten.

Hier die Daten aus Klenke , Brandenburger Zwetko und Gäumann zum Erkennen und Nachlesen:

I- Aeziosporenlager auf der Blattunterseite in ziemlich lockeren Gruppen, zuweilen mehr oder weniger deutlich in 1 - 2 konzentrischen Kreisen; das umgebende Blattgewebe erst weißlich, dann verhältnismäßig frühzeitig gebräunt und absterbend, Flecke blattoberseits von einem Ø bis zu 7 - 8 mm bildend ( gut auf den Bildern erkennbar ).
Pseudoperidie gelblichweiß, schwach nach außen geschlagen.

Mikroskopisch:Pseudoperidienzellen nicht in sehr deutlichen Längsreihen, fest verbunden, auf der Außenseite nach unten übereinandergreifend. Außenwand verdickt ( etwa 7 - 8 µm ) und von der Fläche gesehen klein punktiert; Innenwand dünn, mit kleinen, zu Gruppen vereinigten Wärzchen besetzt.
I-Aeziosporen unregelmäßig rundlich; Wand mit sehr feinen, dichtstehenden Wärzchen besetzt; Ø 17 - 21 µm, Inhalt hellgelb.

Da Du sicher einen Herbarbeleg mitgenommen hast ( bestimmt keine Frage ) mache doch bitte noch Mikrobilder, die die makroskopische Bestimmung absichern und die ich mir unbedingt noch ansehen möchte und die Mikrobilder brauchen wir sowieso für die Datenbank , wenn die Bearbeitung der Gattung Puccinia abgeschlossen ist .

Auf jeden Fall ist Dir ein bemerkenswerter Fund gelungen.

Danke für die Vorstellung dieses neuen auch mir unbekannten Rostpilzes.

Herzliche Grüße Detlef


Literaturnachweise:
-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662

-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959

-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X

-Poelt, Josef und Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 12
2. revidierte und erweiterte Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil Heft1 Uredinales, 365 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1997
Bandherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2650-6

-Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 16
Supplement und Wirt-Parasit-Verzeichnis zur 2. Auflage des Catalogus Florae Austriae,III. Teil Heft 1 Uredinales, 67 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2000
Bandherausgeber: Friedrich Ehrendorfer, Institut für Botanik, Universtät Wien, A-1030 Wien
Serienherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Spezielle Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2910-6
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Julia
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Re: Rostpilz am Wolfls-Eisenhut

Ungelesener Beitrag von Julia »

Hi!

Dann mal Mikrobilder von dem Kerlchen:

Sporen im Durchschnitt 23,75 x 27,5

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mfg Jule
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Dedimyk
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Re: Re: Rostpilz am Wolfls-Eisenhut

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

Hallo Julia und alle Phytoparasitenfreunde
Julia hat geschrieben: Hi!

Dann mal Mikrobilder von dem Kerlchen:

Sporen im Durchschnitt 23,75 x 27,5
mfg Jule
danke für die Mikrobilder, die meine obige makroskopische Bestimmung bestätigen.

Hier die Daten aus Klenke , Brandenburger Zwetko und Gäumann zum Erkennen und Nachlesen der Mikrobilder:

I-Aeziosporen unregelmäßig rundlich; Wand mit sehr feinen, dichtstehenden Wärzchen besetzt; Ø 17 - 21 µm, Inhalt hellgelb

Es handelt sich damit einwandfrei um Puccinia actaeae-agropyri Ed. Fischer 1901.

Allerdings differieren wieder die Sporenmaße etwas, aufgrund Julias Meßscala.

Damit ist auch die Bestimmung des Rostpilzes Puccinia actaeae-agropyri Ed. Fischer 1901 auf Aconitum lycoctonum ssp. lycoctonum erfolgreich abgeschlossen.


Herzliche Grüße Detlef


Literaturnachweise:
-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662

-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959

-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X

-Poelt, Josef und Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 12
2. revidierte und erweiterte Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil Heft1 Uredinales, 365 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1997
Bandherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2650-6

-Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 16
Supplement und Wirt-Parasit-Verzeichnis zur 2. Auflage des Catalogus Florae Austriae,III. Teil Heft 1 Uredinales, 67 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2000
Bandherausgeber: Friedrich Ehrendorfer, Institut für Botanik, Universtät Wien, A-1030 Wien
Serienherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Spezielle Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2910-6
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Re: Rostpilz am Wolfls-Eisenhut

Ungelesener Beitrag von Julia »

Hi!

Ich meinte eigentlich diesen Rost :?

Nach mikroskopischer Überprüfung von Dr. Horst Jage:

"Aecien breit schüssel- (nicht becher-)förmig, Rand nicht zerschlitzt oder gezähnt, sondern
+/- glatt"

-> Uromyces lycoctoni ( Kalchbrenner ) Trotter 1908, syn. Uromyces aconti Fuckel

lg Jule
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Dedimyk
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Re: Rostpilz am Wolfls-Eisenhut

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

Hallo Julia,
Julia hat geschrieben:Hi!

Ich meinte eigentlich diesen Rost :?

Nach mikroskopischer Überprüfung von Dr. Horst Jage:

"Aecien breit schüssel- (nicht becher-)förmig, Rand nicht zerschlitzt oder gezähnt, sondern
+/- glatt"

-> Uromyces lycoctoni ( Kalchbrenner ) Trotter 1908, syn. Uromyces aconti Fuckel

lg Jule
okay, Horst hat mehr Erfahrung als ich und außerdem kannte ich den Rost ja auch nicht, sondern habe ihn nach der Literatur bestimmt.

Hat aber auch was für sich, daß es jetzt das I-Aezienstadium von Uromyces lycoctoni ( Kalchbrenner ) Trotter 1908, syn. Uromyces aconti Fuckel ist, dann haben wir die Entwicklungsreihe dieses Rostpilzes mit dem III-Teleutostadium aus Deinem anderen Beitrag komplett. :tup:

Hier brauche ich keine neuen Bilder, da ja nur die Bestimmung geändert wird.

Danke für die Information.

Herzliche Grüße Detlef
Detlef, der Freund der Phytoparasiten
DieterB
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Re: Rostpilz am Wolfs-Eisenhut

Ungelesener Beitrag von DieterB »

Hallo Julia,

leider kann ich die Befallsbilder vom ursprüglichen Posting nicht sehen. Wärst Du so nett und würdest sie nochmal einstellen?

Danke und viele Grüße
Dieter
DieterB
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Re: Rostpilz am Wolfs-Eisenhut

Ungelesener Beitrag von DieterB »

Danke, Julia !
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