Der Rostpilz Melampsora populnea

Spezialforum zum Thema phytoparasitische Kleinpilze ( Rost, Brand, Mehltaupilze etc. ) und tierische Gallen an Wild.- und Nutzpflanzen. Forumsstart - 15.07.2006
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Julia
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Der Rostpilz Melampsora populnea

Ungelesener Beitrag von Julia »

Hi!

Heute möchte ich euch einen Rostpilz vorstellen, der gerade jetzt relativ häufig auf dem Wald Bingelkraut (Mercurialis perennis) gefunden werden kann.

Wald-Bingelkraut






Ich habe ihn gestern auf einer Lichtung in einem Mischwald gefunden.


Der Rostpilz auf dem Wald-Bingelkraut ist Melampsora populnea ( Persoon ) Karst.

Er bildet orange Rostpilzlager aus (0 Pyknien und I Aezien), die keine Hülle um die Aecidien haben. Blattoberseits ist der Rostpilz durch bleichgelbe Flecken zu erkennen.




































Das Wald-Bingelkraut ist der Haplontwirt des Rostpilzes und wechselt im Sommerauf den Hauptwirt (Telienwirt) Espe (Populus tremula). Auf der Espe vollendet der Rostpilz mit II Uredien und III Telien seine Entwicklung.
Danach begint seine Entwicklung von neuem.

Espe (Populus tremula)














Viel Spass beim Nachsuchen:)

mfg Jule
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Dedimyk
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Re: Der Rostpilz Melampsora populnea

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

[quote=Julia,11.04.2007, 23:36]
Hi!
Heute möchte ich euch einen Rospilz vorstellen, der gerade jetzt relativ häufig auf dem Wald Bingelkraut (Mercurialis perennis) gefunden werden kann.
Ich habe ihn gestern auf einer Lichtung in einem Mischwald gefunden.

Der Rostpilz auf dem Wald-Bingelkraut ist Melampsora populnea ( Persoon ) Karst.
Viel Spass beim Nachsuchen:)
mfg Jule
[/quote]

Hallo Julia und natürlich auch alle anderen Phytoparasitenfreunde,

Gratulation, da ist Dir wieder ein schöner Fund gelungen und absolut richtig bestimmt. :wo:

Obwohl ich am Karfreitag letzter Woche eine große Anzahl von Mercurialis perennis-Bingelkraut in meinem Auenwald einer intensiven Sichtung unterzogen habe, der Dikaryophyt ( Telienwirt ) Populus tremula-Espe stand massenhaft dabei, habe ich keinen einzigen Fund gemacht, kommt vielleicht noch.
Hier ein Bild davon, leider ohne Befall:

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Ich muß Dir ein ganz großes Lob aussprechen für diesen wirklich guten Beitrag mit der aufgezeigten Gesamtentwicklung des Rostpilzes Melampsora populnea sowohl auf dem Haplonten ( Aezienwirt ) Bingelkraut, als auch auf dem Dikaryophyten ( Telienwirt ) Espe. :wo: :wo:

Bei dem letzten Bild auf Espe bin ich stark ins Grübeln gekommen, denn dieser III-Telienbefall sah sehr stark nach der Taphrina populina siehe hier aus:

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[br][br]

Aber das kann nicht sein, da die Taphrina nach Literatur nicht auf Populus tremula, sondern nur auf Populus nigra und x canadensis gefunden wird, doch ganz überzeugt bin ich nicht davon.

Überprüfe doch bitte mal Deinen Fund mit meinen Bildern.

Herzliche Grüße Detlef
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Dedimyk
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Re: Der Rostpilz Melampsora populnea

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

Hallo Phytoparasitenfreunde,

es hat mir keine Ruhe gegeben, daß in meinen großen Bingelkrautbeständen keine Puccinia populnea zu finden sein sollte.

Heute morgen, als ich nochmals die Arum maculatum- Nachsuche gestartet habe, bin ich auch beim Bingelkraut fündig geworden.

Aber leider nur 2 befallene Pflanzen mit je 1 Blatt mit dem Rostpilz.
Auch waren die Aezienlager noch nicht so schön, wie bei Julia ausgebildet, aber wenigstens habe ich jetzt den Nachweis auf diesem Haplonten in meinem Kartierungsgebiet.

Hier die aktuellen Bilder:

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Herzliche Grüße Detlef
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Julia
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Re: Der Rostpilz Melampsora populnea

Ungelesener Beitrag von Julia »

Hi!

Hier als Ergänzung die Mikrobilder:


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mfg Jule
Tomate1
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Re: Der Rostpilz Melampsora populnea

Ungelesener Beitrag von Tomate1 »

Hallo Julia,
gefällt mir richtig gut, was Du schon nach ein paar Tagen Mikroskopieren an Fotos und Zeichungen ablieferst. Alle Achtung!

Alles Gute

Tomate
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Dedimyk
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Re: Re: Der Rostpilz Melampsora populnea

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

[quote=Julia,23.05.2007, 16:53]
Hi!
Hier als Ergänzung die Mikrobilder:
mfg Jule
[/quote]

Hallo Julia und alle Phytoparasitenfreunde,

das sind sehr aussagefähige Mikrobilder, Julia das wird immer besser! :tup:

Dann will ich zur Vervollständigung noch die Beschreibung mit den Befallsmerkmalen und Maßen zu den Sporen nachliefern:

Auf Bättern und Stängeln von Mercurialis perennis, dem Wald-Bingelkraut sehen wir lebhaft orangefarbene I-Aeziensporenlager ohne Pseudoperidie blattunterseits auf hellen bleichgelben oberseitigen Flecken.
Die Aeziosporen sind abgerundet polygonal oder oval, 13 -20 µm lang, 12 - 16 µm breit. Die Wand ist 1 -1,5 µm dick, farblos, in den äußersten Schichten mit flachen Warzen besetzt, deren Breite etwa 1 µm und deren Abstand 1 -1,5 µm beträgt.

Damit ist die makroskopische Bestimmung Julias durch die Mikroskopie abgesichert worden.


Herzliche Grüße Detlef
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Dedimyk
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Re: Der Rostpilz Melampsora populnea

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

Hallo Julia und alle Phytoparasitenfreunde,

Julia hat damals bei der Vorstellung des Rostpilzes auf Mercurialis perennis, dem Wald-Bingelkraut

Melampsora populnea ( Persoon ) Karst. geschrieben

und den Wirtswechsel auf Populus tremula sehr anschaulich beschrieben, damit war auch für mich klar, daß diese Bestimmung absolut in Ordnung ist zumal das ja auch Klenke klar zum Ausdruck brachte ( den Hinweis auf Melampsora rostrupii habe ich als Synonym angesehen ).

Inzwischen bin ich bei der Bearbeitung der Rostpilze für die Datenbank fungiworld.com, vormals pilzbestimmung.de intensiver in die Materie, vor allem der wirtspezifischen Kleinarten der Haplonten ( Aezienwirte ) der Melampsora bei Salix und Populus eingestiegen und habe mich mit den Merkmalen vertraut gemacht und demtentsprechend auch aufgeteilt.

Wer beschreibt mein Erstaunen, als mir Julia letzte Woche im Rahmen der Bildüberstellung für die Datenbank diverse Bilder zuschickte, darunter eben auch Melampsora populnea auf Mercurialis perennis, die bekannten Bilder aus dem Beitrag oben und ein paar weitere bisher unbekannte.

Damit war es ganz klar, daß ich den ganzen Vorgang nochmals untersuchen würde, da diese klassische I-Aeziensporenlager auf Mercurialis perennis, eine Aufteilung auf die echte Rostpilzart in Verbindung mit den obigen Mikrobildern ermöglichte und den verwendeten Sammelnamen Melampsora populnea zu ersetzen.

Zumal einer der zugehörige Dikaryophyten ( Telienwirt ) Populus tremula ja auch im Infektionsbereich gefunden wurde.

Hier erstmal die bisher unbekannten Bilder, die die Untersuchung im Gäumann in Verbindung mit den bekannten Mikrobildern erst ermöglichten:





















Der Rostpilz der diese schönen I-Aeziensporenlager auf Mercuriales perennis verursacht heißt:

Melampsora rostrupii G.H. Wagner 1896 , Synonym Melampsora populnea f.sp. rostrupii Boerema & Verhoeven 1972

und wird relativ häufig gefunden.

Hier die Daten aus Gäumann zum Erkennen und Nachlesen:

Die lebhaft orangefarbenen I-Aeziensporenlager befallen hauptsächlich und regelmäßig die Blattspreiten, seltener sind auch die Blattstiele angegriffen, vereinzelt auch die Stängel ( Bild 1 ). In Gruppen auf hellen Flecken angeordnet , manchmal zusammenfließend.
Auf den Blattstielen und Stängeln ruft er verschiedene Krümmungen hervor, immer aber auch hier nur auf kurze Streckenn beschränkt.

I-Aeziosporen abgerundet polygonal oder oval, 13 - 20 µm lang, 12 - 16 µm breit; Wand 1 - 1,5 µm dick, farblos, in der äußersten Schicht mit flachen Warzen, deren Breite etwa 1 µm und deren Abstand 1 - 1,5 µm beträgt.

Anhand dieser makroskopischen und mikroskopischen Daten ist dieser Rostpilz mit Melampsora rostrupii G.H. Wagner 1896 sicher bestimmt und wird von mir so in die Datenbank eingestellt.

Julia, damit hat sich die Nachuntersuchung, ausgelöst durch die neuen Bilder, absolut gelohnt und uns einen neuen und bisher unbekannten Rostpilz beschert.


Herzliche Grüße Detlef


Literaturnachweise:
-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662

-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959

-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X

-Poelt, Josef und Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 12
2. revidierte und erweiterte Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil Heft1 Uredinales, 365 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1997
Bandherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2650-6

-Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 16
Supplement und Wirt-Parasit-Verzeichnis zur 2. Auflage des Catalogus Florae Austriae,III. Teil Heft 1 Uredinales, 67 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2000
Bandherausgeber: Friedrich Ehrendorfer, Institut für Botanik, Universtät Wien, A-1030 Wien
Serienherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Spezielle Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2910-6
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