Rostpilz am Gold-Pippau

Spezialforum zum Thema phytoparasitische Kleinpilze ( Rost, Brand, Mehltaupilze etc. ) und tierische Gallen an Wild.- und Nutzpflanzen. Forumsstart - 15.07.2006
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Julia
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Rostpilz am Gold-Pippau

Ungelesener Beitrag von Julia »

Hi!

Diesen Rostpilz habe ich in der letzten Juliwoche in D, Bayern, Oberallgäu, bei der Enzianhütte auf einer Almwiese auf den Blättern des Gold-Pippau (Crepis aurea) fotografiert.

Es gibt viele Roste mit Aezien auf Crepis - Das ist schlecht. Mikroskopiert hatte ich noch nicht, die Lust fehlte. Im moment sind andere Dinge irgendwie auch wichtiger...

Wer kann ihn bestimmen?


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mfg Jule
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Dedimyk
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Re: Rostpilz am Gold-Pippau

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

Hallo Julia und alle Phytoparasitenfreunde,

[quote=Julia,18.09.2008, 20:53]
Hi!

Diesen Rostpilz habe ich in der letzten Juliwoche in D, Bayern, Oberallgäu, bei der Enzianhütte auf einer Almwiese auf den Blättern des Gold-Pippau (Crepis aurea) fotografiert.

Es gibt viele Roste mit Aezien auf Crepis - Das ist schlecht. Mikroskopiert hatte ich noch nicht, die Lust fehlte. Im moment sind andere Dinge irgendwie auch wichtiger...

Wer kann ihn bestimmen?
mfg Jule
[/quote]

ja es gibt eine Vielzahl von Rostpilzen auf den einzelnen Crepis-Arten und eine nur makroskopischen Bestimmung ist sehr schwierig und natürlich problematisch.

Aber anhand des Wirtes Crepis aurea, des Fundbiotops Alpen und der Literatur Brandenburger, Gäumann, Klenke und Zwetko konnte ich auch ohne Mikrobildern durchschlüsseln und bin unter Vorbehalt zu folgendem Ergebnis gekommen:

Es handelt sich um

Puccinia crepidis-aurea H. & P. Sydow 1901

im I-Aezienstadium, die zerstreut nur auf Crepis aurea parasitiert und ihre komplette Entwicklung 0-Pyknien, I-Aezien, II-Uredien und III-Telien dort vollendet.

Hier die Daten aus Brandenburger, Klenke, Gäumann und Zwetko zum Nachlesen und Erkennen:

I-Aeziensporenlager blattunterseits auf kreisförmigen, gelben Flecken, zu meist kleinen, runden oder ( auf Blattnerven und Blattstielen ) verlängerten Gruppen vereinigt, zuweilen auch einzeln; Pseudoperidie becherförmig, gelblichweiß , mit schmalem zurückgeschlagenem, feinzerschlitztem Rande ( sehr gut auf Bild 3 zu erkennen).

Hier noch mikroskopische Merkmale nur zur Information, da Julia ja nicht mikroskopiert hat:

Pseudoperidienzellen im radialen Längsschnitt ziemlich rechtwinklig, an der Außenseite nach unten vorgezogen, in nicht besonders deutlichen Längsreihen. Innenwand der Pseudoperidienzellen stark verdickt ( etwa 7 µm ) mit kleinen Warzen ziemlich dicht besetzt; Außenwand dünn.
I-Aeziosporen kugelig oder gerundet polyedrisch, dünnwandig, feinwarzig, farblos bis gelblich; Ø 17 - 21 µm.

Verbreitungsgebiet: Zentral - und Ostalpen.

Julia, jetzt wo eine vorläufige Bestimmunmg erfolgt ist, solltest Du zur Absicherung des Ergebnisses noch Mikroskopieren und mit vorstehenden Daten vergleichen.


Danke für die Vorstellung der schönen Bilder dieses mir bisher unbekannten Rostpilzes ( kein Wunder bei dem alpinen Wirt ).


Herzliche Grüße Detlef


Literaturnachweise:
-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662

-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959

-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X

-Poelt, Josef und Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 12
2. revidierte und erweiterte Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil Heft1 Uredinales, 365 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1997
Bandherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2650-6

-Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 16
Supplement und Wirt-Parasit-Verzeichnis zur 2. Auflage des Catalogus Florae Austriae,III. Teil Heft 1 Uredinales, 67 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2000
Bandherausgeber: Friedrich Ehrendorfer, Institut für Botanik, Universtät Wien, A-1030 Wien
Serienherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Spezielle Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2910-6
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Julia
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Re: Rostpilz am Gold-Pippau

Ungelesener Beitrag von Julia »

Huhu!

Das sollten doch nun die Uredien und Telien zu dem Rostpilz sein, oder? Gefunden habe ich diesen Rost diesmal in der Schweiz, Süden/Osten, Tessin/Graubünden, Weg von der Motterascio Hütte Richtung Greinaebene, auf Stein; Höhe NN: 2200m.

Uredosporen: Ø = 22µm x 17,3µm
Teleutosporen: Ø = 30µm x 20µm


lg Jule
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Dedimyk
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Re: Rostpilz am Gold-Pippau

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

Hallo Julia und alle Phytoparasitenfreunde,
Julia hat geschrieben:Huhu!

Das sollten doch nun die Uredien und Telien zu dem Rostpilz sein, oder? Gefunden habe ich diesen Rost diesmal in der Schweiz, Süden/Osten, Tessin/Graubünden, Weg von der Motterascio Hütte Richtung Greinaebene, auf Stein; Höhe NN: 2200m.

Uredosporen: Ø = 22µm x 17,3µm
Teleutosporen: Ø = 30µm x 20µm


lg Jule
jetzt sind natürlich alle noch bestehenden Unsicherheiten der nur makroskopischen Bestimmung des I-Aezienstadiums beseitigt.
Der erneute Fund der Puccinia crepidis-aureae P. Sydow & Sydow 1904 auf Crepis aurea ( Gold - Pippau ), diesmal im II-Uredo,- und III-Teleutostadium und die erzeugten Mikrobilder sichern und bestätigen ganz klar die erste nur makroskopische Bestimmung. :tup:

Hier die Daten zum Nachlesen und Erkennen:

II- Uredosporenlager auf beiden Blattseiten zerstreut, klein, punktförmig, staubig, zimtfarben.
II-Uredosporen ellipsoidisch, kugelig oder fast kugelig; Ø 16 - 24 µm; Wand hellbraun, mit lockerstehenden Stacheln besetzt.

III-Teleutosporenlager wie die II-Uredosporenlager, aber dunkelbraun.
III-Teleutosporen ellipsoidisch, eiförmig oder verlängert eiförmig, beidendig gerundet, an der Grenze beider Zellen nicht oder nur schwach eingeschnürt ( die Mikrobilder zeigen schwache Einschnürung ); Länge 23 - 41µm, meist etwa 30 µm, Ø 17 - 31 µm, meist etwa 23 µm; Wand ziemlich dünn, hellbraun, mit lockerstehenden kleinen Warzen besetzt; Stiel farblos, sehr kurz.

Julias Sporenmaße sowohl der II-Uredo,- als auch der III-Teleutosporen bewegen sich voll im angegebenen Maßspektrum, wie unschwer zu erkennen ist.

Vielen Dank dafür, daß Du uns mit diesem weiteren Fund jetzt die komplette Entwicklungsreihe von I-Aezien, über II-Uredien bis zu III-Telien des Rostpilzes Puccinia crepidis-aureae P. Sydow & Sydow 1904 auf Crepis aurea ( Gold - Pippau ) hier vorgestellt hast.

Herzliche Grüße Detlef

Literaturnachweise:
-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662

-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959

-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
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-Poelt, Josef und Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 12
2. revidierte und erweiterte Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil Heft1 Uredinales, 365 Seiten
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Bandherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Botanik, Universtät Wien
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-Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
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Re: Rostpilz am Gold-Pippau

Ungelesener Beitrag von Julia »

Huhu!

Da bin ich jetzt aber froh dass ich das Blatt überhaupt gesehen habe. Eigentlich saß ich grad im Gras um die Grüne Hohlzungez u fotografieren und da sah ich dann das eine befallene Blättchen. Habe die ganzen anderen Blätter abgesucht, aber nur das eine war befallen. Das bestätigt aber nicht die oben gemachte Makroskopische Bestimmung - weil das ja ein anderer Fund ist. Dennoch kanns auf Gold-Pippau kein anderer sein.

lg Jule
DieterB
alter Hase
Beiträge: 555
Registriert: Do 23. Okt 2008, 17:40

Re: Rostpilz am Gold-Pippau

Ungelesener Beitrag von DieterB »

Hallo Julia,

ich danke Dir für diese informative Vorstellung.

Viele Grüße
Dieter
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