Liebe Pilzfreunde,
ich möchte heute einen Pilzfund aus Österreich zur Diskussion stellen. Funddaten:
Österreich, Bundesland Salzburg, Maria Alm am Steinernen Meer, also am Fuß der Kalkalpen, Höhe ca. 900 m über NN, montaner Nadelwald mit teilweise sehr altem Baumbestand.
In einer Schlucht stand einer dieser Uralt-Nadelbäume mit zwei Feuerschwämmen:
Der obere Fruchtkörper war so groß wie eine mittlere Männerfaust, der untere hatte den Durchmesser von einem Junghennen-Ei. Obwohl das schon recht groß ist, gab es keine Ansätze von Hutbildung, was auf einen noch jungen Fruchtkörper hindeutet. Poren waren nicht erkennbar. Die Oberfläche war etwas schuppig-krustig. Die Anwachslinie war "steil", also nicht zum Substrat hin eingewölbt.
Leider konnte ich nicht für Makro-Aufnahmen an den Baum herantreten, weil er am Steilhang einer Schlucht wuchs, so mußte ich mich mit Makro-Telefotos begnügen. Meine Begleitung hat versucht, einen Fruchtkörper abzuschneiden, aber der war extrem hart. Auch ein Anschnitt war nicht möglich. Geruch: auch dafür zu weit weg.
Nach der Abbildung im LAUX paßt m.E. der Tannen-Feuerschwamm Phellinus hartigii recht gut.
Was ich nur nicht abschließend beurteilen kann ist der Wirt. Es war ein Nadelbaum. Weißtanne Abies alba scheint eine glattere Rinde zu haben. Es folgt ein Detailfoto der Rinde. Blöderweise habe ich kein Foto vom ganzen Baum, auch nicht von den Nadeln, aber die untersten benadelten Äste hingen auch fast zu hoch für eine aussagekräftige Aufnahme.
Was meint ihr, darf ich die Fotos wohl guten Gewissens mit Tannen-Feuerschwamm bezeichnen? Das wäre übrigens auch für Österreich eine nicht so häufige Art. Ich nutze die Datenbank der Österreichischen Mykologischen Gesellschaft, und dort sind ca. 125 Funde verzeichnet.
Herzliche Grüße
Sabine
Tannen-Feuerschwamm Phellinus hartigii?
Moderator: Harry
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Tannen-Feuerschwamm Phellinus hartigii?
Liebe Grüße Sabine
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Der Mensch muss sich in die Natur schicken;
aber er will, dass sie sich in ihn schicken soll.
Immanuel Kant (1724 - 1804)
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Re: Tannen-Feuerschwamm Phellinus hartigii?
Hallo Sabine,
- Aber, mein Baumbauch beschreibt die Rinde so:
Rinde: Silbergraue, feinrissige Schuppenborke
Grüße
Gerd
Nachtrag:
Mir ist eingefallen, dass ich dir ein paar Bilder mit Pilzarten an Weißtanne bieten kann. Da kannst du (ich traue mich nach Bild mangels Erfahrung nicht) beurteilen, ob die Rinde hinkommen könnte:
(1) Phellinus hartigii (Tannen-Feuerschwamm):
(2) Hymenochaete cruenta (Blutroter Borstenscheibling):
- Ich kann dir da nicht weiter helfen, da ich nur wenige Stellen im Großraum "Ulm" mit "Weißtannne" (Abies alba) kenne.mykologicus hat geschrieben: Was ich nur nicht abschließend beurteilen kann ist der Wirt. Es war ein Nadelbaum. Weißtanne Abies alba scheint eine glattere Rinde zu haben. Es folgt ein Detailfoto der Rinde.
- Aber, mein Baumbauch beschreibt die Rinde so:
Rinde: Silbergraue, feinrissige Schuppenborke
Grüße
Gerd
Nachtrag:
Mir ist eingefallen, dass ich dir ein paar Bilder mit Pilzarten an Weißtanne bieten kann. Da kannst du (ich traue mich nach Bild mangels Erfahrung nicht) beurteilen, ob die Rinde hinkommen könnte:
(1) Phellinus hartigii (Tannen-Feuerschwamm):
(2) Hymenochaete cruenta (Blutroter Borstenscheibling):
- Ich mache nur Bestimmungsvorschläge und keine Essensfreigabe.
-
Holger
Re: Tannen-Feuerschwamm Phellinus hartigii?
Moin Gerd,
unglaublich was Du alles hast in Deinem Fundus..... ein
Baumbauch habe ich nicht und schnell wegduck...............
- mykologicus
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Re: Tannen-Feuerschwamm Phellinus hartigii?
Lieber Gerd,
danke für deine Antwort und die Vergleichsaufnahmen. Hmm, ich habe auch ein Foto von der Baumborke bei baumkunde.de gesehen, da sieht sie so feinrissig aus wie auf den Fotos mit dem roten Pilz. Aber der Wirt deines Tannen-Feuerschwamms hat auf deinen Aufnahmen doch eine viel gröbere Rinde, die durchaus zum Wirt meines Pilzes passen könnte. Übereinstimmend schreiben LAUX und GERHARDT, dass für den Tannen-Feuerschwamm selten auch andere Nadelbäume als Weisstanne in Frage kommen.
Ich habe aus dem zweiten vorhandenen Foto einen kleinen Ausschnitt gemacht, auf dem eine einzelne Nadel zu sehen ist.
Am oberen Ende sieht man einen rundlichen Anwachspunkt. Und der wiederum paßt zur Weisstanne. Hier die Vergleichsabbildung von baumkunde.de :
www.baumkunde.de/Abies_alba/Knospe2/
Bei älteren Weisstannen soll die Borke auch aufgeplatzt und rau sein (Baumkunde.de). Und die Borke von "meinem" Wirt ist auch eher silbrig-hell wie bei einer Weisstanne und eher nicht kupferbraun wie sie bei der Gemeinen Fichte ist.
Der Anwachspunkt der Gemeinen Fichte sieht dagegen anders aus:
http://www.baumkunde.de/Picea_abies/Blatt2/
http://www.baumkunde.de/Picea_abies/Borke/
Ich komme mir mal wieder ein bißchen wie ein Detektiv vor.
Viele Grüße Sabine
danke für deine Antwort und die Vergleichsaufnahmen. Hmm, ich habe auch ein Foto von der Baumborke bei baumkunde.de gesehen, da sieht sie so feinrissig aus wie auf den Fotos mit dem roten Pilz. Aber der Wirt deines Tannen-Feuerschwamms hat auf deinen Aufnahmen doch eine viel gröbere Rinde, die durchaus zum Wirt meines Pilzes passen könnte. Übereinstimmend schreiben LAUX und GERHARDT, dass für den Tannen-Feuerschwamm selten auch andere Nadelbäume als Weisstanne in Frage kommen.
Ich habe aus dem zweiten vorhandenen Foto einen kleinen Ausschnitt gemacht, auf dem eine einzelne Nadel zu sehen ist.
Am oberen Ende sieht man einen rundlichen Anwachspunkt. Und der wiederum paßt zur Weisstanne. Hier die Vergleichsabbildung von baumkunde.de :
www.baumkunde.de/Abies_alba/Knospe2/
Bei älteren Weisstannen soll die Borke auch aufgeplatzt und rau sein (Baumkunde.de). Und die Borke von "meinem" Wirt ist auch eher silbrig-hell wie bei einer Weisstanne und eher nicht kupferbraun wie sie bei der Gemeinen Fichte ist.
Der Anwachspunkt der Gemeinen Fichte sieht dagegen anders aus:
http://www.baumkunde.de/Picea_abies/Blatt2/
http://www.baumkunde.de/Picea_abies/Borke/
Ich komme mir mal wieder ein bißchen wie ein Detektiv vor.
Viele Grüße Sabine
Liebe Grüße Sabine
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Der Mensch muss sich in die Natur schicken;
aber er will, dass sie sich in ihn schicken soll.
Immanuel Kant (1724 - 1804)
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- Fredy
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Re: Tannen-Feuerschwamm Phellinus hartigii?
Hallo Sabine!
Deine Vergrößerung der Nadel zeigt eindeutig eine Nadel der Weißtanne (Abies alba), da besteht überhaupt kein Zweifel! Eine Verwechslung ist auf Grund der deutlich zu erkennenden beiden hellen Wachsstreifen auf (der Unterseite) der Nadel ausgeschlossen! Sofern diese Nadel (wie auch die anderen auf den Pilzen zu erkennenden typischen Weißtannen-Nadeln) zum abgebildeten Substrat gehört, läßt dies nur den Schluß zu, dass es sich dabei um eine Weißtanne handelt! Die Rinde ist typisch für ältere Weißtannen, wäre ohne die Nadel aber nicht eindeutig einer solchen zuzuordnen, weil man die besonders bei jüngeren Tannen deutlich zu erkennenden Harzblasen nicht mehr sehen kann!
Wenn keiner der Experten an der Benennung des Feuerschwammes Zweifel hegt, würde ich schon auf Grund der relativ ausgeprägten Subtstat-Treue von Phellinus-Arten ebenfalls einen Tannen-Feuerschwamm (Ph. hartigii) vermuten!
Viele Grüße,
Fredy
Deine Vergrößerung der Nadel zeigt eindeutig eine Nadel der Weißtanne (Abies alba), da besteht überhaupt kein Zweifel! Eine Verwechslung ist auf Grund der deutlich zu erkennenden beiden hellen Wachsstreifen auf (der Unterseite) der Nadel ausgeschlossen! Sofern diese Nadel (wie auch die anderen auf den Pilzen zu erkennenden typischen Weißtannen-Nadeln) zum abgebildeten Substrat gehört, läßt dies nur den Schluß zu, dass es sich dabei um eine Weißtanne handelt! Die Rinde ist typisch für ältere Weißtannen, wäre ohne die Nadel aber nicht eindeutig einer solchen zuzuordnen, weil man die besonders bei jüngeren Tannen deutlich zu erkennenden Harzblasen nicht mehr sehen kann!
Wenn keiner der Experten an der Benennung des Feuerschwammes Zweifel hegt, würde ich schon auf Grund der relativ ausgeprägten Subtstat-Treue von Phellinus-Arten ebenfalls einen Tannen-Feuerschwamm (Ph. hartigii) vermuten!
Viele Grüße,
Fredy
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Re: Tannen-Feuerschwamm Phellinus hartigii?
Lieber Fredy,
ich bin schwer beeindruckt von deinen Ausführungen zur Weißtanne und danke dir sehr herzlich für die Bestätigung meines "Detektivergebnisses". Die Bäume in der Schlucht waren ja alle sehr, sehr groß und standen entsprechend weit von einander entfernt. Und wenn die Nadeln +/- senkrecht herunter fallen, dann können die Nadeln auf dem Pilzfruchtkörper nur vom Wirtsbaum stammen.
Das macht den Tannen-Feuerschwamm noch wahrscheinlicher.
Vielen Dank nochmal, Fredy.
Herzliche Grüße
Sabine
ich bin schwer beeindruckt von deinen Ausführungen zur Weißtanne und danke dir sehr herzlich für die Bestätigung meines "Detektivergebnisses". Die Bäume in der Schlucht waren ja alle sehr, sehr groß und standen entsprechend weit von einander entfernt. Und wenn die Nadeln +/- senkrecht herunter fallen, dann können die Nadeln auf dem Pilzfruchtkörper nur vom Wirtsbaum stammen.
Das macht den Tannen-Feuerschwamm noch wahrscheinlicher.
Vielen Dank nochmal, Fredy.
Herzliche Grüße
Sabine
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