Rostilz an Poa annua

Spezialforum zum Thema phytoparasitische Kleinpilze ( Rost, Brand, Mehltaupilze etc. ) und tierische Gallen an Wild.- und Nutzpflanzen. Forumsstart - 15.07.2006
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Julia
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Rostilz an Poa annua

Ungelesener Beitrag von Julia »

Hi!

Diesen Rostpilz habe ich eben gerade auf meiner Phyto-Gartentour an den Blättern von einigen Poa annua Tuffs auf unserem Sandplatz auf einem Erdhügel gefunden.

Einige Sporenlager waren noch am Rand mit einem Schleier verhüllt (wie das Velum der Sori von Farnen).

So, nachdem ich ein paar Bilder durchforstet habe, denke ich, dass es sich bei meinem Fund um

Uromyces dactylidis var. poae handeln könnte. *ohne Mikroskop kann man nix sagen, richtig? :lol: *


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mfg Jule
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Dedimyk
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Re: Rostilz an Poa annua

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

[quote=Julia,27.03.2007, 17:28]
Hi!
Einige Sporenlager waren noch am Rand mit einem Schleier verhüllt (wie das Velum der Sori von Farnen).
So, nachdem ich ein paar Bilder durchforstet habe, denke ich, dass es sich bei meinem Fund um
Uromyces dactylidis var. poae handeln könnte. *ohne Mikroskop kann man nix sagen, richtig? :lol: *
mfg Jule
[/quote]

Hallo Julia,

wie Du schon selbst anmerktest:*ohne Mikroskop kann man nix sagen, richtig? :lol: *

es kämen 2 Rostpilzarten in die nähere Auswahl:

a) Uromyces dactylidis var. poae ( Rab. ) Cummins bildet II und III Uredien und Telien auf Poa aus und wechselt dann auf Ranunculus

b) Puccinia poae-nemoralis Otth bildet ebenfalls II und III Uredien und Telien auf Poa aus und wechselt dann auf Berberis

Deine Beschreibung: "Einige Sporenlager waren noch am Rand mit einem Schleier verhüllt (wie das Velum der Sori von Farnen)"

würden allerdings auf Puccinia poae-nemoralis hinweisen, da die Telien lange epidermisbedeckt sind und meist an Blattspreiten gefunden werden.

Hast Du einen der Haplonten ( Aezienwirte ) Ranunculus oder Berberis im Sporenflugbereich 500 - 1.000m gesehen, das würde die Bestimmung auch noch vereinfachen.

Aber ums Mikroskopieren werden wir nicht rumkommen.

Herzliche Grüße Detlef



Literaturnachweise:

-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959

-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662

-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X
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Julia
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Re: Rostilz an Poa annua

Ungelesener Beitrag von Julia »

Hi!

Es wuchs fast direkt daneben die Blaue Anemone (Anemone apennina).

Schon mal vielen Dank für deine Hilfen.

mfg Jule
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Dedimyk
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Re: Rostilz an Poa annua

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

Hallo Julia und alle Phytoparasitenfreunde,

auch zu diesem Rostpilz auf Poa annua hat mir Julia inzwischen einen Herbarbeleg zugeschickt, den ich gestern mikroskopiert habe.

Ich hatte ja bei meiner ersten Stellungnahme nur nach makroskopischen Merkmalen das geschrieben:

es kämen 2 Rostpilzarten in die nähere Auswahl:

a) Uromyces dactylidis var. poae ( Rab. ) Cummins bildet II und III Uredien und Telien auf Poa aus und wechselt dann auf Ranunculus

b) Puccinia poae-nemoralis Otth bildet ebenfalls II und III Uredien und Telien auf Poa aus und wechselt dann auf Berberis

Deine Beschreibung: "Einige Sporenlager waren noch am Rand mit einem Schleier verhüllt (wie das Velum der Sori von Farnen)"
würden allerdings auf Puccinia poae-nemoralis hinweisen, da die Telien lange epidermisbedeckt sind und meist an Blattspreiten gefunden werden.
Hast Du einen der Haplonten ( Aezienwirte ) Ranunculus oder Berberis im Sporenflugbereich 500 - 1.000m gesehen, das würde die Bestimmung auch noch vereinfachen.
Aber ums Mikroskopieren werden wir nicht rumkommen
.

Beim Mikroskopieren der orangefarbenen II-Uredosporenlager wurden keine kopfig-keuligen Paraphysen gefunden und damit schied die Puccinia poae-nemoralis Otth aus und ich habe in Richtung Uromyces dactylidis var. poae überprüft und hier ist das Ergebnis:

Die nachfolgenden Mikrobilder der Uredosporen in 400 facher Vergrößerung entsprechen voll

Uromyces dactylidis var. poae ( Rabenhorst 1866 ) Cummins 1974

der verbreitet auf Poa annua als Dikaryophyt ( Telienwirt ) gefunden wird, dort mit II-Uredien und III-Telien die Entwicklung abschließt und danach zur Neuinfektion auf den Haplonten ( Aezienwirt ) Ranunculus wechselt und dort mit 0-Pyknien und I-Aezien die Entwicklung wieder beginnt.

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Hier die relevanten Daten zur Erkennung aus Gäumann:

II-Uredosporenlager auf beiden Blattseiten klein, rundlich oder länglich bis linear, orangefarben, lange von der Epidermis bedeckt, die zuletzt der Länge nach aufreißt.
II-Uredosporen meist rundlich, zum Teil ellipsoidisch oder eiförmig, 12 - 27, meist 17- 22 µm lang, 10 - 22, meist 13 - 17 µm breit; Wand blaßgelb oder fast farblos, etwa 1 µm dick, mit feineb, etwa 2,5 - 3 µm entfernt stehenden Stachelwarzen dicht besetz; 3 oder 4 ( 5? ) undeutliche Keimporen; Inhalt intensiv orangefarben.

Damit ist auch diese Bestimmung jetzt durchgeführt und mikroskopisch abgesichert worden.

Vielen Dank fürs Zeigen und den Herbarbeleg , der mir die Möglichkeit gab diesen im Uredostadium mir bisher unbekannten Rostpilz zu untersuchen.


Herzliche Grüße Detlef


Literaturnachweise:
-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662

-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959
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