Kaum findet man einen Brandpilz im Herbar...

Spezialforum zum Thema phytoparasitische Kleinpilze ( Rost, Brand, Mehltaupilze etc. ) und tierische Gallen an Wild.- und Nutzpflanzen. Forumsstart - 15.07.2006
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Julia
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Kaum findet man einen Brandpilz im Herbar...

Ungelesener Beitrag von Julia »

Hi!

Hahaha...und ich sag noch Detlef der Rest ist sauber:)

Nun bin ich gerade am einsortieren meiner Gräser ins Herbar und was fällt mir auf? Schwarzes Pulver und komische schwarz verfärbte Grasblüten :kick: :giggle:

Lasst mich raten, es handelt sich um einen Brandpilz an den Antheren des Gewöhnlichen Glatthafers (Arrhenatherum elatius)? Wobei glaube ich nicht nur die Antheren befallen sind.

Habe sogar unbewusst Fotos davon gemacht :giggle:














mfg Jule :lol:
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Dedimyk
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Re: Kaum findet man einen Brandpilz im Herbar...

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

Hallo Julia,

Glückwunsch zu diesem Fund ! :freu:

Ist ganz klar ein Brandpilz auf dem Glatthafer Arrhenatherum elatius.

Hier kommen wir um ein mikroskopische Untersuchung nicht herum, da es insgesamt 6 verschiedene mehr oder weniger seltene Brandpilzepilze auf diesem Wirt gibt.

Möchte ich unbedingt Mikroskopieren und bestimmen, da meine Brandpilzbearbeitung für die Datenbank pilzbestimmung fast abgeschlossen ist und dann Deine bestimmten Bilder unbedingt eingestellt werden sollen. :giveme:

Kannst Du mir einen kleinen Beleg zum Mikroskopieren schicken ?

Herzliche Grüße Detlef
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Julia
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Re: Kaum findet man einen Brandpilz im Herbar...

Ungelesener Beitrag von Julia »

Hi!

Ja klar, mache ich. Ich versuche mir heute oder spätestens morgen eine Briefmarke zu besorgen und dann bekommst du etwas zugeschickt.

Muss mir ja auch was für mein Herbar zurückhalten :giggle:

mfg Jule
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Dedimyk
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Re: Kaum findet man einen Brandpilz im Herbar...

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

Hallo Julia,

ich habe heute das zugeschickte Exsikkat mikroskopiert und folgendes Ergebnis ermittelt:

Nach Durchschlüsseln gemäß Klenke ( siehe Literaturhinweis ) haben sich die möglichen 6 Brandpilzarten auf nur noch 2 auf dem Glatthafer Arrhenatherum elatius reduziert und nach dem Mikroskopieren, wars dann nur noch eine Art, die zerstreut auf dem Glatthafer gefunden wird.

Die beiden nachfolgenden Mikrobilder 400 fach und 1.000fach mit Immersionsöl zeigen stark verklebte Sporenballen ( im Mikrobild 400 fach gut zu sehen ) mit nur mäßig bis gar nicht stäubendem Sporenpulver und haben mich etwas irretiert, denn der Brandpilz

Ustilago avenae (Persoon 1801) Rostrup 1890

um den es sich hier handelt hat in der Regel leicht stäubendes Sporenpulver.
Der Nachsatz bei Scholz: Ustilago avenae kann neben der typischen leicht stäubenden Form ("Weichbrand") eine Form mit stark verklebten und darum nur mäßig stäubenden Sporenpulver ("Hartbrand" ) ausbilden, hat mich dann aber beruhigt.

Hier die Bilder:






Nachfolgend die Beschreibung aus Scholz ( S. Literaturhinweis ):

Sori ( Sporenlager ) in den Ähren, in den Ovarien und Spelzen, ausnahmsweise auch in den Rispen-bzw. Ährenachsen und selbst in den Blättern.
Befallene Pflanzen oft anfangs im Längenwachstum vorauseilend und daher kurzfristig die gesunden überragend; Brandähren breiter und verkürzt.
Sporenpulver braunschwarz.
Sporen kugelig bis schwach ellipsoidisch, 4 - 8 µm im Durchmesser, seltener bis 11 µm lang;
Sporenwand gelblich- bis olivbraun, 0,5 - 1 µm dick, an einer Seite dünner und heller, mit winzigsten Warzen ( hier nicht zu sehen ), die im SEM ( wer hat schon sowas ) als auf einer feinkörnigen Wandoberfläche locker stehende, abgerundete, etwa 0,5 µm hohe Papillen erscheinen.

Meine Sporen lagen im Bereich um 4 - 7 µm, was für einen Herbarbeleg prima paßt.

Da ich die Brandpilze ja jetzt fertiggestellt und an Eric geschickt habe ( 43 Gattungen mit insgesamt 430 Arten auf europäischen Wirten ) und dieser diese Anfang der nächsten Woche in die Datenbank pilzbestimmung einstellen wird, benötige ich Deine Bilder. :giveme:

Bitte wie gehabt im Format 800x600 per email an mich, damit ich sie aufbereiten und dann mit Dir als Bildautor in die Datenbank einstellen kann ( MTB/Quadrant-Angabe, Fundort, Biotop und Funddatum bitte mit angeben, werden mit eingestellt).

Mit Ustilago avenae, einem zerstreut auftretenden Brandpilz haben wir dann wieder einen weißen Fleck in der Datenbank ausgefüllt.

Also in der neuen Saison vor allem Poaceae ( Süßgräser ) als auch Cyperaceae wie Carex ( Seggen ) etc. sowie Juncaceae ( Binsen ) einer intensiven Sichtung unterziehen, da gibt es viele Brand,- und Rostpilze drauf zu finden.


Herzliche Grüße Detlef

Literaturverzeichnis:

-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge
Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662

-Scholz, Hildemar & Scholz Ilse:Die Brandpilze Deutschlands ( Ustilaginales )
Band 8 der Reihe "Englera" des Botanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem 1988, 691 Seiten
ISBN-3-921800-28-5

-Die Brandpilze Deutschlands ( Ustilaginales ), Nachtrag
Scholz, Hildemar & Scholz Ilse
Kategorie: Zeitschrift,Erscheinungsdatum: 2000, Seitenanzahl: 343 - 398
Verlag: Verh.Bot.Ver. Berlin Brandenburg Nr.133 S. 343-398, Berlin 2000

-Die Brandpilze Deutschlands ( Ustilaginales ), Nachtrag 2
Scholz, Hildemar & Scholz Ilse
Kategorie: Zeitschrift,Erscheinungsdatum: 2004, Seitenanzahl: 441 - 487
Verlag: Verh.Bot.Ver. Berlin Brandenburg Nr.137 S. 441-487, Berlin 2004
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