2 Rostpilze am Scharbockskraut

Spezialforum zum Thema phytoparasitische Kleinpilze ( Rost, Brand, Mehltaupilze etc. ) und tierische Gallen an Wild.- und Nutzpflanzen. Forumsstart - 15.07.2006
Benutzeravatar
Julia
Forums Gott
Beiträge: 2342
Registriert: Mo 7. Aug 2006, 19:23
Kamera: Olympus FE 120 +Panasonic LX 7
Wohnort: Barkelsby, Frankfurt a. Main
Kontaktdaten:

2 Rostpilze am Scharbockskraut

Ungelesener Beitrag von Julia »

Hi!

Diese beiden Rostpilze habe ich am Scharbockskraut (Ranunculus ficaria) gefunden. Beide getrennt an 2 verschiedenen Stellen.

1. Rostpilz - Das müsste Uromyces ficariae sein. Sind die Uredien II die man dort sieht, oder?



[br][br]


[br][br]


[br][br]



Der 2. Rostpilz - Nun wirds spannend. Entweder ich stelle mich zu doof an, oder die auf deiner CD sehen sich alle 3 sehr ähnlich.

Von der CD könnte es Aecidium ranunculi-acris, Puccinia sessilis oder Uromyces rumicis sein :ugh:


[br][br]


[br][br]


[br][br]


mfg Jule
Benutzeravatar
Dedimyk
Forums Gott
Beiträge: 2943
Registriert: Sa 26. Nov 2005, 13:47
Wohnort: Gifhorn - Südostniedersachsen

Re: 2 Rostpilze am Scharbockskraut

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

Hallo Julia,

der erste Rostpilz ist klar makroskopisch erkennbar.
Diese braunen II Urediensporenlager gehören zu

Uromyces ficariae ( Schum. ) Fuckel

wie Du richtig bestimmt hast :tup:

Uromyces ficariae vollendet seine Entwicklung mit II Uredien und III Telien auf Ranunculuc ficaia, führt also keinen Wirtswechsel durch

Bei dem 2. Rostpilz sind es I Aeziensporenlager und auf dem Wirt Ranunculus ficaria kämen nur die beiden folgenden Rostpilze in Frage:

a) Uromyces rumicis ( Schum. ) Winter
b) Aecidium ranunculi-acris Persoon

Auch diese sind gut makroskopisch unterscheidbar:

a) Bei Uromyces rumicis sind die Blattflächen stark schwielenörmig deformiert und wechselt auf den Dikaryophyten ( Telienwirt ) Rumex zur weiteren Entwicklung

b) Bei Aecidium ranunculi-acris, um die es sich hier handelt, sind die Blattflächen kaum deformiert und wechselt auf den Dikaryophyten ( Telienwirt ) Poaceae ( Süßgräser ).

Mikroskopisch unterscheiden sich die beiden noch durch die Sporengröße , sowie die Sporenwand mit eingelagerten Öltropfen bei Uromyces rumicis und ohne Öltropfen bei Aecidium ranunculi-acris.

Wenn Du unter diesen Gesichtspunkten meine Bilder noch mal genau ansiehst, dann wirst Du die einzelnen Arten erkennen ( meine Bilder sind durch mikroskopische Untersuchungen abgesichert worden ).

Hilfe bedeutet auch bei den beiden letzten Arten, die Wirtswechsel durchführen, auf den Dikaryophyten zu achten Rumex bzw. Poaceae, ob die im Sporenflugbereich ca. 500m vorkommen.

Die Puccinia sessilis, die Du auch noch aufführt hast, hat zwar makroskopisch sehr ähnliche Sporenlager, kommt aber auf Ranunculus ficaria nicht vor.

Herzliche Grüße Detlef


Literaturnachweise:

-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959

-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662

-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X
Benutzeravatar
Julia
Forums Gott
Beiträge: 2342
Registriert: Mo 7. Aug 2006, 19:23
Kamera: Olympus FE 120 +Panasonic LX 7
Wohnort: Barkelsby, Frankfurt a. Main
Kontaktdaten:

Re: 2 Rostpilze am Scharbockskraut

Ungelesener Beitrag von Julia »

Hi Detlef!

Hier die Mikrobilder zu Uromyces ficariae auf dem Scharbockskraut.

Bilder:

[br][br]


[br][br]


[br][br]



mfg Jule
Benutzeravatar
Dedimyk
Forums Gott
Beiträge: 2943
Registriert: Sa 26. Nov 2005, 13:47
Wohnort: Gifhorn - Südostniedersachsen

Re: Re: 2 Rostpilze am Scharbockskraut

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

[quote=Julia,24.05.2007, 17:57]
Hi Detlef!

Hier die Mikrobilder zu Uromyces ficariae auf dem Scharbockskraut.

mfg Jule
[/quote]

Hallo Julia und alle Phytoparasitenfreunde,

also Julias sehr gute Mikrobilder haben erstmal meine obige Annahme, daß es sich um II- Uredosporen handelt widerlegt :wand: , denn es sind klar bereits III- Teliosporen, die sie uns präsentiert :tup:

Dann will ich nachfolgend noch das Befallsbild und die Sporen beschreiben:

Wir sehen Teliosporenlager auf beiden Blattseiten und auf den Stängeln zu dicht gedrängten Gruppen, zeitig nackt und pulvrig braun.
Die braunen Teliosporen sind leicht ablösbar, ellipsoidisch, mitunter gegen die Basis verschmälert, selten fast kugelig, oft auch etwas ungleichseitig und unregelmäßig, 25 -43 µm lang, 18 - 28 µm breit.
Die Wand ist glatt, hellbraun und mit 2,5 -3,5 µm relativ dick.Keimporus meist am Scheitel , seltener seitlich, von einer kleinen, blassen konischen Papille bedeckt, die man sehr gut auf Deinen Bildern sieht. :tup:
Der Stiel ist farblos, ziemlich lang, leicht brechend und nur einkleines Stück an der herausgelösten Spore verbleibend, wie man ebenfalls gut auf den Bildern ersehen kann :tup:

Damit passen auch hier alle Merkmale und die makroskopische Bestimmung auf den Rostpilz

Uromyces ficariae ( Schumacher ) Léveillé

wurde durch die mikroskopische Untersuchung abgesichert.


Herzliche Grüße Detlef


Literaturnachweise:

-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959

-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662

-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X
Benutzeravatar
Julia
Forums Gott
Beiträge: 2342
Registriert: Mo 7. Aug 2006, 19:23
Kamera: Olympus FE 120 +Panasonic LX 7
Wohnort: Barkelsby, Frankfurt a. Main
Kontaktdaten:

Re: Re: 2 Rostpilze am Scharbockskraut

Ungelesener Beitrag von Julia »

Hi Detlef!

[quote=Dedimyk,24.05.2007, 19:12]
also Julias sehr gute Mikrobilder haben erstmal meine obige Annahme, daß es sich um II- Uredosporen handelt widerlegt :wand: , denn es sind klar bereits III- Teliosporen, die sie uns präsentiert :tup:
[/quote]


Nenene, du hattest oben schon recht. Was ich da mikroskopiert habe ist ein späteres Stadium. Sorry, dass ich dich so verwirrt habe. Ich hab es mir einfach nur "einfach" gemacht und lieber herausfallende Sporen mikroskopiert, als diese noch aus der Epidermis zu kratzen.

Sorry für die Verwirrung.

Hier Bilder von dem Stadium dass ich mikroskopiert habe:


[br][br]


[br][br]


mfg Jule
Benutzeravatar
Dedimyk
Forums Gott
Beiträge: 2943
Registriert: Sa 26. Nov 2005, 13:47
Wohnort: Gifhorn - Südostniedersachsen

Re: Re: 2 Rostpilze am Scharbockskraut

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

[quote=Julia,24.05.2007, 20:37]
Hi Detlef!
Nenene, du hattest oben schon recht. Was ich da mikroskopiert habe ist ein späteres Stadium. Sorry, dass ich dich so verwirrt habe. Ich hab es mir einfach nur "einfach" gemacht und lieber herausfallende Sporen mikroskopiert, als diese noch aus der Epidermis zu kratzen.

Sorry für die Verwirrung.

Hier Bilder von dem Stadium dass ich mikroskopiert habe:
mfg Jule
[/quote]

Hallo Julia,

da bin ich doch froh, daß ich mich nicht getäuscht habe, obwohl gerade bei diesem Rostpilz Urediniosporen mit in den Teliosporenlagern eingelagert sind und schon sehr früh Teliosporen gebildet werden.

Das pulverige Sporenpulver ist natürlich deutlich einfacher zu mikroskopieren, als epidermisbedeckte Sporenlager, versuche ich natürlich auch zu praktizieren.

Dann ist ja alles klar und wir können gemeinsam weiter bestimmen, klappt ausgezeichnet mit Deiner Mikroskopiertechnik.

Herzliche Grüße Detlef
Antworten