Eigenartige Blattfleckungen auf Arum maculatum, dem gefleckt

Spezialforum zum Thema phytoparasitische Kleinpilze ( Rost, Brand, Mehltaupilze etc. ) und tierische Gallen an Wild.- und Nutzpflanzen. Forumsstart - 15.07.2006
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Dedimyk
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Eigenartige Blattfleckungen auf Arum maculatum, dem gefleckt

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

Hallo Phytoparasitenfreunde,

diese eigenartige schwarz hochglänzende Blattfleckung mit tiefen Deformierungen habe ich an Arum maculatum, dem gefleckten Aronstab gefunden:













Sowas habe ich noch nie gesehen und auch die einschlägige Literatur wie Brandenburger etc. erwähnen das nicht.

Wer hat sowas schon mal gesehen, oder kann dazu etwas sagen ?

Da ich gerade den gefleckten Aronstab hier behandle möchte ich bei der Gelegenheit noch darauf verweisen, daß sich jetzt gerade sehr selten wunderschöne I Aezien - Sporenlager des Rostpilzes

Puccinia sessilis var. sessilis

darauf ausbilden und die sehen z.Z. noch so aus:









das ist noch ein sehr frühes Stadium, in ca. 2- 4 Wochen sehen die Sporenlager so aus:









Ich bitte die schlechte Qualität ( Farbe ) dieser beiden letzten Bilder zu entschuldigen, das sind Scans von meinen Dias und das klappt noch nicht richtig, aber die Merkmale der Aezien - Sporenlager sind gut zu erkennen.

Noch ein Wort zur Seltenheit dieses Rostpilzes auf dem Wirt Aronstab: Ich habe am Karfreitag mindestens 150 - 200 Aronstabpflanzen untersucht und nur an 2 Pflanzen die ersten Befallssymptome gefunden, also mal gerade 1%, da muß man ganz schön suchen.

Vom Aronstab wechselt die Puccinia sessilis var. sessilis auf Phalaris, ein Glanzgras, um ihre Entwicklung zu vollenden.



Herzliche Grüße Detlef

Literaturnachweise:

-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X

-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959

-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662
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Julia
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Re: Eigenartige Blattfleckungen auf Arum maculatum, dem gefleckt

Ungelesener Beitrag von Julia »

Hi!

Wenn hier das Glanzgras gar nicht vorkommt, dann muss ich auch nicht auf dem Gefleckten Aronstab suchen, oder?

mfg Jule
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Dedimyk
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Re: Re: Eigenartige Blattfleckungen auf Arum maculatum, dem gefl

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

[quote=Julia,09.04.2007, 14:00]
Hi!

Wenn hier das Glanzgras gar nicht vorkommt, dann muss ich auch nicht auf dem Gefleckten Aronstab suchen, oder?

mfg Jule
[/quote]

Hallo Julia,

da hast Du messerscharf geschaltet. :tup:

Wenn der Dikaryophyt ( Telienwirt ) Phalaris-Glanzgras nicht im Sporenflugbeich zu finden ist, dann wirst Du natürlich nichts auf dem Aronstab finden.

Solltest Du allerdings trotzdem Pyknien oder Aezien finden, dann bitte untersuchen, denn es gibt noch 2 andere Rostpilzarten , die den Aronstab sehr selten als Haplonten ( Aezienwirt ) benutzen und zwar:

Melampsora ari-salicina Raabe wechselt auf Salix fragilis

Melampsora allii-populina Kleb. wechselt auf Populus nigra und P.x canadensis

Also Suchen lohnt auf jeden Fall.


Herzliche Grüße Detlef
Andricus
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Re: Eigenartige Blattfleckungen auf Arum maculatum, dem gefleckt

Ungelesener Beitrag von Andricus »

Hallo Detlef,

die dunklen Blattblasen an Arum maculatum L. fand ich jetzt auch in der Berliner Gegend an einem Standort durchaus häufig. In dem Buch:"British Plant Galls" (Redfern, Shirley, Bloxham, 2002) gibt es einen Hinweis, der zutreffen könnte, aber ich bin mir nicht sicher. Deshalb der Text:
" A smut (Ustilaginales: Tilletiaceae) very rarely galls lords-and-ladies, A. maculatum L.
Leaves with large, deep, whitish blisters, containing black pepper-like spore masses (visible when held up against the light); in spring
.............Melanotaenium ari Cooke (Lagerheim)
Recorded in 1872 in Sussex; found recently (1990s) in Shropshire (see Preece et al., (1994), Mycologist 8, 68-70; Vanky,K.: (1994): European Smut Fungi, Stuttgart)"

Mit den besten Grüßen Hans
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Dedimyk
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Re: Eigenartige Blattfleckungen auf Arum maculatum, dem gefleckt

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

Hallo Hans und natürlich alle anderen Phytoparasitenfreunde,

manchmal hat man richtig Scheuklappen vor den Augen. :wand: :wand:

In Richtung Brandpilz habe ich überhaupt nicht spekuliert, danke für den hervoprragenden Tipp. :tup: :tup:

Habe sofort den Klenke und vor allem den Scholz zu Rate gezogen und dort das gelesen:

Klenke: Eckige, bleigraue bis schwärzliche Blattflecken, 1 -10 mm groß, auch im Blattstiel

Scholz:Sori in den Blättern, in den Spreiten und Stielen, in kleinen, bleigrauen bis schwarzen, von der Epidermis bedeckten, oft in größeren Gruppen stehenden und dann zusammenfließenden, 1 - 10 mm großen Pusteln. Sporenmasse braunschwarz, erst nach der Zersetzung des Gewebes freiwerdend.Sporen kugelig bis ellipsoidisch, meist unregelmäßig, 12 - 18µm im Durchmesser, bis 21 µm lang;Spoprenwand dunkelgelb-bis rötlichbraun, zweischichtig, 1,5 - 2,5 µm dick, glatt

wäre tatsächlich der äußerst seltene Brandpilz Melanustilospora ari (Cooke 1872) Denchev 2003, syn. Melanotaenium ari ( Cooke ) Lagerheim 1899 auf Arum maculatum

Werde umgehend mein zur Zeit trocknendes Material Mikroskopieren, mal sehen was draus wird infolge der Bemerkung von Scholz:Sporenmasse braunschwarz, erst nach der Zersetzung des Gewebes freiwerdend, ob überhaupt Sporen zu finden sind.

Außerdem werde ich in 2 Wochen Dr. Horst Jage, einen großen Phytoparasitenexperten, treffen und dem bringe ich auch Bilder und ein Exsikkat mit zur Begutachtung.

Wenn Ergebnisse vorliegen, dann melde ich mich wieder.

Das war für mich heute morgen das Schlüsserlebnis und ein guter Einstieg in den sonnigen Samstag.

Herzliche Grüße Detlef

Literaturverzeichnis:

-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge
Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662

-Scholz, Hildemar & Scholz Ilse:Die Brandpilze Deutschlands ( Ustilaginales )
Band 8 der Reihe "Englera" des Botanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem 1988, 691 Seiten
ISBN-3-921800-28-5

-Die Brandpilze Deutschlands ( Ustilaginales ), Nachtrag
Scholz, Hildemar & Scholz Ilse
Kategorie: Zeitschrift,Erscheinungsdatum: 2000, Seitenanzahl: 343 - 398
Verlag: Verh.Bot.Ver. Berlin Brandenburg Nr.133 S. 343-398, Berlin 2000

-Die Brandpilze Deutschlands ( Ustilaginales ), Nachtrag 2
Scholz, Hildemar & Scholz Ilse
Kategorie: Zeitschrift,Erscheinungsdatum: 2004, Seitenanzahl: 441 - 487
Verlag: Verh.Bot.Ver. Berlin Brandenburg Nr.137 S. 441-487, Berlin 2004
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Dedimyk
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Re: Re: Eigenartige Blattfleckungen auf Arum maculatum, dem gefl

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

[quote=Dedimyk,14.04.2007, 07:25]
Hallo Hans und natürlich alle anderen Phytoparasitenfreunde,

Werde umgehend mein zur Zeit trocknendes Material Mikroskopieren, mal sehen was draus wird infolge der Bemerkung von Scholz:Sporenmasse braunschwarz, erst nach der Zersetzung des Gewebes freiwerdend, ob überhaupt Sporen zu finden sind.

Herzliche Grüße Detlef
[/quote]


Hallo Phytoparasitenfreunde,

es ist leider so gekommen , wie ich vermutet habe.

Habe gestern noch sofort meine trocknenden Herbarbelege mikroskopiert und leider keine einzig verwertbare Spore gefunden.

War heute morgen nochmal in dem Fundareal und habe dort tatsächlich noch einen Arum maculatum mit insgesamt 3 befallenen Blättern gefunden, den ich jetzt überwachen werde bis sich die Blätter zersetzen und Sporen freisetzen.

Ich hoffe nur, daß mir keiner die Pflanze rausreißt, aber da es sich um ein NSG handelt ist die Chance auf Reifung recht groß.

Unabhängig davon werde ich aber trotzdem meinem Phytoparasitenfreund Dr. Horst Jage in 2 Wochen, bei unserem Treffen Bilder und einen Herbarbeleg zur Prüfung übergeben.


Herzliche Grüße Detlef
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Um eine Illusion ärmer, die Blattfleckung auf Arum m. ist le

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

[quote=Dedimyk,15.04.2007, 16:19]
Phytoparasitenfreunde,

Unabhängig davon werde ich aber trotzdem meinem Phytoparasitenfreund Dr. Horst Jage in 2 Wochen, bei unserem Treffen Bilder und einen Herbarbeleg zur Prüfung übergeben.

Herzliche Grüße Detlef
[/quote]

Hallo Phytoparasitenfreunde,

um eine Illusion ärmer teile ich Euch das Ergebnis der Untersuchung der eigenartigen Blattfleckung auf Arum maculatum, dem Gefleckten Aronstab mit:

Sowohl Friedemann Klenke ( Autor des "Klenke" ), dem ich die Bilder per email zuschickte, als auch Dr. Horst Jage, dem ich Bilder und einen Herbarbeleg bei unserem Treffen übergab, schließen einen Brandpilz kategorisch aus:

Hier Stellungnahme von Friedemann Klenke:

Lieber Herr Emgenbroich,

vermutlich ist das nicht Melanustilospora ari. Ich habe diese verbeulten schwarzen Blattflecken auf Arum-Blättern auch schon öfters gefunden, ohne einen Pilz nachweisen zu können. Die Ursache dafür kenne ich leider nicht. Der Melanustilospora-Befall sieht etwas anders aus: Die Blattflecken sind eckig, eher bleigrau als schwarz und mehr oder weniger nach außen gewölbt, nicht nach innen verbeult.

Mit freundlichen Grüßen
Friedemann Klenke

und Horst hat mir das telefonisch mitgeteilt nach seinem Mikroskopieren.

Also lege ich das Blatt ab und schließe die Akte.

Herzliche Grüße Detlef
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